Demo gegen steigende Mieten (Berlin)
Bis zu 1.500 Menschen demonstrierten gestern lautstark in Kreuzberg 36 und Nordneukölln gegen hohe und steigende Mieten, Verdrängung, Stadtumstruktuierung, Vertreibung alternativer Projekte und MediaSpree. In vielfältigen Redebeiträgen wurde über Gentrification, Zwangsumzüge und damit zusammenhängende Themen informiert und zum Widerstand aufgerufen. Die Bullen hielten sich auf der Demo zurück, griffen aber im Vorfeld zu üblen Schikanen. Der Weg zu den "CarLofts" wurde der Demo durch massive Bullenpräsenz versperrt.
Lautstarke und eindrucksvolle Demonstration
Die Bullen sagen, es seien mindestens 1.000 Demonstrant_innen gewesen, die Veranstalter_innen sprechen sogar von bis zu 1.800 Teilnehmer_innen. Eine maximale Anzahl von ungefähr 1.500 Teilnehmer_innen dürfte ungefähr hinkommen.
Bei Auftaktkundgebung in der Falckensteinstraße waren es nur einige hundert Menschen, aber wir wurden dann doch recht schnell schön viele, trotz des eher miesen, nasskalten Wetters (immerhin regnete es nicht). In vielfältigen Redebeiträgen wurde über Gentrification und Stadtumstrukturierung, die Situation bedrohter Projekte, steigende Mieten, Beispiele von Verdrängung, Zwangsumzüge, die Situation in Alt-Treptow und Neukölln, die Kampagne "Wir bleiben alle" und die Rolle von Luxuswohnungen wie den "CarLofts" informiert. Allen Redebeiträgen war gemeinsam, daß wir nicht damit rechnen sollten, daß hier von von der Politik, von SPD, PDS oder Grünen, große Initiativen kommen, schon garnicht ohne Druck von der Straße.
Im Vorfeld hatte der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz, am Tag vor der Demo einen offenen Brief an den Senat geschrieben, daß der Senat etwas gegen die dramatischen Mietentwicklungen in Kreuzberg 36 unternehmen solle. Taktisch mal wieder sehr schlau von Schulz, aber wir sollten nicht vergessen, daß das einzige, was die Grünen an den CarLofts bemängelten, die Höhe des Gebäudes war - aber jeder Zentimeter CarLoft im Reichekiez ist ein Zentimeter zuviel! Und wir haben auch nicht vergessen, welche Regierung uns Hartz 4 und die Scheisse der "Agenda 2010" eingebrockt hat.
Die Demo war schön bunt, in der Spitze eher dunkelbunt (sehr netter Kontrast zu dem schicken, leuchtenden Fronttranspi). Aufgrund des nasskalten Wetters ging die Demo recht zügig, die geplanten Zwischenkundgebungen wurden bis auf zwei (am Kotti und in Neukölln) abgesagt. Dadurch war auch die doch recht lange Strecke, so zumindest unser Eindruck, durchaus in Ordnung. Der Lauti (heute von der Qualität her suboptimal) beschallte vor allem die Mitte der Demo, in den vorderen Reihen wurden immer wieder Parolen gerufen, und am Ende der Demo war es wohl ein netter Kiezspaziergang. Trotz des recht hohen Tempos gelang es, größere Lücken in der Demo zu vermeiden.
Weiter unten gibs noch Infos zum skandalösen Vorgehen der Polizei im Vorfeld. Auf der Demo selbst war die Polizei relativ zurückhaltend, verzichtete etwa komplett darauf, wegen Seitentranspis zu schikanieren. Dies war im Vorfeld der Demo auch ungefähr so von den Bullen kommuniziert worden: solange die Demo nicht zu viel Dynamik entwickelt, werden die Bullen bei Seitentranspis nicht unbedingt einschreiten. Das ist die Strategie der Bullen - welche Strategie können wir dem entgegensetzen?
