Marburger Kongress von Neonazis unterstützt

Rechercheteam Berlin 16.05.2009 16:54
Wie bereits bekannt geworden ist, hat Andres Molau (Bundespressesprecher der DVU und langjähriger NPD’ler) in der Nationalzeitung seine Solidarität mit dem „6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“, der vom 20. bis zum 24. Mai in Marburg stattfindet, bekundet.

Doch damit nicht genug: Wie Recherchen ergaben ist auch die Unterschriftenliste „Für Freiheit und Selbstbestimmung“, deren Unterzeichner_innen sich solidarisch mit dem Kongress in Marburg erklären, gespickt von bekannten Neonazis.
„Stefan Rochow, Unternehmensberater“
Stefan Rochow war Mitglied der rechtsextremen Gießener Burschenschaft Dresdensia-Rugia und ist aktiver Politiker in der NPD.
( http://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Rochow)

„cand. rer. nat. Bastian Hoßbach, Sprecher der Marburger Burschenschaft Rheinfranken“
Die Marburger Burschenschaft Rheinfranken gehört zu den DB-Burschenschaften und kann als rechtsextreme Kaderschmiede eingestuft werden. Regelmäßig werden dort Gäste aus dem Spektrum der extremen Rechten zu Vorträgen eingeladen. Für das aktuelle Semester war zum Beispiel eine Veranstaltung mit Heinz-Christian Strache (FPÖ) geplant.

„Jörg Krebs, Stadtverordneter Frankfurt/Main“
Jörg Krebs ist Mitglied der NPD und zog für diese als Spitzenkandidat in die Landtagswahl 2009.
Interessant bei der Personalie Jörg Krebs ist, dass sein Name kurzfristig wieder aus der Unterschriftenliste entfernt wurde, nachdem die Solidarität aus extrem rechten Kreisen (Andreas Molau) öffentlich wurde. Davor hatte man scheinbar noch kein Problem, einen bekannten NPD’ler auf der Liste zu haben.
Vertuscht werden kann diese Tatsache aber nicht. Ein Auszug aus Google Cache vom 14. Mai 2009 um ca. 7.00Uhr zeigt eindeutig, dass sich Krebs auf der Unterschriftenliste befand.
(Google Cache:  http://s8b.directupload.net/images/090515/bqx5q7ps.png)

Die christliche Nachrichtenagentur Medrum, die maßgeblich für die Unterstützung des Kongresses verantwortlich ist, hat also sehr wohl die Problematik erkannt, was sich auch an ihrer Pressemitteilung vom 14.05.2009 verdeutlicht, in der die Vorwürfe um die Solidarität Molaus zwar benannt, aber nicht kommentiert werden! Es wird hier einmal mehr deutlich, dass die Befürworter_innen des Kongresses keinerlei Berührungsängste zur extremen Rechten zu haben scheinen, was aufgrund ihrer inhaltlichen Positionierung wenig verwundert.
Dass die unterzeichnenden Neonazis in scheinbar unproblematischer Einigkeit neben lokalen „Größen“ der Marburger CDU stehen (zum Beispiel Philipp Stompfe, Fraktionsvorsitzender CDU Marburg oder Anni Röhrkohl, Stadtverordnete der CDU Fraktion), sei nur nebenbei erwähnt.
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Ergänzungen

Bündnis

egal 16.05.2009 - 17:32
das Bündnis findet mensch unter noplace.blogsport.de

einen weiteren indy-Artikel gibts hier:  http://de.indymedia.org/2009/05/250071.shtml

Wir sehen uns am 21.5. auf der Demo in Marburg!!!

Veranstaltung zur Kritik der Religion

dissidentIn 16.05.2009 - 18:14
Veranstaltung zur Kritik der Religion am 23.5. um 19 Uhr in der Alten Mensa (Marburg):

 http://gruppedissident.blogsport.de/2009/05/15/veranstaltung-zur-kritik-der-religion/

Zur Beweihräucherung von Vernunft, Hedonismus und Revolution - Flugblatt zu den religiösen Zumutungen in Marburg:

 http://gruppedissident.blogsport.de/2009/05/14/die-dunkle-seite-der-macht-zur-beweihraeucherung-von-vernunft-hedonismus-und-revolution/

Jugendantifa-Aufruf

... 17.05.2009 - 01:09


Reclaim your sexuality -
Gegen homophobe und sexistische Zustände!

