Bertelsmann-Führung und Konzernverflechtungen

Text: Wiebke Priehn, Bild: Alexander Brabandt 12.02.2009 21:24 Themen: Bildung Globalisierung Medien
Die Bertelsmann AG, Europas größter Medien- und Informationskonzern, gehört mehrheitlich der operativ tätigen Bertelsmann Stiftung. Mit dieser Kombination hat Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn einen beispiellosen Macht- und Einflussapparat geschaffen, der in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geriet. Wer hat dort heute das Sagen? Das Organigramm zeigt eine durchgängige Top-Down-Struktur, in der Verantwortliche im Bertelsmann-Komplex ein Gesicht bekommen. Es stellt sich die Frage nach der persönlichen Haftung jener Personen, die sich in den Dienst dieses Systems stellen, für den Schaden am Gemeinwohl, den der Bertelsmann-Komplex anrichtet.

(Achtung: Die nachfolgend zusammengetragenen Informationen beziehen sich auf den Stand von Juni 2008 - soweit nicht anders angegeben. Seither hat sich im Bertelsmann-Komplex einiges verändert, z. B. wurde die Bertelsmann Music Group (BMG) abgestoßen. Gleichwohl bietet der Text eine exemplarische Übersicht über die in diesem Komplex organisierten Interessen und Abhängigkeiten.)
„Unerwarteter Weise ist Bertelsmann, trotz seiner Publizität in allen Medien, eine unbekannte deutsche und europäische Großmacht. Und zwar als Medienkonzern und als politische Großmacht. [...] Alle schwierigen Entscheidungen werden vorabgesprochen in den Elitenetzwerken aus Parteien und Konzernen. Das ist in gewisser Weise eine Privatisierung der Politik.“ (Frank Böckelmann, SZ vom 27.9.2004)

Das Schaubild "Organigramm Bertelsmann" zeigt: Die Familie Mohn besitzt zwar nur 23,1 Prozent Kapitalanteile der Bertelsmann AG, kontrolliert aber sowohl die von den zuständigen Aufsichtsbehörden bisher als gemeinnützig eingestufte Stiftung als auch den gewinnorientierten Konzern (siehe auch PDF-Datei). Gemeinsam mit einer Handvoll ausgewählter Wirtschaftsführer beherrscht die Mohn-Familie ihr Imperium und arbeitet an seiner Ausweitung.

Die Eigentümerfamilie Mohn

Reinhard Mohn (86) übernahm das 1835 gegründete Verlagshaus mit Druckerei 1947 von seinem Vater, in 5. Generation der Eigentümerfamilie. Unter seiner Führung wurde das Unternehmen zu einem der größten Informationskonzerne der Welt. 1977 gründete er die Bertelsmann Stiftung, 1993 übertrug er ihr knapp 70 Prozent des Konzernvermögens. Reinhard Mohn hat drei Kinder aus erster Ehe und drei weitere Kinder aus zweiter Ehe. Alle Kinder sind am Unternehmenskapital beteiligt.

Inzwischen gilt Reinhards 20 Jahre jüngere 2. Ehefrau Elisabeth „Liz“ Mohn (geb. Beckmann, gesch. Scholz) als das führende Mitglied der Eigentümerfamilie. Als 17-Jährige lernte die Telefonistin eines Bertelsmann-Buchclubs den 20 Jahre älteren Unternehmenschef und Verlagserben Reinhard Mohn bei einem Betriebsfest kennen und wurde dessen Geliebte. Aus dem Verhältnis gingen die Kinder Brigitte (geb. 1964), Christoph (geb. 1965) und Andreas (geb. 1968) hervor. Zum Schein heiratete Elisabeth Beckmann 1963 den Bertelsmann-Kinderbuchlektor Joachim Scholz. Nach der Trennung von seiner ersten Frau Magdalene heiratete der inzwischen 61-jährige Reinhard Mohn im Jahr 1982 die inzwischen ebenfalls geschiedene Elisabeth und adoptierte die drei gemeinsamen Kinder.

In der Folge engagierte sich Liz Mohn immer stärker im Familienunternehmen. 1993 gründete sie die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Im gleichen Jahr übernahm sie in der Bertelsmann Stiftung die Bereiche Medizin und Gesundheit. 1999 wurde sie in die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) berufen, die die Aktienstimmrechte über die Bertelsmann AG in der Aktionärshauptversammlung ausübt. Seit November 2000 ist sie Mitglied des Aufsichtsrats der Bertelsmann AG. Heute ist sie Sprecherin der Eigentümerfamilie, stellvertretende Vorsitzende des Vorstands und des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung und Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der BVG. In der Vergangenheit übte sie laut Presseberichten entscheidenden Einfluss auf die Auswahl und Abberufung von Topmanagern der Bertelsmann AG aus.

Die sechste Eigentümer-Generation in Konzern und Stiftung repräsentiert Tochter Brigitte Mohn. Sie studierte Politik, Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Bamberg, Münster und Augsburg und promovierte an der privaten Universität Witten/Herdecke. 2001 absolvierte sie ein zusätzliches MBA-Studium an der WHU Koblenz und am Kellogg Institute in den USA.
Sie arbeitete als Lektorin am Institut für Weltwirtschaft in Kiel und als Marketingleiterin für Direktmarketing an Universitäten, Colleges und Bibliotheken bei den Bertelsmann-US-Verlagen Bantam, Doubleday und Dell in New York. 1997/98 arbeitete sie als Beraterin für McKinsey in Hamburg. Eine weitere Station war die Multimediaagentur Pixelpark in die Schweiz. 2001 hat sie den Vorstandsvorsitz der Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe von ihrer Mutter übernommen. 2004 rückte sie ins Präsidium der Bertelsmann Stiftung. 2005 wurde sie Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, in der sie die Themen tertiärer Sektor und Gesundheit verantwortet. Brigitte Mohn ist außerdem seit 2002 Gesellschafterin der BVG. Sie ist Mitglied im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. Sie ist zweifache Mutter.

Eine führende Position im Konzern hat auch Brigittes Bruder Christoph. Er studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und arbeitete ab 1990 für die Bertelsmann Music Group (BMG) in Hong Kong, später in New York. 1994 wechselte er für zwei Jahre zu der Unternehmensberatung McKinsey in Düsseldorf mit Zuständigkeiten in den Bereichen Elektronik und Telekommunikation. 1996 kehrte Christoph Mohn nach Gütersloh zurück als Vizepräsident der Bertelsmann-Tochter Telemedia. 1997 wurde er Chef des Internetportals Lycos Europe, an dem er sich auch finanziell beteiligte. Seit November 2006 ist er Mitglied des Aufsichtsrats der Bertelmann AG. Von 2001 bis 2007 war er Mitglied der BVG. Christoph ist mit Shobna Mohn verheiratet. Die aus Indien stammende Mathematikerin arbeitet in der Bertelsmann AG als Vice President Investor Relations. Gemeinsam haben sie zwei Töchter.

Reinhard Mohns Kinder aus erster Ehe (Johannes Mohn, Susanne Srowig, Christiane Coesfeld) sind nicht in die Konzernführung eingebunden. Johannes Mohn verließ im August 2008 das Unternehmen.

Die Bertelsmann-Gesellschafter: BVG – Halterin der Aktienstimmrechte der Bertelsmann AG

Der Bertelsmann-Konzern ist eine nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft, d. h. die Aktien werden nicht öffentlich gehandelt. Die Bertelsmann Stiftung (76,9 %) und die Familie Mohn (23,1 %) halten ihre Bertelsmann-Aktien jeweils über Zwischengesellschaften. Die Stimmrechte in der Hauptversammlung der Bertelsmann AG, dem höchsten Organ der Aktiengesellschaft, werden gemeinsam für beide Anteilseigner zu 100 % von der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG) ausgeübt. Hier dominiert die Familie Mohn. Wie die Stimmrechte der BVG in der Hauptversammlung ausgeübt werden, entscheidet die Gesellschafterversammlung der BVG, deren Vorsitzende Liz Mohn ist. Weitere Gesellschafter sind Reinhard und Brigitte Mohn, sowie der Aufsichtsratschef und ehemalige Vorstandsvorsitzende von BASF Jürgen Strube und der ehemalige Thyssen-Chef Dieter H. Vogel, der gleichzeitig dem Kuratorium der Bertelsmann Stiftung vorsitzt. Die fünf Gesellschafter der BVG bestellen die derzeit 15 Aufsichtsratsmitglieder von Europas führendem Informationskonzern Bertelsmann. Damit gehören sie zu den mächtigsten Menschen der Welt.

Der Aufsichtsrat der Bertelsmann AG

Der Aufsichtsrat wiederum bestellt die Mitglieder des Vorstands, der Bertelsmann-Unternehmensleitung, und überwacht und berät ihn in wichtigen Geschäftsvorfällen. Im Aufsichtsrat finden sich bis auf Dieter H. Vogel alle Gesellschafter aus der BVG wieder: Reinhard Mohn, der dem Gremium als Ehrenvorsitzender angehört, Jürgen Strube, der den stellvertretenden Vorsitz inne hat, und als einfache Mitglieder Liz und Brigitte Mohn. Den Mohn-Clan vervollständigt Brigittes Bruder Christoph, Chef der Bertelsmann- und Telefonica-Tochter Lycos Europe.

Geleitet wird der Aufsichtsrat von Gunter Thielen, der gleichzeitig Vorstandvorsitzender der Bertelsmann Stiftung ist, und damit die letzte Stufe der Bertelsmann-Karriereleiter erklommen hat. In diese beiden Positionen wechselte Thielen Anfang 2008, nachdem er den Chefposten der Bertelsmann-AG aus Altersgründen mit 65 Jahren an seinen jüngeren Nachfolger Hartmut Ostrowski abgeben musste. Thielen kam ursprünglich aus dem ludwigshafener Chemie-Konzern BASF (Ex-IG-Farben), machte dann aber Karriere in Bertelsmanns Unternehmensbereich Druck- und Industriebetriebe, der ab 1999 unter dem Namen „Arvato“ firmierte. Aus diesem Bereich rekrutieren sich bei Bertelsmann traditionell die Unternehmenschefs, wie auch Hartmut Ostrowski. Nach Erreichen der Altersgrenze von 60 Jahren rücken die Bertelsmann-Vorstandschefs üblicherweise auf den Aufsichtsratsvorsitz des Konzerns und auf den Vorstandsvorsitz der Bertelsmann Stiftung. Ursprünglich hatte Thielen nach den Vorstellungen von Reinhard Mohn direkt von Arvato zur Bertelsmann Stiftung wechseln sollen. So wurde er zwischenzeitlich bereits ab Oktober 2001 auf Vorsitz von Kuratorium und Präsidium der Stiftung berufen und gleichzeitig auf den Vorsitz der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG). Thielen, der neben seiner Tätigkeit für den Konzern schon länger den Vorsitz des Stiftungspräsidiums inne hatte, ordnete binnen kurzer Zeit die Stiftung neu und legte ihre Grundsätze für die nächsten Jahre fest. Als Kernthemen wurden die fünf Bereiche Bildung und Kultur, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit, Internationale Verständigung sowie Demokratie und Bürgergesellschaft geschaffen. Doch 2002 musste der 60-jährige für den unverhofft ausscheidenden Bertelsmann-Chefmanager Thomas Middelhoff einspringen. Sein Nachfolger an der Stiftungsspitze wurde der Marketing-Professor Heribert Meffert, der vorher bis zu seiner Emeritierung das Institut für Marketing an der Universität Münster geleitet hatte und dem Hause Bertelsmann schon seit längerem verbunden war.

Als Bertelsmann-Chef hatte Thielen 2004 die Idee zur umstrittenen „Social-Marketing“-Kampagne „Du bist Deutschland“, als Beitrag zu einem „unverkrampften Patriotismus in Deutschland“ (Lars Cords, Kampagnensprecher). Thielen wurde 2005 vom American Institute for Contemporary German Studies (AICGS) an der Johns-Hopkins-Universität zum „Global Leader“ gekührt. Bertelsmann ist Sponsor dieser Lobbygruppe mit Sitz in Washington. Thielen ist Mitglied im Beirat des Atlantic Council of the United States, einer weiteren Einflussgruppe aus Washington D.C. Er ist seit Mai 2008 Mitglied des Aufsichtsrats von Sanofi Aventis (Sanofi Aventis: Pharma, Beteiligung durch L´Oréal: 8,7 %). Das deutsch-französische Unternehmen entstand 2004 aus der Fusion von Sanofi-Synthélabo und Aventis, seinerseits 1999 aus einer Fusion der Pharmasparten von Hoechst Marion Roussel AG (ehemals Hoechst AG) und Rhône-Poulenc hervorgegangen. Mit einem Umsatz von 28,052 Mrd. Euro und ca. 100.000 Mitarbeitern in mehr als 100 Ländern gehört Sanofi Aventis nach Pfizer und GlaxoSmithKline zu den größten Pharmaunternehmen der Welt.

Organisierte Konzern-Interessen im Medienmoloch

Über den Aufsichtsrat organisiert die BVG die Verständigung und Kooperation des Bertelsmann-Konzerns mit Interessen anderer Wirtschaftsbereiche, vor allem Energie, Chemie, Handel, Versicherungen, KFZ-Industrie, Private-Equity, Pharma, Bio-/Gentechnologie. Enge Verbindungen bestehen zu den Milliardärsclans Quandt und Haniel.

Nach der Familie Mohn kommt bei Bertelsmann an erster Stelle Jürgen Strube, Aufsichtsratschef von BASF, dem größten Chemieunternehmen der Welt (Umsatz: ca. 58 Mrd. Euro). Strube ist einer der mächtigsten deutschen Wirtschaftslobbyisten. Ab 1995 war er Vorsitzender des Transatlantic Business Dialogue (TBAD), ab 1998 Vorsitzender des Mercosur-EU Business Forum (MEBF), 2003 wurde er für zwei Jahre Präsident der Europäischen Arbeitgebervereinigung UNICE. Neben Bertelsmann und BASF sitzt Strube gegenwärtig in weiteren Aufsichtsräten: Allianz Deutschland AG, BMW AG, Hapag-Lloyd AG, Fuchs Petrolub AG. Bereits 1998 gründete er gemeinsam mit Reinhard Mohn und Hubertus Schmoldt (IG Bergbau, Chemie, Energie) die "Initiative für Beschäftigung". Von 1998 bis 2004 fungierte der Konzernchef als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, der Bertelsmann intensiv bei der Durchsetzung konzernkonformer Umstrukturierung im Hochschulwesen unterstützt. Ab 2000 wurde Strube von den Mohns in Aufsichtsrat der Bertelsmann AG und Kuratorium der Stiftung berufen. Wenn die Bertelsmann Stiftung die Mächtigen der Welt an den Tisch holt, etwa auf dem „International Bertelsmann Forum“ oder zum „Salzburger Trilog“, dann ist Strube dabei. Er ist Kurator der Haniel-Stiftung und stellt damit eine Verbindung zu einer weiteren großen deutschen Eigentümerfamilie her, die u. a. Miteigentümerin des Handelsriesen Metro AG ist.

Die strategische Verbindung des Bertelsmann-Aufsichtsrats zum Stifterverband wird inzwischen vorrangig von Wulf Bernotat, dem Vorstandsvorsitzenden des Energieriesen E.ON repräsentiert. Der nach eigenen Angaben „weltweit größte private Energiedienstleister“ E.ON übertrumpft mit einem Umsatz von ca. 69 Mrd. Euro die BASF noch. Der Chef über dieses Zig-Milliardenimperium wacht auch als Kuratoriumsmitglied über das Wirken der Bertelsmann Stiftung. Als Mitglied des einflussreichen European Round Table of Industrialists (ERT) steht er in Verbindung mit einer der einflussreichsten, konzeptionell arbeitenden Industrie-Lobby-Organisationen auf EU-Ebene. An Aufsichtsratsmandaten besetzt Bernotat Posten bei der Ruhrkohle AG, dem Versicherungsgiganten Allianz SE und der Metro AG (Eigentümer: Haniel, Schmidt-Ruthenbeck, Beisheim).

Eine langjährige Tradition hat die Kooperation mit der BMW AG (Umsatz: 56 Mrd. Euro), bzw. mit der Eigentümerfamilie Quandt. 1993 wechselte Horst Teltschik, der ehemalige Geschäftsführer Bertelsmann Stiftung und Kanzleramts-Vize unter Helmut Kohl, zu BMW. Aktuell schafft Joachim Milberg, Aufsichtsratsvorsitzender und ehemaliger Chef von BMW, die Verbindung zu Bertelsmann über sein Aufsichtsratsmandat im Medienkonzern.

Weitere Wirtschaftsvertreter im Bertelsmann-Aufsichtsrat: John R. Joyce, Managing Director von Silver Lake Partners, einer weltweit führenden Beteiligungsgesellschaft („Private Equity“), die sich auf die Übernahme von Technologie-Firmen mittels LBO (Leverage Buy Out) spezialisiert hat; Karl-Ludwig Kley, Chef des Pharma- und Chemieunternehmens Merck KGaA, wie Bertelsmann ein Familienunternehmen (Karl-Ludwigs Bruder Max-Dietrich Kley trifft übrigens Jürgen Strube im BASF-Aufsichtsrat); Hans-Joachim Körber, ehemaliger Chef der Metro-AG; Lars Rebien Sørensen, Präsident und CEO von Novo Nordisk A/S, einem dänischen Pharma- und Biotech-Unternehmen.

Als Arbeitnehmervertreter finden sich der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Erich Ruppik, und sein Stellvertreter Oswald Lexer (verstorben im Juni 2008).

Etwas aus der Reihe fällt der US-Amerikaner Richard Sarnoff, seines Zeichens Leiter des Risiko-Kapitalfonds Bertelsmann Digital Media Investments (BDMI). Hier arbeitet er mit Christoph Mohns Gattin Shobna Mohn zusammen. Der Harvard-Absolvent (MBA) begann 1987 in dem Bertelsmann-Verlag Bantam Doubleday Dell und ist heute neben seinen übrigen Jobs Vize-Präsident von Bertelsmanns Buchverlagsgruppe Random House. Neuerdings ist Sarnoff zum Co-Chairman der Bertelsmann-Holding in New York ernannt worden. Er soll laut Vorstand eine Schlüsselrolle bei der strategischen Unternehmensentwicklung der US-Aktivitäten von Bertelsmann spielen. Sarnoff ist der Großneffe von David Sarnoff, einem Pionier des kommerziellen Rundfunks in den Vereinigten Staaten. David Sarnoff war bis 1970 Chef des Medienkonzerns RCA, der 1986 von Bertelsmann aufgekauft wurde.

Dies sind die wirtschaftlichen Interessen, mit denen die BVG-Gesellschafter im Aufsichtsrat die Kontrolle über Europas größten Medien-, Dienstleistungs- und Informationskonzern teilen – zum gegenseitigen Vorteil, versteht sich.

Der Konzern-Vorstand

Im Vorstand sind mit Hartmut Ostrowski (Vorsitz, Direct Group: Buch- und Musikclubs, Direktvertrieb), Rolf Buch (Arvato: Dienstleistungssparte, Druckereien, CD-Fabriken), Bernd Kundrun (Gruner + Jahr: Europas größter Zeitschriftenverlag) und Markus Dohle (Random House: Größte Buchverlagsgruppe der Welt) vier Bertelsmann-Eigengewächse vertreten. Von außen holte sich Bertelsmann seinen Finanzchef Thomas Rabe, der auch für BMG, den Musikkonzern zuständig ist, und RTL-Chef Gerhard Zeiler. Thomas Rabe arbeitete nach dem Studium bei der Europäischen Kommission, bei der Kanzlei Forrester, Norall & Sutton (heute White & Case) und landete 1991 bei der staatlichen Privatisierungsagentur Treuhandanstalt, wo er Leiter des Controlling wurde. 1996 begann er bei CEDEL, wurde später Chief Financial Officer von dem Nachfolgeunternehmen Clearstream International, einer Organisation für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften und die Wertpapierverwahrung, einer luxemburger Tochter der Deutschen Börse AG.

