VV für autonome Politik in NRW

autonomia 08.07.2010 13:50 Themen: Antifa Antirassismus Atom Freiräume Soziale Kämpfe
2009 fand in Hamburg seit mehr als 15 Jahren wieder ein bundesweiter Autonom-Kongress statt, in etlichen Städten entstanden autonome Vollversammlungen, und auch aktionistisch war so einiges los. Nach Hamburg merkten viele (an), dass solche Zusammentreffen viel zu selten stattfinden, dass inhaltlich einiges diskutiert werden muss, dass es ganz viele offene Fragen gibt. Was wir daraus gezogen haben, ist: Gemeinsame Treffen über die Städtegrenzen hinaus sind wichtig und notwendig – am besten nicht nur alle 15 Jahre.
Und so setzte sich ein kleiner Kreis von Leuten in NRW zusammen, um zur ersten NRW-weiten autonomen VV am 1. August 2010 im AZ in Wuppertal aufzurufen und einzuladen.
Wir haben zwei dieser Leute interviewt, um zu erfahren, was da so geplant ist, warum so eine VV stattfinden soll und wie es zu der Initiative kam.



Warum findet ihr es wichtig, eine landesweite VV zu machen?

Sophie: Nun, so eine richtige Vernetzung findet in NRW ja nicht statt. Viele Leute kennen sich zwar, aber es gibt keine offenen überregionalen Treffen ohne Themenschwerpunkt. Mir erscheint das so, als ob eine Vernetzung innerhalb der unterschiedlichen Politikfelder stattfindet. Das heißt aber auch, dass alle „unter sich“ bleiben, die Antifas bei den Antifas, die Antiras bei den Antiras usw. Oder aber es sitzen Leute zusammen aus der gleichen Region. Das Rheinland trifft das Rheinland, das Münsterland das Münsterland. Beides ist sicherlich gut und sinnvoll, aber wir denken, dass es sich lohnen könnte, alle mal an einen Tisch zu bringen. Das kann ja nur helfen, noch mal über den Tellerrand zu schauen und vielleicht sogar gemeinsame Projekte daraus entstehen zu lassen. Und ganz wichtig: Debatten nicht immer nur im eigenen Dunstkreis zu führen. Also wann reden wir denn noch mit vielen verschiedenen Leuten über beispielsweise Organisationsformen, Bündnispolitiken, Aktionsformen, wo diskutieren wir die verschiedenen Ansätze denn noch regelmäßig miteinander?

Daniel: Das ist sicher eine Hoffnung, dass sich da Projekte dran anschließen. Aber ich denke, es reicht erstmal auch, eine Plattform zu finden, an der Austausch geschehen kann. Wenn da ein, zwei gemeinsame Initiativen im Jahr draus entstehen, wäre das natürlich toll. Meine Motivation ist es aber auch, Leuten aus kleineren Städten einen Zugang zu überregionalen Treffen zu ermöglichen und überhaupt erstmal mitzubekommen, wie die jeweiligen regionalen Situationen für linksradikale Politik in NRW so sind, was wo ansteht, was wo diskutiert wird.

Wie schätzt ihr denn gerade die Situation linksradikaler undogmatischer Politik in NRW ein?

Sophie: Wie ich schon sagte. Ich finde alles sehr ausdifferenziert. Das ist ja erstmal nicht schlecht, aber dennoch finde ich es auch wichtig, mit Leuten zu diskutieren, die gerade mal nicht zu den Themen arbeiten, zu denen ich arbeite. Das kann ja nur bereichern, so ein anderer Blickwinkel. Dann kommt es mir so vor, dass zwar vielleicht die ganz großen Streitigkeiten abflauen – was ich gut finde – aber dennoch viele Gruppen eher übereinander reden als miteinander. Oder Debatten gleich online geführt werden – da kann ja nichts bei rumkommen. Ich weiß nicht, ob VVen da helfen, aber vielleicht bieten sie zumindest die Möglichkeit, das zu ändern.

Wie habt ihr euch das vorgestellt? Soll das dann regelmäßig stattfinden?

Daniel: Wir wollen jetzt erstmal die erste VV planen und durchführen und hoffen, dass daraus etwas Weiteres entsteht. Wenn sich dort entschieden wird, das ist eine gute Idee, wir machen sowas jetzt vierteljährlich oder zweimonatlich in immer unterschiedlichen Städten mit unterschiedlichen Vorbereitungsgruppen, wäre das für mein Verständnis ideal. Aber jetzt geht’s erstmal darum zu schauen: Ist der Bedarf nach mehr Vernetzung überhaupt da?

