[BLN] Umsonstladen "Café Diesseits" besetzt

solidarische anwohner_innen 10.04.2010 17:53 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Heinrichplatz: Umsonstladen statt Luxusklamotten oder Yuppie-Bar!
Heute, am 10.04.2010, haben wir seit Anfang des Jahres leerstehende Ladenflächen am Heinrichplatz in Kreuzberg 36 (Berlin) geöffnet und hier einen Umsonstladen eingerichtet, der auch Café auf Spendenbasis und Begegnungsort für die Nachbarschaft sein wird.
Auf der seit heute wieder geöffneten Fläche befand sich viele Jahre das günstige und bekannte Café „Jenseits“, bevor es Ende letzten Jahres aufgrund einer Verdoppelung der Miete durch den Eigentümer des Hauses schliessen musste. Seitdem werden die Räume durch die Immobilienfirma „Mähren-Immobilien“ zur Vermietung angeboten: 3.000 Euro Kaltmiete für 80 m² und Monat, das sind fast 40 Euro pro m² und Monat.

In den letzten Jahren sind die Mieten in der Innenstadt explodiert. Nirgendwo in Berlin müssen die Menschen einen so hohen Anteil ihres Einkommens für Miete aufbringen wie in Kreuzberg. Und wer heute seine Wohnung in Kreuzberg verliert, muss, sofern sie/er kein hohes Einkommen besitzt, davon ausgehen, dass er oder sie in Kreuzberg keine bezahlbare Wohnung mehr finden wird.

Während die Mieten für Wohnungen explodieren und immer mehr Menschen mit geringen Einkommen den Kiez verlassen müssen, ändert sich auch die Gewerbestruktur. Alteingesessene Betriebe mit Angeboten, die auch für Menschen mit wenig Geld erschwinglich waren, werden zugunsten von teuren Geschäften und Restaurants, die sich an eine Kundschaft mit hohemEinkommen wenden und auch entsprechend mehr Miete zahlen können, verdrängt. Während vor einigen Jahren die Gewerbemieten in der Oranienstrasse noch unter 20 Euro pro m² lagen, hat für ebenfalls am Heinrichplatz gelegene freie Flächen der Kaffeehaus-Konzern Starbuckskürzlich angeboten, 40 Euro pro m² zu zahlen. Wenn sich solche Mieten für Gewerbeflächen in Oranienstrasse und Umgebung durchsetzen, werden ein grosser Teil der heute existierenden Läden und Gewerbe zur Aufgabe erzwungen sein und durch entsprechend teurere Läden verdrängt werden.

Während wir immer mehr Geld für die Miete ausgeben müssen, bleibt immer weniger zum Leben. Wir brauchen und wollen kein weiteres Luxus-Cafe am Heinrichplatz, sondern einen Laden, der uns hilft, unsere Bedürfnisse zu erfüllen und der gleichzeitig ein Ort ist, wo sich auch Menschen mit wenig Geld aufhalten können. Schon heute wächst in Berlin jedes dritte Kind in Armut auf. Wird ein Laden, der 40 Euro Miete pro Monat und m² zahlen muss, in der Lage sein, ein Angebot zu machen, von dem auch diese Familien mit geringen Einkommen profitieren können? Nein. Deshalb sind wir nur selbst zur Tat geschritten, und haben den Umsonstladen & Cafe „Diesseits“ heute eröffnet.

Das Prinzip Umsonstladen: Menschen bringen Dinge, die noch gut zu gebrauchen sind, für die sie aber keine Verwendung mehr haben, vorbei. Und Menschen, die Dinge suchen, kommen vorbei und nehmen sich mit, was sie brauchen. Ohne Bezahlung. Ohne Kontrolle. Ohne Zwang. Und weil wir Verhältnisse, in denen Menschen auf Umsonstläden angewiesen sind untragbar finden, werden wir auch gleich noch ein günstiges Cafe sein, ein Ort, wo Menschen sich treffen können, miteinander reden oder einfach nur mal auspannen. Und das Cafe Diesseits wird auch ein Ort sein, von dem aus Ideen und Aktionen zur Schaffung einer gerechteren Welt ihren Ausgang nehmen können.

Wir können, wollen und werden nicht 40 Euro Miete zahlen. Und wir denken, dass niemand 40 Euro Miete für eine Ladenfläche in Kreuzberg 36 zahlen sollte – denn damit wird ein Beispiel gesetzt, das Schule machen könnte. Wir sind bereit, mit dem Besitzer des Hauses einen Nutzungsvertrag zu Betriebskosten abzuschliessen. Dies ist unser Angebot für eine friedliche Lösung – befristet bis zum 1. Mai.

Anwohnerinnen und Anwohner aus Kreuzberg 36 und ihre Freundinnen und Freunde

Pressekonkakt: 01578 - 721 07 77

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Ergänzungen

Weitere Fotos

karl 10.04.2010 - 19:12

geräumt

ich 10.04.2010 - 19:20
Der Umsonstladen wurde inzwischen kurz und schmerzhaft geräumt. Mehre brutale Festnahmen, Tritte, Schläge und Pfefferspray.
Die Anwohner_innen waren ziemlich entsetzt von der Brutalität der Bullen. Aber auch für Menschen, die einiges gewöhnt sind, wars relativ eskalativ seitens der Polizei.