Die RTL-Group ist Europas führender Radio- und TV-Konzern. Das gewinnträchtige Unternehmen mit Sitz in Luxemburg und weltweiten Aktivitäten gehört zu 90,3 % Bertelsmann. Die restlichen Aktien werden an der Börse gehandelt. Vorstandsvorsitzender ist der Österreicher Gerhard Zeiler, der seine Karriere als Presse-Sekretär unter den SPÖ-Kanzlern Fred Sinowatz und Franz Vranitzky begann. Nach einer Position als Generalsekretär des Österreichischen Rundfunks (ORF) wurde er Anfang der 90er Geschäftsführer des Münchner Privatsenders Tele 5, an dem damals auch Silvio Berlusconi mit 45 Prozent beteiligt war. Als Generalintendant kehrte er zum ORF zurück, 1998 ging er als Geschäftsführer zu RTL TV nach Köln. Seit 2003 leitet er die RTL-Group. In der Vergangenheit war Zeiler mehrfach als Kanzlerkandidat für die SPÖ im Gespräch, ebenso seine mögliche Rückkehr zum ORF.

Weitere Verflechtungen über die Tochtergesellschaften RTL und Gruner + Jahr

Neben dem Bertelsmann-Aufsichtsrat bestehen weitere personelle Verflechtungen mit anderen Unternehmen über den Verwaltungsrat der börsennotierte Bertelsmann-Tochter RTL-Group mit Sitz in Luxemburg (Bertelsmann-Anteil: 90,3 %), und über die Gremien des Hamburger Zeitschriftenkonzerns Gruner + Jahr AG & Co KG (Bertelsmann-Anteil: 74,9 %, Familie Jahr: 25,1 %).

RTL –Verwaltungsrat

Über den Verwaltungsrat des Radio- und Fernsehkonzerns mit Sitz in der Finanzoase Luxemburg werden u. a. Kontakte in die internationale Bankenwelt gepflegt.

Der Verwaltungsrat der RTL-Group wird von Siegfried Luther (*1944) geleitet, dem langjährigen Finanzchef der Bertelsmann AG (1990 – 2005) und ehemaligen Testamentsvollstrecker von Reinhard Mohn. Er ist auch Mitglied im Kuratorium der ZEIT-Stiftung.

Luthers Stellvertreter ist der Brite Martin Taylor (*1952), gleichzeitig Präsident des Verwaltungsrats des Agrarchemie- und Biotech-Giganten Syngenta AG. Taylor war Chef der drittgrößten britischen Bank Barclays plc, und Vorsitzender der führenden britischen Buch- und Zeitschriftenkette WH Smith PLC. Taylor war von 1999 bis 2005 Mitglied im Beirat von Goldman Sachs International. Er ist Teilnehmer der berüchtigten Bilderberg-Konferenzen und Mitglied ihrer britischen Steuerungsgruppe. Seine Zuständigkeiten bei RTL umfassen auch den Vorsitz des „Nomination and Compensation Committee“ (Ausschuss für Ernennung, Abberufung und Vergütung der Konzernleitungsmitglieder).

Vorsitzender des „Audit Committee“ (Prüfungs- und Revisionsausschuss) der RTL Group ist das Verwaltungsratsmitglied Onno Ruding (*1939). Ruding amtierte von 1982 bis 1989 als Finanzminister der Niederlande, nachdem er von 1976 bis 1980 Mitglied im Exekutivrat des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewesen war. Anschließend machte er Karriere bei der Citibank, wurde Vizepräsident des Vorstandes und Direktor der Citibank in New York (1992-2003). Ruding ist Mitglied der im Jahr 1973 aus den Bilderberg-Konferenzen hervorgegangenen Trilateralen Kommission, Verwaltungsratspräsident des Centre for European Policy Studies (CEPS) und Mitglied im Verwaltungsrat der Holcim Ltd.

Dem RTL-Verwaltungsrat gehört weiterhin Jacques Santer (*1937) an. Er ist außerdem Vorsitzender des Verwaltungsrats der RTL-Tochter CLT-UFA. Santer amtierte von 1984 bis 1995 als Premierminister des RTL-Standorts Luxemburg. 1984 bis 1989 war er Mitglied des Gouverneursrates der Weltbank, 1994 bis 1999 amtierte er als Präsident der Europäischen Kommission.

Vervollständigt wird der Verwaltungsrat durch Thomas Rabe, Hartmut Ostrowski und Günther Grüger, Leiter Strategisches Controlling & Strategie der Bertelsmann AG, der seine Karriere einst in der Oetker-Gruppe begann, bevor er 1983 zu Bertelsmann kam.

RTL-Finanzchef ist Elmar Heggen. Er kommt aus dem deutschen Unternehmen Felix Schoeller Group, einem weltweit führendem Hersteller von Spezialpapieren.

Aufsichtsrat Gruner+Jahr

Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr mit Sitz in Hamburg stellt insbesondere Verbindungen zur werbeträchtige Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie her. Im September 2004 berief Gruner + Jahr Johann C. Lindenberg in den Aufsichtsrat, damals noch Deutschland-Chef von Unilever, dem britisch-niederländischen Nahrungsmittel-, Kosmetik- und Waschmittelkonzerns, der weltweit einen Großteil der Markenprodukte in Supermärkten bestückt. Inzwischen ist Lindenberg bei Unilever in den Ruhestand gegangen und sammelt Aufsichtsratsmandate: Esso Deutschland, Praktiker-Baumärkte, Hamburg Messe und Congress GmbH (Vorsitz), J.J.Darboven Holding Verwaltungs AG (Vorsitz), ExxonMobil Central Europe Holding GmbH, BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Ende 2003 war Lindenberg vom Hamburger Senat unter Wissenschaftssenator Jörg Dräger als Mitglied für den neu geschaffenen Hochschulrat der Univesität Hamburg bestimmt worden. Jörg Dräger wechselte im Juli 2008 in den Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Bereich Bildung.