Fundamentalisten-Kongress in Marburg

Vom 20.05. bis zum 24.05.09 findet in Marburg der „6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“ fundamentalistischer Evangelikaler statt. Organisiert wird dieser von der „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“. Dieser Kongress sieht erstmal aus wie ein Treffen von Christen die sich über die gewöhnlichen Phrasen der Religion austauschen, Gott, die Bibel und den Heiligen Geist. Das ist aber nicht der einzige Grund weshalb wir zur Gegendemonstration aufrufen, auch wenn Religion einer allgemeinen Kritik zu unterziehen ist. Was uns an diesem Kongress explizit stört sind die Veranstaltungen zum Thema Homosexualität, Transsexualität bzw. allem was von Heterosexualität abweicht. In den Vorträgen und Workshops werden sexuelle Orientierungen oder Lebensweisen, die nicht der heterosexistisch-monogamen Doktrin der Kongress-VeranstalterInnen entsprechen, als „Identitätskrise“ (die Krise in der Reifung der Identität als Mann oder als Frau) dargestellt. Unter anderem werden ReferentInnen der Organisationen „Wuestenstrom“ und „Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft“ anwesend sein, welche „Therapien“ zur Verfügung stellen, die „falsche“ Sexualitäten „heilen“ sollen. Die Mitglieder von „Wuestenstrom“ stützten sich in ihrer Argumentation darauf, dass es keine Beweise gibt, dass homosexuelle Neigungen in der DNA veranlagt sind. Dabei vergessen sie aber, dass es ebenso wenig einen Beweis gibt, dass Heterosexualität in der DNA veranlagt ist.
Einen Bericht von einem „Geheilten“, der sich jetzt selbst als Therapeut ausgibt, findet mensch auf der Website von Wuestenstrom, hier ein Zitat daraus:

„Wo soll ich anfangen, über die Veränderung meiner homosexuellen Gefühle zu reden? Vielleicht hier: Ich war 22 – wieder einmal hatte ich mich in einen Mann verliebt. Wieder fiel ich in eine bettelnde Abhängigkeit, wieder spürte ich die Sehnsucht nach der Berührung dieses Mannes auf meinem männlichen Körper, den Drang, mich mit ihm sexuell zu vereinigen. Ich verstand nicht, warum! Warum überrannten mich immer und immer wieder diese homosexuellen Wünsche? Hatte ich nicht schon alle seelsorgerlichen Register gezogen, um diese Gefühle abzuschütteln? Hatte ich mich nicht bemüht, alles bezüglich meines homosexuellen Problems zu verstehen? [ …]“

So skurril wie sich dieses Zitat lesen lässt, ist auch seine Aussage; Homosexualität ist ein Problem, welches man beseitigen muss. Schon die Anfänge von Wüstenstrom sind sehr fragwürdig.

„Wir waren drei Männer mit offenen Fragen bezüglich unser eigenen homosexuellen Empfindungen. Wir standen vor der Entscheidung ob wir diese sexuelle Orientierung einfach akzeptieren müssen, oder ob es eine Chance auf die Veränderung gäbe.“

An dieser Aussage kann mensch deutlich erkennen, wie gesellschaftliche Normen die sexuelle Selbstbestimmung beeinflussen. Wer nicht hetero ist, hat erstmal das Gefühl abnormal zu sein. Mittlerweile ist aber von seriösen Psychotherapeuten erwiesen, dass die von „Wuestenstrom“ angebotenen „Therapien“ schwere psychische Schäden verursachen können, wie Selbsthass oder Scham vor sich selbst. „Psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungsansätze sind nicht die Homosexualität als solche, sondern die Konflikte, die mit der Homosexualität in Verbindung mit religiösen, gesellschaftlichen und internalisierten Normen entstehen.“ („Berufsverband deutscher Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie“)

