Berlin: Luxus-Auto-Lofts in Kreuzberg III

Karl K. 23.03.2010 15:27 Themen: Freiräume Repression

Im September 2008 wurden hier auf Indymedia in einem längeren Text die sogenannten "Carlofts", Luxus-Lofts in Kreuzberg mit Autolift unter dem Motto "Luxus, Komfort und Sicherheit", vorgestellt. im Juni 2009 folgte ein weiterer Text, in dem berichtet werden konne, dass es dem Luxusprojekt "CarLoft", aufgrund vielfältiger, kreativer und wütender Protestaktionen, nicht besonders gut geht. Und auch heute, wiederum ein dreiviertel Jahr später, gibt es wieder einiges über das Geschehen in der Reichenberger Str./ Ecke Liegnitzer Str. und Umgebung zu berichten.

Ungeliebte CarLofts

Bei den "CarLofts" handelt es sich um insgesamt 11 aussergewöhnlich teure Luxuslofts, die zu Preisen zwischen 500.000 und 1,5 Millionen Euro angeboten werden. Das besonders Exklusive an diesen CarLofts ist die Möglichkeit, das dazu passende Luxusauto mit auf die eigene Etage zu nehmen und direkt vor dem Schlafzimmer im 4. Stock zu parken. Hinzu kommt ein Garten auf jeder Etage - gut geeignet zum Beispiel, wie es die CarLoft-Werbung vorschlägt, zum "Üben von Golf". Angesiedelt sind die "CarLofts" im Herzen von Kreuzberg 36 in der Reichenberger Strasse, einem Gebiet, das seit einigen Jahren von drastischen Mietsteigerungen und Verdrängungsprozessen betroffen ist.

Das Luxusprojekt "CarLofts", als Projekt als solches und als unübersehbares Element in den Gentrifizierungsprozessen in SO36, war von Beginn an massiver Kritik ausgesetzt. Diese Kritik hat, wie im Indy-Artikel von 2009 ausführlich beschrieben ist, dazu geführt, dass die Nachfrage nach dem Kauf eines dieser CarLofts deutlich zurückgegangen ist. Wichtige Elemente dieser Kritik waren die mehrfache spontane Zusammenrottung von Anwohner_innen, eine öffentliche Skandalisierung, die Thematisierung des Objekts im Rahmen von Kiezspaziergängen, Demonstrationen und Aktionen und eine Vielzahl von nächtlichen Besuchen. Die Kritik war so massiv und in der Summe so wirksam, dass bis zum Sommer 2009 anscheinend nur zwei von 11 Lofts verkauft werden konnten, obwohl der Investor Kauka vorher getönt hatte, alle Lofts seien schon so gut wie verkauft und die Nachfrage übersteige bei weitem das Angebot.

Auch in der 2. Hälfte des Jahres 2009, während die steigenden Mieten plötzlich ein Thema waren, mit dem sich auch SPD, PDS und Grüne beschäftigten (also genau diejenigen, die diese Entwicklung zugelassen bzw. verursacht haben), wurde die Kritik am Luxusprojekt "CarLoft" wiederholt deutlich formuliert, u.a. mit einer gutbesuchten Videokundgebung unter dem Motto "Wir bleiben alle - steigende Mieten stoppen - CarLofts zur Ruine machen". Der "Spiegel" berichtete im Oktober, dass mittlerweile 7 der Wohnungen verkauft worden seien - eine nur bedingt glaubhafte Angabe. Gleichzeitig wurde in dem Artikel unter dem Titel "Gated Communities - todsicher in die Isolation" über die zunehmende Kritik an den neuen Luxus-Wohnprojekten in Berlin und anderswo berichtet. Ebenso ungenau dürfte aber auch die Angabe der BZ von Ende Oktober sein, die Carlofts seien "allein in den letzten Monaten über 20mal von Chaoten beschädigt" worden. Ein Artikel im Manager Magazin, ebenfalls vom Oktober, führt die mangelnde Nachfrage nach den CarLofts darauf zurück, "dass die Nachbarn dem Haus offen feindselig gegenüberstehen".

Auch im November gab es für die Presse wieder Grund, über die CarLofts zu schreiben: "Ein Luxus-Wohnprojekt in der Liegnitzer Straße in Berlin-Kreuzberg ist erneut Ziel eines Anschlags geworden. Wie die Polizei mitteilte, hatten vermummte Täter am Sonntagabend Steine und Glasflaschen gegen die Fassade des sogenannten Carlofts geworfen" (Berliner Kurier). Dass solche Vorgänge offensichtlich Auswirkungen auf das Investitionsklima haben, bestätigt im gleichen Zusammenhang auch die Morgenpost: "Acht bis zehn Vermummte hatten zuvor mit Steinen und Farbbeutel das Luxusobjekt Carloft attackiert. Im Erdgeschoss wurden sämtliche Fensterscheiben eingeworfen, aber auch in der ersten und dritten Etage gingen mehrere Scheiben zu Bruch... Auf Bewohner, Kaufinteressenten und Bauträger der Wohnobjekte bleiben derartige Anschläge nicht ohne Wirkung...Auch die Betreiber des Projekts wollen sich offiziell nicht mehr zu dem Problem der Anschläge äußern. Inoffiziell wurde allerdings Presseberichten, das Carloft-Projekt sei am Widerstand der linken Szene gescheitert, vehement widersprochen."

Anfang Dezember kam es erneut zu einem grösseren Schaden an der CarLoft-Verglasung - in diesem Zusammenhang wurde offensichtlich ein älterer Mann vom Wachdienst zusammengeschlagen und der Polizei übergeben (leider wissen wir da auch nicht mehr als was in der Presse stand).

Im Dezember wurde berichtet, dass es in Berlin seit Jahresbeginn bereits mehr als 60 grössere Sachbeschädigungen an Luxus-Neubauprojekten gegeben habe. Hingewiesen wurde in diesem Zusammenhang auch auf das Luxus-Sanierungsprojekt in der Glogauer Strasse, ebenfalls im Reichenberger Kiez und nur 100 Meter von den CarLofts entfernt, wo es ebenfalls Wohnungen für über eine Million Euro pro Stück im Angebot gibt - von denen aber noch keine verkauft worden sei.