Die Gruner+Jahr-Minderheitsgesellschafterin Angelika Jahr-Stilcken sitzt ihrerseits im Aufsichtsrat der Deutschland-Tochter des weltweit größten Nahrungsmittelkonzerns Nestlé S.A. (Umsatz 2007: 107,6 Mrd CHF). Dem Gremium sitzt Werner Bauer vor, Leiter der Forschungsabteilung und „Executive Vice President“ der Nestlé S.A. (Schweiz). Er ist Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung, über die der Bertelsmann-Komplex weitere Wirtschaftsinteressen ins Boot holt.

Neben Lindenberg sitzen im Aufsichtsrat: Bertelsmann-Chef Hartmut Ostrowski, (Vorsitzender), Burkhard Schmidt (stellvertretender Vorsitzender), Geschäftsführer der Jahr Holding GmbH & Co. KG, Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur GEO, Gruner + Jahr, Axel Ganz, Berater, Paris, Dr. Günther Grüger, Leiter Strategisches Controlling und Strategie, Bertelsmann AG, Dorit Harz-Meyn, Projektleiterin Innenverwaltung Corporate and Publishing Services, Gruner + Jahr, Thomas Holtrop, Management Consultant, Angelika Jahr-Stilcken, Mitglied des Beirats der Jahr-Holding, Bernd Köhler, Betriebsratsvorsitzender Dresdner Druck- und Verlagshaus GmbH, Bertelsmann-Finanzchef Thomas Rabe, Lorenz Wolf-Doettinchem, Ressortleiter STERN, Gruner + Jahr.

Der Vorstand von Gruner + Jahr:

Hier gibt es durch Vorstandsmitglied Fabrice Boé eine historische Verflechtung mit L´Oréal, an dem Nestlé S.A. beteiligt ist. Die Verbindung wird aktualisiert durch Nestlé-Vorstand Werner Bauer. Das Kuratoriumsmitglied der Bertelsmann Stiftung sitzt im Aufsichtsrat von L´Oréal. Die Vorstände verfügen über weitere frühere Verbindungen: Zeitungsgruppe "Bild" des Axel Springer Verlages, FDP-Schleswig-Holstein.

Die Vorstandsmitglieder:
Bernd Kundrun (Vorsitzender, ehemals Bertelsmann Club GmbH), Fabrice Boé (Zeitschriften Frankreich/Prisma Presse; 1986 - 2002 führende Positionen bei L´Oréal, dem weltweit größten Kosmetikhersteller: Hauptaktionäre: Nestlé S.A. 28,87 %, Bettencourt 30,04 %; anschließend bis 2005 Geschäftsführer des Luxus-Modeartikelherstellers Hermès International), Bernd Buchholz (Zeitschriften Deutschland; von 1992 bis 1996 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags und Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion), Torsten-Jörn Klein (Zeitschriften International, ehemals Bertelsmann Club GmbH), Achim Twardy (Chief Financial Officer; Zeitungen; Koordination Wirtschaftspresse weltweit; ehemals Verlagsgeschäftsführer der Zeitungsgruppe "Bild" des Axel Springer Verlages).

Bertelsmann Stiftung

Reinhard Mohn besitzt laut Satzung spezielle Stifterrechte, die auf die Ehegattin oder Abkömmlinge übertragen werden können, und ihm und seinen Nachfolgern quasi allumfassende Rechte in der Stiftung sichern. Dazu gehören Personalentscheidungen, wie die Besetzung des Kuratoriums, die Leitung von Kuratorium und Vorstand und ein Vetorecht bei allen Entscheidungen des Kuratoriums.

Das Kuratorium nimmt gegenüber der Stiftungsleitung, dem Vorstand, offiziell Kontroll- und Beratungsfunktionen war. Durch die Stifterrechte, die bei der Familie Mohn verbleiben, und gleichzeitig durch die aktive Rolle der Familie in der Stiftungsleitung ist diese Kontrolle jedoch praktisch ausgehebelt. Allerdings nehmen die Kuratoriumsmitglieder meistens in anderen staatlichen oder privaten Organisationen leitende Funktionen war. Im Kuratorium finden sich weitere hochrangige Konzernmanager.

Das Kuratorium der Bertelsmann Stiftung

Vorsitz:
Kuratoriumsvorsitzender ist Dieter H. Vogel, Mitglied der Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG). Der Sohn eines Mathematikprofessors wurde 1941 in Eger (Tschechien) geboren. Vogel hatte seine Karriere 1970 bei Bertelsmann als Vorstandsassistent begonnen und war bis in die Geschäftsleitung von Mohndruck, der Karriereschmiede von Bertelsmann, aufgestiegen. 1975 wechselte Vogel zu Pegulan. Aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten hatte Pegulan-Chef Fritz Ries 1977 Selbstmord begangen. Vogel brachte das Unternehmen binnen zwei Jahren gemeinsam mit Ries' Sohn wieder in die Gewinnzone, später wurde es an British American Tobacco verkauft. 1986 wechselte Vogel dann zu Thyssen. 1991 kehrt Dieter Vogel in den Bertelsmann-Konzern zurück, als Aufsichtsratsvorsitzender und BVG-Gesellschafter. Im gleichen Jahr steigt Vogel bei Thyssen zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden auf. Vogel ist Geschäftsführender Gesellschafter des Private Equity Investors Lindsay Goldberg Vogel GmbH in Düsseldorf. Er hat den Aufsichtsratsvorsitz des Stahlunternehmens Klöckner & Co. AG inne, an dem Vogel über die Lindsay Golberg Vogel GmbH beteiligt ist.

Kuratoriumsmitglieder:
Liz Mohn und Reinhard Mohn vertreten die Interessen der Stifterfamilie, Reinhard Mohn nimmt die Stifterrechte war. Da Liz Mohn gleichzeitig im Vorstand der Stiftung deren operatives Geschäft leitet, beaufsichtigt sie sich als Kuratoriumsmitglied selbst.

Wulf Bernotat (E.ON) ist bereits aus dem Aufsichtsrat der Bertelsmann AG bekannt.

Auch Werner J. Bauer (Nestlé S.A.) hat über den Aufsichtsrat von Nestlé Deutschland Beziehungen zur Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. Er ist Mitglied in weiteren Aufsichtsräten: Alcon, Inc. (Pharma/Augenheilkunde, anteilige Nestlé-Tochter, Schweiz), Life Ventures S.A. (Vizevorsitz; Schweiz), Nutrition-Wellness Venture AG (Schweiz), Sofinol S.A. (Vorsitz; Schweiz), Uprona (Canada) Ltd. (Kanada).