Aber nicht nur diese zwei Workshops aus den über hundert geplanten sind zu kritisieren. Generell zeichnet sich dieser religiös-fundamentalistische Kongress durch rückwärts gewandte Ansichten, Homophobie und (Hetero-)Sexismus aus. Die ReferentInnen zeigen eine Lebensweise auf, die auf streng ausgelegten Bibelstellen und gesellschaftlichen Normen basiert. Die fundamentalistischen Evangelikalen versuchen Menschen in eine Lebensweise zu zwängen, die ihren Bedürfnissen nicht entspricht und auch nie entsprechen wird. Unterstützt wird der Kongress z. B. auch von der „Jungen Freiheit“, das wichtigste Printmedium der „Neuen Rechten“, was noch einmal unterstreicht, wie sehr er in die falsche Richtung geht. Ebenso erschreckend ist, dass die Vorträge und Workshops in öffentlichen Räumen wie der Universität stattfinden und von öffentlichen Stellen akzeptiert werden. Dem sollten wir keinen Raum lassen! In Marburg hat sich schon ein breites Bündnis gegen den Kongress gebildet, das auch zu einer Gegendemonstration am 21.05. mobilisiert. Diese startet um 10:30 am Hauptbahnhof in Marburg. Wir als Jugendantifa Frankfurt werden in nächster eine Kampagne starten, in der wir über Vorträge und Diskussionen eine grundlegende Kritik an Homophobie und Sexismus formulieren wollen.

Keinen Fußbreit der Homophobie und Sexismus!
Den Evangelikalen Kongress in Marburg sabotieren, stoppen, verhindern – mit allen Mitteln!
Kommt zur Gegendemonstration am 21. 05. 2009!

Jugendantifa Frankfurt/M


Zugtreffpunkt für Frankfurt zur Demo: 21.05. - 9.00 Uhr - Hauptbahnhof

op-abstimmung

op 17.05.2009 - 22:56
hier kann mensch darüber abstimmen:
 http://www.op-marburg.de/newsroom/startseite/index.html

bisher 60-70% gegen den kongress, aber wenn sich das bei den fundis und nazis rumspricht...

Marburg: Einblicke eines Insiders

Deconstruct Ideology 18.05.2009 - 02:08
Gegen Sexismus und Homophobie zu protestieren finde ich wichtig.

ALLE Teilnehmer_innen des Kongresses als homophob und den Kongreß als solchen als komplett reaktionär abzuqualifizieren ist hingegen unreflektiert, sachlich falsch und verstärkt Feindbilder und Fronten - abgesehen davon, dass es den Betroffenen gegenüber schlichtweg unfair ist.

Als Linksradikaler mit emanzipatorischem Anspruch UND als Christ erhebe ich hier Einspruch.

Die evangelikale Szene ist keine Szene, die ausschließlich von rechtskonservativen Denkmustern geprägt wird.

Tatsächlich ist diese Szene erstaunlich postmodern und vielfältig.
Es gibt dort nicht nur CDU-Eliten - sondern seit Jahrzehnten auch ein emanzipatorisches Lager.

UND... es gerät dort besonders in den letzten Jahren erstaunlich viel in Bewegung.
So gibt es beispielsweise auch organisierte homosexuelle Evangelikale, vgl. z.B.  http://www.zwischenraum.net/
Evangelikale, die sich für Kirchenasyl, für solidarische und selbstbestimmte Zusammenlebensformen einsetzen und und und...

Ich persönlich bin sowohl seit über 12 Jahren in linksradikalen Zusammenhängen (Antifa, MigrantInnen, Sexismus-Kritik, Castor, Anti-Atom-Protest, selbstbestimmte Freiräume verteidigen und schaffen...) und unter anderem auch in der evangelikalen Szene engagiert.

Einige der Redner_innen des Kongresses kenne ich persönlich.

Einige sind homophob eingestellt - das ist richtig recherchiert, andere definitiv NICHT.

Die Redner_innen, die ich persönlich kenne, haben in sehr vielen Punkten (leider nicht in allen) emanzipatorische Einstellungen. Sie stehen politisch uns Linken in sehr vielen Punkten sehr nahe - und sind definitiv nicht rechtskonservativ - und erst recht keine Nazis.

