Rostock: Erste Einschätzung
Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich heute mehr als 1000 Menschen bei Protesten gegen den Naziaufmarsch und erzwangen Verlegung der Route. Eine vorläufige Bilanz.
Rostock kann Blockaden. Das hat der heutige Tag gezeigt. Neben vielen Antifaschisten aus der "autonomen Szene" nahm aber auch die lokale Politprominenz, und was besonders erfreulich ist, auch zahlreiche "einfache" Bürger teil. Letzteres eröffnet insbesondere aufgrund der verstärkten Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft und Leute aus dem linksradikalen Spektrum Perspektiven für die Zukunft.
Die Nazis können sich über eine Teilnahmerzahl freuen die über den Erwartungen liegt, es nahmen zwischen 500 und 600 von ihnen daran teil. Auswertungen des Bildmaterials werden zeigen, ob dies an ein verstärkten regionalen Zuspruch gelegen hat, oder an ein teilweises Ausweichen weg von Berlin, wo das angekündigte und bereits im Vorfeld programmierte Desaster für die Nazis eintrat.
Den Gegendemonstranten ist es gelungen durch mehrere Blockaden den Anhängern der NPD den geplanten Zutritt nach Lütten-Klein zu verwehren. Eine völlige Blockade schien streng genommen bereits relativ frühzeitig als zu optimistisch, da Teile der Zivilgesellschaft auf Feste weitab der Naziroute bestanden hatten. Die Begründung des DGB's man halte mit seiner Veranstaltung die Nazis aus der Innenstadt ab, klingen wenig überzeugend, hatten diese doch nie vor dort zu marschieren. Als Fehler hat sich ebenfalls erwiesen, dass einige mit ihrem Fest was ursprünglich in Lütten-Klein stattfinden sollte, keinen längeren Atem behalten hatten. Noch bevor man überhaupt einen Ablehnungsbescheid erhalten hatte, verzichtete man bereits nach ersten Gesprächen mit den Ordnungsämter auf den Ort und ließ sich in das Fischerdorf verlegen. Dadurch wurde die Zahl der Teilnehmer an den Blockaden möglicherweise unnötig verringert.
Voll zufrieden dürfte die Polizei gewesen sein. Zwar wurde es zwischendurch für die Beamten immer mal wieder hektisch, die Trennung durch den Bahndamm und der Stadtautobahn erleichterte dabei jedoch die Arbeit. Sollte es von der Polizei Taktik gewesen sein, und dafür spricht einiges, die Blockaden zuzulassen, um einen Vorwand zu bekommen, die Nazis in ein leicht abschirmbares Gebiet zu verlegen, so ist diese als erfolgreich zu beurteilen. Vergessen werden darf dabei jedoch nicht, dass sie dies einzig und alleine Aufgrund des zu erwarteten antifaschistischen Engagement tat.
Soll in Zukunft in Rostock tatsächlich ein Naziaufmarsch verhindert und nicht "nur" eine kürzere und bedeutend weniger repräsentative Route abgetrotzt werden, bedarf es jedoch ein Umdenken in einem Teil der Zivilgesellschaft. Der vorauseilende Gehorsam und Verzicht auf Veranstaltungen in Lütten-Klein und damit in der Folge die Notwendigkeit den zivilen Ungehorsam auf einen Punkt zu konzentrieren, machte ein dafür notwendige Einkesselung fast unmöglich.
Der hohe Zuspruch in großen Teilen der Zivilgesellschaft für die Blockaden zeigt jedoch, dass hier eine Entwicklung angestoßen worden ist.
Die Nazis können sich über eine Teilnahmerzahl freuen die über den Erwartungen liegt, es nahmen zwischen 500 und 600 von ihnen daran teil. Auswertungen des Bildmaterials werden zeigen, ob dies an ein verstärkten regionalen Zuspruch gelegen hat, oder an ein teilweises Ausweichen weg von Berlin, wo das angekündigte und bereits im Vorfeld programmierte Desaster für die Nazis eintrat.
