Irland: Direkte Ationen gegen Gaspipeline

Floh 09.06.2009 13:01 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Shell, Statoil und Marathon planen die Ausbeutung eines Erdgasfeldes vor der Westküste Irlands. Anstatt das Gas, wie üblich direkt auf See aufzubereiten, soll es durch eine Hochdruckpipeline 10 Kilometer an Land zur Raffinerie gepunpt werden, da dies billiger ist.
Durch die Pipeline werden unvorhersehbare Folgen für die Region und die Umwelt erwartet.
Die Gegner dieses Megaprojekts haben sich zur Kampange "Shell to Sea" zusammengeschlossen, was doppeldeutig gemeint ist. Da einige der Beteiligten die Gasförderung komplett ablehnen, und andere nur für die Aufarbeitung auf See sind.
Die Kampagne schafft es jedenfalls fast täglich direkte Aktionen zu starten, wie zum Beispiel die Besetzungen von Baggerschiffen.
Innerhalb von 3 Tagen wurden zweimal Baggerschiffe von AktivistInnen besetzt, um die Arbeiten zu behindern.
Beidesmal paddelten die AktivistInnen mit Kajaks zu den Schiffen um diese zu erklettern. Das erste Mal gelangten 2 AktivistInnen auf den Kran des Schiffes und besetzten diesen für 10 Stunden und stoppten somit die Arbeiten. Das zweitemal kletterten mehrere AktivistInnen auf das Baggerschiff und wurden von den Arbeitern hart angegriffen. Ein Aktivist musste ins Krankenhaus gebracht werden, ein anderer wurde von 6 Metern über Bord ins Meer geschuckt.
Auf der anderen Seite des Schiffes gelang es einem Aktivisten aber wieder auf den Kran zu klettern, wo er aber ebenfalls körperlich attackiert wurde, so dass er aus Angst wieder auf Bord sprang und dann ins Meer.
Auf  http://earthfirst.org.uk/actionreports/ finden sich fast täglich neue Infos über direkte Aktionen gegen Shell.

Seit Juni 05 gibt es dauerhaft ein Protestcamp gegen dieses Projekt.  http://www.rossportsolidaritycamp.110mb.com/index.html

In vielen Ländern gibt es Solidaritätsgruppen, wie zum Beispiel in der Schweiz, die eine deutsche Webseite zum Thema haben:  http://www.shelltosea.ch/archive_08.html

Die AG Friedensforschung der Uni Kassel schreibt zu dem Thema unter anderem:
"Gefahren birgt vor allem die lange Pipeline. Wenn Gas gefördert wird, ist es in einem unstabilen Zustand. Es muß mit hohem Druck transportiert werden, ist dabei noch geruchsneutral. Der typische Geruchsstoff wird erst später hinzugefügt, damit austretendes Gas schnell identifiziert werden kann. In der Spezialleitung des Shell-Projekts steht das Gas unter einem siebenmal höherem Druck als in normalen Leitungen. Die Explosion einer solchen Pipeline in Carlsbad (New Mexico, USA) hatte vor sieben Jahren zwölf Todesopfer gefordert.

Die Auswirkungen einer explodierenden Leitung mit veredeltem Gas erlebten in der BRD im August 2007 die Bewohner der hessischen Gemeinde Weinbach-Gräveneck. Eine außerhalb des Dorfes gelegene Pipeline mit vergleichsweise stabilem Gas richtete noch Schäden an 250 Meter entfernten Häusern an. Im irischen Rossport stehen Gebäude bereits 70 Meter neben der unterirdisch verlegten Pipeline. Öffentliche Straßen und Zufahrtswege zu etlichen Grundstücken überqueren die Leitung, die im übrigen noch ein erdrutschgefährdetes Sumpfgebiet passieren soll.

Ein Unfall hätte zudem verheerende Folgen für Tiere und Pflanzen. Abfälle und Giftemissionen bedrohen ohnehin die Umwelt. Die Abwässer der Gasraffinerie werden in der Broadhaven Bucht aufbereitet, in der Delphine und Walen leben.

Statt den Profit aus den Gasvorkommen gesellschaftlich zu verteilen, hat die irische Regierung alle Verwertungsrechte den Konzernen überlassen. Aus dem Parteienspektrum lehnt einzig die irische Linkspartei Sinn Féin das umstrittene Projekt ab. Die irischen Grünen waren als kleiner Koalitionspartner einer grün-schwarzen Regierung sogar an der Planung und Umsetzung beteiligt."
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen