Berlin: Angriff auf Aufklärung und Bildung

hu-atze 12.11.2008 21:13
Heute randalierten etwa tausend Demonstranten der Schülerdemo gegen Bildungsabbau vor und in der Berliner Humboldt-Universität. Dabei sind so absurde und erschreckende Dinge abgelaufen, dass ich mich bis jetzt nicht wirklich davon erholen konnte. Ich war heute arbeiten in der Uni und habe erlebt, wie in blindwütiger Zerstörungsgeilheit in der Uni sinnlos extremer Sachschaden angerichtet, eine Gedenkausstellung zerstört und Bücher geworfen wurden.
Während der heutigen, eigentlich so wichtigen Schüler-Demonstration gegen den Zustand des Bildungssystems, für bessere und freiere Bildungsmöglichkeiten, kam es zu kruden Ausschreitungen durch mehrere hundert, vielleicht sogar tausend Demonstranten. Ich bin Student an der Humboldt-Universität und seit Jahren aktiv gegen Studiengebühren, Elite-Projekt und und und. Das ist es, was ich erlebt habe:
Auf einer Demonstration für mehr und freie Bildung stürmten sie die Berliner Humboldt-Universität, zerstörten dabei dutzende Bilder von Wissenschaftlern, die in der Galerie hängen, darunter das Bild einer von den Nazis ermordeten Mathematikerin oder das von Albert Schweitzer. Im Gebäude wurden Feuerlöscher ausgelöst und Wände und Boden besprüht. Und - als wäre das nicht schlimm genug - wenige hundert Meter neben dem Platz der Bücherverbrennung wurden diverse Bücher aus den Fenstern und durchs Treppenhaus geworfen. Selbst die Ausstellung zum Gedenken an vertriebene und zerstörte jüdische Unternehmen wurde von einigen Demonstranten teilweise zerstört. Dabei wurde die Ausstellung nicht, wie ich es schon im Internet lesen konnte, zufällig beim Vorbeirennen "angerissen" - als wäre das eine Entschuldigung - sondern einige haben an den Plakaten gerissen, um sie runterzuholen. Um was es ging, war dabei völlig egal. Es ging nur um "action". Eine wirtschaftswissenschaftliche Tagung - natürlich nicht unbedingt die sympathischsten Leute, die da rumsitzen - wurde gestürmt, Unterlagen und Laptops mitgenommen.

Hunderte Leute haben nicht "aus Versehen" etwas zerstört, sie sind nicht "Über die Stränge geschlagen" oder ähnliches. Die Gesamtheit der Handlungen zeigt eine geistige und inhumane Haltung, die eher für das Gegenteil dessen steht, was das Symbol der "antifaschistischen Aktion" bedeutet - und dieses Logo war heute auf dutzenden Fahnen der teils sehr jungen Hooligans zu sehen.
Dass die Humboldt-Universität eine Bildungseinrichtung ist, in der die Mitarbeiter und viele Studierende seit langem um bessere Möglichkeiten, den Erhalt der bestmöglichen Studienmöglichkeiten, gegen Kürzungen, Schließungen und Eliteprojekt kämpfen - wird nicht reflektiert.
Dass die Humboldt-Universität als Universität - unabhängig von der schlechten Realität - einen Ort der Forschung und Lehre symbolisiert - wird nicht reflektiert.

Dass die verwüsteten Vorhallen, die Bäume voller Dreck - hunderte Klopapierrollen wurden aus den Fenstern geworfen - von schlechtbezahlten Putzkräften im Moment wieder gereinigt werden müssen, dass die Zerstörungen nicht einmal zu einem Prozent ein richtiges, verdientes Ziel getroffen haben, sondern die Studierenden und Mitarbeiter der Universität und die Verantwortlichen für die Gedenkausstellung an die Nazizeit - nicht reflektiert.

Nur sie waren die Leidtragenden, die Universität wurde aufgrund der extremen Zerstörungen von Einrichtung und Unterrichtsräumen heute um 15.30 komplett gesperrt und geräumt - alle, auch die Mitarbeiter mussten die Uni verlassen, um Aufräumarbeiten zu ermöglichen.

So traurig es ist, nicht nur als Geschichtsstudent weiß ich, dass heute durch die Demonstranten der "linken" Demo, die, teils mit Antifa-Fahnen, die Uni gestürmt haben,
die größten Ausschreitungen gegen Studierende und Forscher seit der Nazizeit stattfanden.
(ja, auch die Wirtschaftswissenschaftler sind Forscher, wer maßt sich an, über gute und schlechte Forschung zu richten)

Schon die Idee einer "Besetzung" der Uni ist absurd - was soll eine Besetzung einer Universität? Gegen wen richtet sie sich? warum wurde die Show nicht im Roten Rathaus abgezogen?

Jedoch handelte es sich nicht um eine Besetzung, sondern um Ausschreitungen von Hooligans gegen eine öffentlcihe Bildungseinrichtung. Wenn Bücher und Fotos von Wissenschaftlern durch die Gegend fliegen, Scheiben eines Lehrgebäudes eingeworfen werden, dann sollte man sich als Linke/r und Antifaschist/in fragen, ob das nicht etwas ist, wogegen man einschreiten muss, wovon man sich zumindest distanzieren sollte.

Die Organisatoren haben das nicht gemacht, die Demo hätte angesichts der ungeheuren Vorfälle aufgelöst werden müssen - sie ging weiter, nicht einmal eine Distanzierung gab es wohl. Einige Freunde von mir waren erst mitdemonstriert, sie sind schockiert gegangen. Einer hatte mit einer ihm unbekannten Frau auf die Besatzung des Lautsprecherwagens eingeredet, sie sollten weiterfahren und die Demo weitergehen lassen, die Situation drohe zu eskalieren. Nicht nur er hatte die zahlreichen angetrunkenen, teils aggressiv-partymäßig angeheiterten Demonstranten, mit und ohne Buttons und Fahnen, teils eher autonom gekleidet, teils punkig, bemerkt und leicht die zu erwartende Gruppendynamik als gefährlich eingeschätzt. Die Lauti-Besatzung wiegelte die beiden ab und stachelte mit "lustigen" Kommentaren die Menge noch an, "auch mal reinzugehen".

Doch bevor ich die Verwüstung heute nachmittag nicht mit eigenen Augen gesehen hatte, wollte ich es nicht glauben. Es sah aus wie nach einem anti-intellektuellen Pogrom. Und traurig hörte ich stundenlang die Meldungen auf Inforadio Berlin, "tausend Demonstranten einer Demonstration gegen die Bildungsmisere randalierten heute in der Humboldt-Universität und zerstörten dabei eine Ausstellung zum Gedenken an vertriebene und ermordete jüdische Unternehmer". Ich wiederhole mich, es soll reichen und allen Anlaß zum Nachdenken über den Begriff "Mob" geben. ICh weiß nicht, was ich noch sagen soll.

Das hab ich noch gefunden:
 http://afp.google.com/article/ALeqM5jI-Y-wE7qNTmZ5cvp5dE7W6kkfng
 http://www.morgenpost.de/berlin/article976436/Schueler_zerstoeren_Ausstellung_zur_Judenverfolgung.html
 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,590095,00.html
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Ergänzungen

Weitere Beiträge zur Randale und Ausstellung

Carl 12.11.2008 - 21:38
Bei Schüler-Protest jüdische Ausstellung in Humboldt-Uni zerstört
 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/detail_dpa_19528444.php

Verraten und vergessen
 http://www.jungewelt.de/2008/11-13/016.php

Ausstellung über Antisemitismus zerstört
 http://de.indymedia.org/2008/11/232455.shtml

Video bei Spiegel-Online
 http://www.spiegel.de/video/video-40242.html

Zerstörungen hielten sich in Grenzen!

* aka * 12.11.2008 - 21:49
Die Zerstörung der Ausstellung zur Reichpogromnacht und zu Jüdischen Unternehmen war unsäglich und darf nicht toleriert werden. Eine Aufarbeitung tut not. Doch andere Behauptungen sind schlichtweg falsch und scheinen eher denunieren und erfolgreichen Protest diskreditieren zu wollen!

1.) Die Gestürmte Sitzung im Senatssaal war von einer auswärtigen Firma gemietet worden. Laut Spiegel (Video, siehe  http://www.spiegel.de/video/video-40226.html) war es eine Mangamentinitiative, die über Patentschutz für Universitäten informieren / diskutieren wollte.