Eduardo Montes: Stationen seiner Karriere waren Siemens Madrid, Chef von PA Technology Cambridge, Direktor des technischen Büros des EUREKA-Projektes/Industrieministerium in Spanien, Generaldirektor von Alcatel, Präsident von GEC Alsthom Transport, Madrid, ab 1995 verschiedene Führungspositionen bei Siemens, u.a. Vorsitzender der Europaregion Südwest der Siemens AG, Präsidenten der Siemens Gruppe in Spanien. Seit 2006 Mitglied des Vorstands der Siemens AG, Berater für den Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, Mitglied des Vorstands Nokia Siemens Networks, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Siemens Enterprise Communications Management GmbH, Vorsitzender des Aufsichtsrats Siemens Spanien sowie weiterer weltweiter Regionen. 2008 wird Eduardo Montes zum Patronatsmitglied der Fundación Bertelsmann in Spanien berufen.

Karl-Gerhard Eick hat folgende Positionen: Vizechef der Telekom AG, Mitglied im Aufsichtsrat und Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Deutsche Bank AG, ehemals Vorstandsmitglied Franz Haniel & Cie. GmbH. Als Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Telekomstiftung verfügt er über gute Beziehungen zu den Kuratoriumsmitgliedern der Telekomstiftung Annette Schavan (Bundesministerin für Bildung und Forschung), Edelgard Bulmahn (Bundesministerin a.D., Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Wirtschaft und Technologie), Franz Treml (ehem. stellvertretender Vorsitzender Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, ver.di) und Dieter Stolte (ehemals ZDF-Intendant). Die Deutsche Telekomstiftung ist operativ im für die Bertelsmann AG wirtschaftlich interessanten Bildungsbereich tätig und kooperiert mit dem von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) getragenen Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Die im Jahr 2003 gegründete Telekomstiftung wird von Klaus Kinkel (FDP, Bundesminister A.D., Justiz/Auswärtiges) geleitet und wendete im Jahr 2007 6,6 Mio. Euro für Stiftungszwecke auf.

Uwe Bicker war in der Vergangenheit Mitglied der Geschäftsführung Boehringer Mannheim GmbH (heute Roche AG), ehemals Mitglied des Vorstandes der Hoechst Marion Roussell AG (heute Sanofi Aventis). Anschließend war er als Vorstand der Behringwerke AG und als Executive Chairman der Dade Behring Inc., USA, sowohl für Pharma- als auch für Diagnostikgeschäfte zuständig. Gegenwärtig ist Bicker Aufsichtsratsvorsitzender von Dade Behring GmbH (nun ein Teil von Siemens Healthcare Diagnostics.Vorsitz), Mitglied der Aufsichtsräte Sanofi Aventis (Pharma, Beteiligung durch L´Oréal: 8,7 %), Future Capital AG (Ein Risikokapitalfonds, gegründet auf Initiative der hessischen Landesregierung und der Hoechst AG (heute Sanofi-Aventis Gruppe) für Invesitionen in Unternehmensgründungen in den Bereichen Chemie, Bio- und Nanotechnologie), Definiens AG (Bildanalyse), Epigenomics (stellv. Vorsitzender; Molekulardiagnostik, Entwicklung und Kommerzialisierung von in-vitro-diagnostischen Tests für Krebs), Mitglied im Kuratorium Aventis Foundation (Förderschwerpunkte: Kultur und Gesellschaftspolitik, insbesondere Gesundheitswesen, Forschung und Lehre), Mitglied des Hochschulrats der Philipps-Universität Marburg. Weiterhin ist er Vorsitzender des Marburger Universitätsbundes, Vorsitzender des Kuratoriums des Max-Planck-Institutes Marburg und Mitglied im Kuratorium der von Liz Mohn gegründeten Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe.

Klaus-Dieter Lehmann ist seit April 2008 Präsident des Goethe-Instituts, einer Mittlerorganisation der deutschen Kultur-Außenpolitik, die sich vor allem aus Zuwendungen des Auswärtigen Amts finanziert. Von 1999 bis 2008 war er Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin. Lehmann ist Direktor des „Board“ des Council on Library and Information Resources (USA) und Honorarprofessor (Wirtschaftsinformatik) an der Universität Frankfurt a. M.. Wie sein Kuratoriumskollege Wolf Bauer ist Lehmann Mitglied im 85-köpfigen Beirat Ost der Deutschen Bank, gemeinsam mit anderen Vertretern aus Wirtschaft, Medien (insbesondere Axel Springer), Landesministerien, Parteien, Wissenschaft und Gesellschaft. Er ist Mitgllied in dem von Kurt Biedenkopf geleiteten Senat der Deutschen Nationalstiftung.

Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, einer Fachbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG).Gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung vergibt sie seit 2004 den Deutschen Präventionspreis, dessen Schirmherrin Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ist.

Thomas Rauschenbach, Direktor Deutsches Jugendinstitut. Das DJI wird überwiegend aus Bundesmitteln finanziert und ist eine außeruniversitäre sozialwissenschaftliche Forschungs- und Beratungseinrichtung.

Klaus-Peter Siegloch bekleidete beim ZDF seit Anfang der 90er u. a. folgende Positionen: Leiter des ZDF-Studios in Bonn, Stellvertretender ZDF-Chefredakteur, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles und Moderator des "heute-journals". Von 1995 bis 1999 und seit 2007 ist er Leiter des ZDF-Studios in Washington. Die Berufung von ZDF-Vertretern hat in der Stiftung Tradition. Sieglochs Vorgänger im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung war Dieter Stolte, 1982 bis 2002 ZDF-Intendant, bis 2005 Herausgeber der "Welt" und der "Berliner Morgenpost" im Axel Springer Verlag. Stolte demonstrierte, wie tragfähig die Verbindung zwischen Bertelsmann und ZDF gestaltet werden kann: Als 1999 Kollegen bei 3Sat einen kritischen Bericht über Bertelsmanns NS-Vergangenheit bringen wollten, verhinderte er diesen. Seit vergangenem April ist Stolte übrigens Vorsitzender des Museumsvereins des Deutschen Historischen Museums in Berlin.

Wolf Bauer, Vorsitzender der zur Bertelsmann-Tochter RTL gehörenden Geschäftsführung UFA-Film & TV-Produktion, ist außerdem Mitglied im Beirat Ost der Deutschen Bank sowie Vorsitzender des Beirates des Erich-Pommer-Institutes. Zu den Produktionen der UFA gehören Serien und Soaps für verschiedene private und öffentlich-rechtliche Sender, z. B.: ZDF: Unser Charly, Doktor Martin, Julia – Wege zum Glück, Bella Block; RTL: Gute Zeiten – schlechte Zeiten; Sat 1: Verliebt in Berlin; ARD: Verbotene Liebe, Das Quiz mit Jörg Pilawa, Herzblatt; SWR: Sag die Wahrheit. Beispiele für Film-Produktinen: „Dresden“, „Delphinsommer”, „Die Sturmflut” oder „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, „Die Flucht“, „Das Wunder von Berlin“ und „Die Gustloff“. Auch die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar” oder die Doku-Soap „Bauer sucht Frau“ kommen aus der UFA.