Bislang sind, so können wir wohl zusamenfassend sagen, die "CarLoft" nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte, sondern eher eines der wenigen Beispiele, wo es gelungen ist, durch kreative, entschlossene und vielfältige Kritik einem ungeliebten Investor in die Suppe zu spucken. Und das hat sich mittlerweile auch international rumgesprochen. Die "Basler Zeitung" im Januar 2010: "Carloft hat es schwer in Kreuzberg. Der Klotz steht halb leer; der Eigentümer soll schon viel Geld verloren haben. Niemand will hier wohnen - wegen permanenter Angriffe durch Autonome. Farbbeutel, eingeschlagene Scheiben, Pöbeleien."

"CarLoft"-Investor J. Kauka

Ein kürzlich erschienener, längerer Zeit-Artikel gibt noch mal einen ganz guten Informationsstand über das Investitionsprojekt "CarLofts" und den dahinter stehenden Investor, Johannes Kauka.

Der Artikel beginnt mit einem ganz guten Rückblick auf die erste grosse, in die Hose gegangene CarLoft-Präsentation im Sommer 2008. "Ein roter Teppich spannt sich von der Straße bis zum Rohbau, Sekt ist eingeschenkt, Scheinwerfer flammen auf. Langsam rollt ein schwarzer Mercedes SLK über den Gehsteig ins Haus, in einen hell erleuchteten Autolift hinein. Ein leises Klicken, ein Surren, und der Wagen schwebt hinauf in den fünften Stock, in den Himmel über Berlin-Kreuzberg, wo an die hundert Männer in dunklen Anzügen und Frauen in Cocktailkleidern applaudieren. Der Beifall gilt Johannes Kauka, dem Bauherrn... Johannes Kauka könnte glücklicher nicht sein... Aus dem fünften Stock kann er nicht sehen, was sich unten tut, auf der Reichenberger Straße, zwischen deren Altbauten sein Carloft weiß und kalt wie ein Kühlschrank wirkt. An die hundert Menschen haben sich vor dem Haus versammelt, sie tragen Turnschuhe und halten ihre Fahrräder fest. Das alternative Publikum eines alternativen Stadtviertels. »Bonzenschweine!«, ruft einer hinauf. »Keine Luxuslofts in Kreuzberg!« Kauka nimmt sein Handy und tippt eine Nummer ein. Ein paar Minuten später rücken 120 Polizisten in die Straße ein."

Das ist bis heute ein wichtiger Teil der Strategie Kaukas geblieben, um die angestrebten Profite aus den "CarLofts" doch noch zu verwirklichen: Wachschutz und Polizei. Und Kauka kann dabei mit hoher Unterstützung rechnen. "Kauka wirkt entspannt an diesem Tag. Seit Monaten gab es keine Anschläge mehr. »Ich hatte ein gutes Gespräch mit Innensenator Körting«, sagt er. »Ich habe ihm gesagt, wir haben hier ein Problem. Und Körting hat mir versichert: Wir lassen Sie dabei nicht alleine.« Seitdem laufen Polizisten mit Hunden um sein Carloft."

Wie sieht Kauka die Diskussion um die CarLoft-Investition - mal davon abgesehen, dass öfters die Polizei und noch öfters die Glaserei anrücken muss? »Durchmischung ist wichtig«, sagt Kauka und lehnt sich im Ledersofa zurück. Seit einigen Jahren wird Kreuzberg von Geschäftsleuten wie ihm für einkommensstarke Zuzügler saniert, weshalb sich Kreuzberg-Friedrichshain, wie der gesamte Stadtbezirk heißt, auch im Sozialranking verbessert hat."

"Kaukas Lieblingsorte in Berlin sind das großbürgerliche Charlottenburg, der Gendarmenmarkt mit seinen beiden Domen und der Hackesche Markt. Orte, an denen Berlin leuchtet. Leuchten soll auch sein Leben. Als einer seiner drei Söhne im Verein Fußball spielen wollte, war Kauka dagegen: »Proletensport.« So spielen seine Kinder jetzt Feldhockey, Kanupolo und machen Leichtathletik." Wer weiss - vielleicht würden die Kinder des Investors sogar dankbar sein, wenn es gelänge, das Unternehmen CarLofts in den Ruin zu treiben?

Nicht nur mit Innensenator Körting, sondern auch mit Stadttentwicklungs-Senatorin Reyer - diejenige, die ständig die aktuellen Zahlen über die Mietentwicklung in der berliner Innenstadt kreativ so lange überarbeiten lässt, bis die Welt wieder schön und billig ist - hängt Kauka gelegentlich ab. "Vor Kurzem hat Kauka Berlins sozialdemokratische Stadtentwicklungssenatorin, Ingeborg Junge-Reyer, bei einer Essenseinladung eines gemeinsamen Freundes getroffen. Selbstverständlich hat er ihr von seinem Carloft erzählt. Sie habe den Ansatz »interessant« gefunden, sagt Kauka. Und ihm wiederum berichtet, dass die Mietpreise in Berlin - verglichen mit München, Madrid oder London - nach wie vor verschwindend niedrig seien. Der Investor und die Senatorin scheinen den gleichen Blick auf ihre Stadt zu haben."

Die Zeiten sind gut im Allgemeinen - für Investoren wie Kauka, für die, die schon viel Kohle haben. "Kauka ist mit vier Geschwistern am Tegeler See aufgewachsen. Sein Vater war ein Arzt... Kauka studierte nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre, und als seine Kommilitonen Berlin verließen, um sich die Welt anzusehen, blieb Kauka da – er musste sich um seine erste Firma kümmern. Er begann Häuser zu sammeln... Von der Wende erfuhr Kauka nach Kundenbesuchen in Westdeutschland. Er war gerade auf der Transitstrecke zurück nach Berlin, als sie es im Radio durchsagten. Kauka fuhr mit seinem Wagen bis zur Siegessäule, rannte zum Brandenburger Tor und kletterte auf die Mauer. Als Berliner freute er sich über die Wiedervereinigung. Als Geschäftsmann kamen gute Jahre auf ihn zu."

