DD Antifaaktion gegen Islamrassismus

AK Antifa DD 24.07.2010 17:27 Themen: Antifa Antirassismus
DD: Spontankundgebungen gegen Rassismus
Nachdem in der Nacht zum 22.07.2010 drei der Mahnmale der Kunstinstallation „18 Stiche“, die an den rassistisch motivierten Mord an Marwa el Sherbini erinnern sollen, beschädigt wurden, trafen sich heute ca. 30 Antifaschist_Innen zu einer Spontandemonstration.

Aufgrund des schlechten Wetters und der geringen Anzahl an motivierten Teilnehmer_innen wurde nach gemeinsamer Absprache beschlossen, doch lieber mehrere Kundgebungen an den Mahnmalen, die über das ganze Innenstadtgebiet verteilt sind, abzuhalten.
Die erste Kundgebung fand auf der Prager Straße, der Shoppingmeile Dresdens, statt.
Dort wurde ein Transparent entrollt und ein Redebeitrag gehalten.
Nun ging es weiter zum Altmarkt. An diesem angekommen wiederholte sich die Szenerie. Der Redebeitrag mit den Themen Alltagsrassismus und politische Situation in Dresden wurde verlesen.
Als letzte Station wurde der Theaterplatz gewählt. Ein Ort wo viele Tourist_innen hinkommen um die Semperoper zu bestaunen und ihre Sightseeingtour durch Dresdens Altstadt zu beginnen. Auf allen drei Kundgebungen wurden Flyer mit dem Inhalt des Redebeitrages verteilt.

Auf dem Heimweg kam es noch zu einer skurrilen Situation: Von der Augustusbrücke aus bestaunten sehr viele Menschen ein Kriegsschauspiel. Die Schlacht um die Dresdner Festung wurde dort nachgestellt – ein Abfeiern von Uniformierung, Marschieren und Schlachtgetümmel. Die Themen Militarismus und Faschismus sind gar nicht weit voneinander entfernt – schön, dass dieser Zusammenhang von den Antifaschist_innen auch so wahrgenommen und thematisiert wurde. Nach kurzem Betrachten des Schauspiels und ein paar lauthals geäußerten Bemerkungen über Krieg und die Ekelhaftigkeit dieses Schauspiels wurden kurzerhand die restlichen Flyer, teilweise als Papierflieger (danke, Wind!), von der Brücke den Spielsoldat_Innen runtergeworfen, um auch ihnen die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen. Die Reaktionen der Verkleideten waren verhalten bis verlachend-abwertend. Einige Aktivist_innen versuchten, den Ablauf der Zeremonie zu stören, indem sie sich unter die Marschierenden mischten und ironisch Gehorsam, Disziplin Krieg/Mord und Kanonendonner hochjubelten bzw. selbst Befehle gaben. Dafür wurden sie von diversen Leuten (Schaulustigen sowie Mitwirkenden) angepöbelt – am Ende ebenso von einem mutmaßlichen Nazi. Dieser verfolgte einige Leute sogar noch bis in die Neustadt, versuchte, sie abzufotografieren und teilte über sein Handy mit: „Ich hab 'se“. Einem anderen Grüppchen erging es ähnlich – die Nazis waren wohl schon bei den Kundgebungen auf die unliebsamen Demonstrierenden aufmerksam geworden.

Die Polizei war während all dieser Aktivitäten nur kurz zu sehen, sie schien sich nicht besonders für uns zu interessieren. Lediglich sollte diese Zeremonie nicht weiter gestört werden, weshalb zwei Menschen von berittenen Polizist_innen von der Straße auf den Bürgersteig bugsiert wurden.

Die geringe Teilnehmer_innenzahl ist enttäuschend - als erfreuliches Ereignis kann jedoch die Teilnahme von mehreren neuen Gesichtern bei der Aktion gewertet werden.

AK Antifa im Libertären Netzwerk Dresden

www.dresden1302.noblogs.org

Flyertext:

Dresden- eine weltoffene Stadt?

