Muc: Naziaufmarsch - Aktueller Stand

pass le oinj! 12.11.2008 01:00 Themen: Antifa Antirassismus
Der von den sog. "Freien Nationalisten" für den 15. November in München angemeldete "Heldengedenkmarsch" ist momentan(11.11.08,20:00) verboten.
Die antifaschistische Mobilisierung läuft trotzdem weiter, während die Nazis mit ungewissem Ausgang klagen. Außerdem ist die angemeldete Route des Naziaufmarsches jetzt bekannt. Am Samstag, dem 8.11. gab es zudem einige Aktionen (in der Reihenfolge): Es wurde der Freistaat Bayern ausgerufen, ein NPD-Infostand gestört, zudem gab es eine Demonstration gegen deutschen und türkischen Faschismus.
Bei dem von den Nazis so genannten "Heldengedenken" am 15. November in München geht es darum, Wehrmachts- und SS-Soldaten zu Helden zu verklären und damit den Nationalsozialismus offen zu verherrlichen. Neben der symbolischen Bedeutung dieser Verherrlichung geht es den Nazis dabei auch darum, implizit die Errichtung einer dem Nationalsozialismus gleichwertigen faschistischen Gesellschaftsordnung zu fordern und damit auch öffentlich Rassismus, Antisemitismus, patriarchale Unterdrückung, Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, usw. zu propagieren.

Nach einer Entscheidung des Kreisverwaltungsreferates (KVR) vom 6. November ist der Naziaufmarsch aktuell verboten, da er "in Form und Inhalt an nationalsozialistische Gedenktage anknüpfen wolle" und somit "eine Verherrlichung der NS-Willkürherrschaft zu erwarten" sei. Von Seiten der Nazis wird momentan versucht, diese Entscheidung mit juristischen Mitteln zu kippen. Es sollte erstmal nicht davon ausgegangen werden, dass der Aufmarsch tatsächlich ausfällt, die antifaschistische Mobilisierung läuft also erstmal weiter. Mit einer Entscheidung der Verwaltungsgerichte ist ab Mitte der Woche zu rechnen. Interessant daran ist, dass diese Entscheidung erstmals auf der Grundlage des neuen bayerischen Versammlungsgesetzes gefällt wurde ( http://de.indymedia.org/2008/04/213892.shtml), und zwar von einer (SPD-dominierten) Behörde, die sich im Vorfeld eigentlich gegen dieses neue Gesetz ausgesprochen hatte. Es ist also dementsprechend unmöglich abzuschätzen, wie die Gerichte entscheiden werden, da es mit diesen neuen juristischen Rahmenbedingungen keinerlei Erfahrungswerte gibt. Es stellt sich zudem natürlich auch die Frage, wann dieses Gesetz erstmals gegen linke Aktivitäten angewandt wird... Unabhängig davon, ob der Naziaufmarsch verboten wird oder nicht, wird es jedoch am 15.11. antifaschistische Aktivitäten in München geben!

Die von den Nazis angemeldete Route lautet folgendermaßen: Um 13.00 Uhr ist der Beginn der Auftaktkundgebung am Goetheplatz, dann gehts weiter über Goethestraße - Bayerstraße - Stachus - Sonnenstraße - Sendlinger-Tor-Platz - Blumenstraße - Frauenstraße zum Isartorplatz, wo der Aufmarsch auf der Wiese gegenüber dem Isartor enden soll. Um 12 Uhr gibt es außerdem einen Vorabtreffpunkt der Nazis am Hauptbahnhof, Ausgang Arnulfstraße, was darauf hindeutet, dass die Kneipe "Fan Arena" ( http://de.indymedia.org/2008/07/221171.shtml) eine gewisse Rolle bei den Fascho-Aktivitäten spielt. Das die Nazis ihren Aufmarsch durch das stark migrantisch geprägte Hauptbahnhofviertel führen wollen, ist nicht nur als weitere Provokation zu werten, sondern auch als direkte Gefährdung von Menschen migrantischer Herkunft.

Am Samstag, dem 8.11. gab es bereits einige Aktionen, mit/auf denen für die antifaschistischen Proteste gegen den Naziaufmarsch am 15.11. mobilisiert werden konnte:

Den Anfang machte um 12 Uhr mittags eine nette Agitprop-Aktion am Münchner Marienplatz im Rahmen der Veranstaltungsreihe "90 Jahre Münchner Räterevolution - War es nur ein Traum?". (www.raeterevolution.de) Joseph Hannesschläger, der etwas füllige Sympathieträger aus der bekannten Vorabend-TV-Serie "Rosenheim-Cops", las vom Münchner Rathausbalkon die Originalrede von Kurt Eisner vor, mit der dieser anno 1919 den Freistaat Bayern ausrief. ("Die Soldaten in ihren Kasernen organisieren sich in Soldatenräten!" usw. usf.) Es lauschten ihm ca 30-40 Revolutionsnostalgiker_innen, sowie ziemlich viele sichtlich irritierte Tourist_innen, die mit diesem Schauspiel direkt im Anschluss an des weltberühmte Glockenspiel ( http://www.muenchen.de/Rathaus/service/gallery/38243/glockenspiel.html) konfrontiert wurden. Ziemlich absurd, das Ganze, aber lustig.

Der größte Teil der Anwesenden bewegte sich danach einmal um die Ecke zum Marienhof, wo ein NPD-Infostand stattfand, u.a. mit BIA-Stadtrat Karl Richter ( http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Richter_(Publizist)) und NPD-Aktivistin Renate Werlberger. Mit minimalem Aufwand (Schreien, Pöbeln) konnte erreicht werden, dass der Stand, der aus genau sechs Nazis bestand, von einem herbeigeeiltem Polizeiaufgebot aus ca 40 nervösen Streifencops zunächst komplett eingegittert wurde und dann von den Cops Schulter an Schulter beschützt wurde. Später tauchte auch noch ein Videotrupp des USK auf. Während dem ganzen Spass beschimpfte einer der senilen Rentner-Nazis die Antifaschist_innen als "Nachfahren leibeigener Bauern", was mal wieder zeigt, wes Klasse Kind die Nazis sind...

Ab 16 Uhr begann am Stachus eine Demonstration "gegen deutschen und türkischen Faschismus", die sich gegen die Pogrome gegen Kurd_innen in der Türkei richtete, aber auch den Naziaufmarsch am 15.11. thematisierte. So richtete sich Demonstration auch gegen die genannte Nazikneipe "Fan Arena". Die auch hier wieder sichtlich nervösen Bullen versuchten kurzzeitig, autonome Antifaschist_innen vom Rest der Demo zu isolieren, was sie jedoch schnell wieder aufgaben. Dazu gibt es bereits einen ausführlichen Indy-Artikel: ( http://de.indymedia.org/2008/11/232072.shtml)

Das Attribut "Sahnehäubchen des Tages" verdiente sich allerdings das im Kafe Marat, dem besten autonomen Zentrum der Welt, vor über 300 Leuten stattfindende Georg-Elser-Gedenkkonzert mit der italienischen Kultband "Los Fastidios", mit dem der ebenfalls auf den 8.11. fallende, 69. Jahrestag des Hitler-Attentates im Münchner Bürgerbräukeller gefeiert wurde.

Also, Naziaufmarsch in München am 15.11. verhindern!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

»Heldengedenken« verboten

antifa.sozialbetrug 12.11.2008 - 11:01
Der Neonaziaufmarsch in München am kommenden Samstag darf erst einmal nicht stattfinden. Es bleibt aber bei einer antifaschistischen Gegendemo

Das für den 15. November geplante faschistische »Heldengedenken« in München ist verboten – vorerst. Mit Entscheidung vom 6. November hat das Kreisverwaltungsreferat den Neonaziaufmarsch untersagt, da er »in Form und Inhalt an nationalsozialistische Gedenktage anknüpfen wolle« und somit »eine Verherrlichung der NS-Willkürherrschaft zu erwarten« sei. Das letzte Wort werden aber wahrscheinlich Richter sprechen müssen. Denn von seiten der Neonazis wird momentan versucht, diese Entscheidung mit juristischen Mitteln zu kippen. Erfahrungsgemäß darf nicht davon ausgegangen werden, daß der Aufmarsch tatsächlich ausfällt. Mit einer Entscheidung der Verwaltungsgerichte ist ab Mitte der Woche zu rechnen.