Gute Geschäfte ja - aber nicht unbedingt bislang in Kreuzberg. Und da ist Investor Kauka richtig sauer. »Brennende Autos, das hält die Leute vom Kauf ab«, sagt Johannes Kauka. Es ist ein neuer Tag, Kauka sitzt im Speisewagen eines ICE-Sprinters nach Frankfurt... Nun haben es die Autonomen also geschafft: Weil er die Lofts nicht loswird, muss er die Kredite länger zahlen als geplant. Und auch der Sicherheitsdienst kostet."

Kauka besitzt nicht nur die CarLofts, sondern ist auch in anderen Immobilienbereichen aktiv (weiss jemand genaueres?). Und auf die CarLofts gibt es ein Patent - weltweit sollen in den nächsten Jahren solche Projekte entstehen. Wenn der entsprechende Profit rausspringt, sind Investoren nicht besonders zimperlich - das hat Karl Marx schon gewusst, und Kauka zeigt, dass sich das bis heute nicht verändert hat.

"Am Frankfurter Hauptbahnhof wird Johannes Kauka von einem Fahrer mit schwarzem BMW abgeholt. Er fährt an den Türmen der Deutschen Bank vorbei, der UBS, der Commerzbank, hinab in eine Tiefgarage, Fahrstuhl, fünfter Stock, Besprechungszimmer, Espresso. Die Kunden sind zwei Männer Ende vierzig, schmale Anzüge, schwarze Lederschuhe. Es gibt grünen Tee aus verchromten Kannen. »Lassen Sie uns den Themenplan, den ich Ihnen gestern gemailt habe, durcharbeiten«, sagt einer der beiden. »Erstes Thema: Ab wann wird das Carloft für uns interessant? Wenn der Profit über 15 Prozent liegt.« Kauka nickt. Diese 15 Prozent sind es, weshalb er die Lust am Häuserkampf nicht verliert."

Einer dieser Orte, wo mensch als Investor mit noch weniger Rücksicht als in der BRD Profite machen kann, ist im Moment in den ehemaligen Ostblock-Staaten. Da kann ein Kauka natürlich nicht fehlen.
"Für Breslau und Warschau sei das Projekt sehr interessant, sagt einer der Polen im engen schwarzen Rollkragenpullover. »Bei uns gibt es einige sehr reiche Leute, veeery rich, und die müssen sich schützen.« Dann klappt der Pole seinen Laptop auf, um Kauka das Grundstück zu zeigen, auf dem er bauen will.
Kauka zoomt es auf Google Earth heran. Der Baugrund liegt nur wenige Meter vom historischen Stadtkern Breslaus entfernt, direkt an einem Seitenarm der Oder. Die Oper ist um die Ecke, auch ein schickes Einkaufszentrum. »Toll!«, sagt Kauka. »Fantastisch!« Er zoomt noch näher heran. »Aber da stehen ja Häuser«, sagt er dann, ein wenig erschrocken. »Yes«, sagt der Pole, »alte Häuser aus den Sechzigern. Sehr hässlich.« »Wohnen da Leute?« »Yes.« »Ist das ein Problem?« »No.« »Was, wenn die Leute ihre Wohnungen nicht verlassen oder verkaufen wollen?« » We know how to manage this «, sagt der Pole und klappt seinen Laptop wieder zu. Kauka ist weder auf Kreuzberg noch auf Deutschland angewiesen. Er ist schon einen Schritt weiter."

Soviel zu dem Investor Johannes Kauka. Übrigens: der hier grosszügig zitierte Zeit-Bericht gibt auch einen ganz guten Einblick in das Denken von Junge-Reyer. "Stadtentwicklungspolitik ist vor allem auch Wirtschaftspolitik. Wir müssen Angebote für Investoren machen, die Arbeitsplätze schaffen«, sagt Junge-Reyer und blickt aus ihrem Besprechungszimmer im 14. Stock auf die spärlichen Lichter des nächtlichen Berlins. »Wir arbeiten gerade auch an einem neuen Beleuchtungskonzept«, sagt sie. Die Senatorin träumt von einer Stadt, die in die Welt hinaus strahlt, einer schönen, sauberen Stadt. Einer Stadt für Besucher. »Denn eine Stadt, die viele Touristen anzieht, die braucht auch viele Servicekräfte.«" Arbeitsplätze im "Service-Bereich", schlecht bezahlt und miese Bedingungen, und dazu ein Jobcenter, dass die Daumenschrauben anzieht - das scheint der Traum der aktuellen berliner rot-roten Regierung zu sein.

Die neueste CarLoft-Strategie: Versöhnung mit dem Kiez durch ein günstiges Cafe!?

15 Prozent Profit oder mehr - das sind bei einem Investitionsvolumen von etwa 10 Millionen Euro mindestens 1,5 Millionen Euro, die nach Bau und Verkauf für den CarLoft-Investor alleine durch dieses Projekt herausspringen sollen. Das erklärt natürlich auch, warum zum einen jemand, der hier CarLofts baut, einen direkten Draht zu Körting und Junge-Reyer hat, erklärt aber auch, warum es so unheimlich wichtig für Kauka ist, dass das Projekt CarLoft gut ausgeht. Was wäre denn, wenn CarLoft pleite geht, wenn statt 1,5 Millionen Profit ein Verlust von mehreren Millionen entsteht? Es wäre ziemlich sicher nicht die Pleite des Investors Kauka, aber doch sehr schade.

Deswegen ist Kauka jetzt bereit, neue Wege zu gehen, um seine CarLofts in Kreuzberg doch noch zur profit-trächtigen Erfolgsgeschichte zu machen. Nachdem noch so viel Polizei und Wachschutz nicht wirklich geholfen haben, ist jetzt Spaltung des Widerstands angesagt: im CarLoft, aufgerechnet im Carloft, soll ein Cafe mit günstigen Preisen als Treffpunkt für die Bevölkerung entstehen.

