Professor Heinsohn den Lehrauftrag entziehen!

Wieland von Hodenberg, Bremer Montagsdemo 23.03.2010 12:48 Themen: Antifa Antirassismus Bildung Soziale Kämpfe
Seit 1984 lehrt ein gewisser Professor Dr. Dr. Gunnar Heinsohn Sozialpädagogik an der Uni Bremen. Was sich dieser Professor mit seinem jüngsten Artikel in der FAZ und auszugsweise in der „Blöd“-Zeitung leistete, ist ein absolut (un)geistiger Rückfall in die Zeit der faschistischen Barbarei! Bei Wikipedia findet sich unter „Einzelnachweise“ zudem der frauenfeindliche Heinsohn-Satz: „Schuld an Kriegen sind die Mütter“.
Heinsohn schreibt, daß die Kinder von Hartz IV – Opfern minderwertig, dümmer und fauler seien als die Kinder von anderen deutschen Müttern. Diese Kinder entstammten einer „Unterschicht“, die sich durch Sozialhilfe immer mehr vergrößere und hemmungslos vermehre und den „Leistungsträgern“ auf der Tasche liege. Während sich die „Unterschicht“ auf diese Weise vermehre, bekämen die „deutschen Frauen der Leistungsträger zu wenige Kinder“. Der Staat müsse also das weitere Kinderkriegen verhindern, „indem man deren Angehörigen die Lebensgrundlage entzieht“. Deutschland brauche diese minderwertigen Kinder nicht, sondern es brauche die sozial wertvollen Kinder der Karrierefrauen.“

Ich traute zunächst meinen Augen nicht, und mir stockte fast der Atem, als ich das las. Wird hier einer neuen Art von Euthanasie das Wort geredet? So etwas hätte vor mehr als einem halben Jahrhundert genauso gut im Nazi-Hetzblatt „Stürmer“ stehen können! Doch es stand in der ach so seriösen „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, hinter der sich angeblich immer ein kluger Kopf verbirgt. Für mich wäre das ein klarer Fall für den Presserat – sofern dieser überhaupt noch halbwegs demokratisch funktioniert. Große Hoffnung, daß der eine geharnischte Rüge aussprechen wird, habe ich allerdings nicht!

Der Publizist Rudolf Stumberger stellt mit Blick auf Heinsohn zutreffend fest, daß es hemmungslos sei, was Vertreter einer neuen Rassen- und Klassenhygiene sich da trauten öffentlich von sich zu geben. Hartz IV – Empfänger und ihre Familien spielten inzwischen die Rolle einer Bevölkerungsgruppe, auf die man mittlerweile ungestraft einschlagen und ihr die Lebensgrundlage absprechen könne. „Sozialhilfe auf fünf Jahre zu begrenzen“ um sie so zu dezimieren, das sei der „grandiose“ Vorschlag dieses Soziologie-Professors.

In einem Internet-Blog konnte ich kürzlich Folgendes lesen: „Der Damm ist längst gebrochen, der in Erinnerung an Auschwitz und andere Verbrechen, die man gern schon als ,Geschichte’ betrachtet, die übelsten Ausfälle der Hetzer zurückhielt. Herrengehabe ist auf den Plan getreten und hat mit dem rechten Handrücken die Hindernisse vom Tisch gefegt, die dem freien Spiel der Verachtung im Wege lagen. (…)Wer in dieser Welt von genetischen Dispositionen faselt, will Menschen aussondern und ihnen die Schuld für das Versagen einer Gesellschaftsorganisation als persönlichen unkorrigierbaren Makel anheften“.

So ist es! Und der Bremer Professor Gunnar Heinsohn setzt der allgemeinen Hetze jetzt die Krone auf! Dieser Mann ist nicht nur eine Schande für die Bremer Universität, sondern für die gesamte Republik! Was sagt eigentlich das Rektorat dazu, und wo bleibt eine entsprechende Reaktion der Bildungsgewerkschaft GEW auf diese Ungeheuerlichkeit? Eine Strafanzeige gemäß Paragraf 130 Strafgesetzbuch, getragen von möglichst vielen Menschen und Organisationen, wäre das Mindeste und ist ja auch bereits geschehen. Die Uni sollte ihn so behandeln wie er die Hartz IV – Drangsalierten behandelt sehen will. Sie sollte ihm zwecks Rettung ihres Rufes so schnell wie möglich den Lehrauftrag entziehen und ihn ausschließen! Auch vom rot-grünen Bremer Senat sei eine baldige und eindeutige Stellungnahme gefordert, um noch mehr Schaden von der Stadt abzuwenden!