Diese Art der Zusammenarbeit von Wirtschaft und der Universitätbürokratie steigert den Privatisierungs- & Verwertungsdruck. Mit freier Wissenschaft hat das wenig zu tun. Vielmehr mit der Verdrängung allen nicht kapitalistisch Verwertbaren. Einige Institute sind deshalb gerade an der HU geschlossen worden oder befinden sich in Abwicklung!

2.) Wir haben keine Zerstörungen gesehen. Auch wurden keine Bücher durch die Gegend geworfen. Nicht einmal die bürgerliche "Morgenpost" behauptet so etwas. Schmierereien gab es ebenfalls nicht!

"If the kids are united! They will never be devided!"
Das selbe gilt für Student_innen!

* für mehr italienische & französische Verhältnisse *

...

jay 12.11.2008 - 21:51
das organisationsbündnis hat sich bereits während der aktion ausdrücklich von der zerstörung im gebäude distanziert in frage gestellt, dass diejenigen, die eine jüdische ausstellung beschädigen, auf der richtigen demo sind.

Google News

VerLinkt 12.11.2008 - 22:34
berlinJüdische Ausstellung in Berliner Humboldt-Uni schwer beschädigt
Spiegel Online - vor 2 Stunden gefunden
Von Katharina Peters Gewalt bei den Groß-Demonstrationen von Schülern für eine bessere Bildung: In der Berliner Humboldt-Universität beschädigten Teilnehmer ...
Mehr als 100.000 Schüler protestieren bundesweit für bessere Bildung AFP
Deutschland: Über 100 000 Schüler demonstrieren für bessere ... FOCUS Online
Bildungsmisere treibt Schüler auf die Straße Netzeitung
5000 Schüler demonstrieren in Berlin
WELT ONLINE - vor 10 Stunden gefunden
Die Schüler, die für die Demonstration den Unterricht schwänzten, protestierten auch gegen das dreigliedrige Schulsystem und steigenden Prüfungsstress durch ...
Deutsche Schüler demonstrieren gegen «Bildungsmisere» NZZ Online
Zehntausende Schüler demonstrieren gegen «Bildungsmisere» sueddeutsche.de
Zehntausende Schüler demonstrieren RP ONLINE
Tausende Schüler schwänzen und demonstrieren
WELT ONLINE - vor 3 Stunden gefunden
Die größten Veranstaltungen gibt es in Hamburg und Berlin. Weil der Streik während der Schulzeit stattfindet, müssen die Schüler mit Konsequenzen rechnen. ...
Tausende Schüler demonstrieren auf der Straße Express.de

Bundesweite Proteste: Schüler boykottieren Unterricht
FOCUS Online - vor 3 Stunden gefunden
Neben Berlin mit 10 000 Teilnehmern fanden in Hamburg die größten Demonstrationen statt. Dort beteiligten sich über 6000 Schüler an den Protesten. ...
Unterrichts-Boykott für bessere Bildung Linie1-magazin
Schuleschwänzen für mehr Bildung
Tagesspiegel - vor 8 Stunden gefunden
Die Demonstration begann um 11 Uhr auf dem Molkenmarkt unweit des Roten Rathauses. Die Abschlusskundgebung sollte gegen 14:15 Uhr auf dem Bebelplatz ...
10 000 Schüler und Studenten demonstrieren für bessere Bildung Berliner Kurier
Demonstrierende Schüler stürmen Humboldt-Universität WELT ONLINE
Schüler demonstrieren für bessere Bildung MDR
Schüler-Proteste gegen "Bildungsmisere"
Morgenweb - vor 2 Stunden gefunden
Rund 4000 Schüler demonstrieren in der Innenstadt von Stuttgart mit einem Zug durch die Stadt gegen überfüllte Klassen und steigenden Prüfungsstress. Berlin ...
Schüler rufen bundesweit zu Unterrichtsboykott auf Westfälische Nachrichten
Teilweise Ausschreitungen bei Schüler-Protesten WELT ONLINE

„An Max Planck habe ich Rauch gesehen“
Berliner Umschau - vor 5 Stunden gefunden
Von der Humboldt-Universität berichtet Martin Müller-Mertens Es waren Bilder, wie sie die meisten Teilnehmer der Berliner Schüler-Demonstration wohl nicht ...
Randale an der Humboldt-Uni Berliner Kurier

Keine "Randale", Studenten ansolidarisieren

Autonoma Anarchist 12.11.2008 - 23:07
Randale wäre es Fenster rauszutreten und das Gebäude oder Inhalte zu zerstören oder "anzugreifen". Das ist nicht passiert! Stattdessen wurde aber langweiligerweise nur in "Vorlesungen" gegangen und die Studentenschaft gebeten sich zu solidarisieren...