Aktuelle Situation

Name 10.04.2010 - 19:36
Bislang mindestens drei brutale Festnahmen bekannt, zwei auf dem Heinrichplatz und eine dritte etwa 40 Minuten später in der Oranienstrasse Richtung Osten. Rund um den Heinrichplatz und auf dem Platz selbst alles voller Bullen, lassen die Leute nicht passieren (bzw. nur willkürlich einige Leute nicht passieren), verteilen Platzverweise für Heinrichplatz. Soli-Konzert von Geigerzähler und Co. findet im "Elefanten" statt. Das geräumte Cafe Diesseits wird von mindestens 30 Bullen, die direkt davor stehn, bewacht.

20:30 Uhr - Alles ruhig

berlinerInnen 10.04.2010 - 21:14
Um 20:30 war die Situation recht ruhig, als wir ankamen rückten gerade weitere Wannen an, wenige Leute in der Umgebung verstreut. Von dem Konzert haben wir im Elefanten bis ca. 21 Uhr leider nichts gesehen. Ansonsten im ganzen Kiez Zivilbullen unterwegs, bisher nur im Auto (ein roter und ein weißer VW Bus).

Wenn ich mir das Chaos in Erfurt bei gerade mal 150 Leuten ansehe kann ich einige Ideen für Berlin draus ziehen. Reclaim your City!

Proteste gehen weiter - Kundgebung geplant

Name 10.04.2010 - 21:54
Die Bullen waren heute mal wieder besonders wiederlich. Aber ansonsten war das vielleicht schon eine ganz gute Aktion, die anscheinend auf viel Zustimmung auch bei den Anwohner_innen gestossen ist.

Wird es dem Hausbesitzer gelingen, die Fläche wirklich für 40 Euro pro m² zu vermieten, nachdem das Cafe Jenseits nach 20 Jahren wegen Verdoppelung der Miete aufgeben musst? Gerade wurde beschlossen, dass der Kampf um die Zukunft des Jenseits bzw. Diesseits noch lange nicht zu Ende ist. Wir möchten hiermit herzlich zu folgender Veranstaltung einladen:

Kundgebung:
Umsonstladen statt Yuppie-Bar am Heinrichplatz - jetzt erst recht! Steigende Mieten stoppen, Polizeigewalt entgegentreten!

Samstag, 17.04.10, 15 Uhr
Heinrichplatz, Kreuzberg 36, vor dem ehemaligen Cafe Jenseits

In den nächsten Tagen werden wir hier in den Ergänzungen unter diesem Artikel Flyer und Plakate für die Kundgebung posten - zum selber-ausdrucken, kopieren, verteilen und verkleben.

LEUTE IN DER GESA

ABC 10.04.2010 - 22:19
Es sind Leute vor ort bei der GESA und hollen unsere leute ab

Pressemitteilung zum Bulleneinsatz

Diesseits 11.04.2010 - 09:15
Pressemitteilung (Presse-Tel.: 01578 - 721 07 77)

Brutaler Polizeieinsatz und Festnahmen am Heinrichplatz in Kreuzberg

In Kreuzberg 36 explodieren die Mieten. Viele Menschen können sich das nicht mehr leisten und müssen den Kiez verlassen. Auch die Gewerbemieten steigen. Am Heinrichplatz musste jetzt das Cafe Jenseits zumachen, weil der Hausbesitzer die Miete verdoppelt hat – auf 40 Euro pro m².

Wir werden diese Entwicklung nicht länger tatenlos hinnehmen. Deswegen haben wir am Samstag, den 10.04.10, um 14 Uhr das ehemalige Cafe Jenseits besetzt und dort einen Umsonstladen aufgemacht. Denn wir wollen keinen Starbucks, keinen Yuppieladen, noch mehr Kommerz in unserem Kiez (siehe auch unsere PM zur Aktion unter  http://wba.blogsport.de).

Es handelte sich um eine friedliche und bunte Aktion, die auf sehr grosse Zustimmung bei Anwohner_innen, Passant_innen und Gewerbetreibenden stiess: mit Kaffee und Kuchen, Spielen und Diskussionen, der Eröffnung des neuen Umsonstladens.

Um 19.30 kam es zu einem massiven und brutalen Polizeieinsatz am Heinrichplatz. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich kein Mensch mehr im Laden auf, auf dem Heinrichplatz selbst befanden sich insgesamt höchsten 50 Leute – deutlich weniger als Polizeibeamte. Obwohl es keinerlei Bedrängung der Polizeibeamten gab und diese sich in der absoluten Mehrheit befanden, stürmten immer wieder Gruppen von Polizisten ohne Vorwarnung völlig grundlos auf einzelne Kleingruppen zu und misshandelten die Menschen massiv mit Schlägen und Tritten. Ebenso grundlos wurden im Rahmen dieser Prügelorgie mindestens drei Menschen festgenommen.

