Niederschlesisches Feriendorf: DS-Pressefest

Afa Goerlitz 28.07.2010 19:30
Neonazistische Großveranstaltung am 07.08.2010 im Landkreis Görlitz geplant

Laut zahlreicher Ankündigungen im Internet will die NPD - Parteizeitung Deutsche Stimme am 07. August 2010 ihr Pressefest durchführen. Der Ort dafür steht schon fest: der Quitzdorfer Stausee bei Niesky
(Landkreis Görlitz). Erwartet werden mehrere tausend Alt - und Jungnazis.
Neonazistische Großveranstaltung am 07.08.2010 im Landkreis Görlitz geplant

Laut zahlreicher Ankündigungen im Internet will die NPD - Parteizeitung Deutsche Stimme am 07. August 2010 ihr Pressefest durchführen. Der Ort dafür steht schon fest: der Quitzdorfer Stausee (Niederschlesisches - Feriendorf) bei Niesky (Landkreis Görlitz). Erwartet werden mehrere tausend Alt - und Jungnazis.

Der gewählte Ort ist kein Zufall, denn dort hat der seit den 1980 ern sehr aktive Neonazi - Aktivist Helge Redeker ein braunes Urlaubs - Paradies errichtet. Bungalow - Siedlungen, Campingplätze und Ausflugslokale rund um den See werden dort von ihm und seiner Frau Änne betrieben.

Redekers politischer Aktivismus ist in erster Linie auf die ehemaligen deutschen Gebiete in Osteuropa fokussiert.

1984 war er schon auf einer gemeinsamen Reise mit dem verurteilten Holocaust-Leugner Germar Rudolf in der damaligen Tschechoslowakei unterwegs, um den dort inhaftierten Dissidenten Daniel Langhans zu
besuchen. Dabei wurde er nach Angaben von Rudolf gemeinsam mit ihm für einige Tage inhaftiert, als sie einen Kopierer über die Grenze schmuggeln wollten.

In den 1990 ern verstärkte Redeker seine Aktivitäten und tauchte mehrmals als Redner und Teilnehmer diverser revanchistischer und revisionistischer Veranstaltungen und als Funktionär diverser neonazistischer Gruppen (u.a. Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen mbH, Aktion Deutsches Königsberg, Verein Dichterstein Offenhausen - mittlerweile wg. NS - Wiederbetätigung verboten) auf.

2008 kandidierte er dann für die DSU bei den Kommunalwahlen und 2009 fand dann zum ersten mal das NPD - Sommerfest auf seinem Anwesen statt. Das dürfte wohl aber kaum die erste neonazistische Veranstaltung auf seinem Gelände gewesen sein. Laut einem MDR - Bericht vom 11. Mai 2010 haben Anwohner dort schon früher entsprechende Veranstaltungen beobachtet, wie bspw. eine Jugendcamp, was von der Beschreibung des Augenzeugen her der mittlerweile verbotenen HDJ zuzuordnen ist.

Auch für 2010 ist es nicht das erste braune Event, was Redeker sich auf sein Gelände geholt hat. Am 05. Juni 2010 fand auf einer seiner Bungalow - Siedlungen bereits der sogenannte Sachsentag der NPD - Jugendorganisation JN mit mehreren hundert Teilnehmer_innen statt. Und das DS - Pressefest 2010 dürfte nicht das letzte braune Großereignis am Quitzdorfer Stausee gewesen sein.

Am Stausee Quitzdorf hat sich in den vergangen Jahren ein kaum beachtetes Nazizentrum entwickeln können. Entscheidend für den Erfolg der Nazis ist hierbei, dass sie weitestgehend von der Bevölkerung und den politischen Verantwortlichen akzeptiert schalten und walten können.

Redeker bekommt sogar von der Lokalpresse noch Anerkennung für sein Tun. Anstatt das Handeln von ihm und seinen braunen Kameraden zumindest kritisch zu hinterfragen feiert ihn die Lokalpresse in diversen Artikeln immer wieder als engagierten Tourismus - Investor. Eine Auseinandersetzung mit Redeker und seinen geschichtsrevisionistischen und revanchistischen Aktivitäten findet schlicht und einfach nicht statt.

Dieses Verhalten von Lokalpolitik, Presse und weiten Teilen der Bevölkerung ist beispielhaft für den Umgang mit dem Problem der immer stärker werdenden neonazistischen Organisierung im Landkreis Görlitz.
Offensichtlich meinen die Verantwortlichen, dass sich das Problem durch Ignorieren irgendwann von alleine erledigt. Oder sie haben kein Problem mit den braunen Veranstaltungen am Quitzdorfer Stausee.



Esther Jacob, Pressesprecherin der Antifaschistischen Aktion Görlitz dazu:

"Die Auseinandersetzung mit dem Neonazismus darf sich nicht nur auf die offen auftretenden NPD - Funktionäre oder gewalttätige Kameradschaften beschränken.

Dem braunen Biedermann Redeker ist es über die letzten Jahre am Quitzdorfer Stausee gelungen eine überregional bedeutende Neonazi - Infrastruktur aufzubauen. Gestört hat ihn dabei niemand.

Hier wird das rechte Auge in Ostsachsen wieder einmal fest zugedrückt. Entweder aus Unwissenheit, Sympathie mit seinem politischen Handeln oder Freude über seine Investitionen. Doch er leistet damit so oder so der gesellschaftlichen Etablierung rechter Ideologien Vorschub.

Es liegt an uns, ob seine Strategie aufgeht oder ob er damit Baden geht."

Weitere Infos finden sich auch unter: www.niederschlesisches-feriendorf.net
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