Wieland von Hodenberg, Mitstreiter der „Initiative Bremer Montagsdemo“


Quellen: Wikipedia
www.heise.de
www.faz.net
Feynsinn  http://hamburglinks.wordpress.com
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Ergänzungen

schlap

bla 23.03.2010 - 13:37
In schönster Goebbelstradition liest du nur das heraus, was dir paßt und dichtest es maulgerecht konsumierbar für die lesefaule Masse um. Allen die auch mal den Originalbeitrag lesen und nicht nur einstimmig im Froschkonzert mitquäcken wollen, hier der link Link zu einer Webseite Seine Statistiken sind nunmal Fakten und ein "Der hats gesagt, der hats gesagt - hängt ihn." ist genauso dumm und ignorant, wie die Schlußfolgerungen vom Heinsohn, daß aus Hartz4-Zusammenhängen 100% Müllkinder entstehen.

Heinsohn & Co.

Entdinglichung 23.03.2010 - 17:40
ernst nehmen sollte mensch Heinsohn nicht, immerhin ist er ein führender "Chronologiekritiker", der u.a. behauptet, dass es die Sumerer nie gegeben habe

Fehlende klassenspezifische Diskursanalyse

Andreas Kemper 23.03.2010 - 21:56
Hmmm, leider wurde meine Ergänzung als "nicht inhaltlich" klassifiziert. Ich verstehe die Kriterien hier nicht, die darüber entscheiden, ob eine Ergänzung als "inhaltlich" oder "nicht inhaltlich" qualifiziert wird.

Daher versuche ich es noch einmal mit einer inhaltliche Ergänzung, in dem ich auf einen Beitrag verweise, welcher das Probleme der aufkommenden Sozialeugenikdebatte durch Heinsohn, Sloterdijk, Heinsohn usw. analysiert. Dieser Beitrag ist in jedem Fall eine Ergänzung, da er auf einen aktuelleren Heinsohn-Artikel zum Thema verweist als der obige Text:

"In die Bildungsferne geboren" Neues von Heinsohn

Link hat nicht funktioniert

Andreas Kemper 24.03.2010 - 02:07
Könnt ihr den folgenden Link oben einfügen?

"In die Bildungsferne geboren - Neues von Gunnar Heinsohn
 http://dishwasher.blogsport.de/2010/03/20/in-die-bildungsferne-geboren-neues-von-heinsohn/

Danke

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 4 Kommentare

Neue Formen und Arenen der Auseinandersetzung

Freund der Alternative 23.03.2010 - 13:16
Um eins vorweg klarzustellen: Ich kann die Aufregung verstehen und die Kritik an Heinsohn nachvollziehen.
Aber ich denke, dass sich sozialkritische und emanzipiative Kritik in der Auseinandersetzung mit dieser neuen Form der intellektuellen Kritik von oben dringend neue Diskursstrategien und politischen Arenen der Auseinandersetzungen suchen muss! Es kann doch nicht der neue linke Mainstream sein, dass jede Reaktion auf Äußerungen von Heinsohn, Sloterdijk oder Sarrazin die Forderung nach Verboten, gesellschaftlicher Ächtung oder der Kündigung irgendeines der meisten vielen Arbeitsverhältnisse dieser Leute ist. Wer sich auf eine solche einzig auf Restriktionen und Repressionen aufbauende Diskurse einlässt, wird in anderen Überwachungsdiskursen kaum überzeugend ei ne libartäre Diskursstrategie vertreten können. Letztlich werden mit diesem Verbotsdiskurs die Argument dieser Leute bestätigt. In Deutschland ist die politische Diskurskultur ohnehin alles andere als freiheitlich und libertär, eine linke libertäre Alternative darf diesen verhängnisvollen autoritären Diskursstrategien nicht auch per eigener Argumentationsstrategien auftrieb geben.
In der Auseinandersetzung mit anderen politisch-gesellschaftlichen Meinungen hat sich in linken Diskursen so schon lange eine übelst autoritäre Strategie verbreiten können, diese Expansion der Verbotsdiskurse muss von einer wirklich emanzipativen und libertären Linken dringend Einhalt geboten werden. Erst wenn sich in der Linken freiheitliche und auf Argumenten basierende Diskursstrategien etablieren könne und dieser überzeugend in die Öffentlichkeit getragen werden, ist eine ernstzunehmende linke Kritik in öffentlichen Diskursen wieder möglich. Wenn sich aber die Linke nach wie vor auf autoritäre Verbotsdiskurse einlässt, werden alle die Kritik an der linken Staats- und Verbotsaffirmation recht behalten und so in weiten Teilen der Öffentlichkeit gar keine weiteren Argumente gegen linken Standpunkten vorbringen müssen als eben die Ablehnung dieser Verbotsdiskursstrategie um in großen Teilen der Bevölkerung als „wahre Kritiker“ Anerkennung zu finden. Daher ist diese Form der politischen Auseinandersetzung in der Diskussion mit diesen neuen „Kritikern von oben“ klar gescheitert. Auch linke, emanzipative und libertäre Argumentationen haben das potential zu überzeugen – glaubt halt selbst wieder an alternative Lebensentwürfe – und vertreten diese dann in der Öffentlichkeit. Schafft viele Alternativdiskurse, akzeptiert auch die anderen gesellschaftlichen Diskurse, setzt euch mit diesen auseinander und entwickelt Gegenstrategien und Argumente, aber lasst euch doch nicht auf diesen Wettlauf der lautesten Verbotsschreierei ein!

