Bundesweite Demo in Frankfurt am Main

Presse AK des Protestplenums Frankfurt 31.01.2010 00:53 Themen: Antifa Bildung Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Mehrere tausend Menschen bei bundesweiter Demo in Frankfurt/Main lautstark und geschlossen trotz massiven Polizeiaufgebots und ständiger Provokationen.
Heute sind in Frankfurt mehrere tausend Menschen dem Aufruf des Frankfurter Protestplenums ( http://bildungsstreik-ffm.de/cms/) zur bundesweiten Demo „Die Uni gehört allen! - Solidarisch für freie Bildung und ein selbstbestimmtes Leben“ gefolgt. Die Demo wurde im Vorfeld von den Veranstalter_innen als Versuch bezeichnet, verschiedene soziale Kämpfe und Proteste, die sich gegen die Unterwerfung unter Verwertungslogik, Ausgrenzung und Repression richten, gemeinsam auf die Straße zu bringen.

Mit Transparenten wie „Keine Zäune, keine Schranke – Elite ist nur ein kranker Gedanke!“ und „Alles für alle! Für die soziale Revolution!“ setzte sich die lautstarke Demo um ca. 15.00h vom Campus Bockenheim aus in Bewegung. Trotz des kalten, teils verschneiten Wetters war die Stimmung unter den Teilnehmer_innen gut und entschlossen. Viele waren aus dem ganzen Bundesgebiet dem Aufruf gefolgt; unter den Teilnehmer_innen waren Schüler_innen, Studierende, Arbeiter_innen, Gewerkschaftsmitglieder, Zusammenhänge aus dem links-emanzipatorischen Spektrum und viele andere. Auch das sozialrevolutionäre und antinationales Bündnis Frankfurt ( http://krise.blogsport.de/) hatte sich dem Aufruf angeschlossen.

Bereits im Zusammenhang mit der Räumung der Uni-Besetzer_innen im Dezember und den darauf folgenden Demos war von zahlreichen Polizeiübergriffen und -einsätzen, teils mit schweren Verletzungen seitens der Protestierenden berichtet worden. (siehe:) In der letzten Woche machte die Polizei dann nochmals gegen die geplante Demo mobil und warnte vor „linken Chaoten“. Mit Straftaten sei zu rechnen – und damit mit einem Großaufgebot der Polizei. Die konfrontative Haltung der Polizei bekamen dann auch bereits heute Mittag anreisende Demonstrierende zu spüren, deren Bus an der Messe angehalten und umstellt wurde.
Allen, die die in Frankfurt mittlerweile leider bekannten Polizeiaktionen noch nicht live erlebt hatten, wurde während der Demo schnell klar, weshalb die letzten Studi-Demos unangemeldet, in Ketten und mit Seilen stattgefunden hatten: Die anwesenden Hundertschaften, die die Stadt der Demo an die Seite stellte, waren zahlreich und bildeten schon kurz nach dem Start ein Spalier um die Demo, das sich im Verlauf noch verstärken sollte. Am Rand der Demonstration kam es immer wieder zu Provokationen seitens der Einsatzkräfte, welche Demontrationsteilnehmer_innen bedrängten oder den Demozug nicht in seiner vollen Breite laufen lassen wollten.

Die Demoteilnehmer_innen ließen sich allerdings nicht beirren und zogen - auch heute wieder geschützt durch Seile – größtenteils in geschlossenen Ketten durch die Stadt. Von Bockenheim aus ging es in Richtung Oper, an der Börse vorbei und zur ersten Zwischenkundgebung am Rossmarkt.
Ab diesem Zeitpunkt nahm das Filmen und die Dichte der im Spalier laufenden Einsatzkräfte stetig zu und nachdem an der Demospitze ein bengalisches Feuer entzündet wurde, musste kurz gestoppt werden, weil die Polizei die Demospitze minutenlang bedrängte und Pfeffer einsetzte, während die Demoteilnehmer_innen trotz Übergriffen seitens der Einsatzkräfte besonnen blieben.

Die zweite Zwischenkundgebung fand am IG-Farben-Campus der Uni statt, der wie in den letzten Monaten häufig gesehen, auch heute von Polizist_innen abgeschirmt wurde. Thematisiert wurde vor allem die NS-Geschichte des Komplexes ( http://www.fritz-bauer-institut.de/info/ig-farben-haus.htm), den die Uni-Leitung seit Jahren kontinuierlich zu verschleiern sucht. (Die kritischen Studierenden der Frankfurter Uni hatten daher die Uni bereits letzten Jahr in Norbert-Wollheim-Uni ( http://www.wollheim-memorial.de/de/home) umbenannt, um ein entschiedenes Zeichen zu setzen gegen Geschichtsrevisionismus und Vergessen.) Außerdem gab es einen Redebeitrag zum Zaun um den Campus, der symbolisch wie ganz konkret für die strukturelle Ausgrenzung an der Uni steht, die sich in den letzten Jahren verschärft hat.