Das schreibt die Morgenpost:

"In Kreuzberg entsteht ein Luxus-Wohnprojekt: ein Haus mit 11 Wohnungen und Parkplätzen auf dem Balkon, sogenannten Carlofts. Doch daran fand vor allem die linke Szene wenig Gefallen. Immer wieder wurde der Komplex das Ziel von Anschlägen. Ab April soll ein Café alle miteinander versöhnen.
Hierhin sollen also bald alle Kiezbewohner kommen, jung und alt, arm und reich, Ausländer und Deutsche. Recep Sacik steht in der Mitte des Raums, hält eine Skizze in der rechten Hand und zeigt mit dem Zeigefinger auf die noch unverputzte Wand, die in einigen Tagen olivgrün gestrichen wird. "Davor werden Regale mit Weinflaschen stehen", sagt der 54-Jährige... So soll es am 26. April aussehen.
Dann will Sacik an der Kreuzung Reichenberger Straße/Liegnitzer Straße in Kreuzberg das Café "Vesper" eröffnen - ausgerechnet im Erdgeschoss des umstrittenen Carloft-Komplexes. Elf Luxuswohnungen wurden hier in einem Neubau errichtet, die billigste kostet knapp 500.000 Euro, die teuerste 2,5 Millionen Euro.
Seit dem Baubeginn Mitte 2007 gab es 20 Attacken auf die Carlofts. Fensterscheiben wurden mit Steinen eingeworfen, Farbbeutel gegen die Hauswände geschleudert. Der letzte Anschlag wurde im Dezember verübt. Vor dem Gebäude steht nun ein Container, in dem Tag und Nacht ein Sicherheitsmann sitzt und das Geschehen beobachtet. Die letzten Zwischenfälle konnte aber auch er nicht verhindern.

Café-Betreiber Sacik sieht das alles pragmatisch. "Ich finde es schlimm, wenn Minderheiten attackiert werden. Ich als Ausländer bin eine Minderheit, und die Carloft-Bewohner sind es auch. Man sollte sie in Ruhe lassen", sagt der gebürtige Türke. Und er fügt hinzu: "Jeder soll leben, wie er will."
Johannes Kauka ist der geschäftsführende Gesellschafter der Carloft GmbH. Er kann die Aufregung um sein Projekt nicht verstehen. "Wir verdrängen niemanden, wir wollen ein Miteinander, eine gesunde Struktur."
Bis Anfang 2009 wollten die Carloft-Betreiber alle Wohnungen verkaufen, aber Kauka hat bis heute nach eigenen Angaben erst sieben an den Kunden gebracht.Schlimm findet Kauka das aber nicht. Bei der Carloft GmbH schmieden sie größere Pläne. "Kreuzberg ist nur der Ort, an dem die Idee entstanden ist", sagt er, "wir wollen die Carlofts jetzt überall errichten. Zum Beispiel in New York und Mexiko City." Carloft ist das weltweit erste patentierte Immobilienprojekt – und laut Kauka "überhaupt nicht abgehoben".

Zeigen wollen die Carloft-Betreiber das nun mit dem Café "Vesper". Hier wird Sacik ab Ende April mit seiner Frau Senay, 39, täglich von acht bis 20 Uhr seine Gäste bedienen. "Alle können kommen", sagt Carloft-Betreiber Kauka. Eine Tasse Kaffee soll 1,60 Euro kosten, ein Stück Kuchen 1,40 Euro und eine Suppe 2,90 Euro. Zum Start gibt's 30 Prozent Rabatt auf alles. Vorher werden Werbeflyer in die Briefkästen geworfen. Sacik setzt auf Bioprodukte: Bio-Milch, Bio-Kaffee, Bio-Tee.Sacik wohnt seit 40 Jahren in Kreuzberg. Er kennt den Bezirk und die Bewohner: "Ich glaube, es wird hier keine Probleme geben. Die Leute werden das Café annehmen." Und wenn nicht? Was ist, wenn Steine fliegen? "Wenn ich mich für etwas entscheide, ziehe ich das auch durch", macht Sacik klar. Sein Angebot: "Wer will, kann bei uns gerne über Carloft diskutieren. Wir sind offen für alles."

Dass hier jetzt ein günstiges Cafe eingerichtet wird, zeigt, wie gross der Druck auf den Investor war und ist. Schliesslich wird ein solch günstiges Cafe keine besonders hohen Mieten zahlen können, Kauka verzichtet also bewusst auf einen (kleinen) Teil der Profite, um das Gesamtprojekt nicht zu gefährden.

Aber ob das den "CarLofts" etwas nutzen wird? Zu offensichtlich ist vielleicht die Strategie hinter dem günstigen Cafe, zu klar hat auch Kauka nochmal im Interview mit der Zeit gemacht, dass es ihm offensichtlich eben keinesfalls um die Interessen von Bewohner_innen geht, sondern dass es eben ausschliesslich um diese 15 Prozent Profit aufs eingesetzte Kapital geht, die verwirklicht werden müssen - sei es mit Polizei und Wachschutz wie bisher in Berlin, sei es mit Mafia und Abrissbirne, wie demnächst wohl in Breslau, sei es, im schlimmsten Fall, auch mal mit einem günstigen Cafe.

Und nicht unverwähnt bleiben sollte an dieser Stelle, dass nur zwei Tage nach dem Bericht über das geplante Cafe in den CarLofts diese erneut Nachrichten-Thema waren. Der Tagesspiegel: "Brandanschlag auf die Carlofts in Kreuzberg. Gerade erst sind die Luxuswohnungen in den Kreuzberger Paul-Lincke-Höfen fertig geworden, da haben Unbekannte am frühen Freitagmorgen Dämmmaterial und einen Fensterrahmen in Brand gesteckt... Bei dem betroffenen Neubau handelt es sich um hochwertige Eigentumswohnungen - die umstrittenen Carlofts, in denen Bewohner ihre Autos direkt bis zu ihrer Etagenwohnung hochfahren können. Ein politisches Motiv kann nicht ausgeschlossen werden, teilte die Polizei mit." Anscheinend hat die MoPo übrigens recht mit dem Preis von 2,5 Millionen für ein einziges CarLoft: zu diesem Preis werden diese derzeit auch im Internet angeboten, das bedeutet sage und schreibe 6538,44 Euro pro m² - verglichen damit erscheinen die Preise für die Luxuswohnungen in den sogenannten Marthashöfen in Prenzlberg (ab 3000 Euro/m²) als ausgesprochen moderat, die damaligen Preise für die Luxus-Lofts, die in der Yorckstraße 59 nach der Räumung installiert wurden, als Schnäppchen (ab 2.000 Euro/m²). 2,5 Millionen Euro - und da ist der Luxusschlitten, ohne den sich ein CarLoft ja auch nicht so richtig lohnt, noch nicht mal inbegriffen.

Perspektiven für CarLofts, SO36 und die berliner Innenstadt

Die Perspektive, dass aus dem CarLoft eine große Investorenpleite mit vielleicht sogar beispielhaftem Charakter wird, es weiterhin sehr gut. Beispielhaft könnte eine solche Pleite auch in Bezug auf das kreative Miteinander sehr unterschiedlicher Aktionsformen sein. Eine Pleite des CarLoft, bzw. auch schon der bis heute erfolgreiche Protest gegen dieses Luxusprojekt, zeigt auch, was sich auf einer rein ausserparlamentarischen Ebene der direkten Aktion heute doch manchmal noch erreichen lässt. Vergessen wir nicht, dass die CarLofts schliesslich von der ganz grossen kreuzberger Koalition von Grünen, SPD und PDS genehmigt wurden - konsequenterweise hat die Position dieser Parteien im Widerstand gegen das Projekt auch keine Rolle gespielt, waren diese Parteien in keiner Weise Akteur und gab es auch keinerlei Möglichkeiten für sie, den Widerstand zu dominieren bzw. durch langwieriges Gelaber in irgendwelchen offiziellen Gremien einzuschläfern (wie dies etwa bei MediaSpree" doch recht umfassend geschehen ist).

Nicht vergessen werden sollte jedoch, dass die CarLofts zwar sicher das prominenteste, jedoch bei weitem nicht das einzige widerliche Luxusprojekt sind, nicht in Kreuzberg 36 und auch nicht in der berliner Innenstadt. Vielen Menschen ist dies aber auch bewusst, wie etwa eine Pressemeldung von heute morgen im Polizeiticker bezüglich der Fichtestrasse-Lofts zeigt: "Luxusloft beschmiert. Friedrichshain-Kreuzberg. # 0802 Unbekannte haben heute früh mit Farbe gefüllte Gläser gegen die Hauswand eines Luxuslofts in Kreuzberg geworfen. Ein Anwohner alarmierte die Polizei gegen 4 Uhr 20 in die Fichtestraße, nachdem er das Geräusch von zerspringendem Glas und einen lauten Knall gehört hatte. Da eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung übernommen." Auch der Fichtebunker ist so ein Objekt, bei dem die sogenannten "linken" Parteien im Bezirk einem von den Anwohner_innen umfassend abgelehnten Luxusprojekt zugestimmt haben, und wo nun der weiterhin große Unmut über dieses Projekt auch weiterhin regelmässig seinen Ausdruck findet.

Abgesehen von der Frage, wie sich das Investitionsklima bezüglich Luxuswohnungen beeinflussen lässt, bleibt aber festzuhalten, dass der dramatische Anstieg der Mieten in der Innenstadt, besonders aber auch in Friedrichshain-Kreuzberg, durch erfolgreichen Protest gegen Luxusprojekte sich bislang kaum beeinflussen lässt.

Mietsteigerungen geschehen derzeit vor allem über die normale Erhöhung der Miete um bis zu 20% in drei Jahren, gerechtfertigt durch den Mietspiegel sowie die teils drastische Erhöhung der Miete infolge von Modernisierung, in der Regel gegen den Willen der Mieterinnen und Mieter. Möglich ist dies, weil die Nachfrage nach günstigen Wohnungen sehr hoch ist und das Angebot radikal schrumpft (durch hochwertige Sanierungen, Privatisierung öffentlicher Wohnungsbaugesellschaften, Modernisierung, Umwandlung in Eigentums- bzw. Ferienwohnungen usw.). Und weil viele Menschen natürlich keine Lust haben, ihren Wohnung und damit in der Regel ihren Kiez zu verlassen, sind sie auch bereit, überhöhte Mieten zu zahlen, auch wenn sie dann an anderen Punkten nicht mehr genug Geld haben - die relative Mietbelastung, also der Anteil des Einkommens, der für die Miete draufgeht, ist in Kreuzberg-Friedrichshain ebenfalls mit Anbstand die höchste in ganz Berlin.

Einer erfolgreiche Kampagne gegen Gentrifizierung müsste es gelingen, auch hier Einfluss zu gewinnen. Das heisst noch nicht, dass es dafür eines Appelles an die Politik in den Bezirken oder im Senat bedarf, diese möchten doch regeln, dass die Mieten nicht ins Astronomische wachsen, wie dies teilweise die Strategie der Kampagne "Steigende Mieten stoppen zu sein scheint. Auch auf diesem Gebiet ist eine direkte Auseinandersetzung zwischen den betroffenen Mieter_innen und den Investoren bzw. Hauseigentümern durchaus denkbar, die natürlich auch viel über Öffentlichkeit und Öffentlichkeitsarbeit läuft, aber nicht unbedingt sich an die Politik richtet, sondern viel eher versucht, gemeinsame Prozesse auf Seiten der Mieterinnen und Mieter zu stärken. Die Stadtteil-Initiative "Karla Pappel" in Alt-Treptow stellt derzeit ein wichtiges Beispiel dar, dass die zumindest ansatzweise durchaus gelingen kann. Ähnliche Ansätze gibt es auch in Friedrichshain und Neukölln, während die kreuzberger Gruppe SO36 gegen Mieterhöhung offenbar gerade eine kreative Pause einlegt.

Auch jenseits der dringend zu wünschenden Weiterentwicklung lokaler Strukturen gegen steigende Mieten und Gentrifizierung und hoffentlich noch vielen wütenden und kreativen Aktionen gegen Luxusprojekte und sinnlosen Leerstand, gegen Überwachung und Polizeitrepression, gegen Privatisierung und fiese Hausbesitzer_innen dürfte der Sommer 2010 bezüglich Stadtentwicklung und Co. spannend werden. Auch wenn bislang noch nichts über erneute Aktionstage bzw. -wochen der Wir bleiben Alle-Kampagne bekannt ist, stehen doch zumindest zwei grössere Events in der ersten Jahreshälfte auf der Tagesordnung: Reclaim Tempelhof! am 08. Mai und MediaSpree entern! am 05. Juni.

Interessante Links im Überblick:

Die CarLofts: "Luxus, Komfort und Sicherheit"
Zuviel Geld auf Tasche? Hier ein CarLoft kaufen!
Indymedia: Luxus-Auto-Lofts in Kreuzberg I (September 08)
Indymedia: Luxus-Auto-Lofts in Kreuzberg II (Juni 09)
Die Zeit: "Die Krieger von Kreuzberg"
Die Wir bleiben Alle! - Kampagne
08.05.2010: Reclaim Tempelhof!
05.06.2010: MediaSpree entern!

