Kinderschutzbund Unna kriminalisiert Liebig14

L14-Sympathisant 07.09.2009 20:13 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Erstmals veröffentlichte der Unnaer Kinderschutzbund eine Stellungnahme zur geplanten Räumung des Berlin-Friedrichshainer Wohn- und Kulturprojekts Liebigstr. 14 durch seinen Geschäftsführer Edwin Thöne. Dabei schlägt er sich auf die Seite der Eigentümer-Gesellschaft Lila GbR, der neben Thöne auch Suitbert Beulker angehört. Zur entwürdigenden Entmietungspraxis der Lila GbR, von der neben der Liebigstr. 14 auch die Eckkneipe „Zimt & Zunder“ (Rigaer Str. 96) betroffen ist, schweigt sich der Kinderschutzbund aus. Dagegen wirft er den Bewohner_innen „kriminelle Methoden“ vor.
Bereits am vergangenen Donnerstag beklagte sich der Kinderschutzbund – in Person von Bundesgeschäftsführerin Paula Honkanen-Schoberth – bei den Bewohner_innen der Liebigstr. 14 über deren „aggressiven Pressearbeit“. Jetzt schreibt der Unnaer Kreisverband, es würde „ein enormer Druck auf unseren Mitarbeiter Herrn Thöne als auch auf uns als Verband mit unlauteren und zum Teil kriminellen Methoden ausgeübt.“

Dass jener Herr Thöne es fertig bringt, eine ganze Hausgemeinschaft auf die Straße zu setzen, erwähnt das Papier nicht. Der Kinderschutzbund stellt lediglich fest, „dass unser Mitarbeiter Edwin Thöne als Privatperson, Mitgesellschafter der Lila GbR ist.“ Dass er in dieser Funktion im Januar 2007 seinem Partner Suitbert Beulker eine Vollmacht ausstellte, mit der dieser die Räumungsprozesse gegen das exbesetzte Haus überhaupt erst führen kann, erwähnt der Kinderschutzbund nicht. Auch nicht, dass Thöne diese Vollmacht jederzeit widerrufen könnte. Dadurch würden die Prozesse gestoppt und die Räumung wäre vorerst verhindert. Laut der Erklärung ist dies „aber Herrn Thönes Privatangelegenheit und berührt in keiner Weise seinen Aufgabenbereich als Mitarbeiter des Kinderschutzbundes.“

Wenn ein Mitarbeiter des Kindeschutzbundes „als Privatperson“ 28 Menschen mitsamt dreier Kleinkinder aus Profitinteressen ihr Zuhause nimmt, ist dies also eine „Privatangelegenheit“.

Der Kinderschutzbund macht sich als gemeinnützige Organisation, die vorgibt, sich für das Kindeswohl einzusetzen, in höchstem Maße unglaubwürdig, wenn er sich hinter einen Immobilienspekulanten stellt und sein rücksichtsloses Handeln auch noch versucht zu decken. Wenn er zudem noch die Diffamierungsstrategie der Lila GbR übernimmt, in dem er den Bewohner_innen „kriminelle Methoden“ nachsagt, macht er sich zum Helfer einer menschen- und kinderfeindlichen Entmietungspraxis.

Der Bundesverband, der sich am vergangenen Donnerstag – mit Verweis auf die „föderalen Strukturen“ des Kinderschutzbundes – versuchte, der Verantwortung zu entziehen, untersagte in einem internen Schreiben allen Orts-, Kreis- und Landesverbänden, sich zur Angelegenheit zu äußern. Der Bundesverband werde sich der Sache weiter annehmen. Ja, was denn nun, Frau Honkanen-Schoberth?

Inzwischen haben auch einige Medien das Thema aufgegriffen. So berichteten die Tageszeitung „Neues Deutschland“, die „junge Welt“ und der Berliner „Tagesspiegel“ über das Räumungsvorhaben der Lila GbR. Anders der Unnaer Regionalteil der Westfälischen Rundschau. In der Manier eines Hofberichterstatters erläutert Redakteur Jens Schopp, wie viel der arme Edwin Thöne erleiden muss. Es werde „von Seiten der Mieter ein enormer Druck“ auf ihn aufgebaut. Dabei habe er immer wieder versucht im Streit zwischen den Bewohner_innen und Beulker zu vermitteln.

