Naziaufmarsch in Oldenburg.

oldenburg.blogsport.de 07.07.2008 11:19 Themen: Antifa Repression
Über 3000 Menschen folgten am vergangenen Samstag, dem 5.7.2007, den Aufrufen, einen angekündigten Naziaufmarsch in Oldenburg zu verhindern. An einer antifaschistischen Demonstration beteiligten sich mehrere tausend Menschen. An der Demonstrationsroute kam es zu Protesten.
Die Polizei unter der “Obereinsatzleitung” von Johan Kühme sperrte weite Teile der Stadt komplett ab, so dass nur wenige JournalistInnen und einige hundert GegendemonstrantInnen in die Nähe des Naziaufmarsches kamen.
Um den Tag Revue passieren zu lassen, haben wir auf der Sonderseite einige Fotos und Informationen gesammelt. Einen explosiven Indymedia-Bericht gibt es natürlich trotz dem.
In der Stadt wollten mehr als 3000 AntifaschistInnen gegen die Provokation der Nazis protestieren. Ab der angemeldeten Demonstration des "Forum gegen Rechts" beteiligten sich mehr als 2000 Menschen. Diese sammelten sich unter anderem am Bahnhofsvorplatz. Anreisenden AntifaschistInnen wurden am Hauptbahnhof durchsucht und durch die Polizeikräfte angegangen.
Dort gab es auch die erste Verletzten und Ingewahrsamnahmen. Eine Antifaschistin lag über mehrere Minuten bewusstlos am Boden; den anwesenden Demo-SanitäterInnen wurde der Zutritt verweigert und AntifaschistInnen an der Dokumentation der “Maßnahme” gehindert.
Die der kraftvollen und lautstarken Demonstration führte durchs Bahnhofsviertel in Richtung Pferdemarkt. Leider hatte die Verwaltung der Stadt Oldenburg gegen einen Entscheid des Verwaltungsgerichts Beschwerde eingelegt, so dass die antifaschistische Demonstration nicht auf den Pferdemarkt durfte, auf dem die Nazis ihre Abschlusskundgebung abhalten wollten.
So stoppte die Demonstration vor einer martialischen Polizeiabsperrung. Viele TeilnehmerInnen fanden aber trotz dem den Weg auf die Nordseite des Pferdemarktes, wo Ankunft und Abmarsch der Nazis akkustisch begleitet wurden.
Bis kurz vor 14 Uhr war noch nicht klar, ob die Nazis überhaupt losmarschieren könnten. An die 200 Nazis waren angekündigt, lediglich um die fünfzig waren erschienen, davon nur ein Drittel im “Style” der so genannten “autonomen Nationalisten”. Von dem großspurig angekündigten “schwarzen Block” der Nazis war nichts zu sehen. Dafür fühlten sich die anwesenden Kameraden von den "Nationaldemokraten" der "NPD" im Stich gelassen. Die Partei wurde in Sprechchören als Ansammlung von Spitzeln bezeichnet.
Die Spaltung zwischen der eher legalistischen NPD und den offen nationalsozialistisch agierenden "Freien Kräften" wurde besonders deutlich. Reden hielten unter anderem der Hamburger Nazi Christian Worch sowie Dennis Neumann (FK Oldenburg). Dieser brachte jedoch nur einige Sätze zustande, die niemand außer den JournalistInnen und PolizistInnen gehört haben wird.
Während der Nazi-"Demo" zeigte ein Teilnehmer über mehrere Minuten den Hitlergruß, ohne das die anwesenden PolizeibeamtInnen ein schritten.
Um den Nazi-Aufmarsch zu ermöglichen waren mehr als 2500 PolizistInnen, Wasserwerfer, Räumpanzer, Hunde und Pferde im Einsatz. Trotz alledem gelang es mehr als 250 BürgerInnen und AntifaschistInnen in die direkte Nähe der Nazis zu gelangen und ihrem Unmut über die Nazis Ausdruck zu verleihen. Dort flogen Flaschen und eine Rauchbombe. Nach den Angaben der Polizei wurden mindestens zehn Menschen in Gewahrsam genommen und 27 Ermittlungsverfahren gegen TeilnehmerInnen der Proteste eingeleitet.
Als die Nazis schon auf dem Nachhauseweg waren, wollten etwa 300 TeilnehmerInnen der antifaschistischen Aktionen an einer Kundgebung am Bahnhof teilnehmen. Dort kam es zu brutalen Übergriffen von Seiten der Polizei, die eine Absperrung zwischen (!) den ankommenden TeilnehmerInnen der antifaschistischen Demonstration und den TeilnehmerInnen der antifaschistischen Kundgebung errichtet hatte. Die Polizei setzte mehrmals ihre Knüppel ein und griff die AntifaschistInnen mit CS-Gas an. Einem Antifaschisten wurde der Kiefer gebrochen. Nach Aussage mehrerer BeobachterInnen wurde ein Antifaschist durch einen Polizisten verletzt. Dieser fügte ihm zwei Schnittverletzungen am Oberarm zu.
Nach diesen eher unschönen Ereignissen, führte noch eine weitere Demonstration zum "Alhambra".

Mehr Infos gibt es auf den Sonderseiten:

 http://www.oldenburg.blogsport.de
 http://www.alhambra.de/nonazis
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Bild: ungestrafter Hitlergruß

°°°°°°°°°°°° 07.07.2008 - 13:19
Die Personen auf dem Bild "ungestrafter Hitlergruß" sind: ganz rechts (sonnenbrille,halbglatze) "Fischauge", 3.r. ist Gerrold S. Beide kommen aus Bremen und sind den sogen. "Freie Nationalisten" Bremen und der Npd zugeschrieben.

Eingekesselt

..... 07.07.2008 - 14:26
Zu den Vorfällen, während der Einkesslung durch die Polizei nach der Demo, würde ich gerne noch etwas hinzufügen. Zum einem möchte ich sagen, dass der Mensch, dem der Kiefer gebrochen wurde gerade einmal 13 Jahre alt war. Ebenso wurde eine Rollstuhlfahrin aus diesem heraus gezogen durch die Polzei. Ein Unding war ebenso, dass ein Demo-Sani von der Polzei in gewahrsam genommen wurde, obwohl wir diesen dringend brauchten (CS-Gas und ähnliches).
Was sich die sogenannten Staatsdiener an diesem Tag erlaubt haben war echt grausam.

Was ich leider nur gehört habe war, dass der Oberbefehlshaber bereits die Order zum Rückzug rausgegeben hatte, der Einsatzleiter vor Ort allerdings weiter darauf bestand 300 unschuldige Antifaschten ein zu kesseln und mit aller brutalität entgegenzu tretten. Da würde ich mir als Polizei-Chef gedanken machen was für Menschen da in meinem Verein arbeiten. Holigans brauchen wir nicht auch noch bei der Polizei

Übergriffe in OL

.... 07.07.2008 - 15:09
Eine Zusammenfassung der Polizei-Übergriffe gibt es hier:  http://oldenburg.blogsport.de/2008/07/07/attacke-in-oldenburg/
Falls ihr Attacken und Übergriffe beobachtet oder dokumentiert habt, meldet euch bitte bei den MacherInnen der Seite!

und noch mehr...

