Das war der Schulstreik

Wladek Flakin 13.11.2008 15:36 Themen: Bildung Repression

Etwa 100.000 SchülerInnen haben am Mittwoch den Unterricht verweigert. In mehr als 40 Städten wurden Schulen bestreikt - statt Unterricht gab es Kundgebungen und Demonstrationen gegen die Bildungsmisere. An vielen Orten solidarisierten sich Studierende und LehrerInnen. Der Ausstand richtete sich unter anderem gegen überfüllte Klassen, LehrerInnenmangel, "Kopfnoten", das "Turboabitur", und gegen Elitebildung im allgemeinen. "Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem" war ebenfalls eine der zentralen Forderungen.

Berichte mit TeilnehmerInnenzahlen treffen noch ein, aber in einem vorläufigen Überblick heißt es: In Braunschweig gingen 10.000 SchülerInnen auf die Straße, in Hannover 8.500, in Berlin 8.000, in Stuttgart 8.000, in Bremen 7.000, in Hamburg 6.000, in Rostock 5.000, in Kiel 4.500, in Oldenburg 4.000, in Lüneburg 5.000, in Lübeck 2.000, in Bremerhaven 4.000, in Kassel 3.000, in Frankfurt am Main 3.000, in Göttingen 2.500, in Köln 2.000, in München 2.000, in Nürnberg 2.000, in Gießen 1.500. Auch in zahlreichen Orten wie Aachen (1.000), Gifhorn (1.500), Bad Hersfeld (250), Freiberg (100) und über 20 weiteren Städten gingen Jugendliche auf die Straße. In Potsdam haben 150 Schüler eine Spontandemo durch die Innenstadt gemacht, um dann gemeinsam in den Zug zu steigen und nach Berlin zu fahren. In Dresden gab es einen SchülerInnenblock auf einer Studierendendemo gegen das sächsische Hochschulgesetz, an der sich rund 6.000 beteiligt haben.

Die Erwartungen der VeranstalterInnen wurden weit übertroffen. Aimo Belling vom Kieler Schulstreikkomitee kommentierte: "Das letzte Mal, daß 5000 Leute an einem Wochentag im November in Kiel demonstriert haben, war vermutlich 1918." Weil eintägige Streiks nicht ausreichen, um den Bildungsabbau der letzten Jahre zu stoppen, kam es im Laufe des Tages immer wieder zu radikaleren Protestformen. In Hannover haben SchülerInnen am Mittwoch den Landtag blockiert, und dabei wurden sie von der Polizei brutal angegriffen. In Berlin wurde die Humboldt-Universität gestürmt, Hunderte Jugendliche drangen in den Festsaal und schwenkten rote Fahnen vom Balkon. In Erfurt kam es kurzzeitig zur Besetzung des Schulamts. In Oldenburg wurde am Morgen eine Schule besetzt und alternativer Unterricht angeboten.

40.000 SchülerInnen waren bereits im Mai und Juni im ganzen Land auf der Straße. Die Bundesregierung versprach daraufhin Verbesserungen. Doch der Bildungsgipfel, den Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit großem Trara am 22. Oktober – ohne die Beteiligung von SchülerInnen – durchführte, brachte so gut wie keine konkreten Ergebnisse. "Die PolitikerInnen haben wieder einmal über die Köpfe von uns Betroffenen hinweg diskutiert, anstatt die Probleme der Schüler anzugehen", erklärte Niklas Wuchenauer vom Berliner Schülerbündnis "Bildungsblockaden einreißen" am Mittwoch. "Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir das selbst in die Hand nehmen. Das haben wir heute getan."