Sein letztes „Vermittlungsangebot“ machte Thöne („Ich bin kein Immobilienspekulant!“) am vergangenen Freitag. Wenn die Bewohner_innen die Räumung wirklich verhindern wollten, erklärte er, könnten sie doch „einfach ausziehen“.
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Ergänzungen

Aktueller Artikel

in der taz 07.09.2009 - 20:25
Stadtentwicklung und Häuserkampf
Liebig will nicht

Die Mieter der Liebigstraße 14 wehren sich gegen Kündigungen - vor Gericht und mit einer Besetzung. VON PETER NOWAK

Dorfplatz wird die Straßenkreuzung Liebigstraße/Rigaer Straße in Friedrichshain gerne genannt. Transparente und Graffiti mit politischen Parolen fallen sofort ins Auge und erinnern an die Hochzeiten der zweiten InstandbesetzerInnenbewegung im Frühjahr/Sommer 1990. Nicht ohne Grund: Zurzeit kämpfen 25 BewohnerInnen der Liebigstraße 14, eines der einst besetzten Eckhäuser am Dorfplatz, gegen ihre drohende Räumung. Am Dienstag wird ab 10 Uhr im Landgericht das Berufsverfahren über die Kündigung von vier MieterInnen des Hauses entschieden.

Klägerin ist die LiLa GbR, die das Haus im Januar 1999 erworben hat. Sie wirft den MieterInnen unbegründete Mietminderung sowie den eigenmächtigen Einbau einer Tür vor. Nachdem das Landgericht bereits Anfang Juni 2009 der Kündigungen von vier MieterInnen stattgegeben hat, fürchten die HausbewohnerInnen eine baldige Räumung. Wenn sie am Dienstag wieder verlieren, verfügt der Eigentümer über acht vollstreckbare Räumungstitel in dem Haus.

Angesichts der zugespitzten Lage greifen die Betroffenen zu ungewöhnlichen Mitteln: Vorige Woche haben BewohnerInnen und UnterstützerInnen für mehrere Stunden die Bundesgeschäftsstelle des Kinderschutzbundes in Berlin besetzt. "Damit wollen wir deutlich machen, dass der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Unna Edwin Thöne für die drohende Räumung von 25 Menschen, darunter auch Kleinkindern, Verantwortung trägt", erklärt Jonas Holst von der Liebigstraße 14. Thöne ist einer von zwei Gesellschaftern der LiLa GbR, die die das Haus vor zehn Jahren gekauft hat und jetzt die Räumungsklagen führt. Der zweite Gesellschafter heißt Suitbert Beulker und ist als Eigentümer der Rigaer Straße 94 wegen seines jahrelangen Konflikts mit den dortigen BewohnerInnen bekannt.

Thöne hingegen fungierte bisher als stiller Gesellschafter. Für die Verwaltungsaufgaben sei Beulker zuständig, erklärte er der taz. Bewohnerin Sabine Meistel will Thöne nicht aus der Verantwortung entlassen. "Die Räumungsklagen wären ohne eine von ihm ausgestellte Vollmacht nicht möglich gewesen. Sein Widerruf würde die Klagen stoppen." Mit dieser Forderung sind die BewohnerInnen des Hauses schon im November 2008 an Thöne herangetreten. Sie haben dort auch angeboten, in Kaufverhandlungen mit zu treten. "Nach einem kurzen Antwortschreiben hat er sich nicht mehr gemeldet", moniert Meistel.

Gegenüber der taz kündigt Thöne eine baldige Änderung der Eigentumsverhältnisse in der Liebigstraße an. "Es ist eindeutig und dem anderen Gesellschafter bekannt, dass die Lila GbR aufgelöst wird. Die Bedingungen dazu müssen noch verhandelt werden." Auf die von den HausbewohnerInnen geforderte Rücknahme der Vollmacht mag sich Thöne aber nicht einlassen.

Für Bewohner Holst dürften private Profitinteressen nicht gegen das Recht auf Wohnraum stehen. So lautet auch die Forderung einer Demonstration, die am Dienstag um 18 Uhr am Bersarinplatz in Friedrichshain beginnt. Unterstützt werden sollen weitere gefährdete Projekte, wie die Wagenburg Schwarzer Kanal und die Brunnenstraße 94.

umgebung schürt angst

umgebung schürt angst 07.09.2009 - 20:35
„Unruhen“ im Friedrichshainer Banlieue?