Silke März, die seit 18 Jahren am Heinrichplatz wohnt: „Ich habe nur selten eine derart grundlose und ausufernde Polizeigewalt gesehen. Offensichtlich ging es hier um Einschüchterung. Sollte durch das Zusammenschlagen völlig friedlicher Menschen kurz vor dem ersten Mai ein Zeichen seitens der Polizei oder der verantwortlichen Politik gesetzt werden?“ Sonja März weiter: „Wir haben heute ein völlig friedliches Zeichen gegen steigende Mieten und Verdrängung gesetzt. Wenn aber Polizei und Staat auf unsere friedlichen Aktionen mit brutaler Gewalt reagieren, werden immer mehr Menschen die Meinung vertreten, dass es notwendig ist, dieser Gewalt einen entschlossenen Widerstand entgegenzusetzen.“

Sonia Gonzales, ebenfalls seit vielen Jahren am Heinrichplatz wohnhaft: „Der heutige Tag hat wieder einmal gezeigt, dass hohe Profite für Immobilienbesitzer mit allen Mitteln durchgesetzt werden sollen, auch mit dem Mittel des Polizeiknüppels.“

Doch die Proteste gegen steigende Mieten und Verdrängung lassen sich durch die Polizeigewalt nicht einschüchtern – im Gegenteil! Bereits unmittelbar nach dem Polizeieinsatz am Heinrichplatz wurde für kommenden Samstag eine Kundgebung angemeldet.

Kundgebung: Umsonstladen statt Yuppie-Bar am Heinrichplatz - jetzt erst recht! Steigende Mieten stoppen, Polizeigewalt entgegentreten!

Samstag, 17.04.10, 15 Uhr, Heinrichplatz in Kreuzberg 36, vor dem ehemaligen Cafe Jenseits

Unsere Wohnungen, unser Kiez – kein Ort für fette Investoren-Profite!

Anwohnerinnen und Anwohner aus Kreuzberg 36 und ihre Freundinnen und Freunde

Presse-Kontakt: Tel. 01578 - 721 07 77

Sonntag, 11.04.2010

GSW-Börsengang Thema auf Kundgebung?

Icke 11.04.2010 - 09:45
Es wäre schön, wenn im Rahmen der Kundgebung am nächsten Samstag auch der geplante Börsengang der Wohnungsbaugesellschaft GSW thematisiert werden könnte. Gerade auch in Kreuzberg 36 wären tausende Mieter_innen betroffen. Ganz gute Infos gibts im MoPo-Artikel unter  http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article1289440/Mieter-der-GSW-fuerchten-den-Gang-an-die-Boerse.html - wobei natürlich die Bedingungen der GSW-Mieterinnen und -Mieter auch heute, 5 Jahre nach der Privatisierung der seinerzeit staatlichen Wohnungsbaugesellschaft, ziemlich beschissen sind: an den Häusern wird nix gemacht, die Mieten werden trotzdem flächendeckend auf die maximal mögliche Höhe erhöht. Über den Börsengang der GSW wird zwei Tage nach der Kundgebung am Heinrichplatz, am 19. April, im Abgeordnetenhaus entschieden.

Wie wütend manche Menschen mittlerweile über die GSW sind - die seit der Privatisierung zum Schnäppchenpreis einem Konsortium mit 15 Prozent Renditeerwartung gehören - zeigt auch folgende Meldung von  https://directactionde.ucrony.net/de/.
"Widerstand ist machbar herr nachbar
Am wochenende gab es in der stadt viele mutmachende aktionen von menschen, die sich gegen verdrängung aus der innenstadt (belzigerstraße schöneberg) oder privatisierung von öffentlichem raum (uferweg am griebnitzsee) aktiv und kreativ zur wehr setzen. Diese kämpfe wollen wir mit unserer militanten intevention bei der gsw in berlin wittenau vom 5.4. auf 6.4. 2010 unterstützen.

Für einen militanten 1. mai!
Für die soziale revolution- für den kommunismus!

-ring militanter autonomer- r.m.a.."

Besser mobiliseren

Jemand ausm Kiez 11.04.2010 - 11:20
Die Gentrifizierungs-Thematik trifft nach wie vor den Nerv vieler AnwohnerInnen hier, da Problem ist u.a. aber, dass diese selten von Szene-Aktionen wissen. Deshalb sind da meist nur 50 bis 100 Menschen, wenn die Kundgebung am Samstag mehr als blosser Aktionismus werden soll, muss da mal ordentlich mobilisiert werden.

Bullenticker-Meldung

Umsonst 11.04.2010 - 17:13
Besetzung eines leerstehenden Cafes in Kreuzberg
Friedrichshain-Kreuzberg

# 1009

Eine Gruppe von bis zu 80 der „linken Szene“ zuzuordnende Personen besetzte gestern ein leerstehendes Cafe in der Oranienstraße in Kreuzberg und verkündete dies über ein Internetportal.
Beim Eintreffen von Einsatzhundertschaftskräften gegen 19 Uhr, befanden sich noch ca. 40 Personen vor und eine unbestimmte Anzahl im Objekt. Ein Vertreter der verantwortlichen Immobilienfirma wurde informiert. Nachdem die Polizei vereinzelt Platzverweise gegenüber Personen ausgesprochen hatte, die sich vor dem Cafe befanden, stürmten die Besetzer auf die Fahrbahn. Ein erneutes Zuströmen in das jetzt menschenleere Objekt wurde durch die eingesetzten Beamten verhindert, indem sie sich vor den Eingang stellten.