Den Gegendemonstranten ist es gelungen durch mehrere Blockaden den Anhängern der NPD den geplanten Zutritt nach Lütten-Klein zu verwehren. Eine völlige Blockade schien streng genommen bereits relativ frühzeitig als zu optimistisch, da Teile der Zivilgesellschaft auf Feste weitab der Naziroute bestanden hatten. Die Begründung des DGB's man halte mit seiner Veranstaltung die Nazis aus der Innenstadt ab, klingen wenig überzeugend, hatten diese doch nie vor dort zu marschieren. Als Fehler hat sich ebenfalls erwiesen, dass einige mit ihrem Fest was ursprünglich in Lütten-Klein stattfinden sollte, keinen längeren Atem behalten hatten. Noch bevor man überhaupt einen Ablehnungsbescheid erhalten hatte, verzichtete man bereits nach ersten Gesprächen mit den Ordnungsämter auf den Ort und ließ sich in das Fischerdorf verlegen. Dadurch wurde die Zahl der Teilnehmer an den Blockaden möglicherweise unnötig verringert.
Voll zufrieden dürfte die Polizei gewesen sein. Zwar wurde es zwischendurch für die Beamten immer mal wieder hektisch, die Trennung durch den Bahndamm und der Stadtautobahn erleichterte dabei jedoch die Arbeit. Sollte es von der Polizei Taktik gewesen sein, und dafür spricht einiges, die Blockaden zuzulassen, um einen Vorwand zu bekommen, die Nazis in ein leicht abschirmbares Gebiet zu verlegen, so ist diese als erfolgreich zu beurteilen. Vergessen werden darf dabei jedoch nicht, dass sie dies einzig und alleine Aufgrund des zu erwarteten antifaschistischen Engagement tat.
Soll in Zukunft in Rostock tatsächlich ein Naziaufmarsch verhindert und nicht "nur" eine kürzere und bedeutend weniger repräsentative Route abgetrotzt werden, bedarf es jedoch ein Umdenken in einem Teil der Zivilgesellschaft. Der vorauseilende Gehorsam und Verzicht auf Veranstaltungen in Lütten-Klein und damit in der Folge die Notwendigkeit den zivilen Ungehorsam auf einen Punkt zu konzentrieren, machte ein dafür notwendige Einkesselung fast unmöglich.
Der hohe Zuspruch in großen Teilen der Zivilgesellschaft für die Blockaden zeigt jedoch, dass hier eine Entwicklung angestoßen worden ist.
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Ergänzungen
Ein einfacher
Aus dem 17-Uhr-Bericht der Staatsmacht geht hervor, dass es erklärtes Ziel war, die sich verlagern wollende Blockade zu blockieren. Aber nichts anderes war zu erwarten. Viel schlimmer finde ich, dass hier auf Indy die Alternativroute der Nazis heruntergespielt wird. Bitte, die durften durch ein WOHNGEBIET laufen und ihre Hetze verbreiten. Da würde ich mir fast wünschen, sie wären durch das an einem Feiertag eh ausgestorbene Kapitalprotzzentrum Lütten-Klein gelatscht. Mag sein, dass sie da ganz prächtige Schnappschüsse hätten schießen können, klar. Die Belästigung der Bürger durch diese braune Scheiße wäre dann wohl aber geringer gewesen. Noch schlimmer ist letztendlich, dass die Nazis bis ganz in die Nähe des Sonnenblumenhauses auf ihrer Alternativroute gekommen sind - das Klenow-Tor liegt ja vis-à-vis und nur Straße und Bahn trennt die Gebiete.