Auch die LehrerInnengewerkschaft GEW unterstützte die Schulstreiks. Laut GEW waren unter den rund 10.000 Beschäftigten des bestreikten Öffentlichen Dienstes in Berlin, die sich am Mittwoch auf dem Bebelplatz versammelten, mehr als 1000 angestellte LehrerInnen. An verschiedenen Schulen hatten LehrerInnen ihre SchülerInnen zum Streik mitgenommen, so daß beispielsweise das gesamte Beethoven-Gymnasium in Berlin-Steglitz auf der Straße war. Es waren auch LehrerInnen, die Schilder trugen, die die offizielle Imagekampagne der Stadt Berlin verarschten: "Sei Schüler. Sei gefördert. Sei Privatschüler" oder "Sei Lehrer. Sei gutbezahlt. Sei Hamburger." Leider kam es nicht dazu, dass die Demonstrationen der SchülerInnen und LehrerInnen aufeinander trafen. Beabsichtigt war, dass die SchülerInnendemo am Bebelplatz vorbeiziehen würde, während die Gewerkschaften ihre Abschlusskundgebung abhielten. Doch die SchülerInnen gingen viel zu spät los und kamen erst am Bebelplatz an, als die GewerkschafterInnen schon weg waren.

Die Bundestagsfraktion der Partei Die Linke unterstützte den Protest. "Die unsoziale und undemokratische Bildungspolitik sollte sich niemand gefallen lassen", erklärte deren bildungspolitische Sprecherin Nele Hirsch. Für die SchülerInnen müsse es "wie ein Schlag ins Gesicht sein", wenn Bund und Länder mehrere hundert Milliarden Euro für die Rettung der Banken bereitstellten, für kleinere Klassen, mehr Lehrer und den kostenlosen Zugang zu Bildung jedoch kein Geld da sei. Auch die Linksfraktion im thüringischen Landtag unterstützte die Forderungen der SchülerInnen und forderte die CDU-Regierung auf, "sich den Problemen zu stellen, anstatt mit dem Androhen von Abstrafungen den berechtigten Protest der Schüler zu unterbinden". Über ihre ParteigenossInnen im Berliner Senat, die selbst für die Bildungsmisere die Verantwortung tragen, sagten die Linkspartei-FunktionärInnen nichts.

An etlichen Schulen war Streikwilligen mit Tadeln und anderen Disziplinarstrafen gedroht worden. Die hohe Beteiligung – über 100.000 SchülerInnen bundesweit – zeigt, dass solche Repressionsmaßnahmen ihr Ziel verfehlten. In verschiedenen Städten kam es zu brutalen Polizeiübergriffen auf DemonstrantInnen – unter anderem in Berlin, Hannover und Dresden. Die Abschlusskundgebung des Berliner Schulstreiks vor der HU wurde von der Polizei untersagt, weil sie eine erneute Stürmung des Hauptgebäudes befürchteten. Stattdessen sollten die SchülerInnen ihre Demo in der Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz abschliessen, aber dann erklärte die Polizei auch diese Kundgebung für aufgelöst und griff die anwesenden SchülerInnen an und verhaftete einige. Paul von der Sophie-Scholl-Schule in Berlin-Schöneberg berichtete, wie PolizistInnen seine MitschülerInnen in Wannen zogen und sie ins Gesicht schlugen. Angesichts dieser Polizeigewalt ist es auch verständlich, warum die SchülerInnen sich mit den Streiks von GEW und ver.di in Berlin, jedoch ausdrücklich nicht mit den Streiks der Bullen in der sog. "Gewerkschaft der Polizei" solidarisiert haben.

Laura Toufano vom Französischen Gymnasium in Berlin erzählte in einem Redebeitrag auf der Auftaktkundgebung von den Erfahrungen der letzten Jahre in Frankreich, wo SchülerInnen, Studierende und ArbeiterInnen gemeinsam gegen Bildungs- und Sozialabbau gestreikt haben, und sich damit immer wieder durchsetzen konnten. Auf den Demonstrationen wurde immer wieder die Forderung nach einer gemeinsamen Bewegung von SchülerInnen und ArbeiterInnen gegen die Bildungsmisere erhoben. Bei diesem Streik wurde eine riesige Chance vertan, um eine gemeinsame Demonstration von SchülerInnen und LehrerInnen hinzubekommen. Aber der Schulterschluss mit der ArbeiterInnenbewegung muss weiterhin ein Ziel der Bildungsproteste sein.

von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION

Bilder von Paul, Sophie-Scholl-Schule Berlin, und Stefan, RSO und Revo Berlin

eine kürzere Version des Artikels erschien in der jungen Welt vom 13. November

Redebeitrag von REVOLUTION beim Schulstreik am 12. November in Berlin und Kiel

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Ergänzungen

Wie weiter nach dem Streik?

Wladek Flakin 13.11.2008 - 15:55
Diesen Freitag gibt es eine offene Diskussionsveranstaltung von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION:

Über den Streik hinaus...
Möglichkeiten zur Organisierung

Freitag, 14. November, 18 Uhr
Rote Insel: Mansteinstraße 10,
U-Bhf Yorckstraße, Berlin-Schöneberg

Der Tagesspiegel schreibt

Leser 13.11.2008 - 17:18
(...)Offenbar wurden die Tafeln im Gedränge im Foyer zerstört. „Wir haben keine Hinweise auf gezielte Zerstörungen“, so ein Polizeisprecher.

Uni-Sprecherin Katharina Henschen sagte, dass die Ausstellung nun nicht mehr gezeigt werden könne. „Wir müssen erst überprüfen, ob wir wenigstens Teile davon retten können.“ Studentenvertreter bedauerten den Vorfall und boten ihre Hilfe bei der Wiederherstellung der Ausstellung an. „Die Zerstörung ist nicht hinnehmbar“, teilte Johannes Roeder vom Referentinnenrat der HU mit, der den Protest gegen Kürzungen im Bildungssystem mitorganisiert hatte(...)

Go global~

Mo 13.11.2008 - 17:30
Es ist super, dass so viele mitgemacht haben.
Und wenn ich das richtig gesehen habe, übten einige auf den Demos auch strukturelle Kritik ("Eine Demokratie braucht demokratische Schulen!").

Zwei Aspekte sind aber meiner Meinung nach etwas zu kurz gekommen:
1. Erkämpfung emanzipatorischer Ansätze in den (Hoch-)Schulen
2. Internationale Perspektive!

Ich habe keinen einzigen Banner gesehen, welcher sich auf die jetztigen Massenbewegungen in Italien oder Irland (gegen die Einführung von Studiengebühren) beziehen.

Auch in Athen gab es am 7.Nov. mal wieder eine große Demo gegen das Erlauben von privaten (Hoch-)Schulen.

Schade, dass diese Aspekte nicht weiter thematisiert wurden. (Soweit ich das sehen konnte.)

Let's get organized and unite for Free and Emancipating Education - Worldwide!

~ One World - One Struggle, Education is NOT for Sale! ~


PS: Aktuelle Zusammenfassung der Proteste im Rahmen des "International Day of Action against the Commercialization of Education" am 5.Nov.:
 http://www.emancipating-education-for-all.org/content/record-protests-part-international-day-action-so-far
Weitere Zusammenfassung aus mindestens 6 Ländern folgen noch.

ganz junge menschen radikalisieren?

jupp, pseudokrupp 13.11.2008 - 18:17
fand die demo in northeim mit ca. 350 leuten und auch wirklich ganz jungen
leuten total nett. eine radikalisierung hätte dort nur für unverständnis gesorgt
und ich habe auch keine lust 6. klässlern zu erzählen, das sie revoltieren sollen.

die grundstimmung war allein deshalb schon recht gut, da wirklich viele jungen
menschen zum ersten mal auf einer demo überhaupt waren und auch parolen selber
initierten. zu dem war auch die auswahl der musik extrem nett, meine meinung.

ganz junge menschen zu radikalisieren sollten wir doch den rechten vollidioten
überlassen, besser natürlich nicht, aber es ihnen gleich zu machen...???

aber sowas war an dem tag zumindest hier vollkommen fehl am platz!

kann also dem menschen, beitrag davor, nur zustimmen.

radikal werde ICH, wenn ICH soweit bin.

und das ist immer noch so!