augenzeug_in 07.07.2008 - 23:14
Also: zunächst einmal drei Dinge, die richtig gestellt werden müssen, weil sie einfach anders passiert sind:
1. Die Gegenstände, die auf den Aufmarsch der Nazis geworfen wurden (und leider niemanden ernsthaft trafen) waren eine Plastikflasche, eine (grüne) Rauchbombe und mindestens ein dutzend zerteilter Ziegelsteine.
2. Das, was auf dem Foto aussieht wie ein Hitlergruß, war in Wirklichkeit keiner. Die Nase auf dem Bild ruft gerade einen (wahrscheinlich wahnsinnig tiefsinnigen) Spruch zu anwesenden Antifaschisten rüber, hebt dabei die Hand und auf diesem Bild sieht es nach einem fast perfekten Hitlergruß aus. Auch die mehreren Minuten, die im Artikel erwähnt werden sind schlicht falsch.
3. Die angeblich aus dem Rollstuhl gezogene Antifaschistin hat sich in ihrem stark alkoholisierten Zustand höchst freiwillig und ohne Zutun der Bullen (stand in dem Moment genau neben ihr) aus dem Rollstuhl in die Bullenkette fallen lassen. Diese waren zwar etwas überfordert und wie meistens dann auch ziemlich ruppig, aber aus dem Rollstuhl gezogen hat allein sie selbst (ihr Begleiter versuchte noch vergeblich sie daran zu hindern)
Wenn die Schreiber_innen hier Fehler unterlaufen sind oder Missverständnissen bei der Info-Weitergabe aufgetaucht sind, dann kann das sicher vorkommen. Was aber absolut beschäuert ist, ist absichtlich Fakten zu seinen eigenen Gusten zu verdrehen oder zu erfinden. Das schwächt die eigene Position ungemein, sorgt für Verwirrung, wird vollkommen zu recht an anderer Stelle verhemt kritisiert (z.B. wenn Bullen so vorgehen) und ist vor allen Dingen nach einem Tag wie am Samstag völlig unnötig.
Was ich in OL gesehen habe, waren ansonsten exakt die selben Szenen: massig verletzte Demonstant_innen durch Tränengas, einige bis zur Bewusstlosigkeit geprügelt, Blut auf der Straße, Schnittwunden und einen gebrochenen Kiefer. Das gesamte Vorgehen der Polizei hatte augenscheinlich keinen anderen Zweck als die noch anwesenden Antifaschist_innen zu provozieren und anschließend massive Gewalt anzuwenden. Nur eins an diesem Tag erscheind mir sehr merkwürdig: im Polizeibericht der Polizeidirektion Oldenburg wird NICHT EIN EINZIGES WORT über den erfolgreichen Angriff auf die Nazidemo erwähnt und erst recht keins über die anschließenden Angriffe vor dem Bahnhof. Und da frag ich mich: warum nicht? Wo doch normalerweise jedes Kuscheltier, was in Richtung Bullen geworfen wird eine Erwähnung im Polizeibericht findet und in die Schublade "die gewaltsamen Rowdies haben wieder die ach so schöne friedliche Demo kaputtgemacht" eingeordnet und sofort zur Stimmungsmache gegen Autonome und andere Linksradikale genutzt wird.
Ansonsten: Gute Besserung an die Verletzten und A.C.A.B.

polizeibericht

egal 07.07.2008 - 23:21
Hier nochmal der Link zum Polizeibericht. Das ist echt eckelhaft, wenn ich an die ganzen Verletzten Leute denken:
 http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/68440/1223358/polizeiinspektion_oldenburg_stadt_ammerland

weitere Fotos

Paul Pistorius 08.07.2008 - 00:32
Fotos aus dem Artikel von mir. (Ich kann nicht verstehen, warum die Fotos dort als Nazi-Fakes bezeichnet werden. Wenn diese wirklich so wirken, würde ich gerne wissen weshalb.)

interessant, aber mit Vorsicht zu genießen:  http://www.huntereport.de/web/cms/front_content.php?action=showgallery&pfad=05.07.08_-_Demo_Freie_Krfte&idart=381

Durch Messer verletzt

S 08.07.2008 - 09:14
Weiß man näheres über die von dem Polizisten herbeigeführten Stichverletzung?
Habe in dem Handgemenge eine Stichverletzung in den Brustkorb erlitten. War als Sani tätig....dann hat es mich selbst erwischt. Bin gestern von der Intensivstation runter.
Habe gehört, dass es ein Handyvideo gibt, wie der Polizist den Mitdemonstranten mit dem Messer attackiert hat.....
Wäre nett, wenn das irgendwie reingestellt wird.....
Es ist eine Anzeige gegen die Polizei wegen schwerer Körperverletzung gestellt worden.

Lieben Dank für die Erstversorgung.....:-)

Solidarische Grüße an die anderen Verletzten!