In der Nacht zum Donnerstag den 22.07.2010 wurde die Kunstinstallation "18 Stiche", die an den Mord von Marwa El-Sherbini erinnern soll, beschädigt,umgekippt und somit geschändet. Wie so oft wird diese offensichtlich rassistisch motivierte Tat von der Polizei als einfache Sachbeschädigung gesehen. Dass dies nicht stimmt zeigt schon die Tatsache, dass die Infotafeln die die Intention des Projektes aufzeigen entfernt wurden. Und das nicht durch "grobe" Gewalt sondern sie wurden abmontiert. Damit wird der eindeutig rassistische Charakter der Tat unterstrichen. Denn es sollte nicht nur beschädigt werden sondern auch die politische Bedeutung genommen werden, die das Denkmal hat.
Wir denken weiterhin das diese Tat eine geplante war. Die Täter_innen sind keine verwirrten Einzeltäter_innen wie Mensch in Deutschland das immer gerne hätte.
Diese Tat muss als das gesehen werden was sie ist. Ein rassistischer Gewaltausbruch!
Wir begrüßen die Entscheidung des Vereins Bürger-Courage die umgekippten Steine nicht aufzurichten, als Mahnung gegen Alltagsrassismus. Denn es ist der alltägliche Rassismus, der von der Mehrheitsgesellschaft getragen wird, der eine solche Tat erst möglich macht. Denn Rassist_innen fallen nicht vom Himmel und sie werden auch nicht als solche geboren. Vielmehr trägt die Sozialisation in unser Gesellschaft dazu bei, das es zu solch rassistischen Auswüchsen kommt. Denn Rassist_innen kommen auch nicht wie so oft gesagt aus sozial schwachen Familien sondern vermehrt aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft und werden dort Akzeptiert.
Ein gutes Beispiel dafür ist in Dresden die CDU. Um den Tourismus nicht zu gefährden wird bei rassistischen Gewaltausbrüchen, die erst einmal von einer radikalen Minderheit in die öffentliche Debatte gestoßen werden, schnell mal wieder eine Rede gegen rechts geschwungen. Wenn es dann aber ans eingemachte geht sieht man Frau Orosz und Konsorten nirgends. So auch am 13. Februar, als benannte Person eine Menschenkette fern abseits der Nazis initiierte statt sich mit allen fortschrittlichen Menschen gemeinsam aktiv an den Blockaden gegen den Nazigroßaufmarsch zu beteiligen. Ebenso die in Dresden vorhanden Burschenschaften wo Rassismus oftmals zur Normalität gehört. Wir Fordern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus!

Für uns wird rassistische Gewalt aber nicht nur von Nazis und Faschist_innen ausgeübt. Sondern auch vom Staat und seiner Regierung. Abschiebung ist nur die Spitze einer rassistischen Gesetzgebung die seit Jahren in Deutschland praktisch umgesetzt wird.
Auch in Dresden wurden nach dem Mord viele Versprechungen gemacht. So hat Helma Orosz am 1. Juli auf der Gedenkveranstaltung für Marwa El-Sherbini noch von einem weltoffen Dresden geredet hat. Eine Woche später ist sie aber schon wieder dabei einen Algerier abzuschieben, weil dieser angeblich zu wenig verdient und damit nicht die deutsche Wirtschaft stützt und somit nicht mehr tragbar ist. Diese Heuchelei ist alltäglich in Dresden,Sachsen und Deutschland.

Wir fordern einen antifaschistischen Grundkonsens in der Gesellschaft. Solange es diesen nicht gibt, solange werden wir weiterhin auf die Straße gehen, weiterhin der Öffentlichkeit ein Dorn im Auge sein und wir werden weiterhin aussprechen was nicht gesagt werden darf. Dieser Staat und sein System fördern und schützen Rassist_innen. Diesem werden wir uns entgegenstellen. Mit allen Mitteln! Kampf dem Rassismus!

AK ANTIFA DD
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Manchmal...

optimist 24.07.2010 - 18:42
...verspricht die Überschrift doch mehr als der Artikel halten kann.

schuss nicht gehört?

Wartet auf die Nazikeule 26.07.2010 - 13:55
Inwiefern ist die Darstellung des Sturmes auf die Dresdner Festung kriegsverherrlichend? Enactment ist ein Konzept musealer Pädagogik. Es geht um Anschaulichkeit und Darstellung historischer Details (ja, da gehören doch tatsächlich Uniformen und Befehlsbrüllerei mit dazu - man stelle sich vor: so war das nämlich damals). Ihr seid zurecht ausgelacht und angepöbelt worden. Was passiert, wenn ihr eure polit. Vision verwirklicht habt? Brennen dann Museen, Bibliotheken und Archive, weil dort zu sehen ist, was nicht sein darf?!