Es waren halt Tausende Schüler drin, sozusagen friedliche "Hippie"-Demo inna Uni. Die Polizei darf ja ohne Präsi-Zustimmung nicht rein und konnte deshalb nicht für "ihre" Ruhe und Ordnung sorgen. Der Staat war sozusagen ohnmächtig. Darin besteht die Rebellion, Bullen konnten es nicht verhindern und auch nicht durch Festnahmen rächen, weil sie nicht drin waren und keine sogenannten "Straftäter" identifizieren können. Als die Bullen das Tor zumachen wollten hauten sie sich mit Schülern rum.

Wahrscheinlich rechter Fake

X 13.11.2008 - 01:52
1. Das war doch eine Schülerdemo und keine linke Demo. Mehrheitlich waren da Linke, aber v.a. war es eine Schülerdemo, wo jeder mitlaufen konnte.

2. Dann hat irgendwer ein Schild abmontiert, wahrscheinlich nicht mal wegen dem Inhalt, sondern als Symbol des Aufbegehrens. Andere haben die Schilder wieder rangeschraubt.

3. Der Text hier oben stammt wahrscheinlich aus der schmierenden Feder einer P.I.-Neofaschistin. Es gehört seit längerem zu deren Strategie, ihr krankes Weltbild durch Mimikry überall im Internet zu verbreiten. Auf P.I. und anderen Blogs dieses Milieus wird ein ziemlich neurotisches Weltbild gepflegt:

- rassistische Ausländerfeindlichkeit sind angeblich "die Menschenrechte" (v.a. gegen Türken und Araber, aber auch allgemein) sei "Verteidigung" (merke: konservative Wortwahl, "früher war gut, die Zukunft ist schlecht"-Denken),
- die Rechten sind die Verteidiger dieser Menschenrechte, ausgerechnet die UNO ist die Feindin der Menschenrechte, weil sie für Multikulti ist, und Multikulti ist für die Rechten Menschenverachtung (dass die Menschenrechte genauer gesprochen UNO-Menschenrechte sind, hat bei P.I. und anderen Neokonservativen und Rechtspopulisten noch niemand gehört),
- ausgerechnet die Aufklärung wird bemüht um alle nichtwestlichen Kulturen zu (kultur)kollektiven Feinden zu erklären (genau umgekehrt gegenüber dem Erklärungsmuster der meisten anderen Rechten, daran sieht mensch auch, dass die Rechtfertigungen für rechte Menschenfeindlichkeit beliebig sind - sie kann pseudoaufklärerisch, pseudoromantisch, pseudowissenschaftlich, pseudoreligiös, oder sonstwie gestrickt sein)
- und um jede vom bürgerlichen Mainstream abweichende Handlung und Verhalten anzugreifen (zwar hatte die Aufklärung ursprünglich auch emanzipatorische Ziele, aber das passt schon eher, ist die Aufklärung doch eine Bewegung aus der Zeit, wo Männer noch gepuderte Perücken trugen)
- Aufklärung wird dabei einschränkend verstanden: nicht die gesellschaftskritischen, staatskritischen Teile, die Betonung der Gleichheit aller Menschen usw. sei Aufklärung, nicht der Anspruch an die Zukunft, weiter zu gehen und die Gesellschaft gerechter zu gestalten als früher, sondern: "wir gegen die", der Westen, die Weißen gegen die Nichtweißen, A. wird als ein 100% fertiges, vollendetes Ideal in der Vergangenheit gesehen, an dem progressive Menschen angeblich "Verrat" üben (hier wird die Aufklärung 1. auf die angelsächsische Aufklärung reduziert, die nur 10-15% der damaligen Aufklärung ausmachte und die sehr wenig zu den folgenden Kulturentwicklungen beitrug, die ganze französische Aufklärung, die gesamtgesellschaftlichen Charakter hatte und soziale Elemente beinhaltete und Ansätze hierzu vorwegnahm wird ignoriert, 2. wird die Aufklärung zu etwas konservativem erklärt, was in der Vergangenheit liegt, und 3. wird Aufklärung ganz unaufklärerisch zu einer Frage rechter und nationalistischer Gruppenloyalität, an der man "Verrat" übt, wenn man sie inhaltlich weiterdenkt und weiterführt)
- Bekanntlich führte die Aufklärung auch zum Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, an der z.B. George Washington Mittel einsetzte, die damals von den Briten als terroristisch (!) bezeichnet wurden, außerdem führte die A. zur französischen Revolution. Seit wann bedeutet Aufklärung Unterwerfung unter die Obrigkeit?
- Laut P.I. und Umfeld haben judeo-christliche "Werte" im Westen angeblich die konservative(!) Errungenschaft des Feminismus gebracht, die es gegen den Islam aggressiv-kämpferisch in Stellung zu bringen gilt (oder im konservativen Jargon gesprochen: zu "verteidigen" gilt). Dabei müssen angebliche "Entartungen" wie die Selbstbestimmung der Frau, das Recht auf Abtreibung in den ersten Schwangerschaftsmonaten usw. als Gefahr für das "Volk" und "uns Weiße" zurückgedrängt und letztlich als volksschädlich verboten werden. ... Geisteskranker rechter Scheiß eben, mal ganz abgesehen davon, dass es keine "judeo-christlichen Werte" gibt: 2000 Jahre lang haben sich Judentum und Christentum bekämpft, der Begriff "Judeo-Christlich" ist ein Konstrukt, dass 1. das Vergangene Unrecht des Christentums an den Juden verschleiern soll, und 2. durch den Verweis auf die Juden als Opfer das Christentum weißwaschen und unantastbar machen soll, 3. Juden und Christen gegen den Islam und alle anderen Kulturen (Chinesen) chauvinistisch in Stellung bringen soll.
- wie bei den US-amerikanischen Rechtsradikalen pflegen P.I.-Nazis meist die Vorstellung von einem "Tag-X", einem "RaHoWa", einem ethno-rassistischen Bürgerkrieg, dafür bunkern sie Waffen, Lebensmittelvorräte, Trinkwasser - typisch kleinbürgerliches Bewußtsein, das sich im Kampf gegen alle wähnt (Ursprung der rechten Ideologie), null Sozialität/Solidarität und gesellschaftliches Bewußtsein. Diese Pläne sind jedenfalls durch hunderte Kommentare auf P.I.-News und anderen Blogs dokumentiert, und war auch schon vorher kein Geheimnis.
- Besonders enlarvend ist die fast nur von diesem Milieu (PI, Pro-Köln) gebrauchte Neusprech:
Antifaschisten = Faschisten
Rechte, Rechtsradikale und Faschisten = Aufklärer, die echten, weil rechten, Demokraten (selbst die CDU ist seit Kölndebakel für dieses Milieu "linksfaschistisch")
Linke, Grüne, "Gutmenschen" = Nazis

So eine Realitätsverlust gibts nicht mal bei DVU oder NPD, das ist nur wesenstypisch für Pro-Köln und P.I.-News.

Allgemeines Neusprech, das auch von anderen Rechten verwendet wird:
Kapitalistische Angriffskriege = Frieden(sbildende Maßnahme)
Konservativ = neu, manchmal auch: "jung"
Obama = islamistischer Terroristensympathisant kenianischer Nationalität, illegaler Einwanderer, Hussein Osama, Multikulti-Präsident, Untergang für "uns Weiße"

Noch was

X 13.11.2008 - 02:13
"So traurig es ist, nicht nur als Geschichtsstudent weiß ich, dass heute durch die Demonstranten der "linken" Demo, die, teils mit Antifa-Fahnen, die Uni gestürmt haben,
die größten Ausschreitungen gegen Studierende und Forscher seit der Nazizeit stattfanden."

Die Aussage grenzt an der Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus. So was kenne ich auch von Linken nicht, was einfach den Schluß nahelegt, dass Du aus der üblichen Ecke kommst.

Du reflektierst nicht, was der NS war, woraus er entstanden ist. Die große Mehrheit der NSDAP Wähler waren Kleinbürger, die ganze Ideologie der nationalstaatlichen KONKURRENZ geht aus der kapitalistischen Gesellschaftsrealität hervor.