Fakt ist:
In der evangelikalen Szene bewegt sich im Moment sehr viel - und eine Öffnung für emanzipatorische Inhalte und Prozesse ist zu beobachten, wie ich sie noch nie zuvor beobachten konnte.
Dass ein solcher Prozess nicht schnell geht, ist auch klar.

...ehrlich gesagt, die Offenheit, die ich sogar bei konservativen Evangelikalen für linke Inhalte erlebe, übersteigt die Offenheit für christliche Inhalte und die Fähigkeit zur Selbstkritik bei uns Linken um ein Vielfaches.

Ich wünsche mir deswegen einen kritischen Dialog beider Szenen
- anstelle von Farbeiern, Faustschlägen und ideologisch motivierten Feindbild-Projektionen.
Negative Identitätsstiftung führt unweigerlich in die Ideologie und ist ein typisches Merkmal kapitalistischer Vergesellschaftung - und hat nichts mit emanzipatorischer Identitätsbildung zu tun.
Nicht umsonst besteht eine der Kernideen der kritischen Theorie auf dem Prinzip der negativen DIALEKTIK!

Wenn ich beide Szenen vergleiche, fällt mir immer wieder auf, dass Linke in vielen Inhalten deutlich fortschrittlicher sind als Evangelikale - aber hinsichtlich des "Sich-auf-den-Anderen-Einlassen-Könnens" wesentlich stärker Ideologie-behaftet sind als viele Evangelikale...

Wir Linken predigen oft Ideale, die wir selber nicht leben - viele Evangelikale predigen oft Schrott - und leben aber viel solidarischer und emanzipatorischer als wir Linken.

Wenn wir Linken für Herrschaftsfreiheit eintreten, sollten wir auch so mutig sein, den ersten Schritt zu tun und liebgewordene Feindbilder und Vorurteile gegen "religiösen Fundamentalismus" radikal zu dekonstruieren - und uns unserem Gegenüber zu öffnen - anstatt unser Gegenüber in unser ideologisches Raster einzuordnen.

Die Zeit, in der wir leben, benötigt Kritik und eine radikale Dekonstruktion von Ideologien - um DANN die Möglichkeit des solidarischen Sich-Aufeinander-Einlassens ganz neu zu eröffnen!

Kritik muss immer mit der Möglichkeit und dem Wunsch nach Versöhnung gedacht werden - sonst verliert sie ihr befreiendes Potenzial und wird zum Teil des Problems und konstruiert selber neue totalitäre Wahrheiten.

Ich wünsche mir diese Offenheit zwischen Linksradikalen und Evangelikalen.
Im Moment empfinde ich die Evangelikalen in meinem Umfeld als VIEL offener für linke Inhalte als andersherum.

Diese Zeit braucht Menschen, die gemeinsam nach neuen Formen emanzipatorischen Zusammenlebens suchen - anstatt in alten Denkmustern zu verharren.

Kapitalismus-Krise, Kriege, Abschiebungen, Sexistische und homophobe Stereotypen usw. bringen auch viele Evangelikale ins Nachdenken! Auch auf diesem Kongress!

Ideologische Grabenkämpfe sind absolut kontraproduktiv vor diesem Hintergrund und zerstören wieder einmal historische Chancen auf Veränderung.

Ein kritischer Diskurs zwischen Linken und Evangelikalen tut DRINGEND NOT - und die OFFENHEIT ist DA!

Benutzen wir die Vernunft in einem emanzipatorischem Sinne - und retten wir sie vor ihrer eigenen Totalität.
JA zu einer Religionskritik als einer Kritik an Gottesbildern.
Und NEIN zu einer Religionskritik, die versucht, das seinem Wesen nach Unbedingte und Unerklärliche als Basis der Freiheit zu vernichten und in totale Erklärungsmuster zu pressen.

Offene Diskurse sind im Moment SEHR wichtig - und dienen dem Ziel, Homophobie und sexistische Rollenklischees in der Evangelikalen zu kritisieren, VIEL mehr
als Demos, Farbeier und Blockaden.

In diesem Sinne:
NO BORDERS...

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raven gegen homophobie — ein_mensch