Bildungsstreik an der HU

MONTAG

BESETZUNG
Gleich zum Auftakt des Bildungsstreiks an der HU wurde die 4. Etage des Seminargebäudes am Hegelplatz (Dorotheenstr. 24) in Mitte besetzt. Es wurde ein Cafe eingerichtet, ein Soundsystem ist vor Ort und Alternativveranstaltungen organisiert. Vom Balkon mit netter Aussicht hängen Transparente und auch das Treppenhaus ist mit Transparenten gestaltet.

Dieser neue Freiraum soll auch über die Bildungsstreikwoche hinaus besetzt bleiben. Die Leute bleiben auch nachts im Gebäude - kommt vorbei, unterstützt die Besetzung.

HU-HAUPTGEBÄUDE
Im Innenhof des HU-Hauptgebäudes in Mitte wurde ein Infostand aufgebaut, der die ganze Woche über als Anlaufpunkt dienen soll und die neuesten Informationen weitergeben soll. Im Innenhof hängen Transparente "Master für alle", "Schmeißt den Bachelor aus dem Fenster, wir brauchen Platz zum Denken" oder "Schafft Freiräume für kritische Wissenschaft!Ž" ist darauf zu lesen. Auch an der Vorderseite des repräsentativen HU-Hauptgebäudes hängt ein Banner mit der Aufschrift "Protest".

VERSCHIEDENE INSTITUTE
Im Institut für Sozialwissenschaften sind am Montag morgen auf wundersame Weise die Stühle aus den Seminarräumen verschwunden. Auch die Tische sind im Bildungsstreik und haben sich zu Bildungshürden aufgetürmt. Stattdesssen laden nun mehrere Sofas im Foyer dazu ein, es sich gemütlich zu machen. Über dem Eingang hängen gut sichtbar Transparente: "Bundesweiter Bildungsstreik", "I`m on strike, baby" oder "Allein machen sie dich ein, Solidarität statt Vereinzelung" verkünden diese. Der „normale“ Lehrbetrieb ist eingestellt. Stattdessen finden Alternativveranstaltungen, Teach-Ins oder eine Diskussion über den Bildungssstreik/Bildungspolitik statt.

Es gab eine Institutsvollversammlung auf der die 70 Teilnehmer_innen beschlossen den Bildungsstreik zu unterstützen. Anschließend sollten Schilder gebastelt und Transparente gemalt werden, spontan entschlossen sich die Protestierenden jedoch auf die Straße zu gehen und diese zu blockieren. Schnell wurden Sofas auf die Straße getragen und die Straße abgesperrt. Von 13-17 Uhr wurde schließlich, nach harten Verhandlungen mit der schon räumungsbereiten Polizei, die Straße von 50-100 Personen mit einem "Straßenfest" blockiert.
Mit dabei: eine Vokü, Sprayer aus Kolumbien/Venezuela die einen Graffiti-Workshop gaben, ein öffentliches Aktionstraining.

Im Institut für Romanistik/Sprachenzentrum wurden der Fahrstuhl und der Eingang kurzzeitig blockiert.

Im Institut für Rehabilitationswissenschaften hängen zwei Transparente. „Selbstbestimmt Leben und Lernen – Bildungsstreik 09“ und „Anwesenheitspflicht? Leistungsnachweis? Bildungsstreik!“ können Passantinnen auf diesen lesen. Am Institut für Erziehungswissenschaften hing ebenfalls ein Transparent (mittlerweile leider nicht mehr – warum?).

Im Institut für Theologie ist der komplette erste und zweite Stock mit Papierbahnen abgeklebt, auf denen, für die vielen Touristen gut lesbar, die Forderungen des Bildungsstreiks gemalt sind. Im 4. Stock hängt ein 18 m langes Transparent mit der Aufschrift "Bildungsstreik". Auch hier läuft ein alternatives Veranstaltungsprogramm.



SPONTANDEMO DER TU IN MITTE
Nach Auflösung des Straßenfestes/der Straßenblockade am Institut für Sozialwissenschaften in der Universitätsstr. zogen ca. 50 Menschen mit verschiedenen Transparenten und Megafon der Spontandemo, die von der TU kam entgegen, die sich gerade Unter den Linden am Brandenburger Tor befand und Richtung HU zog. Es wurde eine kurze Abschlusskundgebung vor der HU abgehalten. Danach begaben sich viele Teilnehmer_innen der TU-Spontandemo auf Einladung in die besetzte 4. Etage in der Dorotheenstr. 24 und ließen den Tag bei einem Bier und Musik auf dem Balkon der besetzte Etage oder in einer der Alternativveranstaltungen ausklingen.