Die Grundschule in der Liebigstr., unweit des Hausprojekts Liebig14, scheint mehr zu wissen als die BewohnerInnen des selbstverwalteten Freiraums und informiert die Eltern über die geplante „Räumung“ und bevorstehende „Unruhen“.

Wie uns besorgte Eltern heute mitteilten, schürt die Schulleitung der „Justus von Liebig – Grundschule“ bei den Eltern Angst vor der großen Demo am morgigen Dienstag.
Die Erziehungsberechtigten werden in einem an alle Kinder verteilten Zettel aufgerufen, ihre Kinder an diesem Tag von Schule bzw. Hort abzuholen. Als Gründe werden die „für die nächste Zeit geplante polizeiliche Räumung“ der L14 und die damit verbundenen und zu erwartenden „Unruhen“ genannt.

Nun appellieren wir an alle Eltern, die der Mär vom „Kinder fressenden Hausbesetzer“ nicht glauben schenken und wissen, dass sie und ihre Kinder jederzeit willkommen sind, sich morgen um 18:00 Uhr am Bersarinplatz einzufinden und sich gemeinsam mit anderen Menschen aus unserem Kiez für den Erhalt der L14 einzusetzen.

 http://daneben.blogsport.de/2009/09/07/unruhen-im-friedrichshainer-banlieue/
 http://daneben.blogsport.de/images/schule.jpg

Kinderschutzbund ist eine Fakeverein!

!! 07.09.2009 - 21:37
Der sog. "Kinderschutzbund" ist eine CDU-nahe Organisation, die nichts mit echten Kinderschutzvereinen zu tun hat. Der Kinderschutzbund taucht immer wieder auf, wenn es um Internetzensur, Spieleverbote, Überwachung und all die üblichen CDU-Spielereien geht und man entsprechende Schlagzeilen erzeugen will.
Interessant, was echte Kinderschutzvereine dazu schreiben:  http://www.carechild.de/news/politik/internetzensur_die_grossen_luegen_der_ursula_von_der_leyen_572_1.html

demo am dienstag

18 uhr 07.09.2009 - 23:19
kommt alle zur kiezdemo am dienstag um 18 uhr bersarinplatz!

Demo heute: Seitentransparente erlaubt!

Name 08.09.2009 - 13:31
Gerade ist das Fax mit den Auflagen zur heutigen Demo eingetroffen.

Verboten wurde die Zwischenkundgebung direkt vor dem "Jeton" auf der südlichen Fahrbahn, sie soll nun gegenüber auf der nördlichen Fahrbahn stattfinden. Begründung ist der Status des "Jeton" als äusserst ungeliebtes Objekt: "Farbeierwürde o.ä. gegen das Jeton sind bei der erwarteten Teilnehmerzusammensetzung zu besorgen", steht in den Auflagen. Diese etwas merkwürdige Formulierung "zu besorgen", die an einigen Stellen in den Auflagen auftaucht, meint übrigens nicht, dass sich jemand darum kümmern sollte, dass das stattfindet, sondern, im Gegenteil, dass die Cops sich Sorgen machen, so etwas könnte stattfinden.

In den Auflagen finden sich keinerlei Hinweise zu Transparenten, weder was die Länge noch was eventuelles Zusammenknoten etc. betrifft. Seitentranspis in allen möglichen Längen sind also ausdrücklich erwünscht!

(Das Verbot von Seitentranspis über 1,50 Meter Länge, in der Vergangenheit fester Bestandteil fast jeder Demo, sogar von Fahrrad-Demos (!), wurde übrigens stets auch reichlich absurd begründet: Seitentranspis würden dazu führen, dass die Cops nicht so einfach in eine Demo stürmen können, um sich Leute rauszugreifen, dass würde wiederum dazu führen, dass die Cops rabiater vorgehen müssten, mehr Leute von den Cops verletzt werden, und das sei ja nicht schön. Das Seitentranspi-Verbot wurde also faktisch mit unserem Schutz vor unmäßiger Polizeigewalt begründet.)



Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ola — riot-a

@umgebung schürt angst — angsthase