Diese polizeilichen Maßnahmen führten zu lautstarken Unmutsäußerungen der Besetzer und später auch vereinzelt zu körperlichen Attacken gegen die eingesetzten Beamten. Dabei nahmen die Polizisten drei Männer fest. Gegen einen 22-Jährigen, der sich durch Treten und Schlagen seiner Festnahme zu entziehen versuchte und hierbei auch ein geparktes Auto beschädigte, setzten die Beamten Pfefferspray ein. Dem Festgenommenen wurden anschließend die Augen ausgespült und er wurde in einem Krankenhaus ambulant behandelt. Wie die beiden anderen Festgenommenen wurde auch er nach erkennungsdienstlicher Behandlungen entlassen.

Gegen 20 Uhr befanden sich noch ca. 20 Personen vor dem Cafe, die sich nach und nach selbständig entfernten.
Der Objektverantwortliche sicherte das Geschäft und erstattete Strafanzeige wegen schweren Hausfriedensbruchs. Außerdem wurden Strafermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, versuchter Gefangenenbefreiung, Körperverletzung, Widerstandes und Sachbeschädigung eingeleitet.

Presse

Mein Name 11.04.2010 - 18:03
MoPo
Festnahmen nach Ladenbesetzung
Sonntag, 11. April 2010 18:09
Die Besetzung eines Ladengeschäfts am Heinrichplatz in Kreuzberg ist am Samstagabend mit einem Polizeieinsatz und drei Festnahmen zu Ende gegangen. Rund 80 Menschen besetzten am Nachmittag ein ehemaliges Café, teilte die Polizei am Sonntag mit. Nach Information der Besetzer wollten Anwohner und Angehörige der linken Szene dort einen „Umsonstladen“ eröffnen. Die Immobilienfirma, die für den Laden verantwortlich ist, rief die Polizei. Diese löste die Besetzung auf. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Besetzern. Die Polizei nahm drei Männer fest. Sie erteilte unter anderem Strafanzeigen wegen Landfriedensbruch, Widerstand und Sachbeschädigung.

taz
Polizeieinsatz im Jenseits

Das leer stehende Café Jenseits am Kreuzberger Heinrichplatz wird kurz in Umsonstladen verwandelt. Polizei nimmt drei der Aktivisten fest. Die kritisieren Härte des Einsatzes. VON SEBASTIAN HEISER

Die Polizei hat am Samstag die nur wenige Stunden dauernde Besetzung des ehemaligen Cafés Jenseits am Heinrichplatz in Kreuzberg beendet. Bei den Auseinandersetzungen wurden mehrere Personen verletzt, drei Personen wurden vorübergehend verhaftet.

Das Künstlerlokal an der Kreuzung von Oranienstraße und Mariannenstraße stand seit Januar leer. Der Wirt Clement de Wroblewsky gab an, es habe eine Mieterhöhung von 100 Prozent gegeben, die er sich nicht habe leisten können. Am Samstag um 14 Uhr wurde das Café von rund 80 Personen besetzt.
Anzeige

Die Besetzer wandten sich in einer Erklärung dagegen, dass immer mehr Menschen mit geringen Einkommen den Kiez verlassen müssten: "Alteingesessene Betriebe mit Angeboten, die auch für Menschen mit wenig Geld erschwinglich waren, werden zugunsten von teuren Geschäften und Restaurants, die sich an eine Kundschaft mit hohem Einkommen wenden und auch entsprechend mehr Miete zahlen können, verdrängt."

Die Besetzer eröffneten in dem Café einen "Umsonstladen" mit dem Namen "Diesseits". Wer gebrauchte Waren nicht mehr benutzt, sollte diese dort abgeben, damit andere Menschen sie kostenlos mitnehmen können. Sie boten dem Vermieter an, die Betriebskosten für den leer stehenden Laden zu übernehmen.

Nachdem die Polizei gegen 19 Uhr kam, liefen die Besetzer auf die Straße. Die Beamten riegelten den Zugang zum Lokal ab. Laut Polizei führte das zu "lautstarken Unmutsäußerungen der Besetzer und später auch vereinzelt zu körperlichen Attacken gegen die eingesetzten Beamten". Die Besetzer haben das anders erlebt. Ihnen zufolge "stürmten immer wieder Gruppen von Polizisten ohne Vorwarnung völlig grundlos auf einzelne Kleingruppen zu und misshandelten die Menschen massiv mit Schlägen und Tritten".

Drei Menschen wurden vorübergehend festgenommen und später am Abend entlassen, nachdem die Polizei ihre Fingerabdrücke registriert und Porträtfotos von ihnen angefertigt hatte. Ein 22-Jähriger musste im Krankenhaus behandelt werden, nachdem die Polizei ihm Pfefferspray in die Augen gesprüht hatte. Nach Darstellung der Polizei hatte er sich zuvor "durch Treten und Schlagen seiner Festnahme zu entziehen versucht" und dabei sogar ein geparktes Auto beschädigt. Die Polizei erstattete gegen die Besetzer eine Reihe von Strafanzeigen wegen Landfriedensbruchs, versuchter Gefangenenbefreiung, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Widerstands gegen die Staatsgewalt. Die Vorwürfe, der Einsatz sei unverhältnismäßig gewesen, wies Polizeisprecher Frank Millert pauschal zurück.

Für den kommenden Samstag planen die Besetzer um 15 Uhr eine Demonstration vor dem Gebäude.