Der Polizeibericht...

sx 08.07.2008 - 10:25
... verbiegt die Wahrheit wie immer. Es wird immer nur vom Anmelder Worch gesprochen, dem anscheinend armen unpolitischen "Normalbürger", der von den bösen linken Chaoten angegriffen wurde. Das ist Stimmungsmache. Kein Wort aber, dass es sich um Nazis handelte und welchen braunen Hintergrund deren Demonstration hatte und dass die Proteste daher einen berechtigten politschen Hintergrund hatten! Es passt vollkommen in das Bild, dass rechtsextreme Vorfälle fast nie als solche Benannt werden. Interessant auch, dass es Linke immer die gewalttäter sind, während bei rechten Straftaten nie "ein politischer Hintergrund erkennbar" ist.
Auch der angeblich nur eine verletzte Demonstrant spottet jeder Beschreibung und ist eine klare Lüge der Polizei, da jeder Anwesende es besser weiß.

"Nordwestzeitung"...

...schreibt: 08.07.2008 - 12:06
Demo: Grüne kritisieren Verwaltung
DIE LINKEN LOBEN DEN VERLAUF DER GEGENDEMO. DER DGB WEHRT SICH GEGEN KRITIK.

RD

OLDENBURG - Nach dem Neonazi-Aufmarsch am Sonnabend haben die Grünen am Montag Kritik am Verhalten der Stadt gegenüber den Gegendemonstranten geübt. „Irritiert und verärgert“ hat die Ratsfraktion eigenen Angaben zufolge, dass die Stadt über das Oberverwaltungsgericht durchsetzte, dass die Gegendemonstration nicht um den Pferdemarktkreisel ziehen durfte. Schließlich seien in der Ratsresolution die Bürger zu „vielfältigen Aktivitäten gegen den Rechtsextremismus“ aufgerufen worden.

Die Linken sprachen von einem „erfolgreichen Verlauf“ der Kundgebung und Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch. „Oldenburg hat klar gemacht: Nazis sind bei uns nicht erwünscht.“

DGB-Chef Manfred Klöpper, der die Gegendemonstration angemeldet hatte, wies die Kritik der Polizeigewerkschaft GdP zurück. Das große Polizeiaufgebot sei nicht wegen der Gegendemonstration notwendig gewesen. Die Polizei habe schon vor der DGB-Anmeldung entsprechend geplant. Es habe auch von keiner Seite einen Vorschlag an den DGB gegeben, einen Tag vor dem Neonazi-Aufmarsch zu demonstrieren.

oldenburger rechtshilfe

nixnpd@web.de 08.07.2008 - 18:19
ganz wichtig ist:alle leute,gegen die polizeilich vorgegangen worden ist und auch die,die "ordnungshüter/innen" angezeigt haben,sollen bitte zum treffen der oldenburger rechtshilfe am donnerstag,10.7. 20:30 uhr ins alhambra,herrmannstr. kommen,damit mensch einen überblick über die situation bekommen kann und gemeinsam überlegt werden kann,wie es in bezug auf die repressalien weitergehen kann!

ungestrafter hitlergruss

hauke 09.07.2008 - 16:39
der typ der den hitlergruss macht ist höchst warscheinlich
ein nase vom "schwarzen orden vogtland" also aus reichenbach(sachsen) und umgebung
den name find ich noch raus
interesant wäre ob noch mehr nasen aus dem vogtland in oldenb. waren mehr
bilder wären gut...
danke

noch einen gefundenen

jo 10.07.2008 - 11:36
05.07.2008 / Oldenburg: »Wer hat uns verraten? - Nationaldemokraten«

Image
Widerstand Ostfriesland: »Wer hat uns verraten?«
Die Ankündigungen warfen große Schatten. Nach offiziellen Angaben der Anmelder_Innen sollte es bezüglich der letzten Jahre einer der größten Aufmärsche von Neonazis in Niedersachsen werden. Die Veranstalter um den Hamburger Neonazifunktionär Christian Worch rechneten im Vorfeld mit ca. 200 Teilnehmer_innen. Der angekündigte Großaufmarsch lockte am vergangenen Samstag dann allerdings lediglich 56 Neonazis in den Oldenburger Stadtbereich.







Begleitet durch ein massives Polizeiaufgebot setzte sich der Aufmarsch gegen 14:15 Uhr in Bewegung. Angereist waren Neonazis aus Niedersachen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Vor Beginn der Veranstaltung wurden die anwesenden Neonazis intensiven Auflagenkontrollen durch die eingesetzten Polizeikräfte unterzogen. Die öffentliche Zurschaustellung von verbotenen Insignien der Neonaziszene sollte dadurch verhindert werden. Dies hinderte Aufmarschsteilnehmer_innen der »Freien Kräfte Oldenburg« allerdings nicht daran, während der Veranstaltung Erkennungszeichen verbotenen Organisationen, wie der als »kriminelle Vereinigung« verbotenen Rechtsrockband »Landser« zu tragen.



An antifaschistischen Gegenprotesten im Oldenburger Stadtgebiet beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter_Innen mehrere tausend Menschen. Die weitgehend friedlichen Proteste wurden überschattet durch Auseinandersetzungen zwischen Gegendemonstrant_innen und eingesetzten Polizeikräften. Es kam zu Reizgas- und Schlagstockeinsatz. Mehrere Gegendemonstrant_innen wurden zum Teil erheblich verletzt. Ereignisse die in der späteren Berichterstattung der überregionalen Medien und auch im anschließend erschienen Polizeibericht bislang weitestgehend ausgeklammert wurden.



Im Verlauf des neonazistischen Aufmarsches gelang es Gegendemonstrant_innen hingegen an die Aufmarschstrecke der Neonazis vorzudringen und den Aufmarsch kurzfristig zu behindern. Steine und eine Rauchbombe wurden geworfen. Es kam zu Ingewahrsamnahmen. Neonazis die in diesem Zusammenhang wiederum Wurfgeschosse und Steine in die Reihen der Gegendemonstrant_innen warfen, wurden von solchen Maßnahmen der Polizei hingegen bis zuletzt ausgelassen. Die Personengruppe konnten weiterhin am Aufmarsch teilnehmen und nach Auflösung der Veranstaltung ungehindert das Stadtgebiet verlassen.



Image
Begleitmusik zu Mord und Totschlag: »Landser«
Die neonazistische Veranstaltung welche unter dem Motto »Soziale Gerechtigkeit für Alle - Gegen Politisierung der Polizei« stand, wurde dann nach etwas mehr als einer Stunde gegen 15:30 Uhr vom Veranstaltungsleiter Christian Worch für beendet erklärt. Zwar konnte die vorgesehene Wegstrecke der Veranstaltung ohne größere Komplikationen bewältigt werden, der Versuch von Neonazis in Oldenburg an vorangegangene Aufmärsche anzuknüpfen scheiterte hingegen bereits im Ansatz.





Interne Auseinandersetzungen



Interne Streitigkeiten beeinträchtigten bereits im Vorfeld die Mobilisierungsfähigkeit der Szene. Der Streit entzündete sich vor allem an den Aktivitäten der Gruppierungen »Freie Kräfte Oldenburg« (FK-O) sowie dem »Widerstand Ostfriesland«, welche sich an den Vorbereitungen des Aufmarsches beteiligten. Aktivist_innen der beiden Organisationen werden szeneintern dem Spektrum der sogenannten »Autonomen Nationalisten« in Norddeutschland zugerechnet.



An politischen Positionen von »Autonomen Nationalisten« entzünden sich seit nunmehr zwei Jahren verstärkte Konflikte innerhalb der bundesweiten Neonaziszene. Das größte Konfliktpotential dieser Auseinandersetzungen birgt vor allem die vermeintliche Übernahme links-autonomer Inhalte durch Teile der »Autonomen Nationalisten«. Diese Übernahme beschränkte sich allerdings in der Vergangenheit vordergründig auf das Kopieren von äußeren Erscheinungsbildern.



Erscheinungsbilder, welche innerhalb der neonazistischen NPD und der militanten Kameradschaftsszene nicht nur auf Gegenliebe stoßen. Der seit längeren schwelende Konflikt zwischen »Autonomen Nationalisten« auf der einen und NPD sowie Kameradschaftsszene auf der anderen Seite trägt mittlerweile erste Blüten. Stimmen die den Ausschluss »Autonomer Nationalisten« von neonazistischen Aufmärschen fordern, werden von der Szene nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand erhoben. Das besagte interne Konflikten beileibe nicht ohne nennenswerte Konsequenzen verlaufen, zeigen auch die jüngsten Entwicklungen in Niedersachsen.