noch etwas

jupp, pseudokrupp 13.11.2008 - 18:49
bei uns wußten es die schüler, alle für dumm zu erklären, oder einem großteil
nachzusagen sie wollten schulfrei...hmh...allein die repressalien, die gekommen
wären oder hätten kommen können. es haben verdammt viele schüler aus bad gandersheim ihre
letzte infostunde vor dem vorabi sausen lassen um dabei zu sein.

was für idioten könnte mensch meinen...

junge menschen sind nicht grundsätzlich dumm, sie sind halt jung
und viel emotionaler, aber es sind genauso menschen wie wir, weil wir
ihnen nur unsere gesellschaft als abbild liefern können.

und schüler, die nach solch angedrohten repressalien noch streiken,
hut ab!

ich denke das ist auch von region zu region unterschiedlich, wenn du aus
einer großstadt kommst, da sind bestimmt ne menge kids dumm. aber ne menge
auch nicht. es geht doch viel mehr um diesen "chick" dazuzugehören, da machen
die mädels und jungs leider sehr viel mit.

ich denke kids haben es heute extrem viel schwerer als noch in den
90 g´ern. das sollte jede`r sich mal überlegen. generationen ändern sich,
grundsätzlich kommen da aber nicht nur idioten bei raus.

jede generation hat halt ihre eigene macke. und irgendwann checken sie es.

sprich halt mit den leuten.









Presse vom Tag danach....

Lesen bildet 13.11.2008 - 20:44
Spon - Humboldt-Uni reagiert bestürzt auf Schülerrandale:
 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,590299,00.html

Taz - Die dümmste Jugendkultur:
 http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-duemmste-jugendkultur/

NZZ-Online: Deutsche Schüler demonstrieren gegen «Bildungsmisere»
 http://www.nzz.ch/nachrichten/international/deutsche_bildungsmisere__1.1255586.html

FR-Online: Schülerstreiks in Frankfurt - Dann eben Musik
 http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/frankfurt/?em_cnt=1628984&
sowie Kommentar: Für bessere Schulen
 http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/meinung/?em_cnt=1628970&

FAZ: „Bildungsblockaden einreißen“
 http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E070BECBE0B91417885FC62AAC56333BB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

Tagesspiegel: "Krawall in der Uni war nicht unser Ziel"
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/Schuelerdemo-Humboldt-Uni;art270,2660393

Berliner-Morgenpost: Staatsschutz ermittelt nach Randale an Humboldt-Uni
 http://www.morgenpost.de/berlin/article977598/Staatsschutz_ermittelt_nach_Randale_an_Humboldt_Uni.html

Die Zeit: "Sonst zahlen wir eure Rente nicht"
 http://www.zeit.de/online/2008/46/schule-streikt-reportage
sowie Kommentar: Die protestierenden Schüler haben recht
 http://www.zeit.de/online/2008/46/schule-streik

Die Welt: Schüler und Studenten proben Massenaufstand
 http://www.welt.de/politik/article2712080/Schueler-und-Studenten-proben-Massenaufstand.html

ggg

g 13.11.2008 - 22:44
"Wir brauchen mehr Lehrer und Geräte"
Umfrage: Was Jenaer Schüler antreibt zu demonstrieren - die Probleme ihrer Schule
Jena (OTZ/Volk). Die OTZ fragte nach: Weswegen demonstrieren Schüler? Was läuft schief an ihren Schulen?

Drei Schüler aus der siebten und achten Klasse der Jenaplan-Schule antworteten: "Wir sind mit unserer Schule ganz zufrieden. Schülern aus anderen Schulen geht das aber anders. Weil sie es genauso gut haben sollen wie wir, demonstrieren wir für sie mit."

Eine Zwölftklässlerin des Anger-Gymnasiums hatte zu bemängeln: "Das Schulsystem ist ungerecht. Ein Mitschüler fügte hinzu: "Da ich bald mit der Schule fertig bin und studieren will, demonstriere ich gegen Studiengebühren.

Auch ein Schüler der 12. Klasse des Carl-Zeiss-Gymnasiums sprach sich für ein absolut kostenloses Bildungssystem aus. Außerdem kritisierte er: "Die Schüler sollten nicht so unter Stress und Konkurrenzdruck gesetzt werden, wie das an unserer Spezialschule der Fall ist."

Schüler des Staatlichen Berufsbildenden Schulzentrums in Göschwitz begrüßten zwar die Sanierung eines baufälligen Teils des Schulgebäudes, fügten aber hinzu: "Unser eigentliches Problem ist nicht der Raummangel, uns fehlen technische Geräte. Besonders für unseren Fachbereich Physik wären die wichtig. Aber es ist nicht mal Geld für die professionelle Reparatur der vorhandenen Technik da. So mussten wir schon selbst defekte Geräte reparieren."

Dagegen fehlt an der Staatlich Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales in Lobeda keine Ausrüstung, umso mehr aber Lehrer. Die Schüler berichten: "Bei uns herrscht ein akuter Lehrermangel. Dadurch werden prüfungsrelevante Fächer nicht unterrichtet. Aber in den Prüfungen fragt uns keiner, ob wir das Fach hatten, oder nicht. Es ist doch unmöglich, dass für Banken Geld da ist, aber nicht für die Schulen."

12.11.2008

 http://www.otz.de/otz/otz.jena.volltext.php?zulieferer=otz&kennung=on2otzLOKStaJena39763&rubrik=Stadt®ion=Jena&kategorie=LOK

Interview in der jungen Welt

Wladek Flakin 14.11.2008 - 10:05
Ein Interview in der heutigen Ausgabe der jungen Welt behandelt u.a. die Frage der Ausstellung:

"- Was genau ist zuvor in der Humboldt-Universität (HU) passiert?

Während unserer Zwischenkundgebung am Bebelplatz wollten einige der Demonstranten in die HU gehen, um die Studenten in den Hörsälen aufzufordern, mit uns zu protestieren. Dann strömten immer mehr Schüler in das Gebäude und es brach schnell Chaos aus. So wurde zum Beispiel eine Veranstaltung von Managern gestört, die sich einen Raum in der HU gemietet hatten. Die meisten besetzten die Balkone oder hingen Banner aus den Fenstern. Einige warfen aber auch Klopapierrollen durch die Gegend, lösten Feuerlöscher aus und demolierten Scheiben.

- Laut Medienberichten wurde eine Ausstellung im Foyer über die Pogromnacht 1938 beschädigt.

Dazu gibt es sehr unterschiedliche Meldungen. Ich persönlich war draußen im Lautsprecherwagen, also kein Augenzeuge. Wir haben uns zu »Bildungsblockaden einreißen« zusammengeschlossen, weil wir für bessere Bildung kämpfen wollen. Ich will damit sagen: Wenn eine Ausstellung beschädigt wird – noch dazu eine über die Verbrechen des deutschen Faschismus, die im Unterricht immer weniger thematisiert werden – kann das nicht in unserem Interesse sein. Ich gehe davon aus, daß der Schaden an der Ausstellung unabsichtlich durch das Gedränge im Foyer entstanden ist. Sollte es tatsächlich zu bewußten Zerstörungen gekommen sein, müssen wir das als Bündnis ablehnen.

Aber angesichts der ständigen Erniedrigungen an den Schulen, angesichts der Perspektivlosigkeit, empfinden viele Schülerinnen und Schüler beim Anblick der Bildungsinstitutionen nur noch Wut. Gerade Universitäten, die aufgrund der sozialen Auslese im dreigliedrigen Schulsystem für die meisten aus ärmeren Verhältnissen grundsätzlich versperrt bleiben, erscheinen vielen als Ausdruck von Unterdrückung. Die Vorkommnisse an der Humboldt-Uni waren aus meiner Sicht ein Ausdruck dieser Ohnmacht."