Mehr Presse

... 11.04.2010 - 20:52
Tagesspiegel 1:
Polizeieinsatz nach Anwohnerprotest

am Kreuzberger Heinrichplatz

Bis in die späte Nacht war die Polizei am Sonnabend am Heinrichplatz in Kreuzberg im Einsatz. Dort wollten „Anwohnerinnen und Anwohner aus Kreuzberg 36“, wie es in einer E-Mail an die Presse hieß, seit Anfang des Jahres leerstehende Ladenflächen öffnen und einen Umsonstladen einrichten, der auch Café auf Spendenbasis und Begegnungsort für die Nachbarschaft sein sollte. Die Aktion sei ein Protest gegen die im Kiez enorm steigenden Mieten. Man wolle mit dem Besitzer des Hauses einen Nutzungsvertrag abschließen. Laut Polizei hatten sich die Initiatoren dann aber bereit erklärt, den Laden doch wieder zu verlassen. kög


Tagesspiegel 2:
Besetzer werfen Polizei Gewalt vor
Umstrittener Einsatz in Kreuzberg

Sympathisanten einer kurzzeitigen Hausbesetzung in Kreuzberg haben der Polizei einen „massiven und brutalen Einsatz“ vorgeworfen. Unbeteiligte seien „grundlos misshandelt“ worden, hieß es. Diese Vorwürfe wies die Polizei zurück. Wie berichtet, hatten sich gegen 14 Uhr etwa 80 Personen am Heinrichplatz versammelt, einige hatten ein seit einiger Zeit leer stehendes Lokal „besetzt“. Die Aktion war schon kurz danach im Internet angekündigt worden.

Erst gegen 17 Uhr rückte dann die Polizei an. Wie es im Präsidium hieß, seien die Beamten vor dem Lokal zunächst angepöbelt und dann körperlich attackiert worden. Drei Männer wurden festgenommen, ein 22-Jähriger wehrte sich so vehement, dass Pfefferspray eingesetzt werden musste. Ihnen wird Landfriedensbruch, Körperverletzung und versuchte Gefangenenbefreiung vorgeworfen. Die Parterreräume selbst musste die Polizei nicht mehr räumen, alle Besetzer waren gegen 19 Uhr freiwillig gegangen. Insgesamt waren etwa 100 Polizisten im Einsatz.

In einer Pressemeldung, die „Anwohner aus Kreuzberg 36“ unterzeichnet haben, wird die Aktion mit den „explodierenden Mieten“ begründet. Auch das Café „Jenseits“ am Heinrichplatz habe deswegen schließen müssen. Der Hauseigentümer, so wird in der Erklärung behauptet, habe die Miete verdoppelt. „Viele Menschen können sich die Mieten nicht mehr leisten und müssen den Kiez verlassen“, heißt es weiter.

Am kommenden Sonnabendnachmittag will die linke Szene am Heinrichplatz demonstrieren, unter dem Motto: „Steigende Mieten stoppen, Polizeigewalt entgegentreten!“ Ha

ddp-Meldung
(ddp-bln). Die Polizei hat am Samstagabend ein von der linken Szene besetztes, leerstehendes Café in Kreuzberg geräumt. Nachdem es zu Rangeleien gekommen war, seien drei Besetzer festgenommen worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Einer der Aktivisten sagte, rund 100 Polizisten seien ohne Vorwarnung in das Café gestürmt, in dem gerade die Eröffnung eines sogenannten Umsonstladens gefeiert wurde. Die Aktion sollte ein Zeichen gegen die exlodierten Mietpreise in Kreuzberg sein, sagte er. Bis zum Jahreswechsel habe sich in den Räumen ein beliebtes Café befunden. Nachdem der Besitzer jedoch den Mietpreis verdoppelt habe, seien die Betreiber zur Aufgabe gezwungen gewesen.


Über die Immobilienfirma

Anwohna 11.04.2010 - 21:30
Anscheinend wurde der Wunsch an die Polizei, doch gewaltsam zu räumen, wohl von der Firma Mähren Immobilien ausgesprochen. Interessant könnte die Selbstbeschreibung dieser Firma sein:

"Der Berliner Immobilienmarkt ist der wohl lebendigste und interessanteste in Deutschland. Und obwohl die Wachstumsraten für Berlin seit einiger Zeit enorm steigen - Berlins Potential für renditestarke Immobilieninvestments ist längst noch nicht ausgeschöpft.
Unser ganzheitliches Betreuungskonzept bietet Ihnen:

* eine kompetente Beratung und Betreuung beim Verkauf von Häusern, Grundstücken und Wohnungen
* Analyse, Auswahl und Vermittlung von Immobilien als Kapitalanlagen
* Portfolio-Aufbau sowie sicheres Portfolio-Management für finanzkräftige Investoren
* kontinuierliche Maßnahmen zur Werterhaltung und Wertsteigerung des Liegenschaftsvermögens nach dem Erwerb
* die Vermittlung von Mietern für Ihre Immobilien...

Umfangreiche Kenntnisse des Berliner Marktes, ein sicheres Gespür für kommende Trends in der Entwicklung von Stadtvierteln, sowie die langjährige Erfahrung unseres Teams sind die Grundlage für eine stets hohe Beratungsqualität im Sinne unserer Kunden. Um Ihnen diese besondere Expertise auch weiterhin bieten zu können, bekennt sich Mähren Immobilien ganz klar zum Standort Berlin." Garniert wird das ganze mit einem Foto der Oberbaumbrücke ( http://www.maehren-immobilien.de/unternehmen).