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Ergänzungen

Wie weiter im Reichekiez?

Pancho's Villa 23.03.2010 - 19:20
Die Frage, die sich stellt, ist doch: Wie kann es weiter gehen im symbolischen Kampf um den Reichekiez? Denn es geht ja nicht um das Carloft-Gebäude selbst, wenn es in Zehlendorf stünde, würde es keine Sau interessieren. Der symbolische Kampf hat ja auch seine klar materielle Seite, und wenn der Investor pleite gehen sollte, dann ist auch der symbolische Effekt wichtig, nicht das Pleitegehen selbst.

Nun wohnen zumindest einige Leute drin in den Carlofts, und das schränkt die Aktionsmöglichkeiten etwas ein: Von tätlichen Angriffen auf Wohnräume (die über Farbbeutel hinausgehen) und von einer Politik der Angst sollte sich die radikale Linke fern halten, solange es nicht um skrupellose Arschlöcher geht, die drin wohnen, sondern eher zufällig die, die halt so ne Wohnung spannend fanden. Und ja - natürlich macht es einen Unterschied, dass dort auch mittlerwiele Kinder wohnen, denn die hatten wahrscheinlich keine Chance, sich selbst für oder gegen den Einzug zu entscheiden.

Jetzt, wo klar ist, dass sich Kauka selbst einen Scheißdreck um die bisherigen Bewohner seines Bauprojekts in Wrocław schert, ist ja auch raus, dass er sich für die Kategorie "skrupelloses Arschloch" qualifiziert hat.

Aber wie wäre es mit anderen Aktionsformen? Ein performatives Go-in im neuen Café, das das Angebot, es als Diskussionsraum zu nutzen, wortwörtlich nimmt (z.B. eine WBA-VV)? Weitere Aktionen auf der Reichenberger Straße (wie das Open Air Kino letzten Herbst), die ein reichliches Bullenaufgebot im Schlepptau ziehen? Oder wie wäre es zur Abwechslung, auch mal den neuen Luxuswohnungskomplex am Paul-Lincke-Ufer Nr. 18 zu besuchen? Der ist immerhin auch Beispiel für die Privatisierung städtischer Güter, da noch vor einigen Jahren die BSR auf dem Grundstück war.

Das Beispiel Karla Pappel zeigt ja eines: Hier gibt es eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen radikalen und gemäßigten Leuten im Kiez, die alle zusammen von der Aufwertung betroffen und durch Verdrängung bedroht sind. Im Reichekiez hat dies wohl (noch) nicht geklappt, einfach weil es zwar radikalen Aktionismus, aber keine Basisgruppe gibt, die kontinuierlich arbeitet und für AnwohnerInnen ansprechbar wäre. Ein ernsthaftes Herangehen an das Problem Gentrification im Reichekiez hieße also, so eine Basisgruppe, vielleicht auch in Zusammenarbeit mit Karla Pappel, ins Leben zu rufen.

Berlin ist größer als der Reichekiez

Robin's Hood 23.03.2010 - 20:04
Klar, wenn Luxusbauprojekte scheitern, hat das nicht nur für den jeweiligen Kiez Bedeutung, sondern strahlt auch auf den "Wirschaftsstandort" Berlin aus. Aber auch in anderen Kiezen gibt es Luxusbauprojekte, die mitten in Wohngebiete gepflanzt werden, in denen noch viele Leute mit geringen Einkommen wohnen. Diese sind auf niedrige Mieten angewiesen, die aber immer mehr verloren gehen. Es ist zwar so, dass hierfür vor allem die Mittelschicht verantwortlich ist, und nicht die kleinere Zahl von Luxusbauvorhaben, aber die Luxusdinger eignen sich einfach viel besser als herausgehobene, symbolische Angriffspunkte.

Da wären z.B. in Mitte (nahe P'berg) die Fehrbelliner Höfe (Fehrbelliner Str. 45-48). Sie sollten ursprünglich das selbe Preisniveau haben wie die Carlofts, sind dann aber erstmal Pleite gegangen, da der Immobilienentwickler Orco im Zuge der Finanzkrise in finanzielle Schieflage geriet. Orco verkaufte an die Leipziger Firma Licon, und nun soll wieder gebaut werden. Die Preise für die Wohnungen sollen sich zwischen 2800 und 6700 Euro pro Quadratmeter bewegen.
 http://www.tagesspiegel.de/magazin/immobilien/Mitte;art875,3015411
 http://www.fehrbelliner.de/

Dann wäre da noch eine kleinere "Perlenkette" hochpreisiger Wohnneubauten in der Linienstraße, zwischen Rosa-Luxemburg- und Gormannstraße. Wer nun denkt, ooch, Mitte, das ist doch eh verloren - das stimmt so nicht. Östlich der Bauprojekte gibt es eine 30er-Jahre Siedlung, direkt hinter der Volksbühne, mit sehr schlichten, kleinen und relativ günstigen Wohnungen, die bislang nicht modernisiert worden sind. Und auf der anderen Seite beginnt die 80er-Jahre-Plattenbau-Reihe, die eine gute Strecke der Linienstraße säumt und der städtischen WBM gehören. All diese Wohnungen drohen mit einer weiteren Aufwertung des Viertels Begehrlichkeiten und Profitinteressen zu wecken, die die Lebenssituation der AnwohnerInnen bedrohen würden.