»Es ist eindeutig eine Neonaziversammlung geplant, die den Nationalsozialismus verherrlichen und seine Opfer verhöhnen soll«, sagte der Chef des Kreisverwaltungsreferats (KVR), Wilfried Blume-Beyerle. Als Motto des Treffens hat der offensichtlich mit der Grammatik ringende Anmelder Philipp Hasselbach »Ruhm und Ehre dem deutschen Soldat« angegeben. Das Verbot wurde ihm am Freitag zugestellt. »Herr Hasselbach hat bereits angekündigt, ein mögliches Verbot gerichtlich prüfen zu lassen, falls nötig bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht«, so Blume-Beyerle. Sollte der aus der Essener Neonaziszene stammende Hasselbach das Verbot tatsächlich anfechten, muß zunächst das Verwaltungsgericht entscheiden. Blume-Beyerle gab sich zuversichtlich, daß das Gericht die Entscheidung mittrage. Bereits erfolgreich untersagt sei eine andere Versammlung am 9. November in München, bei der angeblich an den 19. Jahrestag des Mauerfalls erinnert werden sollte. Der Anmelder des für Sonnag geplanten Aufmarsches – der Rechtsextremist Norman Bordin – habe das Verbot akzeptiert, so Blume-Beyerle.

Zu dem Aufmarsch anläßlich des »Volkstrauertages« rufen Neonazis aus dem Spektrum der »Freien Nationalisten« und der NPD auf. Ziel ist es, Wehrmachts- und SS-Soldaten als Helden zu verklären und damit den Nationalsozialismus offen zu verherrlichen. Mit dem Motto des »Heldengedenkens« greift der Anmelder ganz bewußt auf einen nationalsozialistischen Begriff zurück. Großspurig wird dieser Aufmarsch als »zentraler Heldengedenkmarsch der Freien Kräfte aus Bayern« angekündigt. Zu ähnlichen Anlässen, wie etwa den Protesten gegen die Wehrmachtsausstellung, den Rudolf-Heß-Gedenkmärschen oder dem »Heldengedenken« in Halbe, konnten Nazis stets mehrere tausend Anhänger mobilisieren – organisationsübergreifend und teilweise europaweit. Die Verherrlichung des Naziregimes schafft insofern einen für die rechte Szene wichtigen Brückenschlag zwischen Alt- und Neonazis.

In jedem Fall wird es am 15. November in München eine antifaschistische Demonstration geben – auch, wenn das Verbot vor Gericht nicht gekippt wird und der rechte Aufmarsch damit untersagt bleibt. Treffpunkt ist weiterhin der Marienplatz um 10.30 Uhr.

 http://www.jungewelt.de/2008/11-10/046.php

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1010.html

weitere Demos
 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-forum-5.html

Nicht nur München, wie immer auch Gräfenberg

Loki 12.11.2008 - 16:56
Auch wenn das mediale Interesse an der Landeshauptstadt größer ist, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass am selben Tag die NPD/JN und 'Freie Kräfte' in Gräfenberg unter dem Motto "Unsere Väter und Großväter waren keine Verbrecher - Ehre dem deutschen Soldaten!" einen Aufmarsch angemeldet hat. Die zuständige Behörde sieht sich offenbar nicht dazu in der Lage das neue Versammlungsgesetz anzuwenden, obwohl man es so sehr herbeigesehnt hatte.

Die Gräfenberger Bürgerinnen und Bürger werden die geschichtsverfälschende Propaganda der Rechtsextremisten nicht einfach so hinnehmen. Geplant ist eine große und vielseitige Kundgebung auf dem Marktplatz. Desweiteren mobilisieren zahlreiche Initiativen aus der gesamten Region nach Gräfenberg um sich solidarisch zu zeigen und den Aufmarsch der Neonazis nicht unkommentiert hinzunehmen.

Gräfenberg hat die zweifelhafte Ehre, allmonatliche Aufmärsche von Neonazis über sich ergehen lassen zu müssen. Seit Monaten organisiert die dortige Bürgerschaft zivilgesellschaftlichen Protest der sich auf eine breite Basis stellt und versucht sämtliche demokratische Gruppen zu inkludieren.

Das Bürgerforum Gräfenberg wurde in diesem Jahr mit dem Würzburger Friedenspreis und vom Bündnis für Toleranz und Demokratie ausgezeichnet. Leider gibt es immer wieder Versuche die Arbeit des Bürgerforums und dessen Mitglieder zu kriminalisieren.

update

zitat 13.11.2008 - 17:34
von der Mobi-Seite:


Es bleibt spannend. Am 11. November bestätigte das Verwaltungsgericht das Verbot. Die Nazis legen gegen dieses Urteil Beschwerde vor dem Verwaltungsgerichtshof ein und kündigen an, bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Zudem rufen sie ihre “Kameraden” dazu auf, in jedem Fall nach München zu fahren, da es bis Samstagmorgen dauern könne, bis eine endgültige Entscheidung gefällt ist.