Wer also etwa in einem Altbau an der Grenze Neukölln/ Treptow wohnt, der über Mähren Immobilien verkauft werden soll und als "Renditeobjekt in aufstrebender Kiezlage" angepriesen wird, sollte schon jetzt anfangen, sich Gedanken über zukünftige Mietsteigerungen zu machen, vielleicht schon mal Geld zu sparen, einen neuen Job zu suchen, sich nach einer neuen Wohnung in Hellersdorf umzusehen - oder sich mit den anderen Bewohner_innen im Haus zu vernetzen, um jeder Mieterhöhung mit kollektivem Widerstand begegnen zu können! ( http://www.maehren-immobilien.de/node/246)

Mietsteigerung und hübsche Fassade

Peter 11.04.2010 - 22:38
Am Beispiel Jenseits kann mensch auch gut sehen, dass Aufhübschung und steigende Mieten oft Hand in Hand gehen. Das eine Foto unten die Fassade vor, das andere die Fassade nach der Sanierung. Das zweite Bild entspricht nicht der Realität - als es aufgenommen wurde, gabs das Jenseits noch. (Fotos von  http://www.maehren-gruppe.de/?page_id=7#)

Fotos/ Videos Festnahmen gesucht!

Diesseits 12.04.2010 - 06:20
Wenn noch jemand Fotos oder Videos von den Festnahmen oder den Polizeiübergriffen am Samstag hat, wäre es wichtig, dass ihr uns die zukommen lasst, damit sie im Fall von Prozessen eventuell verwendet werden können: als Beweis der Unschuld im Falle von Klagen der Polizei, als Beweis von Übergriffen im Falle von Klagen von uns gegen die Polizei.

- Bitte setzt Euch mit uns in Kontakt über  diesseits@riseup.net!
- Bitte schickt uns KEINE Fotos oder Videos per E-Mail, sondern schickt uns nur eine kurze Info, wir würden uns dann mit Euch treffen.
- Bitte veröffentlicht KEINERLEI Fotos oder Videos von den Festnahmen im Netz! Das kann für die Betroffenen von Polizeigewalt auch sehr negative Folgen haben! Nehmt Kontakt mit uns auf, wir reichen das Material an den Ermittlungsausschuss (EA) weiter, und würden dann in Rücksprache mit diesem und den Betroffenen ggf. einzelne Sachen veröffentlichen.

Alternativ könnt ihr Fotos und Videos natürlich auch direkt dem Ermittlungsausschuss (EA) zukommen lassen.

Noch mehr Presse

Anwohna 12.04.2010 - 06:28
MoPo
Festnahmen nach Besetzung eines Cafés
Montag, 12. April 2010 03:24

Ein leerstehendes Café am Heinrichplatz in Kreuzberg ist am Sonnabend von Angehörigen der linkspolitischen Szene mehrere Stunden lang besetzt worden. Als die Polizei in den Abendstunden eingriff, kam es zu Zusammenstößen zwischen Besetzern und Beamten.
Drei Männer wurden vorübergehend festgenommen, einer von ihnen wurde durch den Einsatz von Pfefferspray verletzt. Das ehemalige "Café Jenseits" an der Oranienstraße war laut Polizei gegen 14 Uhr von etwa 80 Personen besetzt worden. Die Aktion sollte nach Angaben der Besetzer den Protest gegen drastisch steigende Mieten in Kreuzberg unterstreichen. Symbolisch eröffneten die Aktivisten einen "Umsonstladen". Gegen 19 Uhr schritt die Polizei mit Einsatzhundertschaften ein und erteilte gegen Menschen, die sich vor dem Lokal aufhielten, mehrere Platzverweise. Als die Besetzer daraufhin auf die Straße stürmten, riegelte die Polizei das besetzte Objekt ab. Daraufhin schlugen und traten mehrere die Polizisten. Drei Männer wurden festgenommen.Angaben von Besetzern und Zeugen, die Polizei sei grundlos gewalttätig eingeschritten, wies die Polizei gestern zurück. Neben einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs werde wegen Sachbeschädigung, versuchter Gefangenenbefreiung, Landfriedensbruchs, Körperverletzung und Widerstand ermittelt.

Mähren-Immobilien-Angestellte aktiv

-------------- 12.04.2010 - 13:16
Bin gerade am Laden vorbeigekommen, Typen mit Mähren-Immo-Aufdruck auf der Jacke sind da am Arbeiten, wollen anscheinend so schnell wie möglich jedes Zeichen der Besetzung entfernen, geben sich grosse Mühe dabei, alle Plakate und Aufkleber runterzukratzen. Ob das was nutzt?

Mähren-Immobilien-Angestellte werden frech

Constanze 12.04.2010 - 17:52
Habe gerade im Laden gestanden und nachgefragt, ob ich einige der Sachen, die da immernoch herumliegen mitnehmen könnte. Daraufhin meinte einer der Mähren-Immo-Typen (ca. 32-34 Jahre, kurze blonde Haare) ich solle den Laden verlassen. Ich meinte, ich hätte doch nur eine Frage gestellt. Ich solle den Laden verlassen, sonst rufe er "die Bullen". Wer er denn sei, fragte ich nach. Statt zu antworten, drängte er mich dann ziemlich aggressiv aus dem Laden...