Natürlich wünsche ich mir, dass die Brut überhaupt nicht von Fleck kommt. Mir ist denn aber zu Ohren gekommen, dass viele Menschen nichts von der Blockadeaktion wussten und vor allem nur das weit ab vom Schuss gelegene, gediegene Fischerdorffest kannten. Als einfacher Bürger kann ich euch versichern, dass Spuckies am Laternenpfahl und Plakate auf Stromkästen eher wenig Beachtung finden. In der Szene mag das anders sein. Andere Lütten-Kleiner müssen sich die Kritik gefallen lassen, dass ihre Courage noch mächtig Nachholbedarf hat, schauten sie doch nur z. B. in der Rigaer Straße von ihren Balkonen, statt mal mitzumachen. Das, was heute gelaufen ist, war jedenfalls kein Erfolg. Bei derlei Vorgehen haben die Nazis bei der Planung zukünftiger Demos leichtes Spiel. Die Groß-Kleiner jedenfalls haben es nicht verdient, solchen Spuk auf ihren Straßen zu haben. Vorschlag fürs nächste Mal: "Welche Alternativrouten könnten die Nazis gehen wollen, wenn ..." und das dann in die eigene Planung mit aufnehmen.
Hier noch ein Artikel
@Bürger
Dazu schwieriges Terrain und eine ziemlich gut agierende Polizei. Ich denke mal, heute wurde alles rausgeholt was möglich war. Es gab einige direkte Aktionen gegen Nazis und dabei auf unserer Seite keine Verluste durch Polizei oder ähnliches.
Was die Mobi angeht, gebe ich dir Recht aber vergiss nicht die zahlreichen Flyer die in die Briefkästen landeten.
Versaut haben es die Spinner von ... . Wenn die auf den Quatsch im z.B. Fischerdorf verzichtet hätte und man auch gegenüber der Presse nur eine Veranstaltung beworben hätte, wäre vieles mehr drin gewesen.
Die sollten sich schämen und ich hoffe die kriegen von den Rostockern noch ordentlich die Leviten gelesen.
Szenario genau so vorher geplant
Polizei und Nazis haben das eingetretene Szenario vorher so geplant und abgesprochen.
Hamburger/Elmshorner/Pinneberger
http://www.youtube.com/watch?v=ALcGUC5i3kM&feature=related
Alles Taktik
Auch ein erster Versuch wurde verhindert, beim zweiten kamen dann einige Menschen durch.
Als ich mit einer größeren Gruppe unterwegs war und wir auf Umwegen auf die Route gelangen wollten, wurden wir in einer Seitenstraße gekesselt und uns wurde mitgeteilt das es für uns hier nicht weitergehen würde und wir nur zum Versammlungsort wieder zurück dürften. Nach kurzer Zeit kam der Cop wieder zurück und teilte sehr überrascht mit (gute schauspielerische Leistung) das sie uns jetzt zur Blockade leiten würden, wenn wir wollen. Wir waren baff und nach einigem hin und her haben wir uns erst mal für die Blockade entschieden, obwohl uns das ganze mehr als merkwürdig vorkam.... kurz danach wurde unsere Blockade dann nach vorne auf die große Kreuzung verlegt, wie irgendwie alle Blockaden die es so gab.... spätestens da war klar, dass die Cops froh sind, wenn sie alle Gegendemonstranten auf einen Fleck haben, kesseln können und so für die Nazis eine reibungslose Demo durch Groß Klein geleiten können.
Tja, irgendwie clever.....
Aber um wirklich beide Seiten (Lütten und Groß Klein) zu blockieren, hätten einfach mehr Menschen unterwegs sein müssen. Von Erfolg mag ich daher auch nicht sprechen. Sie konnten zwar die ursprüngliche Route nicht laufen, aber sie konnten halt marschieren. Und Groß Klein ist auch dicht bewohnt, also sind sie nicht mal durch leere Landschaften gelatscht.
Natürlich ist es somit auch schade, dass es nur wenige Antifas nach GK geschafft haben. Aber die paar die da waren, waren trotzdem - wenn auch nicht lange - sehr lautstark und haben zumindest verbal den Nazis etwas entgegen gesetzt. Ansonsten waren halt einfach zu viele Cops am Start.... und die Bürgerlichen feiern ihr gelungenes Festchen am Arsch von Lütten Klein, weil sie etwas gegen Rechts getan haben. Herzlichen Glückwunsch.
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
das geht auch besser!