Quelle:  http://www.jungewelt.de/2008/11-14/047.php

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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die bwegung

ein anarchist 13.11.2008 - 16:38
Wenn ihr einen Schulterschluss mit der arbeiterbewegung wollt, müsst ihr das auch inhaltlich begründen:

Wir müssen die Bewgung(und das ist es spätestens seit Mittwoch) radikalisieren. Den Schülern deutlich machen, dass die Schule ein ort zum lernen sein soll und nicht einer um arbeitskräfte zu reproduzieren. das geht einher mit dem stellen der systemfrage und an dieser stelle müssen wir mit den arbeitern zusammenarbeiten, aber jetzzt ist ein inhaltlicher zusammenhang noch nciht da.


um diese radikalisierung zu betreiben würde cih vorschlagen in schülervz gruppen zu diskutieren.
es gibt eine gruppe mit dem namen "wünsche an die bildungspolitik" die bekommt minütlich neue mitglieder und ist schon total überfüllt.
alle linksradikalen sofort da rein! ;)

@anarchist

tutnixzursache 13.11.2008 - 17:52
Ich kann deinen Standpunkt verstehen, aber "radikalere" Redebeiträge wären meiner Meinung nach nicht unbedingt förderlich gewesen. Unter den Demonstrierenden waren auch sehr junge SchülerInnen und SchülerInnen, die mensch eher als unpolitisch bezeichnen würde. Meiner Beobachtung nach hatte die Teilnahme z.B. der SDAJ einige im Vorfeld etwas abgeschreckt; das die Redebeiträge nicht zu sehr politisiert bzw. mit Kapitalismuskritik vollgestopft waren, fanden diese personen wohl erfreulich und so gabs auch von ihnen Applaus. Ich denke, da haben die Redner schon ein ganz gutes Maß gefunden.

Gutes und weniger Gutes

Hezekiel 13.11.2008 - 18:27
Es ist schön zu sehen, dass viele SchülerInnen sich am Schulstreik beteiligt haben. Nur muss man sich leider fragen, ob sie wissen, wofür sie streiken, geschweige denn, ob es sie überhaupt interessiert, wofür sie streiken. Viele scheinen wenig Ahnung davon zu haben und sind in erster Linie froh
a) schulfrei zu haben
b) mit ihren Leuten eine Demonstration zu feiern
c) und die Intelligentesten von allen sind sogar bereit aktiv die Grundlage zu erweietrn, gegen die gestreikt wird: zu wenig Lehrmittel (weil die Länder zu wenig stellen und andere es zerstören).
Es sind zwar nur wenige Ausnahmen, die aktiv dabei sind, zu zerstören, aber bei einem nicht unerheblichen Teil des Restes muss man leider sagen: Es wird dringend mehr Geld für Bildung benötigt. Man sieht ja bei einem Schulstreik, wie dumm die SchülerInnen heute in großen Teilen schon sind (können nicht argumentieren, sondern pöbeln; wissen nicht was sie tun; sind überhaupt auf eines aus: auf Party und nicht auf eine solidarische Gesellschaft von vernünftigen Menschen).
Immerhin tut sich was. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Kurve noch gekretzt wird.

hey anarchist

pseudonym links 13.11.2008 - 20:12
ich glaub bevor jmnd radikalisiert werden sollte, müsste bei den menschen erst einmal die sensibilität näher bringen, ein wenig mehr selbsttätigkeit und -bildung wäre auch nicht schlecht......

als anarchist wäre ich eher der meinung aus diesem singsang-bildungsquatsch den die brd und andere staaten auszubrechen und alternativen zu leben und auch zu emanzipieren...

und vieles andere

und als anarchist zu rufen alle linksradikalen darein.....hmm nunja da scheint das denken noch immer im kopf des vermeintlich schlechten staates hängengeblieben zu sein


die frage die ich mir stelle ist doch viel eher ob wir überhaupt erwarten können das ein staat dem soviele dinge vorgeworfen werden..kriege,bka-gesetze, wegschauen in diversen situationen, angebliche finanzkrise...undundund......können wir erwarten das dieser staat ein bildungssystem schaft in dem wir uns wohl fühlen und die beste bildung für quasi nix erhalten können....dazu hat die brd immernoch zu wenig selbstbildung vollführt und die angst so zu werden wie die böse ddr ist groß....