Ich finde das ganz schön scheiße und ehrlich gesagt, verstehe ich nicht ganz, weshalb so ein Kudamm-Typ hier im Kiez so eine dicke Lippe riskieren kann!

Junge Welt

schreibt auch 12.04.2010 - 23:03
Protest im Diesseits
Berlin: Besetzung eines leerstehenden Ladengeschäfts in Berlin-Kreuzberg endet mit Polizeieinsatz, Räumung und Festnahmen
Von Christian Linde
Gute Stimmung am Samstag vor dem besetzten Cafe Diesseits am Berliner Heinrichplatz. Kurz darauf kam die Polizei
Foto: Rio Freibeuter
Um Luxussanierungen und Eigentümerwechsel zu verhindern, sollten Quartiere »deattraktiviert« werden. So lautete eine der Empfehlungen von Stadtteilaktivisten bei einer Diskussion zwischen Politikern, Mietervertretern und Akteuren der Wohnungswirtschaft über Vertreibungstendenzen aus den Innenstadtbereichen Ende letzten Jahres in Berlin. Wer im Unterhemd rumlaufe oder eine Lidl-Tüte als Kühlschrank-Ersatz auf den Balkon hängt, erwecke den Eindruck von Armut und schrecke Investoren ab. Zu den Signalen des Widerstandes gegen die Umstrukturierung gehört aber offenbar auch eine Neuauflage von Besetzungen »entmieteter« Immobilien. Am vergangenen Samstag nachmittag haben rund 80 Personen vorwiegend aus dem linken Spektrum im Bezirk Kreuzberg ein leerstehendes Cafe besetzt, um gegen die rasant steigenden Mieten in dem Szeneviertel zu protestieren.

Nicht nur Mieter, auch alteingesessene Gewerbetreibende würden mittlerweile durch die horrenden Preissteigerungen verdrängt. Ort des Geschehens war das ehemalige Cafe Jenseits am Heinrichplatz. Nachdem der Eigentümer die Gewerbemiete mit 40 Euro pro Quadratmeter nahezu verdoppelt hatte, mußte der Betreiber das Künstlerlokal schließen. In einer Erklärung wandten sich die Besetzer gegen explodierende Mieten und die Vertreibung von Menschen mit geringem Einkommen und der »Yuppiesierung« des Stadtteils. »Während wir immer mehr Geld für die Miete ausgeben müssen, bleibt immer weniger zum Leben. Wir brauchen und wollen kein weiteres Luxus-Cafe am Heinrichplatz, sondern einen Laden, der uns hilft, unsere Bedürfnisse zu erfüllen und der gleichzeitig ein Ort ist, wo sich auch Menschen mit wenig Geld aufhalten können.« Kurzerhand hatten die Besetzer die seit Januar leerstehende Gewerbefläche dann unter dem Namen »Diesseits« zu einem »Umsonstladen« umfunktioniert. Menschen sollten gebrauchte Gegenstände bringen, für die sie keine Verwendung mehr haben. Und Menschen, die Dinge suchen, konnten sich diese mitnehmen – ohne Bezahlung. Gleichzeitig boten die »neuen Betreiber« dem Eigentümer an, die Betriebskosten für den leerstehenden Laden zu übernehmen.

Als es gegen 19.30 Uhr zu einem Polizeieinsatz kam, verließen die Besetzer die Räumlichkeiten. Nachdem die Einsatzkräfte den Zugang zum Lokal abriegelten, kam es nach Polizeiangaben zu »lautstarken Unmutsäußerungen der Besetzer und später auch vereinzelt zu körperlichen Attacken gegen die eingesetzten Beamten«. Drei Männer wurden festgenommen. Gegen einen 22jährigen, der sich »durch Treten und Schlagen« seiner Festnahme zu entziehen versuchte, setzten die Beamten nach eigenen Angaben Pfefferspray ein. Die Besetzer sprachen von einem »brutalen Polizeieinsatz«. Immer wieder seien Gruppen von Polizisten »ohne Vorwarnung völlig grundlos auf einzelne Kleingruppen« zugestürmt. Es sei zu massiven Mißhandlungen durch Schläge und Tritte gekommen. Laut Mitteilung der Polizei wurden Strafermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, versuchter Gefangenenbefreiung, Körperverletzung, Widerstandes und Sachbeschädigung eingeleitet. »Wir haben ein friedliches Zeichen gegen steigende Mieten und Verdrängung gesetzt. Wenn aber Polizei und Staat mit brutaler Gewalt reagieren, werden immer mehr Menschen die Meinung vertreten, daß es notwendig ist, dieser Gewalt einen entschlossenen Widerstand entgegenzusetzen«, heißt es in der Erklärung der Aktivisten.

Für den kommenden Samstag ist unter dem Motto »Steigende Mieten stoppen, Polizeigewalt entgegentreten« eine Demonstration geplant.

Am 17. April

Freiraumdemo auch in Erfurt 13.04.2010 - 02:09
Am 17. April findet eine seit Monaten angekündigte Freiraumdemo in Erfurt statt:
 http://wba.blogsport.de/2010/03/25/demo-am-17-04-in-erfurt-2/

Flugblätter/ Text für die Kundgebung Samstag

befinden sich hier 14.04.2010 - 04:17
Hier die Einladung für die Kundgebung am Samstag, die gerne auch noch weiterverschickt werden kann. Dazu noch Kopiervorlagen für Flyer A4 (für Haustüren etc.) und 2xA5 (für Läden, zum Verteilen...)