Wolfgang Schüssel (ÖVP), Bundeskanzler a.D. Österreich. Während seiner Amtszeit als österreichischer Bundeskanzler (2000-2007) geriet Schüssel in die Kritik wegen seiner Koalition mit der rechtspopulistischen FPÖ unter Jörg Haider und wegen seinem neoliberalen Kurs. In Pressegesprächen nannte er die Namen von Autoren unliebsamer Berichte, um Druck auf diese auszuüben. Seit 2004 lädt Schüssel jedes Jahr gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung zum Salzburger Trilog, einem Hintergrundgespräch für hochrangige Entscheidungsträger und Meinungsbildner im Rahmen der Salzburger Festspiele. Die Gesprächsleitung übernimmt Schüssel, die Diskussionspapiere kommen von der Bertelsmann Stiftung.
Damit hat Bertelsmann gute Beziehungen in die beiden großen österreichischen Parteien. Immer wieder in der Vergangenheit war RTL-Chef und Bertelsmann-Vorstand Gerhard Zeiler als österreichischer Kanzlerkandidat für die SPÖ und von ÖVP-Seite als zukünftiger ORF-General im Gespräch. In den 80er Jahren war Zeiler Regierungssprecher der österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz und Franz Vranitzky. Von 1994 bis 1998 war Zeiler Generalintendant des Österreichischen Rundfunks (ORF).

Stiftungsvorstand:

Den Vorstandsvorsitz hat Gunter Thielen inne. Aus seiner jahrzehntelangen Arbeit im Topmanagement und schließlich an der Spitze der Konzernführung der Bertelsmann AG kennt er die Interessen und Bedürfnisse des Konzerns wie kein anderer. Den jetzigen Chef der Bertelsmann AG, Hartmut Ostrowski, hat er selbst mit ausgebildet. Er selbst war es, der bereits 2001 die jetzige Struktur der Stiftung in Grundzügen geschaffen hat.

Mit Liz Mohn und Brigitte Mohn sind zwei Mitglieder der Bertelsmann-Eigentümerfamilie im operativen Geschäft der Stiftung tätig. Brigitte Mohn ist dabei für den Stiftungsbereich Gesundheit verantwortlich. Zusätzlich ist sie Mitglied im Aufsichtsrat der wirtschaftlich im Gesundheitsbereich aktiven Bertelsmann AG und der Rhön-Klinikum AG.

Johannes Meier ist seit 2003 kaufmännischer Geschäftsführer im Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Er war von 1990 bis 1998 in verschiedenen Funktionen für die Unternehmensberatung McKinsey & Co. in Hamburg, Hong Kong und München tätig. Seit 1998 war er Vorstandsmitglied, ab 2000 Vorstandsvorsitzender der GE CompuNet Computer AG.

Jörg Dräger wechselt im Juli 2008 von seinem Amt als Hamburger Wissenschaftssenator in den Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Hier verantwortet er den Bereich Bildung und wird außerdem einer von zwei Leitern des von der Bertelsmann Stiftung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) betriebenen Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Nach Tätigkeiten u. a. als Berater für Roland Berger Strategy Consultants wurde der parteilose Physiker (Ph.D.) 2001 unter CDU-Bürgermeister Ole von Beust Senator für Wissenschaft und Forschung. Koalitionspartner waren CDU (26,2 %), FDP (5,1 %) und die Partei Rechtsstaatliche Offensive (19,4 %) des Rechtspopulisten Ronald Schill. Im Sommer 2002 setzte Dräger eine Kommission zur Strukturentwicklung der Hamburger Hochschulen ein, der unter anderem Detlef Müller-Böling, der Leiter des CHE angehörte, dessen Posten jetzt von Dräger übernommen wurde. Den Bericht des Gremiums, das nach seinem Leiter als „Dohnanyi-Kommission“ bekannt wurde, schrieb Bertelsmanns damalige Hausberatungsfirma McKinsey. In der Folge nahm Dräger eine weitreichende neoliberale Umgestaltung des Hamburger Hochschulwesens vor,. Dazu gehörten die Einführung von Hochschulräten, die Einführung von allgemeinen Studiengebühren von 500 Euro pro Semester, die Hochschulneugründung der Hamburg Media School, die Auflösung der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) und ihre Eingliederung in die Universität Hamburg.
Von 2004 bis 2006 befand sich auch das Ressort Gesundheit in der Zuständigkeit von Dräger. In diese Zeit fällt der Verkauf des Landesbetriebs Krankenhäuser Hamburg (LBK) an den privaten Klinikkonzern Asklepios.