Natürlich gabs auch wieder Vorkontrollen, hier erhielt mindestens eine Person von den Bullen eine Anzeige wegen angeblichen Mitführens von Vermummungsmaterial. Gegen Ende der Demo wurde eine Person von den Bullen wegen angeblicher Vermummung kurzzeitig festgenommen, sonst ist den Autor_innen im Moment nichts von Bullenübergriffen bekannt.
Unterstützung durch die Anwohner_innen
Sehr erfreulich war die Reaktion der Anwohner_innen und Anwohner auf die Demonstration. Vielfach wurde auch von Menschen, die sicher nicht der linken "Szene" zuzurechnen sind, geklatscht und gerufen. Das Infomaterial, das in einigen tausend Exemplaren während der Demo verteilt wurde, wurde gerne angenommen. Allgemein als äusserst gut und wichtig wurde empfunden, daß die Demo konsequent zweisprachig agierte: deutsch-türkischer Aufruf, deutsch-türkisches Fronttranspi, deutsch-türkische (tolle!) Moderation. Das sollten wir bei Kiezdemos beibehalten, und vielleicht auch noch in Bezug auf andere Sprachen ausweiten.
Festung CarLofts
Bereits 100 Meter vor dem eigentlichen Ziel der Demo, den sogenannten "CarLofts", war nicht nur die direkte Strecke, sondern auch die Seitenstraßen durch quergestellte Wannen und Bullenreihen komplett dichtgemacht. Auch die CarLofts selbst wurden durch haufenweise Wannen geschützt.
Die Anwohner_innen zeigten sich, wie schon bei den jüngsten Protesten zur Eröffnung der O2-Halle, von den Polizeimaßnahmen sehr unangenehm berührt und genervt.
Nachdem die Polizei auch wiederholte Aufforderungen, die Straße freizumachen, ignorierte, und die Anzahl der Teilnehmer_innen dann doch spürbar kleiner wurde, wurde noch ein bisschen Musik gespielt und ein letzter Redebeitrag gehalten. "...Alle, die nach Kreuzberg 36 in ein neues Luxusloft ziehen, sollten wissen, und wir haben es heute mit dieser Demonstration wieder einmal deutlich gemacht: Luxus, Komfort und Sicherheit im Luxusloft in Kreuzberg 36 - sicher ist das nicht! Heute schützen hunderte Polizisten die Lofts vor dem Zorn und der Wut der Anwohner_innen - aber was ist morgen? Und übermorgen?"
Teilverbot der Demo: die Lügenstrategie der Polizei
Beim Anmeldegespräch der Demonstration am Dienstag, den 25.11.08, wurde seitens der Polizei (Herr Günter, 2. Bereitschaftspolizei) mitgeteilt, dass das letzte Teilstück der Demo, die bis unmittelbar vor die sogenannten "CarLofts" hätte führen sollen, von der Polizei verboten werden wird. Anmelderin und verantwortlicher Leiter erklärten unmissverständlich, an der beantragten Wegstrecke festhalten zu wollen.
Als dann unmittelbar vor Beginn der Demonstration die Auflagen ausgehändigt wurden, stand hier plötzlich zur allgemeinen Überraschung zu lesen, Anmeldung und Polizei hätten sich darauf geeinigt, die Demonstration 100 Meter vor dem angemeldeten Endpunkt zu einigen. Durch diese offensichtliche Lüge hat die Polizei es sich nur erspart, das Teilverbot der Demonstration als solches auszusprechen und damit auch die massive Einschränkung des Versammlungsrechtes begründen zu müssen.
Unmittelbar in Anschluss an die Aushändigung der Auflagen um 14 Uhr kam es zu einem Gespräch mit dem vor Ort befindlichen verantwortlichen Polizisten Herr Günter. Herr Günter weigerte sich nicht nur, die Nichtübereinstimmung zwischen Anmelder_innen und Polizeiführung zur Kenntnis zu nehmen, er weigerte sich auch, die Tatsache, dass das Gespräch überhaupt stattgefunden hatte, zu dokumentieren. Auch den umstehenden Polizist_innen wurde von Herrn Günter untersagt, schriftlich zu bestätigen, dass die Anmelder_innen dezidiert bekräftigten, nicht mit dem Teilverbot der Wegstrecke einverstanden zu sein.
"Es ist ein Skandal, wie hier die Polizeiführung durch Lügen versucht, das Versammlungsrecht einzuschränken", so die Organisator_innen der Demo in einer aktuellen Pressemitteiung. Die Reihe der jüngsten Polizeiskandale - prügelnde Zivilpolizisten, Polizisten mit Nazi-Kleidung, massiver Einsatz verbotener Quartzsand-Handschuhe - wird hier, auf einer anderen Ebene, fortgesetzt.
Wir müssen uns überlegen, wie wir mit dieser Polizeistrategie umgehen. Eine Möglichkeit könnte sein, Vereinbarungen bei Anmeldegesprächen direkt schriftlich protokollieren zu lassen. Eine zweite Möglichkeit ist sicher, keine Anmeldegespräche zu führen. Hier muss über Sinn und Unsinn eh in jedem Einzelfall neu diskutiert werden. Und eine dritte Möglichkeit könnte sein, unsere Demos nicht mehr anzumelden: wo keine Anmeldung, da auch keine Auflagen und keine Verbote oder Teilverbote.
In diesem Sinne: "... wir werden miteinander reden, wir werden uns organisieren, und eines nicht fernen Tages werden wir unsere gerechte Wut in wütenden Widerstand verwandeln! Und dann werden wir nicht wie die Parteien SPD, PDS und Grüne für die hohen Profite der Hausbesitzer_innen kämpfen, sondern wir werden endlich ein gutes Leben ohne Angst für alle schaffen - ohne Angst vor Armut, ohne Angst vor Ausgrenzung, ohne Angst vor der nächsten Mieterhöhung."
Billige Mieten für alle in Kreuzberg 36, Neukölln und überall - Wohnen ist Menschenrecht!
Mieterhöhungen boykottieren - Zwangsumzüge stoppen - Verdrängung angreifen!
Keine weitere Privatisierung - die Häuser denen, die drin wohnen!
Luxuswohnungen verhindern - alternative Projekte verteidigen - sinnlosen Leerstand besetzen!
Gegen rassistische Polizeikontrollen, Ordnungsamtschikanen, Kameraüberwachung!
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
Ergänzungen
Die Redebeiträge
Aus den Auflagen der Bullerei
„Für die Organisation des Aufzuges zeichnen die „Spreepiraten“, eine Untergruppierung der Kampagne „MediaSpree versenken!“... verantwortlich. Im Zusammenhang mit Demonstrationen am 01.07.08 und am 10.09.08, die von dieser Initiative veranstaltet wurden, kam es bereits zu Störungen und Begehung von Straftaten.“
„Der vorliegende Aufzug befasst sich mit einem ähnlichen Themenkomplex. Er richtet sich gegen die Gentrifizierung des Kreuzberger Raumes und spricht sich für die Schaffung und den Erhalt alternativer Wohn- und Kulturprojekte aus. Dieser Themenbereich geniesst einen hohen Stellenwert in der gesamten linken Szene. Auch der vorliegende Aufzug wird dementsprechend von einer Vielzahl von linken Gruppierungen und Initiativen unterstützt. Darunter befinden sich auch solche, die dem linksextremistischen Spektrum zuzuordnen sind. Insbesondere bei Beteiligung von Personen aus dem Umfeld der Freiräumekampagne „Wir bleiben alle“ und der Antifa-Gruppierungen ALB und ARAB endeten themenähnliche Aufzüge in Berlin oft mit gewalttätigen Auseinandersetzunge, so z.B. a, 08.12.07 als es um „autonome Freiräume und Selbstorganisation“ ging. Beim „langen Wochenende der Rigaer Straße“, das vom 30.03. bis 01.04.07 durchgeführt wurde, kam es am Auftaktabend zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, in deren Folge von Teilnehmern drei PKW in Brand gesetzt wurden. Die eingesetzten Polizeibeamten wurden mit Steinen und Flaschen attackiert. Auch an den weiteren Tagen wurden aus dieser Veranstaltung heraus Straftaten begangen. Bei einer Demonstration am 22.05.08, die sich für den Erhalt der „Rigaer94“ aussprach, kam es zu Widerstandshandlungen gegen die eingesetzten Polizeibeamten. Es wurden Flaschen und pyrotechnische Gegenstände auf die Einsatzkräfte geworfen. Die drei o.g. Gruppierungen zählen auch zu den Unterstützern des vorliegenden Aufzuges und mobilisieren dafür.“
„Der Aufzug sollte ursprünglich an der Kreuzung Liegnitzer Straße / Reichenberger Straße direkt vor dem CarLoft-Projekt enden. Die dort entstehenden „Luxuswohnungen“ werden in der linken Szene zurzeit als ursächlich für die Vertreibung alternativer Kultur aus Kreuzberg und damit als besondere Reizobjekte betrachtet. Zahlreiche Sachbeschädigungen sowie eine Brandstiftung wurden hiergegen schon verübt...“
„Bei dem Gebäude Reichenberger Str. 114, welches ebenfalls in den Aufrufen zum Aufzug thematisiert wird, handelt es sich um ein räumungsbedrohtes Hausprojekt. Es ist unbenommen, dass mögliche Räumungen linker Szeneobjekte bei Betroffenen und Sympathisanten zumeist auch mit einer gesteigerten Gewaltbereitschaft gegen Hauseigentümer und -verwalter sowie gegen staatliche Einrichtungen einhergehen. Insbesondere der Polizei mit ihren Einsatzkräften wird als augenscheinlichster Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols mit einer entsprechenden Abneigung begegnet.“
„Es ist damit auch vorliegend mit der Teilnahme von gewaltgeneigten oder sogar -bereiten Personen zu rechnen. In jüngster Vergangenheit wurde die Bedrohung autonomer Wohn- und Kulturprojekte immer wieder als Begründung und Rechtfertigung zur Begehung von Straftaten angesehen. Insbesondere bei einem notwendig werdenden polizeilichen Einschreiten ist gerade in der linken Szene mit einer starken Teilnehmersolidarisierung zu rechnen. Mithin sind auch vorliegend, vor allem aus dem Schutz der Masse heraus, gewalttätige Handlungen gegen Polizeieinsatzkräfte oder zumindest Farbbeutel-, Flaschen- oder Steinwürfe zu besorgen (?). Der angemeldete Aufzug ist somit als störanfällig einzustufen.“
Zum Verbot von Seitentranspis mit einer Länge von mehr als 1,50 Meter:
„Das seitliche Führen von Transparenten und Plakaten mit einer Länge von mehr als 150 cm wird untersagt, weil damit die Möglichkeit besteht, Straftäter zu tarnen bzw. durch ein sogenanntes „Verseilen“ der Transparente ein Eindringen von Polizeibeamten in den Aufzug unmöglich zu machen. Der polizeiliche Zugriff auf Straftäter wird damit unnötig erschwert. Insbesondere das seitliche „Verseilen“ mittels einer Zweckentfremdung von Transparenten und deren Ausnutzung als Tarnung für Straftäter oder Sichtbehinderung für die Polizeikräfte wurde in den vergangenen Jahren bis in die jüngste Zeit hinein bei vergleichbaren Aufzügen so häufig als Abwehr gegen Polizeikräfte eingesetzt, dass es schon als gängige Praxis einzustufen ist. Wie bereits ausgeführt, kann eine Anonymität, die durch größere Transparente begünstigt wird, bei der prognostizierten Teilnehmerzusammensetzung Straftaten provozieren. Ist dies der Fall, würden die damit einhergehenden Zugriffserschwernisse für die Polizeikräfte eine zunehmend aggressive Stimmung im Aufzug bedingen, da ein notwendiges Einschreiten dann nicht mehr gezielt gegen einzelne Straftäter erfolgen kann. Somit würden auch Unbeteiligte in den Wirkungsbereich polizeilicher Maßnahmen miteinbezogen.“
auch da gewesener
Fotos von der Demo
Seitentranspis
Redebeiträge zu Neukölln und Tempelhof
http://tfa.blogsport.de
hopp hopp hopp
bei allem aktivismus bitte jetzt bloss nicht vergessen, dass die grundlagen unserer demos, die versammlungsfreiheit, derzeit von süden her aufgerollt werden. bayern hat dem bis auf eine große demo nichts entgegengesetzt, so dass sich Ba'Wü prompt denkt: das war einfach, das machen wir auch! das könnte sich schnell zum prinzip entwickeln, wenn das jetzt unwidersprochen bleibt.
aber z.b. Mannheim gibt sich um vieles kämpferischer, als München und Stuttgart und Freiburg folgen
http://de.indymedia.org/2008/11/234240.shtml
das schreit nach überregionaler beteiligung/ mobilisierung und einem größeren busausflug gen süden!
also hopp hopp hopp!!
@ versammlungsstopp
Ergänzung
In der Nacht zu gestern wurden in Berlin 5 Autos angezündet. Die Fahrzeuge der Firmen Mercedes, BMW und Audi gingen in den Bezirken Neukölln und Friedrichshain in Flammen auf. Ein Audi wurde in der fridrichshainer Liebigstraße angezündet, in der sich mehrere bedrohte linke Hausprojekte befinden. Ob die brennenden Autos in Zusammenhang mit dem Teilverbot der "Mieten-Stopp"-Demonstration stehen, kann hier nur gemutmaßt werden.
**Terminhinweis:
In einem Redebeitrag, der auf der Demo vorgelesen wurde, wurde auf eine im März in Berlin stattfindende Freiräume-Demonstration hingewiesen. Anscheinend handelt es sich um eine größere Geschichte, bei der alle einigermaßen aktiven berliner Hausprojekte mitmachen. Die Demo soll über Berlin und auch Deutschland hinaus bekannt gemacht werden und den internationalen Character einer Demonstration zum Erhalt von allen europäischen (ex-)besetzten Häusern / linken Hausprojekten bekommen (Schwerpunkt natürlich die akut bedrohten berliner Häuser). Außerdem soll es gegen Gentrification und die Gesamtscheiße, sprich den Kapitalismus gehen. Mehr wird sicher in den nächsten Wochen bekannt werden.
Ansonsten sei hier noch auf den am kommenden Samstag (06.12.) in Berlin-Lichteberg stattfindenden Naziaufmarsch hingewiesen, zu dessen Verhinderung auch ein Transpi auf der "Mieten-Stopp"-Demonstration mobilisierte.
Ich ende mit einem Zitat aus der Begründung für das Teilverbot der gestrigen Route:
"Insbesondere der Polizei mit ihren Einsatzkräften wird als augenscheinlichster Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols mit einer entsprechenden Abneigung begegnet."
Kampfgeist
Auch das skandieren von Parolen wird durch pausenlose Musik von einem Lauti massiv eingeschränkt.
Für laute, kämpferische Demos!
Weitere Bilder und Bericht
http://de.indymedia.org/2008/11/234306.shtml
http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news8281979.html
Bilder:
http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157610428825940
Berliner Kurier
Deswegen ist es schon interessant, dass die Demo es auf die Titelseite vom Berliner-Kurier geschafft hat und dort so beschrieben wird: "Berlin bald nur noch für Reiche ! Berlin - "Hopp Hopp Hopp – Mietenstopp". Unter diesem Motto protestierten gestern rund 1000 Berliner in Kreuzberg friedlich gegen steigende Mieten." usw.
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print-static/_img/blk/2008-11-30.titelseite.pdf
Der übliche Dreischritt von Ignorieren, Dämonisieren und Repression wird nicht angewendet.
Es bleibt nur noch die Vereinnahmung, z.B. durch Bezirksbürgermeister Schulz.
Trotzdem eine interessante Entwicklung. Es scheint, dass mit dem Thema irgendwie ein Nerv getroffen wird.
Abgesehen davon, würde ich mir auch wünschen, dass Berliner Demonstrationen kämpferischer, lauter und entschlossener werden.
Spreepirat_innen
Dass auch innerhalb der AG Spreeufer, die sich mit der Ausschussarbeit zum Bürger_innen-Entscheid beschäftigt, gelegentlich Dissenz über die beste Strategie herrscht, wird etwa an den Texten unter http://abriss-berlin.de/blog/category/best-of-sonderausschuss/ deutlich.
Protestkultur zum Tanzen bringen
In Gesprächen über die Demos in letzter Zeit kann ich feststellen, dass sich einige Menschen solche Fragen stellen und viele leider zu dem frustrierenden Ergebnis kommen, die Demo an sich als Aktionsform aufzugeben. Dabei halte ich Demos doch immer noch für eine Möglichkeit unsere Anliegen - in Ergänzung zur direkten Aktion und gezielten Medienarbeit - einer Öffentlichkeit zu vermitteln.
Ich halte es für sinnvoll vorhandene Kommunikationsmöglichkeiten wie die Autonome VV (immer am 13. des Monats, 19:30, meistens in der Köpi) oder die Interim immer wieder zu nutzen, um 'Demotraditionen' zur Diskussion zu stellen. Und ich wünsche mir, dass wir es - Langeweile und Frust zum Trotz - mal wieder besser schaffen, uns in diversen Zusammenhängen auf kraftvolle und wütende Demos vorzubereiten.
Unter anderem mit diesem Anliegen findet momentan eine Vernetzung verschiedener Projekte im Rahmen der 'Wir bleiben Alle!' Kampagne statt. Als Verteidigungsansage für neun akut bedrohte autonome Hausprojekte und einen Wagenplatz (Ackerstr. 169, Bödickerstr. 9, Brunnenstr. 183, Liebig 14, Liebig 34, Linie 206, NY im Bethanien, Rigaer 94, Scharnweber 29, Schwarzer Kanal) wird am 14. März 2009 eine Demonstration stattfinden, die unsere Protestkultur zum Tanzen bringen soll. Wir möchten wirklich allen klar machen, dass diese Projekte aus Berlin nicht weg zu kriegen sind. Demnächst werden wir unser Demokonzept vorstellen, bis zum März können wir dann gemeinsam dran feilen.
Zur gestrigen Veranstaltung bleibt noch zu sagen: Super Redebeiträge, klasse Moderation!
Mehr gelebte 'Versammlungsfreiheit' gegen Staat und Kapital – für Freiräume für Alle!
seid flexibel!
Auf der anderen Seite wurde auch keine Trennung nach links gemacht. Geforderte Hausbesetzungen, Freiräume und Antikapitalismus waren immer wieder Bestandteile der Außendarstellung.
Insofern insgesamt ein spannender Versuch, den man weiterverfolgen sollte. Ich stimme aber auch zu, dass es ein wenig ruhig war.
Andere Demos kommen bestimmt auch noch...
Neukölln
Die Demo wurde dann in eine Kundgebung umgewandelt. Nach Abschluß der Kundgebung fuhren die TeilnehmerInnen geschloßen zur MieterInnen Demo nach Kreuzberg.
Solidarität!
szenesumpf
Es ist einfach nicht zwingend richtig, dass eine Demo nur Sinn macht, wenn es kracht. Auch wenn bürgerliche Demos "ruhig und friedlich" ablaufen, heißt es nicht, dass wenn eine linke Demo ruhig ist, sie ein Schuss in den Ofen war. Auch wenn Presse "bürgerlich und doof" ist, ist es keinesfalls abträglich, wenn breit und positiv berichtet wird.
d.h. nicht dass Demos ruhig gehalten werden sollen, aber wenn niemand zur Aktivität drängt, ist es auch in Ordnung, wenn "nichts passiert".
Die Rigaer Demo war nicht ruhig und mit viel Bullengekloppe, aber trotzdem scheiße.
