Wohnprojekt Atelier 44 (Hamburg) bedroht

BewohnerInnen 27.08.2008 09:32 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Das Kultur- und Wohnprojekt Atelier 44 ist von der Schließung bedroht. Die BewohnerInnen haben sich aber – nach mehrmalig gescheiterten Verhandlungen – entschieden in dem Wohnprojekt zu bleiben.
Vorgeschichte:

Bleibe Hamburg E.V. ist ein Verein, welcher in Hamburg gegründet wurde, um „preiswertes“ wohnen auf Zeit zu ermöglichen. Teil des Konzeptes war auch ein Haus in der Amsinckstraße 44 im Münzviertel Hamburgs (nähe HBF & St. Georg).
Das Projekt „Bleibe Art“ sollte ein kultureller Raum werden, in welchem von SpreyerInnen über MusikerInnen bis hin zum ganz normalen „Chaoten“ zusammen wohnen und Konzerte, Ausstellungen etc. organisieren.
Doch Bleibe Hamburg lieferte sich immer wieder Auseinandersetzungen mit dem eigentlichen Hausbesitzer über Kompetenzen und Verantwortungen dem Haus gegenüber. Da keine Einigung in Sicht war wurde ohne Vorwarnung den BewohnerInnen des Hauses – welcher mittlerweile Konzerträume, einen Band-Proberaum, Kampfsporttraining uvm. eingerichtet und organisiert hatten/haben, gekündigt. Viele gaben damals auf und verließen das Haus recht zügig. Doch es gibt noch immer gut ein Dutzend BewohnerInnen, welche sich mit dem Status Quo nicht zufrieden geben wollen.
Insbesondere, da sowohl der Hausbesitzer wie auch Bleibe Hamburg zu den miesesten Mitteln gegriffen haben, um die BewohnerInnen zu vertreiben: Austausch der Schlösser, Zerstörung des Feueralarms, Bedrohung und Gelderpressungen usw.


Verhandlungen:

Leider sind dabei alle Verhandlungen mit dem Hausbesitzer wie auch mit der Bleibe Hamburg an illusorische Geld-Forderungen etc. gescheitert. So sollte der Laminat-Boden der Bleibe-Hamburg zu horrenden Preisen abgekauft werden; oder der Hausbesitzer wollte eine „Muckiebude“ im Erdgeschoss aufziehen und den BewohnerInnen nur den oberen Teil des Hauses zur Verfügung stellen – gegen entsprechend gestiegene Mietpreise.
AnwältInnen haben in einem Gespräch mit den BewohnerInnen erklärt, das Sie das Recht auf eine „legale“ Besetzung haben, insbesondere wegen der Vorgeschichte und den Bedrohungen durch den Hausbesitzer.


D.I.Y. & Widerstand:

Daraufhin entschlossen sich die verbliebenen BewohnerInnen nun das Haus weiter zu „besetzen“ und selbständig zu Verwalten. Die Gründung eines eigenen Vereines ist in Planung, welcher in Zukunft preiswerte und unkommerzielle Konzerte, Wohnmöglichkeiten und Veranstaltungen ermöglichen soll. Auch soll das Haus eine Art Rückzugsraum aus der „kapitalisierten“ Umgebung darstellen (ohne in die Utopie zu verfallen, dass das Haus von der kapitalistischen Alltagsverwertung ausgenommen ist). Neben einer großen Gemeinschaftsküche existieren zwei Konzert- und Veranstaltungsräume, ein „Chill-Out Strand“, ein Proberaum, eigene Parkplätze sowie ein Waschraum. Das Ganze stellt natürlich nur den Anfang dar und ist Ausbaufähig – je nachdem, was Wir und Ihr daraus macht!
Das ein großes Interesse besteht an alternativen (Konzert-) Räumen – auch gerade in Hamburg – haben die Partys im Atelier 44 gezeigt. So waren bis zu 750 BesucherInnen bei Goas anwesend und feierten friedlich und stressfrei bis in den nächsten Tag hinein.

Perspektiven:

Die Mietfrist läuft am 31.8.2008 aus – also in wenigen Tagen. Ab dann sind wir BewohnerInnen auf Eure Solidarität angewiesen, denn alleine werden wir das Ganze wohl nicht stemmen können. Aktionen und weitere Dinge sind in Planung, aber auch hierfür wird Unterstützung benötigt. Raum und Möglichkeiten können wir Euch zu Genüge bieten, Widerständigkeit und Kreativität müsst Ihr mitbringen – und natürlich gute Laune!

Für mehr selbstverwaltete Räume – gegen die Gentrifizierung der Innenstädte!

Anmerkung am Rande: Leute, die nur platt auf Party oder Stress aus sind – Ihr seid nicht willkommen! Wir wollen Leute, die Kraft und Liebe in das Projekt stecken – um gemeinsam zu Feiern und das Haus aufrecht zu erhalten!
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Ergänzungen

egal

auch egal 27.08.2008 - 12:31
"preiswerte und unkommerzielle Konzerte" & "Rückzugsraum aus der „kapitalisierten“ Umgebung darstellen"

Ich finde das kann man bei inzwischen über 10€ Eintritt für Partys nicht behaupten!!!

naja

unwichtig 27.08.2008 - 14:17
ich weiß nicht, auf welcher Party Du warst...