Kundgebung & Demonstration

Umsonstladen statt Yuppie-Bar am Heinrichplatz! Steigende Mieten stoppen! Polizeigewalt gemeinsam entgegentreten!

Samstag, 17.04. // 15 Uhr // Heinrichplatz (vor dem ehemaligen Cafe Jenseits)

In den letzten Jahren sind die Mieten in der berliner Innenstadt explodiert. Nirgendwo in Berlin müssen die Menschen einen so hohen Anteil ihres Einkommens für Miete aufbringen wie in Kreuzberg. Und wer heute seine Wohnung in Kreuzberg verliert, muss, sofern er oder sie kein hohes Einkommen besitzt, davon ausgehen, dass er oder sie in Kreuzberg keine bezahlbare Wohnung mehr finden wird.

Während die Mieten für Wohnungen explodieren und immer mehr Menschen mit geringen Einkommen den Kiez verlassen müssen, ändert sich auch die Gewerbestruktur. Alteingesessene Betriebe mit Angeboten, die auch für Menschen mit wenig Geld erschwinglich waren, können sich die gestiegenen Mieten nicht mehr leisten, und werden zugunsten von teuren Geschäften und Restaurants, die sich an eine Kundschaft mit hohem Einkommen wenden und auch entsprechend mehr Miete zahlen können, verdrängt. Während vor einigen Jahren die Gewerbemieten in der Oranienstrasse in der Regel noch unter 20 Euro pro m² lagen, hat für ebenfalls am Heinrichplatz gelegene freie Flächen der Kaffeehaus-Konzern Starbucks kürzlich angeboten, 40 Euro pro m² zu zahlen. Wenn sich solche Mieten für Gewerbeflächen in Oranienstrasse und Umgebung durchsetzen, werden ein grosser Teil der heute existierenden Läden und Gewerbe zur Aufgabe erzwungen sein und durch entsprechend schickere und teurere Läden verdrängt werden.

Nach vielen Jahren musste Ende letzten Jahres auch das günstige und bekannte Cafe „Jenseits“ am Heinrichplatz aufgeben, nachdem der Eigentümer des Hauses die Miete verdoppelt hatte. Seitdem werden die Räume durch die Immobilienfirma „Mähren-Immobilien“ zur Vermietung angeboten: 3.000 Euro Kaltmiete für 80 m² und Monat, das sind fast 40 Euro pro m² und Monat.

Während wir immer mehr Geld für die Miete ausgeben müssen, bleibt immer weniger zum Leben. Wir brauchen und wollen kein weiteres Luxus-Cafe am Heinrichplatz, sondern einen Laden, der uns hilft, unsere Bedürfnisse zu erfüllen und der gleichzeitig ein Ort ist, wo sich auch Menschen mit wenig Geld aufhalten können: zum Nachdenken, Reden, Schachspielen, Rumhängen, und natürlich auch um gemeinsam Pläne zu schmieden, wie wir die derzeitige Entwicklung, wo einige reiche Menschen immer reicher und viele Menschen immer ärmer werden, stoppen und umkehren können.

Wir treffen uns am Samstag, den 17.04.10, um 15 Uhr am Heinrichplatz, um gemeinsam gegen die steigenden Wohnungs-Mieten in Kreuzberg 36 und die Verdrängung von alteingesessenen Gewerbebetrieben zu demonstrieren.

Bereits am letzten Samstag wurde das ehemalige Cafe Jenseits besetzt und hier ein Umsonstladen eingerichtet. Obwohl dem Hausbesitzer angeboten wurde, Betriebskosten zu zahlen, wurde das Projekt nach wenigen Stunden durch einen brutalen Polizeieinsatz zerstört. Doch wir geben nicht auf: Umsonstladen statt Yuppie-Bar am Heinrichplatz – jetzt erst recht! Billige Mieten statt hohe Profite für die Immobilien-Besitzer! Polizeigewalt gemeinsam entgegentreten!

Anwohnerinnen und Anwohner aus Kreuzberg 36 und ihre Freundinnen und Freunde

Mehr Informationen: Tel. 01578/ 721 07 77

VIDEO: Die Besetzung des “Café Jenseits”

Dein Name 16.04.2010 - 12:38
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Infos zum Eigentümer

karlos popel 16.04.2010 - 15:51
Die Fassade des Cafés wird komplett mit Spanplatten dicht gemacht! Scheinbar haben die Eigentümer Angst vor Glasbruch. Dabei sollte allen Anwohner_innen doch eigentlich klar sein, dass sie ihren Kiez nicht demolieren müssen. Es gibt sowieso noch keinen Nachmieter, denn es war der Hauseigentümer selbst, der einigen Pressemenschen erzählt hatte, dass das Café für 3000 Euro ab Montag "an eine Cocktailbar" vermietet werde. Anwohner_Innenvernetzung statt Glasbruch! Wir lassen uns am Samstag von den Cops und der Presse nicht ins Schema-F pressen...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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vor ort — bla

Kommunikation — Roland Ionas Bialke

@Bialke — Afa

antwort auf räumung — is was?