Hamburg: Vier gegen Ein Euro Job Messe.

Tom 30.01.2009 23:25 Themen: Soziale Kämpfe
Am Mittwoch den 28.01.09 fand in der ARGE St.Pauli in Hamburg eine
Ein Euro Jobmesse statt, bei der ca. 120 Erwerbslose im Schnellver-
fahren eine Eingliederungsvereinbarung unterzeichnen sollten,
die alleinig zur Teilnahme am Ein Euro Job verpflichtet.
Hartz - 4 - Gegnerinnen brachten das Konzept dieser Veranstalltung
durcheinander und schmälerte die Erfolgsquote der ARGE um 30 %.
Am Mittwoch sind die ARGEN (Jobcenter Hamburgs) für den Puplikums-
verkehr von Erwerbslosen geschlossen.
Im Jobcenter St.Pauli wurde dieser Tag zur einer Messe, die mit
allen Tricks der Pädagogik und Pschychologie möglicht viele
Erwerbslose in Ein-Euro-Jobs verfrachten wollte.

Morgens um 9:00 standen schon die ersten vorgeladenen Erwerbslosen
vor der Tür und durften sich bis ca. 9:10 Uhr in der Kälte den
Hintern abfrieren. So versammelte sich eine Menschentraube und gab
uns die Gelegenheit, Erwerbslose darüber auf zu klären, das sie
nicht dazu gezwungen sind, eine Eingliderungsvereinbarung sofort
unterzeichnen zu müssen.
Das Betroffene das Recht haben, eine Eingliederungsvereinbarung
zwecks Bedenkzeit und Prüfung ohne Unterschrift nach Hause zu nehmen,
schmeckte der ARGE im Nachhinein überhaupt nicht und schnell haben
wir Erwerbslose gefunden, die sich zu diesem Besuch begleiten ließen.
Ganz spontan wurde mit den Betroffenen zwischen Tür und Angel
abgesprochen, was sie an Alternativen für sich haben wollen und so
unterstützten wir Erwerbslose als Beistand nach § 13 Abs.4 SGB X.

Schade, das wir so wenig waren aber haben durch unsere Anwesenheit
die angelegte Machart der ARGE-MitarbeiterInnen zu dieser Messe
völlig durchkreuzt.

Zu Anfang wurden Betroffene an Messeständen von drei Beschäftigungs-
trägern darüber informiert, was für tolle Ein Euro Jobs sie haben.
Angefangen von Küchenarbeit bei Schulen, Helfertätigkeiten als
Hausbetreuer in Wohnhauspförtnerlogen bis hin zu Handwerklicher
Verschönerungsarbeiten in der Hafencity.
Bedenklich daran, das Kriterium von "zusätzlicher Arbeit" berührt
wird und somit sozialversicherungsplichtige Planstellen bei der
Stadt eingespart werden können.

Wir Beistände hatten viel zu tun.. Begleitet vom Austausch darüber,
wie die ARGE die Betroffenen bearbeiten, sie schnell in Erwerbslosen-
verwahrungshäusern zu verfrachten.
Dynamisch kreativ passten wir unsere Strategie an und nach knapp
einer Stunde geriet das Konzept der ARGE ins trudeln.

Irgendwie wollte es nicht so klappen, die Unterschrift von Betroffenen
auf die Standart-Eingliederungsvereinbarung zu bekommen.
Um 10:00 hat die ARGE geblickt, das sie ungern gesehende BesucherInnen
im Hause haben und nahmen dies zum Anlass, eine MitstreiterIn raus zu
schmeißen.
Die Aktivistin hat Handliche Infoblätter an die Erwerbslosen verteilt
und ein Sicherheitstyp verpasste ihr ein Hausverbot.
Nachdem ich dem Wachmann darüber aufklärte, das meine Mitstreiterin
nicht einfach vor der Tür gesetzt werden darf, weil sie die Funktion
als Beistand wahr nimmt, trat Verunsicherung auf.

Der Wachman meint, das er sich nun an den Abteilungsleiter wende und
diesen in den Eingangsbereich holt. Die Aktivistin setzte zunächst
ihre Aufklärungsarbeit vor der Tür des Hauses fort.
Es war ein Bild für die Götter, wie sich immer mehr Erwerbslose um
sie herum versammelten und ihre Ratschläge zuhörten.

Später war weder der Abteilungsleiter erschienen, noch wollte keiner
mehr was vom Hausverbot wissen. Die Mistreiterin setzte ihre Arbeit
im Hause fort und MitarbeiterInnen der ARGE wurden wie um 180 Grad
gedreht freundlich.
Nach dem Motto "können wir noch was für Sie tun ?", ließen wir uns
von unseren Unternehmungen nicht ablenken.

Diese Veranstaltung setzte sich wie ein Schachspiel, basierend auf
Pädagogische und Psychologische Tricks fort.
Strategien gegen dem Motto "guter Bulle und böser Bulle" führten für
die ARGE zum Scheitern.
Alle, die begleitet wurden, konnten vor dem Diktat der ARGE verschont
werden und kurz vor Mittag wurde eine Pause eingelegt.

Arge - MitarbeiterInnen zogen sich zur Beratung zurück und wenig
später standen nur noch die Spezialisten der ARGE zur Verfügung.
Zwei Erwerbslose warteten deswegen noch etwas länger auf ihr Gespräch
und ständig kamen Mitarbeiter vorbei, um die Besucherliste zu checken.

War diese Masche dazu gedacht, die noch verbliebenen Erwerbslosen mit
Beistand dazu zu verführen, ihren Besuch abzubrechen ? Mit dieser
Spekkulation erfüllten setzen wir unsere Aktion fort, bis der letzte
Vorgeladene mit einem Ergebnis die ARGE verließ.

Es ist uns gelungen, die Isolation der Erwerbslosen zu lösen und der
Anblick einer Besucherstrischliste der ARGE ließ erkennen, das von
vorgeladenen 7 sich nicht auf die Tour eingelassen haben.
Damit können "Gerettete" nun noch konstruktive Vorschläge machenn,
welche Form von "Förderung" wirklich gut für sie sind und dies in
einer Eingliederungsvereinbarung idnividuell fixieren könnten.

Der Zweck, das eine Förderung von Erwerbslosen sie wieder in den ersten
Arbeitsmarkt verhelfen soll, wird aus Arbeitstechnichen und politischen
Gründen gern vernachlässigt und legitimiert Massenbeglückungen von
Eingliederungsvereinbarungen, die auf "die Stärken und Schwächen von
ALG-II-BezieherInnen angepasst werden sollten, erst recht nicht.

In dem Sinne, solche Entgleisungen der Jobcentren zu verhindern,
befanden alle Aktiven in der Nachbesprechung, das diese Form von
Aktionen an der Basis genau richtig liegen und dessen Erfolge
dynamisches Agieren zu Grunde liegt.

Solidarischen Dank an Aktive aus dem Forum chefduzen.de und der
Erwerbslosen Selbsthilfegruppe ELSE.
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respekt — peter hartz in prag

SUPER AKTION — Bailan

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Suuuuuper!!! — KEA

vielen dank! — gut gemacht

SUPER SACHE! — Solidarische Grüße!