AN-NW contra NASO-N



Mitglieder des »Widerstand Ostrfriesland« traten in der Vergangenheit ebenfalls unter der Bezeichnung »Autonome Nationalisten Ostfriesland« (AN-O) in Erscheinung. Gemeinsam mit weiteren niedersächsischen Gruppierungen war die »AN-O« in das Netzwerk der »Autonomen Nationalisten Nord-West« (AN-NW) eingebunden. Das Netzwerk verstand sich als organisatorischer Zusammenschluss und Aktionsbündnis von »Autonomen Nationalisten« in Niedersachsen. Innerhalb der AN-NW organisierten sich bis April 2008 neben der »AN-O« unter anderem die »Autonomen Nationalisten Soltau« (AN-S), »Autonome Nationalisten Hannover« (AN-H), die »Freien Kräfte Osterholz« (FK-OHZ) sowie Einzelpersonen aus dem Großraum Delmenhorst.



Im April 2008 löste sich die »AN-NW« allerdings auf. Nicht antifaschistisches Engagement oder gar polizeilicher Verfolgungsdruck waren für diese Entwicklungen maßgeblich verantwortlich. Die «AN-NW« musste sich vielmehr dem Druck der niedersächsischen Kameradschaftsszene und wiederum deren Zusammenschluss »Nationale Sozialisten Niedersachsen« (NASO-N) beugen.



Hintergrund dieser Auseinandersetzungen in Niedersachsen bildeten gezielte Falschinformationen, welche seit Beginn des Jahres in neonazistische Netzwerke geleitet wurden und entsprechende Wirkungen entfalteten. Die »Nationalen Sozialisten Niedersachsen« schlussfolgerten aus den zugänglichen Informationen, wie spätere Veröffentlichungen in einschlägigen Internetforen dokumentierten, das die »AN-NW« mit politischen Gegnern zusammenarbeiten würden. Gegenseitig angekündigte »Hausbesuche« einhergehend mit einer Reihe massiver Drohungen waren die Folge und führten schlussendlich zur Selbstauflösung der »AN-NW».





Der Oldenburger Boykott



Verflechtungen des »Widerstand Ostfriesland« in die Zusammenhänge der nunmehr aufgelösten »AN-NW« sorgten im Vorfeld des Aufmarsches für Unmut innerhalb des niedersächsischen Kameradschaftsspektrums. Auch die Beteiligung der Kameradschaftsgruppe »Freien Kräfte Oldenburg« an den Vorbereitungen änderten nichts an der Boykotthaltung des Aufmarsches durch Aktivist_Innen im niedersächsischen Umland. Im Gegensatz zu anderen Veranstaltungen dieser Art wurde im Hintergrund an einer konsequenten Ausblendung des Aufmarschtermins gearbeitet.



Vertreter_Innen der niedersächsischen NPD schlossen sich ebenfalls dem Boykott der Veranstaltung an. Im vorangegangenen Wahlkampf anlässlich der niedersächsischen Landtagswahl im Januar 2008 schmiedeten Mitglieder der NPD, »Freien Kameradschaften« und der »Autonomen Nationalisten« noch an gemeinsamen Aktionsbündnissen. Zum Wahlkampfauftakt im September 2007 in Hannover, reisten Mitglieder der NPD Oldenburg und der Kameradschaftsgruppe «Freie Kräfte Oldenburg« dementsprechend gemeinsam in die Landeshauptstadt. Das Zweckbündnis zerfiel allerdings bereits wenige Wochen nach der Landtagswahl.



Auch die Beteiligung des Hamburger Neonaziaktivisten Christian Worch als Anmelder des Aufmarsches änderte nichts an der Boykotthaltung. Im September 2007 präsentierten sich der niedersächsische NPD Landesvorsitzende Ulrich Eigenfeld und Christian Worch noch in trauter Zweisamkeit. Die gegenseitige Unterstützung von Aktivitäten endete nach dem Wahlkampf dann aber so abrupt wie sie zustande gekommen war.