Sophie: Wir haben im Laufe des letzten halben Jahres in einigen Städten und Zusammenhängen nachgefragt, was von der Idee gehalten wird. Da kam überwiegend positives Feedback. Daraufhin haben wir uns entschlossen, es einfach zu versuchen. Schaden kann’s ja nicht...

Erzählt mal. Wie ist das gelaufen? Ihr habt das als Gruppe geplant?

Sophie: Na, wie sowas halt läuft. Irgendwer bringt die Idee rein, es wird wochenlang darüber diskutiert, alle Für und Wider abgeklopft bis irgendwann wer sagt: Nun lasst uns das doch einfach versuchen, bevor wir das noch weitere Wochen diskutieren. Dann wird ein Termin gefunden, der Termin verschoben, ein neuer Termin gefunden. Dann streiten sich alle über den Flyer und beschließen ihn dann doch. Nachdem viel zu viel Zeit verstrichen ist, wird entschieden, nicht zu drucken und zu verschicken, sondern online zu werben und die regionalen Strukturen zu bitten, selbst mit zu mobilisieren. Geht uns ja hoffentlich alle was an.

Daniel: Ja, als Gruppe haben wir die Vorbereitungen gemacht. Wir treffen uns mit mehreren Städtezusammenhängen aus NRW regelmäßig. Und so hatten wir dann eben auch schon Meinungen aus etlichen Städten zusammen. Aber das Ziel ist es schon, dass sich möglichst viele Städte, Zusammenhänge und Einzelpersonen daran beteiligen. Ich bin wirklich gespannt.

Die VV heißt: VV für autonome Politik in NRW. Wen genau wollt ihr ansprechen?

Daniel: Alle, die sich davon angesprochen fühlen. Das ist ja immer eine schwierige Debatte, wer oder was jetzt „autonom“ ist. Deswegen haben wir es nicht „Autonome VV“ genannt, weil sich vielleicht einige gar nicht so definieren würden, aber vielleicht dennoch „autonome Politik“ machen, also linksradikale, außerparlamentarische, undogmatische Politik, die auf kulturelle wie politische Autonomie, auf Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, auf individuelle wie kollektive Freiheit zielt.

Dann danken wir euch für das Interview und freuen uns auf den 1. August 2010 im AZ Wuppertal. Eine letzte Frage noch: Wo können wir nähere Infos zur VV finden?

Sophie: Den Aufruf zur VV findet ihr unter autonomepolitiknrw.blogsport.eu, wo es weitere Infos und auch Mobi-Material gibt.

Daniel: Genau, wie bereits gesagt, würden wir uns freuen, wenn die regionalen Strukturen einen Teil der Mobilisierung übernehmen. Dazu könnt ihr z.B. einfach Flyer ausdrucken und in euren Zentren, Kneipen und Infoläden auslegen.

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Ergänzungen

Autonome Vollversammlungen vernetzen

Autonome Vollversammlung (Berlin) 09.07.2010 - 03:42
Auch diesen Monat findet wieder eine Autonome Vollversammlung (AVV) in Berlin statt, zu der ihr alle eingeladen seid. Am 13. Juli 2010 ab 19 Uhr 30 treffen wir uns im New Yorck 59, um gemeinsam über autonome Politik zu diskutieren, Termine und Ideen auszutauschen. Autonome Gruppen und Einzelpersonen sind willkommen an der Autonomen Vollversammlung teilzunehmen.

Die Autonome Vollversammlung ist eine Plattform, auf der ihr Eure Inhalte präsentieren und diskutieren könnt. Besonders unerfahrenen Aktivisten und Aktivistinnen wollen wir die Möglichkeit bieten sich zu organisieren. Wenn ihr also noch keinen Anschluss an eine autonome Gruppe gefunden habt, dann schnuppert bei uns rein! Wir freuen uns ebenso über erfahrene Leute und über Gruppen, die ihre Ideen und Aktionen in unsere Runde hereintragen. Das Protokoll der letzten Autonomen Vollversammlung findet ihr hier:  http://de.indymedia.org/2010/06/284605.shtml - Einige Themenvorschläge gingen schon aus der letzten AVV hervor, gerne könnt ihr auch eure eigenen Themen zur Diskussion stellen.

Herbststeine - Der Oktober wird heiss

Im Oktober 2010 soll es spektrenübergreifende Aktionstage geben, die sich an den "Mai-Steinen" in den Jahren 2004 und 2005 und an den "Wir Bleiben Alle"-Aktionstage in den Jahren 2008 und 2009 orientieren. Unter anderem zu Stadtumstrukturierung und Gentrifizierung, Bildung und Arbeit, Gesundheit und Pflege, Militarisierung und Migration soll es in Berlin (und überall) Aktionen geben.

