[H] Antikapitalistische Innenstadtaktion
Am letzten Sonntag vor Weihnachten machten sich fünf Weihnachtsmänner und -frauen mit rund vierhundert Geschenken auf den Weg Richtung hannöversche Innenstadt, um scheinbar unglaubliches zu tun: Dinge einfach verschenken. Entsprechend begeistert wurden die kunstvoll verpackten Päckchen den professionell Verkleideten aus den Händen gerissen; innerhalb weniger Minuten waren die dicken Säcke leer.
Allerdings: In den Päckchen waren weder Süßigkeiten, noch Produktpröbchen, noch politische Pamphlete: Ein kleiner Schnipsel von „Ihrer Interessengemeinschaft Einkaufserlebnis Innenstadt“ machte klar, dass es hier nichts geschenkt gibt. Sprüche wie „Nichts ist umsonst, Geschenke wollen gekauft werden!“, „Geschenke kosten... ich freu mich drauf!“ oder „Geschenke fallen nicht durch den Schornstein, sie werden gekauft!“ bereiteten der Ungläubigkeit ob des spendablen Weihnachtsmannes schnell ein Ende.Im Kapitalismus gibt’s nichts geschenkt – auch nicht zu Weihnachten. Und so sehr man eben noch mit eigenen Augen gesehen hat, dass an wildfremde Leute hunderte von Päckchen verschenkt werden, so sehr holt einen die Realität beim Auspacken wieder ein – so schön könnte es sein, so bitter ist es.Bei dieser kleinen Vorweihnachtsaktion haben wir bewusst darauf verzichtet, zum x-ten Mal denen, die es eh nicht hören wollen, und denen, die es eh schon wissen, zu erklären, warum der Kapitalismus überwunden gehört und überwunden werden kann. Bewusstsein verändert sich nicht, wenn man „den Leuten“ immer wieder erzählt, wie der Laden „wirklich“ läuft. Und so kompliziert und so schrecklich unanschaulich der Kapitalismus in propperen Vorweihnachtsinnenstädten funktioniert, so sehr gehört er auch und gerade da abgeschafft.
Die Geschenkaktion lehnt sich an die Strategie der „doppelten Enttäuschung“ an: Mit dem Schenken ist eine Situation geschaffen, die nicht der kapitalistischen Normalität entspricht. „Man bekommt einfach so etwas geschenkt.“ Manche (vor allem ältere) Weihnachtsmarktbesucher_innen lehnten das Geschenk ab, verwirrt bis misstrauisch beäugten sie das Treiben, während bei der Mehrheit schnell das Eis gebrochen war und begeistert zugegriffen wurde – von der Oma über den Rocker, von der versammelten Familie bis zu Schüler_innen und Student_innen freuten sich die meisten, immer etwas unläubig, über das unverhoffte Geschenk. Diese Situation ist die „ent-täuschende“. Tausch ist menschengemacht, ist nicht Natur sondern gesellschaftlich konstruiert. Dann kommt das Moment des Auspackens und die „Enttäuschung“ - es gibt nichts geschenkt. In dieser Gesellschaft wird bezahlt, ob Weihnachten oder nicht. Die doppelte Wirkung, das Sichtbarmachen der Menschengemachtheit der Verhältnisse und anschließend die Enttäuschung, dass die Gesellschaft sich von alleine nicht verändert, haben wir hier probiert.Angelehnt ist die Aktion an ein Konzept der Lettristischen Internationalen, einer Vorgängerorganisation der Situationistischen Internationalen:„Darin kann sich ein bewusst spielerischer Umgang mit Enttäuschung entwickeln: zum einen Ent-Täuschung als Entdinglichung. Sie entlarvt den Alltag als gemacht, die vermeintliche Naturhaftigkeit des gesellschaftlichen Seins löst sich vorübergehend auf, was defetischisierend wirkt, weil in der konstruierten Situation das eigene Handeln dem Handelnden nicht mehr als fremde Macht gegenübertreten muß, somit durchschaubar wird. Zum anderen stellt die kurze Dauer und die örtliche Begrenztheit des bewußten Erlebens eine Enttäuschung dar (...).“ (Die Situationistische Internationale - Eine kurze Einführung)
Die Geschenkaktion lehnt sich an die Strategie der „doppelten Enttäuschung“ an: Mit dem Schenken ist eine Situation geschaffen, die nicht der kapitalistischen Normalität entspricht. „Man bekommt einfach so etwas geschenkt.“ Manche (vor allem ältere) Weihnachtsmarktbesucher_innen lehnten das Geschenk ab, verwirrt bis misstrauisch beäugten sie das Treiben, während bei der Mehrheit schnell das Eis gebrochen war und begeistert zugegriffen wurde – von der Oma über den Rocker, von der versammelten Familie bis zu Schüler_innen und Student_innen freuten sich die meisten, immer etwas unläubig, über das unverhoffte Geschenk. Diese Situation ist die „ent-täuschende“. Tausch ist menschengemacht, ist nicht Natur sondern gesellschaftlich konstruiert. Dann kommt das Moment des Auspackens und die „Enttäuschung“ - es gibt nichts geschenkt. In dieser Gesellschaft wird bezahlt, ob Weihnachten oder nicht. Die doppelte Wirkung, das Sichtbarmachen der Menschengemachtheit der Verhältnisse und anschließend die Enttäuschung, dass die Gesellschaft sich von alleine nicht verändert, haben wir hier probiert.Angelehnt ist die Aktion an ein Konzept der Lettristischen Internationalen, einer Vorgängerorganisation der Situationistischen Internationalen:„Darin kann sich ein bewusst spielerischer Umgang mit Enttäuschung entwickeln: zum einen Ent-Täuschung als Entdinglichung. Sie entlarvt den Alltag als gemacht, die vermeintliche Naturhaftigkeit des gesellschaftlichen Seins löst sich vorübergehend auf, was defetischisierend wirkt, weil in der konstruierten Situation das eigene Handeln dem Handelnden nicht mehr als fremde Macht gegenübertreten muß, somit durchschaubar wird. Zum anderen stellt die kurze Dauer und die örtliche Begrenztheit des bewußten Erlebens eine Enttäuschung dar (...).“ (Die Situationistische Internationale - Eine kurze Einführung)
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Pressemitteilung der [AAH] zur Aktion
Fotos
Silvesterdemo gegen innere+ äußere Aufrüstung
Nachdem die Bullen mittlerweile mit dem Verbot der Demo gedroht haben, ist es um so wichtiger ein entschlossenes Zeichen zu setzten. Gegen Innere und äußere Aufrüstung! Für ein Leben jenseits von Kontrolle und kapitalistischer Ausbeutung!
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Keine sinnvolle Ergänzung — Zappa
Typisch AAH — War vor Ort
@ war da — egal
@hater — weasel
geschenk — terry
Keine sinnvolle Ergänzung II — FAUista
linker alltag — Prolet