Zurück zu den Bauprojekten: Da wäre die Linienstraße 219, die bereits in Bau ist, dazu die 216/217, für die ein Verkaufspavillon auf dem abgeräumten Grundstück steht. (Hier sind übrigens auch Wohnungen abgerissen worden!) Die 216 ("Living" / "Sophie Charlotte") soll zwischen 2200 und 4500 Euro/m² kosten, die 217 ("Prado") wird für Preise von 3000 bis 4700 Euro/m² angeboten und soll nach einem ähnlichen architektonischen Konzept gebaut werden wie die "Kastaniengärten", die direkt neben dem "Marthashof" errichtet worden sind. Der Immo-Entwickler CIC hat sich für Berlin-Mitte extra die werbewirksame Marke "Living Bauhaus" schützen lassen.
 http://daslivinghaus.de
 http://www.sophie-charlotte-haus.de
 http://www.prado-wohnung.de
 http://www.livingbauhaus.de

Die 219 ("L.219") ist für 3000 bis 5000 Euro/m² zu haben. Die Baufirma 'Concept-Bau Premier' ist eine Tochter des französischen Konzerns LNC und hat ein Büro im Engeldamm 64b. Sie hat sich nicht ohne Grund die Domain www.luxus-wohnimmobilien.de angelegt.
 http://www.conceptbau-premier.de/einfamilienhaeuser/berlin/berlin-linienstrasse.html

Weiter: Die Nummern 220/221 will der Baukonzern NCC bebauen, auch hier sollen Preise von 3000 bis 5000 Euro/m² gelten. Die Wohnungen sollen laut neubaukompass.de bereits alle vergeben sein. Für das Eckgrundstück Nr. 222 / Alte Schönhauser 3, wo jetzt noch seltsame "platoon"-Container als innovative Zwischennutzungsbüros stehen, hat die ID&A Immobilien ein Bauvorhaben in petto, für das aber so schnell keine Preise zu erfahren waren.
 http://www.openpr.de/news/357038/Berlin-Mitte-Neues-NCC-Bauprojekt-im-Scheunenviertel.html
 http://www.ida-immobilien.de/index.php/de/alte-schoenhauser-strasse-3--linienstrasse-222

Den vorläufigen Abschluss bildet das "Signature-Building" Linie40, Ecke Rosa-Luxemburg- und Torstraße. Hier sollen die Wohnungen satte 4700 bis 5200 Euro kosten. In der Gegend gibt es aber noch ne ganze Menge weitere Bauprojekte, wie z.B. das "TorQuartier" der Goldmann Gruppe mit Preisen von 2700 bis 3500 Euro/m² oder die "Choriner Höfe" von Diamona&Harnisch, bei denen mensch 3000 bis 5600 Euro/m² zu berappen hat.
 http://www.l-40.de
 http://www.torquartier.de/
 http://chorinerhoefe.de/

Berlin ist größer als der Reichekiez

Robin's Hood 23.03.2010 - 20:07
Klar, wenn Luxusbauprojekte scheitern, hat das nicht nur für den jeweiligen Kiez Bedeutung, sondern strahlt auch auf den "Wirschaftsstandort" Berlin aus. Aber auch in anderen Kiezen gibt es Luxusbauprojekte, die mitten in Wohngebiete gepflanzt werden, in denen noch viele Leute mit geringen Einkommen wohnen. Diese sind auf niedrige Mieten angewiesen, die aber immer mehr verloren gehen. Es ist zwar so, dass hierfür vor allem die Mittelschicht verantwortlich ist, und nicht die kleinere Zahl von Luxusbauvorhaben, aber die Luxusdinger eignen sich einfach viel besser als herausgehobene, symbolische Angriffspunkte.

Da wären z.B. in Mitte (nahe P'berg) die Fehrbelliner Höfe (Fehrbelliner Str. 45-48). Sie sollten ursprünglich das selbe Preisniveau haben wie die Carlofts, sind dann aber erstmal Pleite gegangen, da der Immobilienentwickler Orco im Zuge der Finanzkrise in finanzielle Schieflage geriet. Orco verkaufte an die Leipziger Firma Licon, und nun soll wieder gebaut werden. Die Preise für die Wohnungen sollen sich zwischen 2800 und 6700 Euro pro Quadratmeter bewegen.
 http://www.tagesspiegel.de/magazin/immobilien/Mitte;art875,3015411
 http://www.fehrbelliner.de/

Dann wäre da noch eine kleinere "Perlenkette" hochpreisiger Wohnneubauten in der Linienstraße, zwischen Rosa-Luxemburg- und Gormannstraße. Wer nun denkt, ooch, Mitte, das ist doch eh verloren - das stimmt so nicht. Östlich der Bauprojekte gibt es eine 30er-Jahre Siedlung, direkt hinter der Volksbühne, mit sehr schlichten, kleinen und relativ günstigen Wohnungen, die bislang nicht modernisiert worden sind. Und auf der anderen Seite beginnt die 80er-Jahre-Plattenbau-Reihe, die eine gute Strecke der Linienstraße säumt und der städtischen WBM gehören. All diese Wohnungen drohen mit einer weiteren Aufwertung des Viertels Begehrlichkeiten und Profitinteressen zu wecken, die die Lebenssituation der AnwohnerInnen bedrohen würden.

Zurück zu den Bauprojekten: Da wäre die Linienstraße 219, die bereits in Bau ist, dazu die 216/217, für die ein Verkaufspavillon auf dem abgeräumten Grundstück steht. (Hier sind übrigens auch Wohnungen abgerissen worden!) Die 216 ("Living" / "Sophie Charlotte") soll zwischen 2200 und 4500 Euro/m² kosten, die 217 ("Prado") wird für Preise von 3000 bis 4700 Euro/m² angeboten und soll nach einem ähnlichen architektonischen Konzept gebaut werden wie die "Kastaniengärten", die direkt neben dem "Marthashof" errichtet worden sind. Der Immo-Entwickler CIC hat sich für Berlin-Mitte extra die werbewirksame Marke "Living Bauhaus" schützen lassen.
 http://daslivinghaus.de
 http://www.sophie-charlotte-haus.de
 http://www.prado-wohnung.de
 http://www.livingbauhaus.de

Die 219 ("L.219") ist für 3000 bis 5000 Euro/m² zu haben. Die Baufirma 'Concept-Bau Premier' ist eine Tochter des französischen Konzerns LNC und hat ein Büro im Engeldamm 64b. Sie hat sich nicht ohne Grund die Domain www.luxus-wohnimmobilien.de angelegt.
 http://www.conceptbau-premier.de/einfamilienhaeuser/berlin/berlin-linienstrasse.html

