NL: Die NVU vor der Wahl

One Struggle - One Fight! 16.01.2010 00:36 Themen: Antifa Weltweit
Während in der BRD im „Superwahljahr“ 2009 recht erfolgreich der Wahlkampf von NPD, DVU, REP und Pro NRW behindert wurde, steht dieses Jahr für AntifaschistInnen in den Niederlanden der Kampf gegen offen nationalsozialistische bishin zu rechtspopulistischen Parteien an – am 3. März 2010 sind dort Kommunalwahlen. Für den 30. Januar hat erneut die „nederlandse volksunie“ (NVU) einen Aufmarsch angekündigt, welche dieses Jahr in Nijmegen, Arnheim, Heerlen und Overbetuwe zu den Kommunalwahlen antritt.
Dieser Artikel enthält Hintergrundinformationen über die NVU, sowie alle bisher bekannten Infos zum anstehenden Naziaufmarsch.
Gegründet wurde die NVU 1971, ursprünglich mit dem Ziel für die Rechte und Rehabilitierung von niederländischen und deutschen Kriegsverbrechern des 2.Weltkriegs einzutreten. Erst 1974 trat die Partei auch offen rassistisch auf, als viele Gastarbeiter ins Land kamen, hauptsächlich aus dem nahen Osten und der ehemaligen niederländischen Kolonie Suriname. 2 Jahre später beteiligten NVU Anhänger sich an rassistischen Übergriffen in Schiedam, was Massenprügeleien zwischen Niederländern und GastarbeiterInnen zur Folge hatte – die Monate danach kam es zu mehreren, teils militanten Demonstrationen (1) von NVU Anhängern, bis das Justizministerium 1977 erstmals versucht die Partei zu verbieten.
Danach war es ruhig um die NVU, vor allem nachdem 1980 andere rechte Parteien sich zur erfolgreicheren „Zentrumspartei“ zusammenschließen. 1981, nach verweigerter Zusammenarbeit mit der neuen Partei, erhält die NVU kaum Stimmen.
Bis 1996 war so gut wie nichts mehr von der Partei zu hören, allerdings vollzog diese nach mehrmaligem Wechsel des Parteivorstands einen endgültigen, radikalen Wandel hin zum Nationalsozialismus. Nachdem Constant Kusters (1*) die Führung der Partei übernimmt, erfährt die NVU in enger Zusammenarbeit mit der nationalsozialistischen Organisation NSDAP A/O (2) einen Aufschwung. Es werden Fackelmärsche mit Trommeln und Uniformen organisiert, die Partei hetzt offen gegen JüdInnen und MigrantInnen, die Mitgliederzahl wächst. Nachdem trotzdem kein erwähnenswerter Erfolg bei Wahlen zu verzeichnen ist, sucht Kusters Unterstützung von deutschen Nazis. Nach Vorbild der Organisationsformen von Michael Kühnen und Christian Worch setzt die Partei auf den Kampf auf der Straße, und macht sich zum politischen Flügel der „nationalsozialistischen Aktionsfront“, einer bislang parteiunabhängigen, aktionsorientierten Neo Nazi Vereinigung.
Die Kontakte in die BRD verhärten sich, und gipfeln schließlich 2001 mit der Ernennung des deutschen „Aktionsbüro West“ Kaders Christian Malcoci zum Parteisekretär. Sehr enge Beziehungen bestehen auch zum alteingesessen Borussenfront/FAP/NW Dortmund Kader Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt. Immer öfter sieht man Vertreter der Partei auch auf deutschen Nazidemonstrationen (3). Dennoch erfährt die NVU 2002 erneut eine Niederlage bei Kommunalwahlen – nach 31 Jahren kann die Partei noch immer keinen einzigen Sitz gewinnen.
Bis heute ist die Partei in den Niederlanden politisch quasi irrelevant, dennoch werden regelmäßig Aufmärsche organisiert – vornehmlich in grenznahen Städten, da die Partei stark von deutschen Teilnehmern abhängig ist. Bei der letzten Demonstration in Venlo marschierten lediglich 20 Parteimitglieder, 90 Neonazis reisten aus NRW, hauptsächlich dem Ruhrgebiet an.
Bei den letzten Kommunalwahlen 2006, konnte die NVU in Apeldoorn, Arnhem, Nijmegen, Oss und Venray maximal lediglich 0,7 % der Stimmen erreichen.
Mittlerweile beteiligen sich viele NVU Mitglieder nebenher bei der „Racial Volunteer Force“, einer mit C18 NL verbundenen Organisation, welche seit einiger Zeit versucht eine Zusammenarbeit mit islamistischen Fundamentalisten zu erreichen, mit dem Ziel die Niederlande „weiß und judenfrei“ zu machen. So beteiligt die „RVF“ sich an islamistischen Demonstrationen, an denen die Mitglieder teils geschlossen in T-Shirts mit dem Konterfei von Osama Bin-Laden teilnehmen. Nebenbei dient die „RVF“ als Sicherheitsdienst bei öffentlichen Auftritten von NVU Mitgliedern, sowie Parteiveranstaltungen. (4)

Inhaltlich orientiert die Partei sich am klassischen Nationalsozialismus, vertreten werden fast ausschließlich Themen mit rassistischen, antisemitischen, homophoben, und nationalistischen Inhalten. In den letzten Monaten folgt die Partei deutschen Trends, so wird vor allem für ein „judenfreies Palästina“ eingetreten, Bauverbote von nicht-christlichen Religionsstätten, die Todesstrafe für Kinderschänder, sowie für die Bekämpfung eines „Weltjudentums“ in Form des Kapitalismus. NVU Vertreter huldigten in der Vergangenheit auch in Deutschland in Reden dem NS Regime, und lobten beispielsweise die Zerstörung eines Pogromnachts Denkmals in Frankfurt a.M. durch deutsche Neonazis. Die meisten Parolen die auf Demonstrationen zu hören sind stammen von deutschen Neonazis, und wurden einfach wörtlich ins niederländische übersetzt.

Der genaue Ort des Aufmarschs im Januar ist noch nicht bekannt, in der Arnheimer Zeitung „Omroep Gelderland“ war am 7.Januar zu lesen, dass Vertreter der NVU bekanntgegeben haben einen Antrag in Arnheim gestellt zu haben. Laut der Stadtverwaltung ist allerdings kein solcher Antrag eingegangen. Dennoch ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Aufmarsch dort stattfinden wird. Die Stadt mit 145.000 Einwohnern liegt am Niederrhein und ist von NRW aus mit Nahverkehrszügen und je nach Ausgangsort mit einer Fahrtzeit von 2-4 Stunden relativ gut zu erreichen, trotzdem sollte man sich darauf einstellen dass die NVU den Ort ihrer Demo noch kurzfristig ändert. Eventuelle Änderungen, sowie neue Infos und die Fußnoten in diesem Artikel gibts auf dem unten angegebenen Blog.
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Ergänzungen

Route bekannt

andrea 18.01.2010 - 00:13
die route des nvu aufmarsches in arnheim findet sich unter folgender url:
 http://indymedia.nl/nl/2010/01/64782.shtml

Wilders kandidiert nicht zu Kommunalwahlen

eurorex 28.01.2010 - 02:39
Niederlande: Wilders kandidiert nicht zu Kommunalwahlen 2010
Aug 17th, 2009
by eurorex.
 http://www.eurorex.info/2009/08/17/niederlande-wilders-kandidiert-nicht-zu-kommunalwahlen-2010/