Es geht eben auch darum, nicht nur uns selbst zu unterhalten und unsere Feindschaft gegen Staat, Kapital und Polizei zu zeigen, sondern auch gesamtgesellschaftliche Relevanz und Unterstützung zu kriegen. Es ist elementar, dass mehr Leute links werden, mehr Menschen auf die Straße gehen und aktiv werden. Dafür kann es auch richtig sein, versöhnlicher aufzutreten. Mit tausend Antifas wird eine Umwälzung nicht zu machen sein...
Es ist wichtig unberechenbar zu sein, einmal so, einmal anders. Und da sollte auch die Frage erlaubt sein, ob ein bestimmer Verbalradikalismus Erwartungen schürt, die er nicht halten kann. Die Stadt ist groß, die Nacht ist lang und wenn Demos scheiße sind, kann dort gezeigt werden, was Sache ist. Aber das passiert dann ja auch selten. Vielleicht einfach auch ein anderes Anspruchsdenken und es auch in Ordnung zu finden, durch Kreuzberg zu latschen und AnwohnerInnen zu informieren. Jedes Mittel hat seinen Zeit und seinen Ort. Ein reflektierter Umgang damit ist angebracht.
Und jede/r, der es zu ruhig fand, kann am Samstag ja zeigen, was er/sie unter laut, kraftvoll und unversöhnlich versteht.
Ein paar Gedanken
- Wanderkessel oder Blick aufs Fronttranspi und Mitmachmöglichkeiten?
Jede Demo, die in einem Wanderkessel von behelmten Bullen läuft, wird von den Aussenstehenden, von Passant_innen und Anwohner_innen abgeschirmt. Eine solche Situation wirkt beim besten Willen nicht einladend, mitzulaufen. 200 behelmte Kampfbullen unmittelbar vor dem Fronttranspi machen unmöglich, Botschaften nach außen zu senden.
Bei der Demo am Samstag hatten wir Bullen davor und danach, aber nicht neben der Demo. Vor dem Fronttranspi haben die Bullen immer ausreichend Platz gelassen, daß es gut lesbar war (und auch gelesen wurde, viele Passant_innen haben beim Blick auf das Fronttranspi spontan angefangen sich zu unterhalten über das Thema oder auch Beifall zu klatschen).
- Seitentranspis?
Seitentranspis sind immer noch eine gute Möglichkeit, Inhalte nach außen zu kommunizieren. Zurzeit scheint es so zu sein, daß Seitentranspis nur schwer gegen den Willen der Bullen durchgesetzt werden können (ausser vielleicht am 1. Mai, und auch da passiert das - leider! - kaum) - siehe Rigaer-Demo, siehe antikapitalistischer Block auf der Antiüberwachungsdemo letzten Jahr etc. Leider ist es so, daß schon oft nicht einmal mehr probiert wird, Seitentranspis zu zeigen. Am Samstag gab es keine Probleme mit den Seitentranspis - schön, daß es so viele waren, schade, daß es nicht noch viel mehr waren!
- Radikale Inhalte und/ oder radikale Form?
Dass auch von ganz normalen Kiezläden ein Aufruf zur Demo unterstützt wird, der offensiv die Besetzung leerstehender Häuser fordert - wie zur Demo am Samstag geschehen -, würde ich nicht unterschätzen. Dass eine Demo von Anwohner_innen beklatscht wird, während Parolen für mehr Besetzungen gerufen werden, auch nicht. Perspektivisch kann das wichtig sein - und genau solche Demos wie am Samstag könnten die Aktionen sein, die uns vielleicht eines Tages breitere Unterstützung sichern, wenn die Aktionsformen radikaler sind.
Gerade das Thema steigende Mieten scheint gut geeignet, Bewusstsein für Stadtumstrukturierungsprozesse zu schaffen. Wer über Gentrification redet, darf von Armut nicht schweigen. Vielleicht gelingt es uns hier, uns gemeinsam zu radikalisieren - inhaltlich, bezüglich unserer Forderungen, und auch bezüglich unserer Form, wenn immer mehr Menschen die Erfahrung machen, daß Protest schnell mit Polizeischikanen konfrontiert wird?
