Dresden: Viel zu tun im Februar

ra0105 10.01.2011 16:51 Themen: Antifa
Nach dem die Neonazis im letzten Jahr eine empfindliche Niederlage hinnehmen mussten, hoffen Antifaschisten auf eine Neuauflage des Erfolges und dies gleich in doppelter Hinsicht. Sowohl am 13. Februar, der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, als auch am 19. Februar planen die Nazis durch die sächsische Landeshauptstadt zu ziehen, deren Bombardierung sich in diesem Jahr zum 66. mal jährt.
In der Vergangenheit sorgten inhaltliche Differenzen bei den Neonazis bereits dafür, dass man an zwei verschiedenen Tagen marschierte. Lag der 13. Februar ungünstig unter der Woche oder wie jetzt auf einen Sonntag, plädierten "Traditionalisten" dennoch für einen Marsch am Jahrestag. Damit sollte das "würdevolles Gedenken" unterstützt werden. Aufgrund der Machtdemonstration die mit dem größten Neonaziaufmarsch nach 1945 einhergehen könnte, war dies jedoch nicht ganz unumstritten. Nach den Ereignissen des letztes Jahr könnten sich die Nazis diese Flexibilität zu nutzen machen, gilt es doch als unwahrscheinlich, dass zu beiden Events eine gleich große Menge an Gegendemonstranten anreisen könnte. Sollte dies, neben dem Argument der Authentizität, eine Rolle bei den strategischen Planungen gespielt haben, könnte dies vielleicht aufgehen. Das Bündnis Dresden-Nazifrei hat sich entschieden den Schwerpunkt ihrer Mobilisierung auf den 19. Februar zu setzen. Steht den Neonazis nun - für den nicht unbedingt unwahrscheinlichen Fall eines Scheiterns am 19. Februar - wenigstens ein Erfolg am 13. Februar bevor?

13. Februar

Die Neonazis haben den Anfang ihrer Veranstaltung auf 16:00 Uhr festgelegt. Nach den Erfahrungen der Vergangenheit kann erwartet werden. dass sich der tatsächliche Start jedoch um einiges nach hinten verschieben wird, will man doch den Termin des Luftalarmes (21:45 Uhr) oder der ersten abgeworfenen Bomben (kurz nach 22:00 Uhr) vermutlich noch auf der Straße in trauter Gemeinschaft erleben. Da ein Erfolg am 19. Februar alles andere als sicher gelten kann ist anzunehmen, dass die Teilnehmerzahl am "kleinen" Aufmarsch dieses Jahr höher ausfallen könnte. Vorsichtige Schätzungen gehen von 1500 Geschichtsverdrehern aus.

Das das sächsische Demonstrationsrecht einen Aufmarsch durch die Altstadt nicht zulässt, wird es wahrscheinlich eine Route in einem Dresdner Randgebiet geben. Insofern ist die Menschenkette, welche die Dresdner Oberbürgermeisterin Orosz (CDU) plant, wie auch im letzten Jahr reinste Imagepolitik. Den Nazis mehr als nur symbolisch entgegenzutreten bleibt damit wieder eine Aufgabe für entschlossene Antifaschisten aus dem linksradikalen und zivilcouragiert-bürgerlichen Spektrum. Wie aus dem Umfeld von AK Antifa Dresden verlautet, sollen bereits Teile der Route durchgesickert sein. Entsprechend bereite man sich dafür vor, versichert jedoch gleichzeitig auch andere Varianten einzuplanen. Die Mobilisierung für den 13. Februar richtet sich primär an regionale Gruppen und nicht zuletzt an die Bürger vor Ort. Ob es für den 13. Februar eine zentrale Buskoordination geben wird, ist wohl nach derzeitigem Stand noch offen und wird von der Nachfrage abhängen. Unter der Hand hofft man jedoch, dass auch darüber hinaus noch Antifaschisten anreisen werden und hat entsprechend ausreichend Schlafplätze vorrätig. Auch wenn es sich beim Naziaufmarsch des 13. Februars um den kleineren handeln dürfte, kann ein Erfolg für die jeweilige Seite einen mobilisierenden Effekt bedeuten. Gleichzeitig wurde angekündigt, dass seitens der lokalen Antifaschisten auch Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem 'Dresden-Mythos' geplant sind. Erklärtes Ziel für den Abend dürfte eine massive Behinderung oder gar die Verhinderung des unseligen Aufmarsches sein.