Außerdem ist mittlerweile die geplante Route der Nazis bekannt: Um 12 Uhr gibt es einen Vorabtreffpunkt der Nazis am Hauptbahnhof, Ausgang Arnulfstraße. Um 13.00 Uhr beginnt die Auftaktkundgebung am Goetheplatz, von wo aus der Aufmarsch über Goethestraße - Bayerstraße - Stachus - Sonnenstraße - Sendlinger-Tor-Platz - Blumenstraße und Frauenstraße zum Isartorplatz geht, wo er auf der Wiese gegenüber dem Isartor enden soll.

Entlang dieser Route stehen übrigens schon seit Mittwoch die Absperrgitter der Polizei bereit. Offensichtlich wird auch hier nicht fest mit einem Verbot des Aufmarsches gerechnet.

(...)

Unabhängig davon, ob der Naziaufmarsch verboten wird oder nicht, wird es jedoch am 15.11. antifaschistische Aktivitäten in München geben! Ab 10:30 beginnt auf dem Marienplatz eine antifaschistische Kundgebung, von der aus später eine Antifa-Demo starten soll.

Nazidemo findet statt!

Münchner 14.11.2008 - 13:56
Die Demo findet statt!
Ich hab leider noch keine Online-Quelle dafür (die Info kam gerade eben per Telefon rein), aber das Verbot ist gekippt, die Demoroute bleibt wie im Artikel beschrieben bestehen.

Verwaltungsgerichtshof erlaubt Naziaufmarsch

egal 14.11.2008 - 14:24
Nur zur Info:
Laut Nazi-Website, hat der Verwaltungsgerichtshof das Nazigedenken erlaubt! Die Nazis dürfen also unter Auflagen marschieren! Behörden und Polizei werden sie also nicht aufhalten...

Nazis zerdingsen

Rüdi 16.11.2008 - 02:39
Die Stadt München hat den nazi-Aufmarsch also "kurzfristig" doch gestattet, dies führte zu einer immensen Schwäcung des Anti-Nazi-Bündnisses, an dem sich sonst auch bürgerliche Parteien beteilgt hätten.
Während des nazi-Aufmarsches elang es einigen Aktivisten - insbesondere aus der FDJ und der ihr sonst Spinnefeind seienden SDAJ und einigen Unorganisierten - die Nazi-Demo für etwa eine Stunde mittels einer Sitzblockade aufzuhalten. Die Autonomen dagegen beteiligten sich kaum an den Gegenprotesten, so dass die Bullerei schließlich ein leictes Spiel hatte und die Nazis ihre Route durchziehen konnte. Dank einiger Kommunisten konnten sie zum Glück kurz an ihremvorhaben gestört werden.
Die Bullerei, unterstützt vom USK, ließ keine Gnade walten und nahm diverse Leute fest, u.a. durch Einsatz von Pfefferspray, wieder einmal schüzuen deutsche Polizisten mit aller Gewalt die Faschisten. Ohne Hilfe der kommunitistischen Jugendorganisationen und einiger Mitglieder von Linkspartei sowie v.a. des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD und der Unorganiiserten hätten die Nazis einen vollen Erfolg gefeiert, so bleibt uns nur zu konstatieren, dass wir zumindest kurzfristig den Nazi-Aufmarsch stoppen konnten und einige Genossinnen und Genossen der kommunistischen Seite für den Kampf gegen den Faschismus wieder einmal mit ihrer Freiheit gebüßt haben. Kritik gebührt vor allem den Autonomen wegen ihrer mangelnden BEreitschaft zur Teilnahme an der Sitzblockade, während wir vor allem ohne die Genossinnnen und Gennossen der FDJ und partiell SAV und SDAJ zimelich aufgeschmissen gewesen wären, die sich nicht auf das Brüllen von Parolen beschränkt haben, sondern den Faschisten und der ihr dienenden Bullerei offen und geschlossen entgegen gertreten sind,

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 2 Kommentare an

hm — Proletarier

Ablehnung der NPD — B.S. München