Jeder der sich mit Rechten auskennt, sich damit beschäftigt, weiß, dass die Erinnerung an den Holocaust von denen als "Keule" angesehen wird. Die kONKRETEN Zusammenhänge begreifen sie nicht, dass die Handlungen an sich unmenschlich waren, verdrängen sie, sie nehmen die Tat selbst nicht als negativ wahr, nur die ERINNERUNG ist negativ ("Auschwitzkeule"), nur die Erinnerung wird als unangenehm empfunden. Mensch hört auch oft folgende Sätze: "Die Juden haben den Opferstatus für sich gepachtet", "es geht immer nur um Juden, Juden", "warum ist Antisemitismus verboten aber Antigermanismus erlaubt?" usw. - das ist die rechte Wahrnehmung.
Eben weil sie die konkreten (z.B. historischen) Umstände ignorieren, und die Erinnerung entfremdet als bloße Keule, als bloße politische Waffe betrachten, meinen sie diese angebliche Waffe auch willkürlich "umdrehen" zu können - gegen Linke richten zu können.

Dann wird aus einer Demo mit Schülerrandale halt mal schnell "die größten Ausschreitungen gegen Studierende und Forscher seit der Nazizeit".
Bloß Scheiße, dass die linke Politik der rechten genau entgegen gesetzt ist. Scheiße bloß, dass es die Rote Armee war, die die Wehrmacht und Waffen-SS besiegt hat, ohne die kommunistische Rote Armee hätte Hitler den Krieg gewonnen und heute würde der bestialische rechte Rassismus regieren. Wahrscheinlich wären nach 6 Millionen Juden nochmal 6 Milliarden andere "farbige" Rassen versklavt oder ausgerottet worden.
Aber für dich, und die anderen "bürgerlichen Konservativen", sind Linke Faschisten, weil sie energisch gegen Refaschisierung, Konkurrenzdenken, Entwürdigung von Menschen, Ausgrenzung von Menschen vorgehen - auch in der Bildung. Ja, Menschen werden diskriminiert, wenn sie in der 4. Klasse selektiert werden.

Ooh, und dagegen darf niemand was machen, denn wenn jemand was macht, dann ist der Antifaschist ja ein Faschist, der Linke ein Nazi. Die Rote Armee war auch faschistisch, weil sie Wehrmacht mit pöser, pöser Gewalt gestoppt hat, das war bestimmt aus christlich-pseudo"aufklärerischer" CDU-Perspektive auch faschistisch.

Jeder der sich dem Faschismus in den Weg stellt, ist aus rechtskonservativer Perspektive ein "Faschist", gemeint ist "Feind". Positiv ist nur, dass die faschistischen Spackis schon so weit entlarvt und dekonstruiert sind, dass sie es nötig haben die Begriffe die sie selbst bezeichnen, gegen andere anzuwenden, weil ihre eigenen Begriffe ("du Linker" als Vorwurf) an Zugkraft verloren haben.
Für Rechte ist alles nur idealistischer "Wille und Vorstellung", und so glauben sie auch, dass man den Begriff "Faschist" oder "Nazi" beliebig als "Schimpfwort" umdrehen und gegen jeden (ja selbst gegen Antifaschisten) anwenden könnte, dass Begriffe Inhalte haben und auf die wirklichen Verhältnisse verweisen, auf die objektive Realität, kapieren sie nicht. Rechts halt.

Indy-Interner-Artikel-Verlinkender Linker

Meine Freiheit -Deine Freiheit 13.11.2008 - 08:02

besetzen makes sense & party

20 jahre unimut 13.11.2008 - 10:17
ganz deutlich widersprechen will ich dir an dem punkt, dass uni-besetzen nicht sinnvoll ist. vor exakt 20 jahren z.b. waren bundesweit in der unimut-bewegung die unis besetzt. in der fu berlin etwa lebten von dezember bis februar etwa 3000 studierende, die eine eigene uni organisierten. mehr hier:
 http://www.astafu.de/inhalte/publikationen/sonstiges/fu60
und ach so:
besetzerInnen-party im LoKaL am 18.12. (rosenthaler platz, berlin). klassen treffen. offen natürlich auch für alle interssierten, die sich heute noch für selbstorganisierte, freie bildung einsetzen.

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