Deutsche Rechtsradikale auf engl. EDL- Demo

Matthias Berg 10.02.2011 18:53 Themen: Antifa Weltweit
Ein Rückblick auf die Demonstration der rechtradikalen „English Defence League“ am vergangenen Wochenende in Luton, an der sich mehrere Rassisten aus Deutschland und Österreich beteiligten.
Samstagvormittag, 5. Februar 2011, auf der Nato-Sicherheitskonferenz:
Im Münchner Hotel „Bayrischer Hof“ referiert der britische Premierminister David Cameron vor handverlesenen Vertretern der Nato-Staaten und des militärisch-industriellen Komplexes. Er erklärt den westeuropäischen Mulikulturalismus für gescheitert und betont die Notwendigkeit des forcierten Kampfes gegen den Terrorismus im Innern.

Zur gleichen Stunde im englischen Luton, einer nördlich von London gelegenen Stadt:
Auf der Straße vor dem Pub „Railway Tavern“ schreit ein Mann, in seiner rechten Hand ein Becher Bier haltend: „Für jede brennende Mohnblume eine brennende Mosche!“ Die umstehenden Personen, überwiegend Männer, von denen einige Sturmhauben und Gesichtsmasken tragen, signalisieren mit lautem Gejohle ihre Zustimmung, um anschließend ihren Schlachtruf zu skandieren: „E – E – EDL!“
In dieser Straße wird zur Mittagszeit die bisher größte antiislamische Demonstration in Europa stattfinden.

Ein kurzer Rückblick:
Luton, im März 2009. Am Rande einer Militärparade, demonstrierte eine Gruppe radikaler Moslems gegen den Einsatz der britischen Armee im Irak und Afghanistan. Hierbei zündeten sie einen Kranz Mohnblumen an. Rote Mohnblumen gelten in England als Symbol für das Blut gefallener britischen Soldaten.
Örtliche Rassisten nahmen die Ereignisse zum Vorwand, um gewalttätige Ausschreitungen gegen die einheimische migrantische Bevölkerung anzuzetteln. Diese Krawalle gelten als die Geburtsstunde der „English Defence League“ (EDL).
Kopf der EDL ist „Tommy Robinson“ alias um Yaxley-Lennon, ein ehemaliges Mitglied der faschistischen British National Party (BNP). Der Kern der EDL-Anhängerschaft besteht aus rechten Hooligans und Skinheads. Demonstrationen werden häufig so geplant, dass sie mit Fußballspielen zusammenfallen, um den Hooligans die Teilnahme an den Demonstrationen zu ermöglichen.
Der Finanzier der EDL, der Multimillionär Alan Lake, sagt darüber:
„Diese Jungs sind bereit zu demonstrieren, und sie sind schon da, weil es ein Spiel gibt. Das ist ein schmutziger, hässlicher, schwieriger Kampf, und man muss mit dem arbeiten, was zur Verfügung steht.“
Die Aktionen der EDL richten sich gegen eine „Islamisierung Englands. Dabei kommt es regelmäßig zu Ausschreitungen, bei denen politische Gegner, Polizisten, Journalisten, Passanten, sowie Geschäfte und Autos, die Einwanderern gehören, angegriffen werden.
Im Vorfeld der Demo vom 5. Februar versuchten EDL-Führer in den Medien ihre Organisation als antifaschistisch, antirassistisch und gewaltfrei darzustellen. Hauptzweck war, potentielle Verbündete im bürgerlich „rechtspopulistischen“ Lager nicht weiter abzuschrecken. So wurden auf ihrer Facebook-Seite pro-israelische Verlautbarungen und die geplante Gründung einer schwulen EDL-Division bekannt gegeben. Ihre paar Mitglieder mit migrantischen Hintergrund gelten aus eigener Sicht als Beleg für den „Antirassismus“ der Organisation.
In der populären TV-Nachrichtensendung „Newsnight“ des BBC durfte EDL-Kopf „Tommy Robinson“ seinen hasserfüllten antimuslimischen Rassismus an ein millionenfaches Publikum verbreiten.

Zurück zum 5. Februar 2011, dem Tag der Demonstration:
Heute erlebt Luton den größten Polizeieinsatz in seiner Geschichte.
Die UAF (United Against Fascists) hat zu einer Gegenkundgebung aufgerufen, an der sich knapp 1000 Menschen beteiligen. Die Polizei hält sie ähnlich wie die EDL, einen Kilometer von einander entfernt, in einem hermetisch abgeriegelten Gebiet fest.

