Antifaschistische Kundgebung / Kiel-Mettenhof

Autonome Antifa-Koordination Kiel 15.06.2009 19:46 Themen: Antifa
Um ein weiteres mal auf die zunehmenden Aktivitäten von Neonazis in Kiel und im restlichen Schleswig-Holstein aufmerksam zu machen, führten heute etwa 30 Antifaschist/-innen eine antifaschistische Kundgebung im Kieler Stadtteil Mettenhof auf dem Kurt-Schuhmacher-Platz durch. Dabei wurden hunderte mehrsprachige Flugblätter an die Passant/-innen und Anwohner/-innen verteilt und mit Transparenten und Redebeiträgen zum Widerstand gegen die derzeit sehr aktive Kieler Neonazi-Szene um die "Aktionsgruppe Kiel" aufgerufen.
Auf besonderes Interesse vor allem bei mehreren Dutzend Mettenhofer Jugendlicher stieß das kulturelle Begleitprogramm der Kundgebung in Form eines Auftritts der HipHop Künstler LPP (Kiel) und Sgt. Sade (Flensburg).

In den vergangenen Monaten kam es zu einer deutlichen Zunahme von Aktivitäten von Kieler und Schleswig-Holsteinischen Neonazis aus dem Spektrum der selbsternannten "autonomen Nationalisten". Diese reichten vom Verteilen rassistischer, nationalistischer und antisemitischer Flugblätter, über Wahlkampfhilfe für die faschistische Wahlpartei DVU und Versuche von Kundgebungen, bis hin zu brutalen Angriffen auf vermeintlich oder tatsächlich linke Personen und Einrichtungen. Eines der jüngsten und gleichzeitig brisantesten Beispiele offener neonazistischer Gewalt ist der Brandanschlag auf das linke Kulturzentrum T-Stube in Rendsburg in der vergangenen Woche. Antifaschist/-innen reagierten mit zahlreichen Aktionen auf diese Entwicklungen, zu deren eindrucksvollsten z.B. die breit getragene Spontandemonstration gegen Neonazigewalt durch die Wik am 5. Juni mit über 700 Teilnehmer/-innen gehörte.
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muss 15.06.2009 - 19:57
sein!

REDEBEITRAG KUNDGEBUNG METTENHOF, 15.06.2009

... 15.06.2009 - 20:26
Liebe Mettenhofer und Mettenhoferinnen!
Liebe Antifaschisten und Antifaschistinnen!


Wir sind heute, wie wir es in den letzten Monaten verstärkt in verschiedenen Stadtteilen Kiels getan haben, einmal mehr in Form dieser antifaschistischen Kundgebung auf der Straße präsent, um daran zu erinnern, dass unterschiedliche Aktivitäten von Kieler Neonazis seit Anfang diesen Jahres wieder deutlich zugenommen haben. Diese sind vor allem auf die sogenannte „Aktionsgruppe Kiel“ zurück zu führen, die sich offen in die Tradition des Nationalsozialismus stellt und sich den selbsternannten „Autonomen Nationalisten“ zurechnet. Sie wurde vor gut einem Jahr von dem langjährigen Nazikader Peter Borchert aufgebaut und wird nun u.a. von dem bekannten NPD-Aktivisten Peter von der Born geführt. Ihre Aktivitäten reichten in den vergangenen Monaten vom Verteilen rassistischer, nationalistischer und antisemitischer Hetzflugblätter, über Versuche von öffentlichen Kundgebungen, Wahlkampfhilfe für die für die biedere faschistische Wahlpartei DVU bis hin zu brutalen Angriffen auf Läden und Personen, die sie für Linke hielten.

Nachdem die Nazis der „AG Kiel“ zwischenzeitlich verstärkt auf Propagandaaktionen vor allem im Innenstadtbereich zu setzen schienen, treten sie, nachdem mehrere Versuche von faschistischen Kundgebungen durch entschlossenen, wiederholten und massenhaften antifaschistischen Widerstand be- oder sogar verhindert werden konnten, in den letzten Wochen wieder fast ausschließlich durch offen gewalttätige Aktionen in Erscheinung. So griffen Mitglieder der „AG Kiel“ am Abend einer Antifa-Demo in Neumünster am 16.4. eine Gruppe TierrechtlerInnen an, warfen in der Nacht zum 23.5. im alternativen Wohnprojekt Dampfziegelei in der Wik und dem Kulturzentrum Hansastr. 48 Scheiben ein und bedrohten am darauf folgenden Tag Menschen im Stadtteil Wik. Gerade hier scheinen die Nazis in letzter Zeit verstärkt Fuß fassen zu wollen, so bezogen mehrere Nazis aus dem Umfeld der AG Kiel Wohnungen in diesem Stadtteil und versuchen damit offensichtlich, die ohnehin schon vorhandene rechte Subkultur dort zu stärken. Ihr scheinbares Anliegen, sich auf diese Weise ihren Traum von so genanten „National befreiten Zonen“ in Kiel erfüllen zu können – also der Schaffung von Gegenden, in denen sich Menschen, die in der widerlichen Weltsicht der Nazis die falsche Herkunft, Haut- oder Haarfarbe haben oder welche, die sie zu ihren politischen GegnerInnen zählen, nicht mehr auf die Straße trauen können sollen - untermauern sie durch eine Flut von widerlichen faschistischen Aufklebern. Erfreulicherweise hat sich auf diese Entwicklungen in der Wik bereits breiter Widerstand geregt: So demonstrierten am 5.6. über 700 Menschen gegen Nazigewalt durch den Stadtteil.

Aber nicht nur in der Wik, sondern auch in vielen anderen Kieler Stadtteilen, so auch hier vor Ort in Mettenhof, sind solche Entwicklungen festzustellen: Auch hier tauchen vermehrt hässliche Naziaufkleber und andere Nazipropaganda auf, wie z.B. jüngst in der letzten Nacht veraltete DVU-Wahlplakate, und neben vereinzelten organisierten Neonazis wohnt auch hier ein vergleichsweise großes rechtsgerichtetes Klientel. Auch wenn dies das Viertel nicht ausschlaggebennd prägt, kommt es auch hier immer mal wieder zu Belästigungen durch Neonazis oder welche die es werden könnten. Beispielsweise nervte erst kürzlich eine innerhalb recht kurzer Zeit spontan angewachsene Ansammlung von rechten Gaffern an einem Mettenhofer Infostand der Partei Die Linke solang rum, bis dieser vorsichtshalber abgebaut wurde.
Aber auch über Kiel hinaus sind in ganz Schleswig-Holstein mit der AG Kiel vernetzte Nazis auf teilweise noch skrupellosere Weise aktiv: So verübten Neonazis erst in der vergangenen Woche einen Brandanschlag auf das linke Zentrum T-Stube in Rendsburg und in Neumünster kam es zu zwei Angriffen auf einen Aktivisten des dortigen Bündnis gegen Rechts.

Wir sind deshalb heute hier, um auch in Mettenhof eine Sensibilisierung für die derzeit sehr aktive Kieler und schleswig-holsteinische Nazisszene und die Gefahren, die von ihr ausgehen, voranzutreiben. Denn die letzten Wochen haben genauso gezeigt, dass wir selbst aktiv sein müssen, um das Erstarken der Nazis zu verhindern und uns dabei nicht auf irgendwelche unkritischen Medien wie die „Kieler Nachrichten“ oder gar staatlichen Institututionen wie die Polizei verlassen können. Beide waren in Kiel in der Vergangenheit zu allererst darum bemüht, die Aktivitäten der Naziszene zu verschweigen, zu bagatellisieren oder, wenn das nicht mehr möglich war, als eine Art „Bandenkrieg“ zu entpolitisieren und damit diejenigen Menschen zu Mitschuldigen zu erklären, die sich den Nazis notwendigerweise immer wieder in den Weg stellen, anstatt wie viel zu viele andere wegzusehen.

Dass diese Totschweige- und Diffamierungsstrategie kein Zufall ist, sondern den Interessen der genannten Institutionen entspricht, hängt damit zusammen, dass diese ganz im Sinne ihres bürgerlich-konservativen Hintergrunds nicht etwa an einer ernsthaften Lösung des gesellschaftlichen Problems Neonazismus und seinen ideologischen Bausteinen Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus und Autoritarismus interessiert sind, sondern zu allererst an der Herstellung oberflächlicher Ruhe und Ordnung. Nazis werden für sie erst dann zum Problem, wenn sie Ursache von oder Anlass für Gesetzesbrüche sind oder wenn ihre Existenz nicht mehr gedeckelt werden kann und das eigene Image daran Schaden nehmen könnte.

Unsere Motivation, gegen Nazis und ihre ideologischen Wurzeln aktiv zu sein, begründet sich dagegen nicht in dieser urbürgerlichen Scheu vor der Austragung gesellschaftlicher Konflikte, sondern darin, dass wir es nicht dulden können und wollen, dass Nazis ihre menschenfeindliche Ideologie in welcher Form auch immer verbreiten und ausüben können. Nazis stellen den zentralen Grundpfeiler der Aufklärung, den Beweis der Gleicheit aller Menschen unabhängig von Herkunft oder irgendwelcher körperlicher Merkmalen, wie Haut- oder Haarfare, in Frage und fordern in letzter Konsequenz die Verschleppung. Versklavung und Vernichtung von allen, die nicht zu ihrem konstruierten deutschen Herrenmenschenbild gehören dürfen oder wollen. Dass Anhänger dieser menschenverachtenden Ideologie nicht davor zurückschrecken, dieses Anliegen in die Tat umzusetzen, hat nicht zuletzt die mörderische Deutsche Geschichte auf nahezu unfassbare Weise gezeigt, als während des Nationalsozialismus zig Millionen Menschen Opfer des deutschen Vernichtungswahns wurden, darunter fast das gesamte europäische Judentum.

Als emanzipatorische Linke kämpfen wir für eine radikale Einlösung des besagtem Gleichheitsversprechens der Aufklärung für alle Menschen, für eine freie Welt ohne jegliche Form von Ausbeutung und Unterdrückung. Dieser Kampf richtet sich nicht nur gegen die heutigen alltäglichen menschenunwürdigen Zwangsverhältnisse in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, sondern mit Nachdruck eben auch gegen diejenigen, die die Versklavung des Menschen durch den Menschen auf widerliche Weise noch weiter verschärfen wollen, allen voran Neonazis und Faschisten.

Wir sind heute hier auf der Straße, um alle MettenhoferInnen aufzurufen, diesen Kampf gegen die größten Feinde der Menschlichkeit, den Neonazismus und den Faschismus, auf breite Beine zu stellen. Auf Euren Ebenen und mit Euren Mitteln: Stellt Euch den Nazis in den Weg, wo immer sie versuchen aufzutreten oder Fuß zu fassen und beteiligt Euch an antifaschistischen Aktionen. Entfernt Nazi-Propaganda aus dem Stadtbild, wo immer ihr sie seht. Konfrontiert offen auftretende Nazis mit ihrem Nazidasein und zieht sie dafür zur Verantwortung. Entzieht den Nazis ihre gesellschaftliche Grundlage, indem Ihr jeder Form der rassistischen, nationalistischen oder antisemitischen Hetze widersprecht und Euch im alltäglichen gegenseitigen Respekt und solidarischen Miteinander übt.


Kein Schritt zurück: Für grenzenlose Solidarität unter gleichen und freien Menschen statt Sklaverei und Volksgemeischaft!

Unterstützt Betroffene von Nazigewalt – organisiert den antifaschistischen Selbstschutz!
AG Kiel, NPD und alle anderen Nazibanden in die Enge treiben und zerschlagen!

Gemeinsam aktiv bleiben – gegen Nazis, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus! In Mettenhof, in Kiel und überall sonst!

Gesammelte Indymedia-Berichte...

... 15.06.2009 - 20:51
...zu den letzten Monaten in Kiel:

Kiel: 600 gegen Nazigewalt -  http://de.indymedia.org/2009/06/252580.shtml
Aktivitäten gegen Nazi-Gewalt in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/06/252459.shtml
Nazi-Gewalt in Kiel: ES REICHT!!! -  http://de.indymedia.org/2009/06/252363.shtml
Kiel: Nazis in der Wik -  http://de.indymedia.org/2009/05/251990.shtml
Kiel: Abgesagte Nazikundgebung -  http://de.indymedia.org/2009/05/251591.shtml
MORGEN: Nazikundgebung in Kiel verhindern! -  http://de.indymedia.org/2009/05/251345.shtml
08.Mai: Nazis und Antifa-Kundgebung in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/05/249853.shtml
Kiel: Antifa-Kundgebung in der Wik -  http://de.indymedia.org/2009/05/249774.shtml
Kiel: Hausdurchsuchungen bei Nazis -  http://de.indymedia.org/2009/04/248653.shtml
Kiel: Antifa-Kundgebung in Diedrichsdorf -  http://de.indymedia.org/2009/04/248447.shtml
Kiel 18.4.: Nazi-Überfall verhindert -  http://de.indymedia.org/2009/04/247851.shtml
Erfolgreiche Aktionen gegen Neonazis in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/04/247624.shtml
Morgen: Naziaktion in Kiel verhindern! -  http://de.indymedia.org/2009/04/247470.shtml?c=on#c568170
Reggae in der City gegen Kiels Naziproblem -  http://de.indymedia.org/2009/04/247157.shtml
Kiel: Spontaner Naziaufmarsch behindert -  http://de.indymedia.org/2009/04/246615.shtml
Kiel: Anquatsch-Versuch wegen Antifa -  http://de.indymedia.org/2009/04/246459.shtml
Kiel: Antifa-Kundgebung gegen Naziaktivitäten -  http://de.indymedia.org/2009/03/244754.shtml
Aktionen und Demo gegen Neonazis in Kiel -  http://de.indymedia.org/2009/03/243751.shtml
Kiel: Nazis in Gaarden // heute Spontandemo! -  http://de.indymedia.org/2009/03/243712.shtml
Nazis planen Aktionen und Aufmarsch in Kiel! -  http://de.indymedia.org/2009/03/243338.shtml
Kiel: 50 auf Antifa-Kundgebung -  http://de.indymedia.org/2009/03/243200.shtml
Kiel: Zu den aktuellen Naziumtrieben -  http://de.indymedia.org/2009/02/241177.shtml
"Autonome Nationalisten" in Kiel geoutet -  http://de.indymedia.org/2009/01/240342.shtml

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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wow

... 15.06.2009 - 20:12
flohmarkt gegen rechts. nicht schlecht. wie war denn der kuchen?

@ wow

blabla 15.06.2009 - 20:52
...lecker! Und wo ist Dein Problem? Zu wenig krampfhaftes Militanzgehabe?

...

!!! 15.06.2009 - 21:48
lpp ich will ein kind von dir!



myspyaces
 http://www.myspace.com/lppmusic
 http://www.myspace.com/hustlergott

@blabla

wow 15.06.2009 - 21:53
nein, militant oder nicht militant interessiert mich nicht. die frage ist doch vielmehr grundsätzlich, was mit einer wie auch immer gearteten aktion bezweckt werden soll. die überwiegende anzahl "linker" aktionen stellt aber meiner meinung nach reine subkulturelle selbstbefriedigung dar, bei den nazis ist es zum glück genauso. die frage ist, was soll mit der aktion bezweckt werden? also welcher realistische zweck wird hier verfolgt? vorgeblich "aufklärung" irgendwelcher anwohner. tatsächlich dürfte es aber doch wohl so sein, dass sich die teilnehmenden den kram mehr oder weniger selbst vorlesen und dabei das gefühl haben, "was gemacht zu haben". passanten dürfte das ganze ungefähr genauso interessieren, wie die ständigen palästina, irak und tieschutzstände in den innenstädten, nämlich gar nicht. das ist kein vorwurf an die hier betroffenen, sondern gilt gensuao zb. für den 30-mann-kapuzendemreflex und ähnliche aktionsformen, die ohne jeden praktischen zweck endlos abgespult werden, weils eben immer so war. die hauptaktivität großer teile der szene erschöpft sich eben in einem ständigen "gesinnung zeigen" ohne praktische wert.

ab-nach-unten

@wow 16.06.2009 - 16:07
um eine reine Selbstbefriedigung handelt es sich bei solchen Aktionen wohl kaum (zumal mensch in der Regel auch gerne etwas anderes machen würde, als 2 mal in der Woche Stunden auf irgendwelchen Kundgebungen rumzuhängen!?)!
Da die Kieler Provinzpostille nur die die Nazigewalt bewusst verschweigende Polizeipresse zitiert, ist es sehr wohl sinnvoll auf diese Weise die Bevölkerung zu informieren. Viele Leute in Kiel haben doch keine Ahnung davon, was sich hier in den letzten zwei jahren wieder an braunem Sumpf entwickelt hat (besonders in Bezug auf diese ganze AN-Scheiße!). Deshalb ist es gerade in migrantich geprägten Vierteln wie Metenhof wichtig, die Bevölkerung zu sensibilisieren bzw. für antifaschistische Aktionen zu mobilisieren.
Kritik sollte immer willkommen sein, aber wenn dann bitte auch auf eine konstruktive Art und Weise. Leider schreibst du nicht, wie antifaschistische Gruppen und Personen deiner Meinung nach besser vorgehen sollten!?