19. Februar

Die Neonazis planen sechs Tage später ein "nationales Großevent". Drei Demonstrationen wurden angemeldet, was die Vermutungen befeuert, man plane einen Sternenmarsch oder ein Leipziger Konzept. Zwar war man damit weitgehend gescheitert, jedoch scheint die Annahme durchaus gerechtfertigt, dass man wenn nicht alle Demonstrationen, dann jedoch dann wenigstens eine erfolgreich durchführen kann. Dies kommt zwar einer politischen Niederlage gleich, da man auf taktische Spielchen zurückgreifen muss, um 'nationale Demonstrationen' durchführen zu könnnen, jedoch ist die Innenwirkung für den Fall des Erfolges nicht zu unterschätzen.
Die Gegner setzen dagegen wie auch im letzten Jahr auf Massenblockaden. Wie aus dem Bündnis 'Dresden Nazifrei' verlautet, läuft die Mobilisierung im bürgerlichen Spektrum noch erfolgreicher als im letzten Jahr. Wie gut unterrichtete Quellen berichten werden jedoch in diesem Jahr einige Veränderungen vorgenommen, um den veränderten Konzept der Neonazis Rechnung zu tragen. Es ist davon auszugehen, dass die Blockaden wesentlich dynamischer agieren werden, als im letzten Jahr, wo eine örtliche Verlagerung der Blockaden nicht nötig gewesen war.

In Dresden herrscht wenige Wochen vor Terminen zwar noch keine hektische Betriebsamkeit, die Anspannung ist aber kaum zu übersehen. Schließlich könnt dem Februar 2011 entscheidende Bedeutung zukommen. Im Falle eines Erfolges wird es für die Nazis immer schwieriger ihre eigene Klientel zu mobilisieren und damit hätte man es mit einem Trend zu tun, der den letzten verbliebenen Naziaufmarsch perspektivisch ad acta legt. Sollte den Neonazis dagegen ein deutlicher Erfolg gelingen, wären die Zeiger wieder auf null gestellt. Insgesamt gute Gründe sich massenhaft und entschlossen den Nazis entgegenzustellen.


no pasarán - Das bundesweite Antifabündnis gegen den Naziaufmarsch in Dresden

Dresden-Nazifrei - Spektrenübergreifendes Bündnis

Dresden1302.noblogs.org - Informationen zum Februar des AK Antifa DD

npnrw.blogsport.de - no pasarán Mobilisierung aus NRW
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Ergänzungen

MAGDEBURG NICHT VERGESSEN!

Magdeburger 10.01.2011 - 18:33
Grade wenn es in dresden immer schwieriger wird für die nazis sollte man nicht vergessen das vllt viel mehr deswegen mach magdeburg kommen da es hier im letzten jahr nur verhältnismäßig wenig widerstand gab bzw die bullen den weg der bis zu 1000 nazis frei gehalten haben bzw frei geräumt haben.
Also vergesst magdeburg an diesem wochenende (15.01.2011) nicht!
Kein nazi aufmarsch in dresden kein nazi aufmarsch in magdeburg und kein nazi aufmarsch überall!
Kommt nach magdeburg und lasst uns auch da den nazis klar machen das kein durchkommen ist!NO PASARAN!

mehr infos unter www.blockierenmd.tk

Pirat von Nazis angegriffen

DD 10.01.2011 - 20:20
Letzten Freitag wurde in Dresden ein antifaschistisch aktiver Pirat von vier Nazischlägern derartig zusammen getreten, dass er mit Kehlkopfverletzung ins Krankenhaus kam.

 http://direkteaktion.over-blog.de/article-mirco-da-silva-von-nazis-zusammengetreten-im-krankenhaus-64647777.html

19. also.