- Einschätzung der Kräfteverhältnisse und Strategie
Immer wieder gibt es gute Aktionen, mit polizeilichen Auflagen umzugehen, etwa in Bezug auf die Vorkontrollen bei der Antiüberwachungsdemo im Herbst 2007. Aber immer wieder gibt es auch Situationen, wo uns ein guter Umgang ganz klar nicht gelingt. Die Debatte muß also weitergehen: was können wir auf Demos erreichen? Wie wünschen wir uns welche Demo? Wie kann das Verhältnis von Demos und anderen Aktionsformen sein? Die Freiraumaktionstage im Mai gingen hier schon in eine ganz gute Richtung, mit ihrem Zusammenhang von diversen Aktionen, kreativem Umgang mit Repression, offensiver Öffentlichkeitsarbeit sowohl in den eigenen Medien als auch im Umgang mit der "bürgerlichen" Presse.
Und als Anregung: wie wäre es mit einer - kreativen? - Demonstration für das volle Demonstrationsrecht nächstes Jahr? Für das Recht auf Seitentranparente, auf selbstgewählte Kleidung, auf selbstgewähltes mitmachen und verlassen von Demonstrationen?
Bleibt immer noch die Möglichkeit von Spontandemos, vielleicht gerade bei Inhalten mit großem lokalen kein schlechtes Mittel der Wahl: freie Wahl der Route, keine Bullen um die Demo, die nerven, freie Wahl der Bekleidung und der Inhalte, keine Auflagen...
Aktuelle Presse
rbb: Protest gegen hohe Mieten http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news8281979.html
taz: Kreuzberger Protest gegen Luxus http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/kreuzberger-protest-gegen-luxus/
mopo: Demonstration gegen steigende Mieten http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article989182/Demonstration_gegen_steigende_Mieten.html
Berliner Kurier: Berlin nur noch für Reiche! http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/243868.html
Berliner Kurier: Das sagen die Demo-Aktivisten http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/berlin/243869.html
Berliner Umschau: Bei Neuvermieten explodieren die Preise/ Erstmals seit Jahren wieder Betroffenen-Demonstration http://www.berlinerumschau.com/index.php?set_language=de&cccpage=01122008ArtikelBBMuellermertens1
nd: Hohe Mieten verdrängen Arme http://www.neues-deutschland.de/artikel/139910.hohe-mieten-verdraengen-arme.html
jw: Nur der Auftakt http://www.jungewelt.de/2008/12-01/005.php
Berlin Magazin: Demo gegen Mieterhöhungen in Kreuzberg http://www.berlin-magazin.info/3741.html?&tx_ttnews[tt_news]=5951&tx_ttnews[backPid]=3346&cHash=b90bce7cc9
Welt: Rasant steigende Mieten lösen Proteste aus http://www.welt.de/berlin/article2807802/Rasant-steigende-Mieten-loesen-in-Berlin-Proteste-aus.html
Vor der Demo (Auswahl)
rbb: Demo gegen steigende Mieten in Berlin http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news8281979.html
Welt: Bezirksbürgermeister will Mieten deckeln http://www.welt.de/berlin/article2803260/Bezirksbuergermeister-will-Mieten-deckeln.html
taz: Die ruhigen Jahre sind vorbei http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/1/die-ruhigen-jahre-sind-vorbei/
Fenster zum Hof: Wohnen in Kreuzberg http://www.fensterzumhof.eu/1397/berlin-kreuzberg-mieten-wohnen-demo-protest/
Tsp.: Demo gegen steigende Mieten http://www.tagesspiegel.de/berlin/Mietpreise-Kreuzberg;art270,2670445
Berliner Zeitung: Protest von unten gegen steigende Mieten http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/1129/berlin/0150/index.html
Anderer bericht aus anderer Sicht
Mehr Fotos von der Demo
http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/291108mieten_stopp.html
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Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
Spreepirat_innen/Mediaspree versenken — CehJot
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