klassenspezifische Diskursanalyse

Andreas Kemper 23.03.2010 - 14:23
Hallo Freund der Alternative

Ich gebe dir bedingt Recht.
Woran es fehlt sind allerdings weniger Alternativdiskurse, sondern fundierte Analysen der Publikationen, wie sie Heinsohn, Sarrazin, Sloterdijk usw. seit spätestens einem halben Jahr in einer neuen Qualtiät bringen.
Unterdrückung, Herrschaft und Diskriminierung wird in Deutschland noch immer diskriminierungshierarchisch analysiert. Dies hängt nicht nur mit dem Allgmeinen Gleichbehandlungsgesetz, den Europäischen Antidiskriminierungsrichtlinien oder der Praxis der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zusammen, die prinzipiell klassenspezifische Diskriminierungsformen ausblenden. Auch in emanzipatorischen Gruppen, die von ihrem Anspruch "Race, Class, Gender, ..." in gleicher Weise berücksichtigen wollen, wird die Klassendiskriminierung als Unterdrückunsform letztlich nicht berücksichtigt, wie vor kurzem noch Anne Lenz und Laura Paetau in ihrer lesenswerten Untersuchung "Feminismen" feststellten. Kritische Diskursanalysen untersuchen in der Regel rassistische Diskurse, sexistische Diskurse, antisemitische Diskurse... Eine kritische Diskursanalyse, die Klassismen berücksichtigt, wirst du kaum finden. Dabei könnte man zur Zeit aus dem vollen schöpfen, wenn man sich Klassismusdiskurse vorknöpfen würde. Gabriele Winker und Nina Degele sind hier mit ihrem Buch "Intersektionalität" besonders positiv hervorzuheben, da sie nicht nur Klasse neben Geschlecht, Rasse und Körper als "gleichberechtigte" Strukturform verstehen, sondern von der kapitalistischen Akkumulationsform ausgehen und eine Methode für intersektionelle Untersuchungen bieten.
Mit fundierten Analysen könnte das Phänomen des neu ausbrechenden Sozialeugenikdiskurses angemessen dargestellt werden - und die linksliberalen Medien müssten sich nicht in Schweigen oder einem verlegenen "Sowas sagt man aber nicht" erschöpfen.

feststellung

ameN 23.03.2010 - 16:16
es ist doch wohl klar, dass kinder aus schlechteren sozialen umfeldern tendenziell auch schlechtere chancen haben. dies liegt vor allem an mangelnder frühkindlicher förderung durch die familie, aber auch an einer benachteiligung in den bildungsinstitutionen. des weiteren müssen auch die persönlichen potenziale berücksichtigt werden. und das menschen, welche nicht so gut ausgebildet sind, nach der kap. logik als minderwertig betrachtet werden ist nur logisch. und dein artikel ist mal übelster bildzeitungsstyle..

nicht schlimm

wer? 23.03.2010 - 23:56
"Ich verstehe die Kriterien hier nicht, die darüber entscheiden, ob eine Ergänzung als 'inhaltlich' oder 'nicht inhaltlich' qualifiziert wird"

Keine sorge, da bist du nicht aleine, die kappiert hier keiner mehr, nicht mal die indy-mods selber. (erzählen sie mitunter zumindest im privat-gespräch)