DeinName. 10.01.2011 - 20:55
für seiten wie  http://wp.me/psdI6-Wo als hauptdatum also doch der 19.?

@ Klaus, Miau

ra0105 11.01.2011 - 11:45
Man sollte sich schon im klaren darüber sein, dass es kein taktisches Mittel gibt, um zu verhindern, dass Neonazis irgendwo in der Stadt aussteigen und dann auch eine gewisse Strecke marschieren. Zu behaupten, dass man, weil eben gerade dies im letzten Jahr passierte und damit auch in diesem Jahr zu rechnen ist, in einem solchen Fall nicht von einem Erfolg zu sprechen ist abstrus.
Von der taktischen Ebene muss man an dieser Stelle auf die politische Ebene abstrahieren. In den Jahren davor marschierte der 'nationale Widerstand', ohne wirklich fühlbaren Widerstand, zu Tausenden durch die Stadt. Im letzten Jahr ist ihre geplante Demonstration komplett ausgefallen. Dieses Debakel wurde im Tagesverlauf immer deutlicher. Einzelne Busse konnten zum Auftaktort nicht oder nur unter Angriffen von Gegendemonstranten durchdringen. Selbstverständlich haben die Nazis darauf reagiert und haben spontan ein Sammlungspunkt gefunden. Größenwahnsinnig wie sie sind sind sie dann in den Kessel gezogen, weil sie davon ausgingen, dass bis auf den etwas misslungenen Auftakt alles wie gehabt läuft. Doch da irrten sie, der Widerstand war zu groß.
Diesmal sind sie nicht mehr so einfältig und haben darauf reagiert. Konkret haben sie sich von der Vorstellung verabschiedet einen Großaufmarsch ungehindert durchführen zu können. Wenn am 19. Februar genug Leute auf die Straße kommen, die belegen, dass die Annahme richtig war, hat man auf der politischen Ebene bereits gewonnen und zwar völlig unabhängig davon, wie die Ergebnissen auf der Straße konkret aussehen.
Man sollte auch nicht vergessen, dass bzgl. Dresden-Mythos auch einiges in Bewegung gekommen ist. So veranstalten SPD, Grüne, Linke zusammen mit anderen Initiativen und Vereinen eine Veranstaltung die sich dem Thema Mythos widmet. Die Linke fordert die Umgestaltung des Heidefriedhofes. Dies sind alles Dinge die vor wenigen Jahren in Dresden noch unvorstellbar waren.



P.S.
Wenn die Relativierung des Erfolges des letzten Jahres gerade verstärkt aus antifaschistischen Kreisen kommt, die eher 'venceremos'-affin sind, dann fragt man sich natürlich auch manchmal ob dies nur Zufall ist...

@Klaus und Freund

Cusmanowicz 11.01.2011 - 11:54
Also, enwteder ihr wollte einfach irgendwie einen Nazierfolg im letzten Jahr erkennen, seid überkritisch oder habt ein Interesse an eurer eigenen Weltwahrnehmung.
Sicher sind im letztenJahr einige Busladungen Nazis durch Dresden gelaufen - sie haben ihren Marsch gehabt. Doch sie waren gekommen um gemeinsam mit ihren Freunden von Nah und Fern organsisert durchzudrehen. Das ist ihnen nicht gelungen. Die Blockaden standen und kein Nazi konnte sich - außer eben auf dem gemeinsamen Hinweg - bewegen. Sie sind dann ja auch schön in den Kessel gelaufen... Also Erfolg hin Erfolg her - die Nazis hatten im letzten Jahr nichts zu gewinnen - die diversen neuen Konzepte im letzten Jahr geben dann ja auch dem BEobachter einen guten Einblick in den Frust. Sie können und wollen eben nicht mehr von Blockaden gehindert werden, nicht mehr in Polizeikesselen ihre Nachmittage verbringen. Sie setzten jetzt auf alle möglichen Tricks um irgendwie wenigesten ein paar Meter laufen zu können. Letztlich ist diese klandestine Demotaktik doch als Eingeständnis zu werten, in der Öffentlichkeit zunehmend der akzeptierten Raum verloren zu haben.

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