Weiter: Die Nummern 220/221 will der Baukonzern NCC bebauen, auch hier sollen Preise von 3000 bis 5000 Euro/m² gelten. Die Wohnungen sollen laut neubaukompass.de bereits alle vergeben sein. Für das Eckgrundstück Nr. 222 / Alte Schönhauser 3, wo jetzt noch seltsame "platoon"-Container als innovative Zwischennutzungsbüros stehen, hat die ID&A Immobilien ein Bauvorhaben in petto, für das aber so schnell keine Preise zu erfahren waren.
 http://www.openpr.de/news/357038/Berlin-Mitte-Neues-NCC-Bauprojekt-im-Scheunenviertel.html
 http://www.ida-immobilien.de/index.php/de/alte-schoenhauser-strasse-3--linienstrasse-222

Den vorläufigen Abschluss bildet das "Signature-Building" Linie40, Ecke Rosa-Luxemburg- und Torstraße. Hier sollen die Wohnungen satte 4700 bis 5200 Euro kosten. In der Gegend gibt es aber noch ne ganze Menge weitere Bauprojekte, wie z.B. das "TorQuartier" der Goldmann Gruppe mit Preisen von 2700 bis 3500 Euro/m² oder die "Choriner Höfe" von Diamona&Harnisch, bei denen mensch 3000 bis 5600 Euro/m² zu berappen hat.
 http://www.l-40.de
 http://www.torquartier.de/
 http://chorinerhoefe.de/

CarLofts teilweise bewohnt

Karl K. 23.03.2010 - 20:13
Es ist davon auszugehen, dass die CarLofts teilweise bewohnt werden, auch von mindestens einer Familie mit Kindern bzw. einem Kind.

Bei den CarLofts handelt es sich vermutlich eher nicht um Wohnungen, die gekauft werden und dann erstmal jahrelang leerstehen, um dann teuer weiterverkauft zu werden. Investoren, die solches im Sinn haben, würden viel eher deutlich günstigere Wohnungen kaufen, wo mehr Wertsteigerung zu erwarten ist, vor allem auch und gerade unsanierte Häuser, wo durch Sanierung und ggf. auch Modernisierung richig viel Kohle zu machen ist. Ein klassisches Beispiel für einen solch eher spekulativen Kauf war wohl der Erwerb von über 50.000 Wohnungen der GSW durch ein Konsortium, in dem u.a. Cerberus tätig war. Die Häuser wurden 2005 zu einem Schnäppchenpreis von der Stadt gekauft und sollen demnächst im Rahmen einer Aktiengesellschaft an die Börse gebracht werden, also, sofern der Preis stimmt, den Eigentümer wechseln. Soweit wir wissen, kam es bislang in den GSW-Häusern nicht unbedingt zu einer umfassenden Sanierung bzw. Modernisierung, wohl aber zu umfassenden und drastischen Mieterhöhungen, bei denen in der Regel alles, was rechtlich möglich war, ausgeschöpt wurde (also innerhalb der Grenzen, die der Mietspiegel vorschreibt und nicht mehr als 20 Prozent in drei Jahren).

Bei den CarLofts ist ein spekulatives Moment eher darin zu sehen, dass Kauf und Besitz eines solchen Luxus-Lofts sich durchaus sehr positiv auf die Jahressteuer-Erklärung auswirken können, wenn das zu versteuernde Einkommen hoch genug ist - siehe auch  http://www.fellowhome.de/immobilien/suchen/kosten-finanzierung/object/designer-penthouse-mit-car-loggiadesigner-loft-in-den-paul-lincke-hoefetchoban-design-in-luxus-p/. Menschen, die sehr viel Geld besitzen und zumindest für einen Teil ihrer Einkommen Steuern bezahlen, könnte das interessant sein: Steuern sparen, eine Luxus-Wohnung bewohnen und gleichzeitig Geld mehr oder weniger krisensicher angelegt zu haben.

Die Polizei berichtet

Ikke 24.03.2010 - 12:04
Eingabe: 22.03.2010 - 11:25 Uhr
Gebäude mit Farbbeuteln beworfen
Charlottenburg-Wilmersdorf
# 0813

Unbekannte warfen am Wochenende mehrere Farbbeutel gegen die Fassade eines Geschäftsgebäudes am Hohenzollerndamm in Wilmersdorf. Ein Zeuge hatte die Sachbeschädigungen gestern Abend gegen 17 Uhr festgestellt und zur Anzeige gebracht. Auch ein Firmenschild wurde von den Tätern beschmiert. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen.

Eingabe: 21.03.2010 - 14:35 Uhr
Luxusloft beschmiert
Friedrichshain-Kreuzberg
# 0802
Unbekannte haben heute früh mit Farbe gefüllte Gläser gegen die Hauswand eines Luxuslofts in Kreuzberg geworfen. Ein Anwohner alarmierte die Polizei gegen 4 Uhr 20 in die Fichtestraße, nachdem er das Geräusch von zerspringendem Glas und einen lauten Knall gehört hatte. Da eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung übernommen.

Song zum Thema

BenO 24.03.2010 - 14:49
Sehr witzig zu dem Thema auch der Song Autoaufzüge auf der Reichenberger Straße von Herzkasper! Auch wenn das Ende ("dann sollen die alle nach Brandenburg rausziehen") etwas vom Thema abkommt.

kann auch gut sein, dass das carloft floppt

hansi 24.03.2010 - 18:30
schaut euch mal ein paar andere luxusprojekte berlins der vergangen jahre an. reihenweise keine abnehmer gefunden.
ganz ehrlich: der markt für 1 mio euro-wohnungen (! keine freistehenden häuser!) ist doch sehr überschaubar.
sowas kaufen leute in new york city, wo es keine freistehenden häuser gibt.

wer hier kohle hat, der kauft sich ein seegrundstück in potsdam am heiligen see. aber doch keine wohnung in kreuzberg.

bin mir sicher, in zwei, drei jahren geht das projekt sang- und klanglos unter.

Informative Ergänzung

Name 27.03.2010 - 10:09
Folgende Stelle aus dem Zeit-Artikel in Bezug auf den Absatz an CarLofts ist sicher auch erwähnenswert: "Herbert Grönemeyer hat es sich mittlerweile anders überlegt. Auch der Käufer eines Penthouse ist vom Vertrag zurückgetreten." Dass sich Grönemeyer ein CarLoft gekauft habe, hatte die "Junge Welt" Anfang des Jahres berichtet ( http://www.jungewelt.de/2010/01-05/020.php) - schön, dass dem nicht so ist.

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