Normalerweise war der Eintritt bei um die 5 Euro, das Problem war, das z.B. der Hausbesitzer mit Drohungen Geld abgestaubt hat etc.
Zum Anderen wenn die Partys nicht von den BewohnerInnen, sondern extern organisiert wurden, dann haben wir natürlich nur partiell Einfluss darauf...

Situation spitzt sich zu

Bewohner 28.08.2008 - 10:52
Seit Gestern hat sich die Lage im Wohnprojekt, in dem ich lebe, zugespitzt.

Nachdem Tagsüberg die meisten arbeiten sind, sind Sascha Eggers und
weitere Leute der Verwaltung Bleibe Hamburg in das Haus und haben alles
"an sich gerissen", was nicht niet und nagelfest war und von Ihnen
angeblich in das Haus investiert wurde.

Es wurden alle Kabel rausgerissen, die Lampen in den Fluren abmontiert,
die Wasserboiler (bis auf eine noch funktionierende Dusche & Toilette) mitgenommen,
die Telefonanlage demontiert, die Öfen und Herde rausgenomme, die
Alarmanlage (bei einer bewohnten Haus!) demontiert, in ein
bewohntes Zimmer eingedrungen und durchwühlt etc.

Die Stimmung unter den BewohnerInnen ist extrem gereizt, alle befürchten
ihre Kaution nicht mehr zurück zu bekommen bzw. das in ihre Zimmer
"eingebrochen" wird. Wohnbar ist das Haus kaum mehr, dafür haben Eggers,
Bleibe Hamburg und der Hausbesitzer durch "Terror" und "Vandalismus"
gesorgt...

Manche versuchen aus Angst sukkzesive ihre Sachen in andere WGs oder Wohnprojekte unter zu bringen, wiederum andere schlafen nur noch in abgeschlossenen Zimmern...

Ob das Ganze irgend eine Zukunft hat ist nach dem gestrigen Tag leider zu bezweifeln - Dank "Bleibe Hamburg" um Sascha Eggers (die verwalten übrigens noch weitere zwei-drei, sehr kommerziell ausgerichtete Häuser... nur damit Ihr wisst, wohin Ihr Euch mit Eurem Protest wenden könnt) und dem Hausbesitzer Jan (Nachname bekannt, Beziehungen ins Millieu)...

Ein sehr depremierter Mitbewohner...

Zugemauert

kjsadokj @passant 03.09.2008 - 12:02
Die Mauer hat der Hausbesitzer errichten lassen...

Finanzielle Unterstützung!!!!!

Mandari 03.09.2008 - 12:58
Hallo allerseits,


mein Name ist Stephan, in Kiel und Norddeutschland allgemein kennen mich die meisten als Mandari.

Ich bin aufmerksam auf das Wohnprojekt durch die Penta "Portuguese Abduction" Tour geworden und dadurch, das ein Bekannter aus Kiel in dem besagten Haus wohnt.

Ich veranstalte selbst seit einiger Zeit Psychedelic Partys und hatte erst nur Interesse an der Location. Da ich allerdings sicher kein Buisnesstyp oder Schlipsträger bin und auch so mit der uns umgebenden Welt aus Industrialisierung, Globalisierung und Kapitalismus gepaart mit haarigen Vermietern, Winkeladvokaten und sonstigem gesellschaftlichem Gesocks wenig zurechtkomme, schwebt mir grad die Idee einer Soliparty vor.

Bin natürlich wenig informiert und hab kein Plan ob das noch Sinn macht. Aber so wäre Geld reinzuholen.

Womit wir auch schon beim Thema wären: Wir machen ein paar Veranstaltungen und investieren das Geld in das Wohnprojekt. Wie, das bleibt euch überlassen. Soliparty bedeutet für mich quasi, dass alles an Geld was übrich bleibt, euch gehört. Die Entscheidung, was damit zu tun ist, sollte einer verantwortungsbewussten Person übertragen werden, die involviert ist und sich bestenfalls rechtsmäßig ein weig auskennt.
Übrich bedeutet für mich quasi alles, was nach den Kosten übrig ist. Da Kosten für Location in dem Fall wegfallen, Ihr Getränke selbst machen könnt und eine Anlage für mich günstig und gut zu organisieren ist, kann da gut was bei rumkommen.

Warum ich das mache?

Naja, ich bin mit aller Seele Musiker, mir ging es nie um Geld. Geld ist im Prinzip toter Baum, der sich im Grab umdrehn würde, wenn er wüsste, was wir mit ihm machen. Ich bin ein Freidenker und mache das aus Idealismus, und ein bischn auch, weil ich selbst schon so geile Erfahrung mit solchen Vermietern hatte. Mein Glück ist, dass ich gut über mein Recht Bescheid wusste und als Mieter nunmal am längeren Hebel saß. Arbeitslos nehm ich mir natürlich auch nen geilen Anwalt, zahl ja nix =)

Also, keine Ahnung, gestern kam ich noch auf die Webseite, heut gehts irgendwie nimmer. Würd mich über mehr Einzelheiten freun, damit wir mal was aushecken können.

Bei Interesse mailt mir einfach an  mandari@gmx.net oder schaut auf meiner myspace seite vorbei:

www.myspace.com/nightmareengine

würd mich freun von euch zu hören, von mir aus könn wir gleich loslegen......=)


greetz aus Kiel: stephan

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Unkommerziell — alerta

weiter gehts! — doktääärr

Zufahrt zugemauert — passant