Zur EDL-Demonstration sind aus Deutschland Leute vom antimuslimischen Webportal „Political Incorrect“ (PI) angereist, unterstützt von Mitgliedern der „German Defence League“ (GDL) aus Hannover. Aus Österreich mit dabei: Elisabeth Sabbaditsch-Wolff . Als Seminarleiterin der FPÖ gab sie folgende Äußerungen von sich:
„Mohammed hatte gern etwas mit Kindern. Und alle Moslems sollen so leben wie Mohammed. Wenn Kardinäle Kinder vergewaltigen, tun sie das trotz der Religion. Muslime vergewaltigen Kinder wegen der Religion.“
Weitere Rassisten sind aus den Niederlanden, Frankreich, Skandinavien und den USA gekommen. Darunter auch der ultrarechte Rabbi Nachum Shifren aus Los Angeles. Seine These: „Multiculturalism will bring the next 9/11“

Die Demonstration selber gleicht einem Viehtrieb, mitsamt tausenden von tollwütigen Rindern. „Whose streets? Our streets!“ brüllt der Mob. Ein massiver Polizeikessel kann nur mit Mühe die schreiende, schiebende und stoßende Menge unter Kontrolle halten. Man mag es sich nicht auszumalen, was geschehen wäre, wenn diese 3000 Rassisten die Absperrungen durchbrochen hätten.

Die Redebeiträge auf der Abschlusskundgebung ähneln inhaltlich dem Vortrag von Premier David Camerun in München: Der Multikulturalismus ist gescheitert und der Hauptfeind der „zivilisierten Welt“ ist der Islam!
Wer darauf wartet, konkrete Vorschläge zu hören, wie die bestehenden Probleme des Miteinanderslebens von Menschen verschiedener Kulturen konstruktiv gelöst werden können, der ist hier in Luton wie auch in München fehl am Platz.
Dass als unmittelbare Folge des staatlichen Krisenmanagements nach der letzten Weltfinanzkrise, die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Bevölkerung, egal welcher Herkunft, sich weiter verschärfen, ist kein Thema der Reden. Derzeit wird in England das größte staatliche Kürzungsprogramm in der Geschichte des Landes umgesetzt, während gleichzeitig die Gewinne von Banken und Konzernen wieder ansteigen.
Hiervon abzulenken und zu spalten, dass scheint die Botschaft des Tages aus Luton und München zu sein.

In der folgenden Nacht werden zwei Wohnungen von Lutoner Migranten mit Steinwürfen und Farbschmierereien beschädigt.
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Ergänzungen

Fotoreportage zu Luton

Matthias Berg 10.02.2011 - 19:07

video aus luton

harry potter 11.02.2011 - 00:50
http://www.youtube.com/watch?v=0Fm09i5skUk

kleine Anmerkung

Entdinglichung 11.02.2011 - 16:08
laut einer Meldung von Hope not Hate/Searchlight sollen angeblich auch einige deutsche Blood & Honour-Nazis beim EDL-Aufmarsch in Luton aufgelaufen sein, weiss aber nicht, ob die Meldung wirklich stimmt

@stephan

Entdinglichung 11.02.2011 - 22:38
zum Symbol der Mohnblume:  http://de.wikipedia.org/wiki/Volkstrauertag#Kriegstotengedenken_in_anderen_L.C3.A4ndern

einige Islamisten hatten letztes Jahr im November zum "Rememberance Day" eine Provoaktion gemacht und "Poppies" verbrannt:  http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/law-and-order/8126357/Muslims-clash-with-police-after-burning-poppy-in-anti-Armistice-Day-protest.html (vorsicht, Artikel aus einer bürgerlichen Zeitung)

ein paar infos zur gdl&edl gibts...

t34 01.03.2011 - 13:36

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 5 Kommentare

war der justus

stop the bomb 10.02.2011 - 19:30
auch da?

schätz schon

same shit 10.02.2011 - 19:46
...wenn bei sören pünjer noch platz im auto war...

Da muss Platz sein...

Ideologiekritiker 10.02.2011 - 21:27
Da muss Platz sein für Justus, sonst steigt eben Sören aus.

gute und schlechte Rechsradikale

Justus Wertmüller 11.02.2011 - 14:13
Man muss da differenzieren. Rechtsradikale sind gut und emanzipatorisch wertvoll, solange sie nicht aus Deutschland kommen. Oder so ähnlich.
PS: Wer gegen Stuttgart 21 ist, will Hitler wieder haben, ihr Nazis!!!

Mohnblumen?

stephan 11.02.2011 - 21:46
Könnte man mal einem Nicht-Engländer erklären, was das mit den brennenden Mohnblumen bedeutet?