Der Bahnhof "Lütten Klein" hat zwei Ausgänge. Eine Seite zu einem großem Parkplatz (Groß-Klein) hin und einen Richtung Lütten Klein, durch einen kleinen Ausgang. Nun melden die Nazis ihre Demo an und wollen durch Lütten-Klein. Sofort wird nach Lütten-Klein mobilisiert und der andere Ausgang völlig ausser Acht gelassen. Kann mir jemensch sagen warum das so war?
Warum wurde nicht daran gesetzt den ganzen Bahnhof zu umzingeln? Vorallem wenn mensch bedenkt, dass die "Ausweichroute" (die wie mensch mittlerweile auch offiziell lesen konnte im Vorfeld schon abgestimmt wurde) durch ein riesiges dichtbewohntes Gebiet führen könnte.
Spätestens als die Cops den Menschen 100 Meter vor der Blockade zusicherten sie würden gleich zur Blockade begleitet, hätte es doch bei jedem klingeln müssen....Stattdessen wird dort für über Stunden die Blockade gehalten, umzingelt von Cops, nur nach hinten offen.
Schade, da wäre gestern mehr gegangen!
@hm
Die Seite nach Groß Klein (oder als 3. mögliche Alternative Schmarl) ist offen, weiträumig, also schwer zu umzingeln.
Dafür waren es gestern sehr wenige Menschen und zu viel Polizei.
Die Kritik an den Organisatoren der Blockaden ist berechtigt. Sie haben sich von der Polizei und den Behörden verarschen lassen und sich auf letztendlich symbolische Blockade eingelassen. Die Nazi-Route durch GK war mind. gleichwertig wenn nicht sogar besser als die, die durch LK geplant war.
Extrem nervig
@ egal
@politisiert
Zu MVregio: Der benannte Artikel bestätigt nur die Vermutung, den einige schon bei den Blockaden und noch davor hatten.
Die Bullen haben die Blockaden gewünscht und aktiv unterstützt. Kräftetechnisch hätten sie die mit Leichtigkeit verhindern können... Wollten! sie aber nicht.
Und noch etwas: Es haben nur recht wenige Leute nach GK geschafft. Es gab weder effektive noch symbolische Störungen der Nazi-Demo. Sry, das kann ich nicht als Erfolg werten, zumal das Szenario vorher abzusehen war.
"Mehr Leute" sind aber tatsächlich der Schlüssel zum Erfolg. Mit den wenigen hundert, die wir waren, sind mehrere Blockaden (die nicht so einfach geräumt werden können) nicht zu machen
Freiheit Statt NPD
Es ist ein seltsames Demokratieverständnis, dass hier bei lokalen Akteuren zugrunde liegt: Radikale Ungleichwertigkeitsideologien, rassistische und antisemitische Propaganda muss in Rostock um jeden Preis öffentlich geäußert werden dürfen. Dies gebietet schließlich die Meinungsfreiheit. Betrachtet man das Geschehen des Wochenendes könnte man meinen, hier ein Indiz dafür zu sehen, dass die Demokratie in ihrem Wesen als Konfliktgesellschaft hier nie Akzeptanz gefunden hat.
Zivilgesellschaftliche Aktuere wie Endstation Rechts hantieren mit dem begrifflichen Handwerkszeug des Verfassungsschutzes und treten damit für Ruhe und Ordnung ein, nicht aber für den Pluralismus, der eben eine Lebensnotwendigkeit für die Demokratie ist.
Aber die Blockaden haben gezeigt, dass es neben diesen Akteuren auch Menschen gibt, die nicht akzeptieren und erdulden wollen, dass Rechte in der Stadt aufmarschieren und Propaganda für ihre Volksgemeinschaft machen wollen.
Die NPD steht nun nach ihrem Aufmarsch, der für sie dank Alternativroute ein Erfolg gewesen sein dürfte wieder vor den Herausforderungen des Tagesgeschäftes. Und das ist es worauf sich Linke nach diesem Wochenende besinnen sollten. In keiner Stadt dieses Bundeslandes haben sie es so schwer wie hier. Dies ist unsere Stadt, jetzt sind ihre Kameraden, ihre Unerstützung wieder abgereist und sie müsen sich mit uns rumschlagen. Gehen wir es an!