Vom IG-Farben-Campus aus ging es zurück nach Bockenheim, wo die Polizei kurz vor der Bockenheimer Warte noch einmal in die Demospitze drängte. Dabei kam es zum Einsatz von Pfefferspray und Gewalt gegen Demonstrationsteilnehmer_innen, der Zug konnte aber geschlossen und bis zu diesem Zeitpunkt ohne Festnahmen Richtung Campus weiterlaufen. Dort wurde die sich nähernde Demo zum Abschluss mit einem zwölf Meter langen Transparent „… bis die Scheiße aufhört“ am Laabsaal-Gebäude, das sonst Werbung für die Uni ziert, und einer Pyroshow empfangen.


Redebeiträge gab es von:
Protestplenum, ABS, FAU Frankfurt, GEW Hessen, Exil Iraner, Thomas Sablowski, sozialrevolutionäres und antinationales Bündnis Frankfurt und anderen.
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Ergänzungen

Erfolgreicher Start ins neue Jahrzehnt!

Andrea Büchner 31.01.2010 - 01:35
Auch wenn die Zahlenspielerei unter den Artikeln der Frankfurter Rundschau oder hier auf Indymedia schon wieder im vollen Gange sind. Die Demonstration war meiner Meinung nach ein Erfolg. Egal ob es nun 1200(FR), mehr als 2000(Tagesschau) oder 3000-4000(Schätzungen während der Demo) waren. Auch inhaltlich waren die Redebeiträge heute um einiges interessanter und fundierter als auf den zahlreichen Bildungsstreik Demos an denen ich im letzten Jahr teilgenommen habe. Eine Brise Frankfurter Schule würden den meisten Bildungsstreik Zusammenhängen in der Bundesrepublik jedenfalls gut tun.

Hier noch einige Presseberichte zur Demo:

 http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts17332.html
Mehr als 2000 Studenten demonstrieren in Frankfurt für bessere Studienbedingungen | Tagesschau

 http://www.fr-online.de/top_news/2251436_Studentendemo-verlaeuft-friedlich.html
Frankfurter Goethe-Universität: Studentendemo verläuft friedlich | Frankfurter Rundschau

 http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_38636989
Bildungsprotest: Studenten trotzen Schnee und Wind | hr

 http://www.main-spitze.de/nachrichten/vermischtes/8322006.htm
Main-Spitze - Studenten demonstrieren friedlich in Frankfurt - Polizei: Taktik geht auf

 http://www.usinger-anzeiger.de/nachrichten/vermischtes/8322006.htm
Usinger Anzeiger - Studenten demonstrieren friedlich in Frankfurt - Polizei: Taktik geht auf

Polizeigewalt²

Augenzeuge 31.01.2010 - 02:03
Von geschulten Polizeibeamten sollte man eigentlich etwas mehr Professionalität erwarten können, solch ein agressives und eskalatives Verhalten wie am heutigen Tage habe ich bei einer Demo selten erlebt. Was die hessische Polizei sich hier erlaubt hat, gibt es in anderen Bundesländern nicht einmal auf Anti-Nazi Demos.

Kurz vor dem Ende der Demo konnte ich z.B. beobachten wie der linke Beamte [auf dem Bild] einer jungen Demonstrationsteilnehmerin ohne ersichtlichen Grund mit dem Schlagstock auf den Kopf schlug. Nachdem vom Dach der Uni aus die ankommende Demonstration begrüßt wurde und die Demo jubelnd mit etwa Pyrotechnik antwortete. Knüppelten an der linken Seite Polizeieinheiten wahllos und völlig enthemmt in die Demonstration. Hierbei gab es mehrere Verletzte, darunter soweit ich mitbekommen habe auch Knochenbrüche.

Polizei war insgesamt okay

anonym 31.01.2010 - 14:04
Die Polizei hat sich insgesamt zurückgehalten; Seitentransparente und Vermummungen wurden an sich nicht verhindert. Das lag sicher auch daran, dass die Rambo-Polizisten beim Fußballspiel in Frankfurt waren.
Nur eben beim Entzünden der Bengalos wurde die Stimmung schlechter, weil die Polizei dagegen vorgehen wollte. Die Lage hat sich aber schnell beruhigt.
Am Ende kam es nochmal zu heftigeren Rangeleien und auch Pfefferspray-Einsatz der Polizei: Davor hatte die Polizei dreist Kameras mitten in die Menge gehalten. Zuerst wurde versucht, die Kamera mit einer Fahne abzuschirmen - schlussendlich hat einer dann eine Kamera mit der Fahne weggehauen und das Ding ging aus und die Polizei fing an, anzugreifen. Die Lage hat sich aber auch recht schnell wieder beruhigt.

Weiter Bilder und Bericht

Hertha Barwich 31.01.2010 - 14:15
Weitere, eindrucksvolle Bilder und ein kurzer Bericht zur Demo finden sich auf der Webseite der FAU. Dort ist auch die Rede der Frankfurter FAU von der Auftaktkundgebung hinterlegt.
Bilder und Bericht
und
Bilder und Bericht
Rede der FAU Frankfurt

richtig toll

teilnehmer 31.01.2010 - 23:39
ich fand es war eine richtig tolle demo. die stimmung war einfach toll und die aktion auf dem dach des unigebäudes war genial.

hier mal ein video was den ganzen demozug im groben zeigt:
 http://www.youtube.com/watch?v=TPGvLenslHA

Weitere Bilder

Anarchistische Gruppe [:ag] Freiburg 01.02.2010 - 01:22
Mehr Bilder gibt es hier.

Nur teilweise ein Erfolg

Ingo 01.02.2010 - 10:42
Die Demo war nicht immer besonders aussagekräftig, bewegte man sich oft schweigend, vollgedröhnt mit einer fetten Soundanlage zu Clubtechnomusik. Teilweise erinnerte der Aufzug an eine von tausenden von Polzisten umkesselten Loveparade. Die Polizei blockierte, grappschte und pöbelte was das Zeug hielt und hinderte die Leute daran den Demozug zu verlassen. Schwache Sprüche und Beleidigungen waren an der Tagesordnung, welche den anfänglichen Versuch eines Vertrauen zu den Studenten und Studentinnen, auf einem verteilten Zettel, wieder zu nichte machte.

daumen hoch!

reisechaot 01.02.2010 - 14:07
also grundsätzlich muss ich sagen, dass ich als auswärtiger von den frankfurter studi-protesten sehr positiv überrascht bin. während in den meisten anderen städten der studi-proteste große berührungsängste zur radikalen linken herrschen, infantile protestformen und verkürzte gesellschaftsanalysen sich großer beliebtheit erfreuen hat mensch es ja hier offensichtlich geschafft gesamtgesellschaftliche zusammenhänge und linksradikale ansichten in den protesten sehr gut zu etablieren. wie die demo, inkl. großem schwarzen block und vergangene berichte aus frankfurt ja gezeigt haben.

die polizei hat mich aber mindestens ebenso schockiert. sowas habe ich bei studi-demos nicht mal im ansatz erlebt! ein kompletter wanderkessel für studierende, das ist sonst nur bei größeren (und ziemlich schwarzen) autonomen demos praxis...mag (vielleicht aus o.g. gründen) die regel sein bei euch, aber dann müsst ihr euch umso mehr überlegen wie ihr ein konzept wie kessel unterwandern könnt. positive beispiele dafür gibt es in der vergangenheit. s. out of control.

Dank an die Clowns

- 01.02.2010 - 19:52
Als es kurz vor Ende der Demo aufgrund einer angeblichen kaputten Kamera zu Gerangel an der linken Seite des Blocks kam, zogen die Bullen auf der rechten Seite, eine Einheit aus NRW, alle wie vorbereitet ihren Schlagstock und schlugen damit auf die Hände von DemoteilnehmerInnen, die die Transpis bzw. das Seil trugen. Die Bullen versuchten sich das Seil zu krallen, ein Transpi wurde dabei völlig zerissen, andere trugen kleinere Schäden davon. Dieser Angriff konnte jedoch glücklicherweise abgewehrt werden. Nicht zuletzt, und an dieser Stelle nochmal ein Dank an sie, aufgrund des beherzten Eingreifens der Demo-Clowns, die den Angriff der Bullen als "Tauziehen" umfunktioniert haben, sich wagemutig zwischen die Fronten gestellt haben und dabei geholfen haben, das Seil und die Transpis, die schon fast sicher in den Händen der Bullen waren, wieder zu holen.

Video

Videomaster 01.02.2010 - 23:05

mindestens 3 Anschläge

apk21 02.02.2010 - 09:38
Es gab laut Medien seit gestern mindestens 3 Brandanschläge:

Frankfurt:  http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/2259450_Bewegung-Morgenlicht-Anschlag-auf-Randstad.html

Berlin:  http://www.wz-newsline.de/newsticker.php?redid=745643

Wuppertal:  http://www.wz-newsline.de/?redid=745412

Nach meinen Recherchen befindet sich in dem Wuppertaler Geschäftshaus eine Filiale der Post AG.

betrachtungen

C-ing I 02.02.2010 - 14:50
Was soll man groß sagen? Größtenteils gute Block-Disziplin bis auf wenige Ausnahmen, in denen teilweise angetrunkene Studenten vereinzelt zwischen die Ketten gelatscht sind und diese zum Nachteil Einiger verschoben haben. Stimmungsvolle Parolen. Aufeinander aufgepasst. Einziger musikalischer Lichtblick: Rise against the Machine. Bitte keine Disco-Scheiße mehr: Die weniger disziplinierten Studis haben Ketten aufgelöst um tanzen zu können. Das darf nicht sein! Insgesamt aber doch kämpferische Atmosphäre. Guter Kontrast zu üblichen Studi-Demos. Außenwirkung dafür gleich Null dank Wanderkessel und Straßensperrungen. Selbst wenn sich normale Bürger gerne "eingereiht" hätten: Das Bedrohungspotential, das einzig und alleine von der Polizei ausging war enorm und dementsprechend abschreckend.

Gern mehr davon! Und dann besser.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

richtig arbeiten... — ...für was?

Elektro-Track am Ende der Demo — Pflasterstrand

out of — control

POP musik raus aus der Antifa — PunkrockLinks

sieht nach hamburger verhaeltnissen aus — wanderkesselhasserin