Erste Informationen über die Herbststeine könnt ihr in der Autonomen Vollversammlung erhalten. Gemeinsam können wir uns überlegen, wie wir uns an den Herbststeinen beteiligen. Welche gesellschaftlichen Entwicklungen wollen wir thematisieren und wie können wir strukturell etwas zum Positiven verändern?

Vernetzung der Autonomen Vollversammlungen

In verschiedenen Städten gibt es Autonome Vollversammlungen bzw. Vollversammlungen die sich mit autonomer Politik beschäftigen. In Nordrhein-Westfalen hat sich z.B. vor kurzem die "VV für autonome Politik in NRW" gegründet, die zum ersten Mal am 1. August 2010 ab 14 Uhr im AZ Wuppertal stattfindet. Siehe:  http://de.indymedia.org/2010/07/285782.shtml - Auch in Aachen, Bremen, Hamburg und Köln hat sich neben der Berliner Autonomen Vollversammlung eine AVV gegründet.

Wie schaffen wir eine Vernetzung der AVVs in den unterschiedlichen Städten? Ist eine Vernetzung überhaupt gewollt? Diese Fragen düften uns auch wieder in der AVV im Juli beschäftigen. Da zwei Tage nach der Berliner AVV die Hamburger Autonome Vollversammlung stattfindet, können wir uns auch überlegen wer zwei Tage später nach Hamburg fährt und was dieser Austausch überhaupt bezwecken soll. Wer fährt in die anderen Städte und wie wird das Ganze finanziert? Kann es in den unterschiedlichen Städten und Regionen gemeinsame Aktionen geben?

Seit Juli 2009 gibt es in Berlin auch eine autonome Vollversammlung, die sich u.a. zur Aufgabe gemacht hat feministische und antipatriachale Kämpfe zu organisieren: Die autonome FrauenLesbenTrans*-Vollversammlung (FLT*-VV). Siehe:  http://fltvv.blogsport.de - Eine Frage zur Vernetzung könnte sein, wie wir es schaffen feministische und antipatriachale Kämpfe in den Vollversammlungen zum Thema zu machen. Die autonome FrauenLesbenTrans*-Vollversammlung findet jedenfalls jeden 15. im Monat im New Yorck 59 (Bethanien) ab 19 Uhr 30 statt.

Struktur in Berlin

Auch dieses Mal wird uns die Struktur der Berliner AVV beschäftigen. Es wurde vorgeschlagen Essen mitzubringen, um die Atmosphäre etwas angenehmer zu gestalten. Letztes Mal wurde zudem vergessen sich um einen Raum für die nächste Autonome Vollversammlung zu kümmern. Wer macht das dieses Mal? Wo soll die folgende Autonome Vollversammlung stattfinden? (Bethanien, Drugstore, Köpi, Mehringhof, Liebig 14 oder auf der Strasse?)

Wir freuen uns auf Poster und neue Flyer, die ihr organisiert. Genauso würden wir gerne mal wieder eine Vorbereitungsgruppe haben, die uns zu einen interessanten Hauptthema Input gibt.


Andere Autonome Vollversammlungen:

Aachen -  http://infoladenaachen.blogsport.de
Berlin FLT* -  http://fltvv.blogsport.de
Bremen -  http://bremerplenum.blogsport.de
Hamburg -  http://autonomevvhamburg.blogsport.de
Köln -  http://unsersquat.blogsport.eu/soziale-kampfe-vollversammlung
NRW -  http://autonomepolitiknrw.blogsport.eu

"Organisiere auch in Deiner Stadt eine Autonome Vollversammlung!"


+++ Berlin +++ Autonome Vollversammlung +++ 13. Juli 2010 +++ ab 19 Uhr 30 +++ New Yorck 59 (Bethanien) +++ Mariannenplatz 2 +++ Nahe U-Bahnhof Kottbusser Tor +++ Kontakt:  autonome_vollversammlung@riseup.net +++

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

hmm — millis tanz

doofe frage — .

Zur Frage — Namedropping

Rote Antifa — kann sich ja

für wen und was? — eine autonome aus nrw

schöne initiative — eine andere autonome aus NRW

@eine "autonome"... — für dies und das...

Naja... — ein Autonomer aus der nähe Hamburgs

Noch so ein Vernetzungsversuch — Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!