DIENSTAG

Heute morgen gab es an der S-Bahn Friedrichstr. noch eine kleine Mobilisierungsaktion mit Megafon-Durchsagen und Flyer verteilen für die Demo.

TEACH-INS
Heute Nachmittag fanden am Gendarmenmarkt und vor der Friedrichstr. ein Teach-In statt. An der Friedrichstr. hatten sich ca. 25 Menschen niedergelassen und setzten mit einem kleinen Megafon ihr Seminar im öffentlichen Raum fort, unterstützt wurden sie von einem Transparent, das die zahlreichen Passant_innen darüber aufklärte, das die Aktions Teil des Bildungsstreiks ist. Gleichzeitig wurden Flyer verteilt. Einige Passant_innen nahmen spontan am Teach-In teil. Ein weiteres Teach-In gab es auf dem Bebelplatz vom Institut für Anglistik. In zwei großen Philosophievorlesungen wurde statt dem normalen Stoff in großer Runde über den Bildungsstreik diskutiert.

PROTEST-GRILLEN
Auf dem Hegelplatz in Mitte, hinter dem HU-Hauptgebäude fand ab heute mittag ein Protest-Grillen im Zuge des Bildungsstreiks statt. Auch hier konnte es die Polizei nicht unterlassen durch Anwesenheit zu provozieren. Allerdings wurde mittlerweile kommuniziert, dass das Unigelände „polizeifreies Gelände“ sein soll – ob sich die Hochschulleitung und die Polizei daran halten wird bleibt abzuwarten. Im Laufe des Tages wurde ein weiteres Transparent an der Rückseite des Seminargebäudes Dorotheenstr. 24 aufgehängt: „Spring aus dem Lebenslauf – Bildungsstreik“.

STRREIKBRUCH-DEMO
Besonderes Highlight heute: Die „Streikbruch“-Demo der vereinten Kräft von RCDS, LHG und den Berliner Jungliberalen vom Bebelplatz, die „Bildungschancen statt Kampf und Streik“ forderten. Leider hatten sich nur ca. 20 Teilnehmer_innen eingefunden. Deswegen beschlossen einige Menschen aus der „Wirtschaftsliberalen Untergrundgruppe“ diese Manifestation gegen den roten Mainstream zu unterstützen. Mit ca. 15 Schildern mit so wichtigen Forderungen/Aussagen wie „Klasse statt Masse“, „Für die Einführung der Prügelstrafe“, „Eure Armut kotzt uns an“ oder „Sollen sie doch Brot essen“, sowie einem Transparent „Bildungsstreik ist Bildungsneid“ schlossen sich ca. 50 Menschen der „Streikbruch“-Demo an. „Weg mit dem Pöbel an unseren Unis“ oder „Wir sind die Elite“ skandierten sie. Sie betonten: „Das sind doch alles SED-Nazi-Kommunisten die den Bildungsstreik organisieren“ und „die werden aus Nordkorea gesteuert“.
Leider wollten die RCDSler und LHGler jedoch keine Unterstützung für ihr Anliegen, die Polizei verwies die größte Anzahl der Teilnehmer_innen der Demo. Nachdem die „Streikbruch“-Demo mit halbstündiger Verspätung auf dem Bürgersteig Richtung Alexanderplatz loszog formierte sich dahinter auf der Straße eine Spontandemo der wahrhaft liberalen Hochschüler_innen. Als diese schließlich nach der RCDS-LHG-Demo am Roten Rathaus angekommen war und dem kleinen Häuflein der „Streikbruch“-Demo gegenüberstand wurden diese mit Sprechchören wie „Spalter, Spalter“ dazu aufgefordert, gemeinsame Front gegen den Bauernpöbel an der Uni zu machen.

HORST KÖHLER AUFTRITT VON PROTESTEN BEGLEITET
Ein besonderer Ehrengast hatte die Berliner Sparkasse heute zu bieten. Zur Feier ihres 200-jährigen Bestehens hielt Horst Köhler eine Rede. Nachdem diese Info die Runde machte wurde spontan zum Gendarmenmarkt, wo Köhler seine Rede hielt, mobilisiert. Etwa 80-100 Studierende belagerten den Vorderausgang um Köhler einen protestbegleiteten Abgang zu bereiten. Dieser jedoch entschwand durch die Hintertür.

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