Solidarität mit Griechenland jetzt!

lesender arbieter 30.04.2010 14:15 Themen: Antirassismus Blogwire Soziale Kämpfe Weltweit
Der 1. Mai wäre für die Linke in Deutschland eine gute Gelegenheit, der antigriechischen Hetze in Deutschland entgegenzutreten und Solidarität mit den Lohnabhängigen und Erwerbslosen in Griechenland zu zeigen.
Die Hetze gegen Griechenland ist in den letzten Wochen in der deutschen Medienlandschaft längst nicht mehr das zweifelhafte Privileg einer Zeitung mit den großen Buchstaben. Auch im Stern konnte man dieser Tage lesen: "Liebe Griechen, Ihr seid offenbar nur bereit zu arbeiten, wenn Ihr dafür Schmiergeld bekommt."
Die FAZ, der Spiegel und andere sogenannte Leidmedien diskutieren nur im Ton sachlicher, ob Griechenland überhaupt noch Platz in der EU hat. Das mediale Trommelfeuer verfehlt seine Wirkung nicht. Die griechische Botschaft ist in den letzten Wochen mit Hassmails eingedeckt worden. „Abzocker und Betrüger raus aus der EU“, sind dabei noch die harmlosesten Verlautbarungen. Die neonazistische NPD hat in NRW mit einer Kundgebung für den Ausschluss Griechenlands aus der EU mit wenig Erfolg versucht, auf dieser Welle mit zu schwimmen. Aber warum braucht es die extreme Rechte, das Griechenland-Bashing kommt zuverlässig aus der Mitte der Gesellschaft?
Auffallend ruhig bleibt es dagegen auf der linken Seite. Wo hat man bisher von Solidaritätskundgebungen für die streikenden griechischen Lohnabhängigen in Deutschland gelesen? Dabei hat die griechische Linke Solidarität aus anderen europäischen Ländern erbeten: So schrieb der Vorsitzende der griechischen Partei »Koalition der Linken, Bewegungen und der Ökologie«, Synaspismos (SYN), Alexis Tsipras, vor einen Tagen in einen Brief an den Vorsitzenden der Europäischen Linken (EL), Lothar Bisky, und an die Vorsitzenden der in der EL zusammengeschlossenen Parteien:
"Wir fordern euch auf, den Mitgliedern eurer Parteien, der Arbeiterklasse und den Menschen eurer Länder nicht nur Solidaritätsbotschaften mit der griechischen Bevölkerung zu übermitteln, sondern auch Botschaften der Mitwirkung für eine Koordinierung in der Praxis, damit sich in ganz Europa Kämpfe gegen den Angriff entwickeln, dem heute unsere Bevölkerung und morgen alle Menschen Europas ausgesetzt sind. Lasst uns alle zusammen Widerstand leisten! Lasst uns alle zusammen Europa verändern und in ein Europa des Friedens, der Demokratie und der Gerechtigkeit verwandeln! Es ist an der Zeit."
Der 1.Mai, der immerhin einmal als internationaler Arbeiterkampftag entstanden ist, wäre eine gute Gelegenheit, um diese Bitte praktisch zu beantworten. Dabei braucht man gerade in Deutschland nicht bei moralischen Solidaritätsappellen stehen bleiben. Kundgebungen vor den Zeitungen, die sich mit der Hetze gegen Griechenland besonders hervorgetan haben, könnten ein Signal an die griechische Bevölkerung sein, dass es in Deutschland Menschen gibt, die sich davon nicht anstecken lassen. Es gäbe auch genügend weitere konkrete Anknüpfungspunkte für diese Solidarität. So weigert sich die deutsche Regierung noch immer, Reparationen für die Verbrechen während der NS-Besetzung des Landes zu zahlen. Die geschuldete Summe beläuft sich auf mehr als 50 Milliarden Euro. Andererseits geht mittlerweile 13 % des deutschen Rüstungsexports nach Griechenland. Auch hier böte sich eine Möglichkeit an, Solidarität mit der griechischen Bevölkerung zu zeigen.
Die griechische Linke hat völlig Recht mit ihrer Einschätzung, dass solche Solidaritätsaktionen ein Signal über Griechenland. Schon stehen Spanien und Portugal am medialen Pranger und der Druck auf die dortigen Regierungen, eine harte wirtschaftsliberale Politik umzusetzen, wird stärker. Diese Länder zahlen auch dafür die Zeche, dass sich in Deutschland kaum Widerstand gegen die Niedriglohnpolitik regt. Damit werden die anderen EU-Länder niederkonkurriert. Hier bewahrheitet sich auch eine alte Erkenntnis aus der Arbeiterbewegung. Dass der Kampf für die eigenen Interessen die beste Unterstützung auch der Kämpfe in anderen Ländern ist.
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Ergänzungen

zum 1 Mai Flugis zum 9. mai Aktion

Ruth 01.05.2010 - 07:45
Hallöchen,

wir haben einen kleinen feinen Flyer gemacht mit dem Titel

Wir sind alle Griechen - Solidarisiert Euch Jetzt !!

Banken Enteignen -Demokratie statt Kapitalismus sofort!

und diversen solchen klaren Forderungen, die auch mit ausdrücken, dass
natürlich wir uns weder aufhetzen lassen, noch uns mit Gewinnlern aus welchen Ländern auch immer solidarisieren, sondern mit denen, denen nun der Lohn gekürzt zu werden droht.

Auch haben wir darauf hingewiesen, dass wohl in mehreren Ländern für den 9. Mai zu gemeinsamen Solidaritätsaktionen mit Griechenland mobilisiert werden soll und

dass es am 12. mai ein Angebot gibt zusammen weiter zu besprechen, was wir machen können..
da ist also keine geplante Veranstaltung, zu der Mensch hier nicht hinweisen kann, sondern

um 19.00 Uhr im Bethanien Südflügel..

wir verteilen unsere superschönen kleinen Flüginchen auf verschiedenen orten auch audf der Kundgebung der Gewerkschaften ..

solidarische Grüße !

Ruth

mal schaun...

demokrat 01.05.2010 - 12:18
...wie lange diese Ergänzung hier stehenbleibt auf dem, angeblich demokratischen Indymedia. (Toleranz und so, ne)

Mal ehrlich, die Griechen haben keine Steuern eingetrieben, was ja wohl sogar in der DDR oder anderen sozialistischen Systemen üblich war (mindestens indirekt).

Ich gebe zu, dass unter der Inkompetenz der Regierung, nicht zuletzt auch die Bevölkerung zu leiden hat.

Aber jetzt Griechenland einen "Persilschein" für ihre Inkompetenz auszustellen, erscheint mir wenig hilfreich. Ich bin zwar dagegen Griechenland aus der EU oder der EURO-Zone zu werfen aber die Krise muss bewältigt werden und Griechenland darf nicht einfach so weitermachen können wie bisher. Es muss erst ein Plan vorgelegt werden, wie eine solche Situation in der Zukunft verhindert werden kann.

Und wenn eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik gleich neoliberal und asozial ist, dann frag ich mich wo und wovon der Verfasser lebt? Denn unterm Strich, sind die Reichen (Staaten) immer noch diejenigen, die in der Welt den Ton angeben, einfach durch ihre Finanzmacht. (Traurig aber wahr.)

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