Einen tiefen Einschnitt für die Bertelsmann Stiftung bedeutete das Ausscheiden von Prof. Werner Weidenfeld aus dem Vorstand zum Ende des Jahres 2007. Werner Weidenfeld gehörte dem Vorstand seit 1992 an und galt bis dahin als der „vielleicht wichtigste Kopf“ der Stiftung (Handelsblatt, 31.10.2007). Er verfügt über ein „einzigartiges Netzwerk aus Ämtern, Arbeitsgruppen und internationalen Kontakten“ (Focus, 31.08.1998). Von 1990 bis 2004 gehörte er außerdem dem Kuratorium der Stiftung an. Grund für die Trennung waren Ermittlungen durch die Münchner Staatsanwaltschaft wegen mutmaßlichem Spesenbetrug bei der Stiftung. Die Zusammenarbeit zwischen der Bertelsmann Stiftung und Weidenfelds Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) wird jedoch zunächst für die Dauer der laufenden Verträge weitergeführt.
Der Beginn der Zusammenarbeit geht auf das Jahr 1986 zurück, als Reinhard Mohn den Mainzer Politikprofessor angerufen haben soll. Der befand sich damals im Beraterstab von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). In der Folge wurde Weidenfeld von Kohl zum deutsch-amerikanischen Koordinator im Auswärtigen Amt berufen. Gleichzeitig führte Weidenfeld verschiedene Projekte für die Bertelsmann Stiftung durch, so das Projekt „Strategien und Optionen für die Zukunft Europas“ oder ein Projekt zur Zukunft der Transatlantischen Beziehungen in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Council on Foreign Relations. 1995 übernahm Weidenfeld einen Lehrstuhl am Geschwister-Scholl-Institut für Politische Wissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München und die Leitung des maßgeblich von der Bertelsmann Stiftung finanzierten Centrums für angewandte Politikforschung (CAP). Das CAP hat ca. 90 Mitarbeiter, finanziert sich aus Drittmitteln von Stiftungen, staatlichen Institutionen und Unternehmen und betreibt Politikberatung in europäischen und internationalen Fragen. Laut taz (31.10.2007) gelten Weidenfelds Analysen in den EU-Institutionen als „Pflichtlektüre“.
Weidenfeld richtete für Bertelsmann hochkarätig besetzte außenpolitische Tagungen aus, wie das seit 1992 regelmäßig stattfindende International Bertelsmann Forum. Für das zehnte International Bertelsmann Forum 2006 stellte das Auswärtigen Amt in Berlin zum wiederholten Male seinen „Weltsaal“ zur Verfügung. Hier trafen sich Bundesklanzerin Angela Merkel und zahlreiche europäische Regierungs- und Staatschefs, um ein Strategiepapier der Bertelsmann Stiftung zu diskutieren. Frühere Gäste auf dem IBF waren der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der damalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne). Für Gerhard Schröder organisierte Weidenfeld bei der Bertelsmann Stiftung einen sog. „Kanzler-Dialog“.
Werner Weidenfeld ist Honorary Member des Kuratoriums des Aspen Instituts, Mitglied des Advisory Boards für europäische Studien beim Chicago Council on Foreign Relations, Mitglied des Advisory Boards des Europa-Zentrums von RAND, Mitglied des International Research Councils des "Centers for Strategic and International Studies" (Washington), Vorsitzender des Vorstandes des Abt-Herwegen-Instituts der Abtei Maria Laach. Er war viele Jahre lang Mitglied im Exekutivausschuss des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Von 1995 bis 2005 war Weidenfeld Herausgeber der im Verlag der Bertelsmann Stiftung erscheinenden DGAP-Zeitschrift „Internationale Politik“.
Politikwissenschaftler kürten Werner Weidenfeld wiederholt zum einflussreichsten Vertreter seiner Zunft.

Siehe Organigramm Stiftungsvorstand
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Ergänzungen

Danke!

Marco S. 13.02.2009 - 08:40
Darauf hab ich gewartet, danke!

Track von Pan(MC Rene), der das Thema miteinbezieht,
bei youtube eingeben: Pan - Gegendarstellung

Wacht auf!

kleine Ergänzung

Entdinglichung 13.02.2009 - 12:26
ansonsten hat Bertelsmann auch noch eine Geschichte:

Quelle:  http://www.hagalil.com/archiv/99/03/bertelsmann.htm

"Die Bücher, mit denen Bertelsmann in die Kritik geraten ist, tragen Titel wie «Panzer am Feind», «Volk im Schmiedefeuer», «Feuer Marsch!» oder «45 000 Tonnen versenkt». Es handelt sich nicht um «Ausrutscher» oder Bücher, die man «machen musste», sondern um eine gut ausgebaute Produktlinie. «Mit Bomben und MGs über Polen» lag 1940 bei 110 000 Exemplaren, «Wir funken für Franco» ging 1941 in die 8. Auflage. Besonders beliebt war das U-Boot-Segment. Der Verlag war um Aktualität bemüht. 1940 erschienen etwa «Ein Sturzkampfflieger erlebt den Polenkrieg», «Jagdgeschwader Schumacher räumt auf» und «Deutsche Flieger gegen England».

Was die Hausautoren Paul Cölestin Ettighoffer und Werner von Langsdorff (Künstlername: Thor Goote) - Bertelsmanns Antwort auf Ernst Jünger und Werner Beumelburg - seit Anfang der dreissiger Jahre betrieben, unterschied sich in nichts von dem, was die alliierten Siegermächte später als «Kriegshetze» und «Vorbereitung des Angriffskriegs» kennzeichnen sollten. Sie fabrizierten über ein Dutzend dickleibiger Romane mit Titeln im Stuka-Staccato: «Flieger am Feind», «Flucht zur Front», «Glühender Tag». Es wäre müssig, näher auf den Inhalt einzugehen. Die Briten zählten solche heute im Vergleich zu manchen Computerspielen und RTL-2-Thrillern behäbig wirkenden Kriegsbücher meist ohne viel Federlesens zur Gruppe I der Verbotsliteratur, gemeinsam mit antisemitischen Hetzschriften und den Pamphleten berüchtigter Naziführer und Kriegsverbrecher. Die von Bertelsmann eingesetzte «unabhängige Untersuchungskommission» kann sich auf die Frage konzentrieren, wie ein Verlag nach 1945 die Lizenz erhielt, dessen Programm sich, überspitzt formuliert, zu gewichtigen Teilen aus den «Listen der auszusondernden Literatur» rekonstruieren lässt."

ergänzende Infos

Wiebke Priehn 15.02.2009 - 15:31
Der unten verlinkte Artikel kann mit dem obigen zusammengelesen werden und enthält eine weitere ergänzende Grafik (Link zu PDF-Datei benutzen)

Ist die Bertelsmann Stiftung „gemeinnützig?“
13.2.2009
 http://de.indymedia.org/2009/02/241793.shtml

Außerdem die Links zum Track von Pan über BMG und Bertelsmann (siehe obiger Kommentar von Marco):
MASSIVE – Die Gegendarstellung  http://www.youtube.com/watch?v=wmny6buzakc

Pan im Interview über Bertelsmann, CHE, Gentechnik-Forschung an Universitäten:  http://www.hiphop.de/magazin/features/detail/2008/03/12/pan-interview-remixcontest/?tx_ttnews%5BsViewPointer%5D=3&cHash=685130bbf0

A2 Plakat drucken

Alexander Brabandt 12.03.2009 - 13:03
Es gab einige Anfragen von Leuten, die das Plakat nachdrucken wollen.

Dafür bedarf es einer PDF-Version für Druckereien.

Die meiner Ergänzung angehängte PDF benutzt das Farbprofil "ISO-Coated V2 300%".



Bertelsmann hat auch Readers Digest

johnix 02.04.2009 - 02:20
als Tochter. Von dieser Firma werden Preisausschreiben gestartet, dem Teilnehmer unaufgefordert etwas zugesandt, was dieser dann bezahlen muss. Kriminelle Akte der Firma, werden vom Staat umgesetzt. Auch gegen geltende Gesetze.

Eine weitere Tochter betreibt eine als Kommunkationstool getarnte Trojanersoftware. Mit Benutzung von ICQ verliert man still und leise Rechte an Seinem geistigen Eigentum. Es wird einem Remote Software aufgespielt. Diese "Software" muss sofort verboten werden. Die Firma, auf das geistige Eigentum anderer verzichten.

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