Worch, der im niedersächsischen Wahlkampf noch für die NPD Niedersachsen Honorarverträge für Wahlkampfhilfen der Kameradschaftsszene erstellte, blieb nun am vergangenen Samstag die Unterstützung der NPD verwehrt.







»Wer hat uns verraten? - Nationaldemokraten!«



Die Boykotthaltung der niedersächsischen NPD um ihren in Oldenburg wohnhaften Landesvorsitzenden Ulrich Eigenfeld führte vor allem bei den Vertreter_Innen der »Autonomen Nationalisten« im Verlauf des Aufmarsches am 05.07.2008 zu lautstark geäußerten Unmutsäußerungen. In Sprechchören machten die anwesenden Teilnehmer_innen ihrer Verärgerung Luft. Parolen wie »Wer hat uns verraten? - Nationaldemokraten« und »NPD – Was ist das schon -Jeder zweite ein Spion« bestimmten das Repertoire der angereisten Neonazis.



Selbst der Versammlungsleiter Christian Worch schien dieser politischen Losung nicht abgeneigt. Nachdem anwesende Journalist_Innen ihn darum baten, ermunterte Worch die Mitglieder der »Freien Kräfte Oldenburg« im Verlauf des Aufmarsches sogar noch dazu die Parole ein weiteres Mal anzustimmen.



In die skandierten Sprechchöre mit ein, stimmten auch Mitglieder der neonazistischen Gruppierung »AG Wiking - Wilhelmshaven«. Der Führungsaktivist dieser Kameradschaftsgruppe, Manuel Wojczak aus Ostfriesland kandidierte im Januar 2008 noch für die »Nationaldemokratische Partei Deutschland« (NPD). Bei dem vormalige Engagement für die neonazistische NPD hatte Wojczak noch 1,4% der Stimmen im Wahlkreis Wittmund/Inseln erhalten.





Aus Nah und Fern



Begleitet wurde die Mitglieder der »AG Wiking - Wilhelmshaven« von Aktivist_Innen der »AG Wiking - Mecklenburg« aus Schwerin. Mitglieder der mecklenburgischen und niedersächsischen »AG Wiking« traten bereits im Zusammenhang mit Propagandatätigkeiten im Verlauf der niedersächsischen Landtagswahl gemeinsam in Erscheinung. Aus ihrer politischen Orientierung machen die Aktivist_Innen der niedersächsischen »AG Wiking – Wilhelmshaven« dabei keinen Hehl. Auf der Internetpräsenz der Kameradschaftsgruppe werden Besucher_Innen mit einem Ortsschild der Stadt Wilhelmshaven begrüßt. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen wurde das Ortsschild mit dem Zusatz »Nazi – Hochburg« versehen.



Neben einigen, zumeist jüngeren Neonazis aus dem Oldenburger Umland, begleitete eine weitere Kleingruppe aus Bremen und Bremerhaven den Aufmarsch. Die Reisegruppe der Hansestadt bestand aus ehemaligen Mitgliedern der »Backstreet Skinheads Bremen« sowie Neonazis aus dem Umfeld der »NPD Jugendgruppe Bremen«, welche sich zum Teil nun seit kurzem unter dem Label »Freien Nationalisten Bremen« organisieren.


Insgesamt erreichten am 05.07.2008 lediglich 56 Teilnehmer_innen den Auftaktort der Veranstaltung. Der als Redner angekündigte Neofaschist Axel Reitz aus Nordrhein-Westfalen sagte auf Grund gesundheitlicher Probleme, seine Teilnahme bereits im Vorfeld ab. Als Ersatz hielt der Oldenburger Neonazi, und Aktivist der »Freien Kräfte Oldenburg«, Dennis Neumann im Verlauf einer Zwischenkundgebung einen wenige Sätze umfassenden Redebeitrag.



Ob der Aufmarsch von den beteiligten Neonazis als Erfolg gewertet werden kann bleibt zweifelhaft. Streitigkeiten die bereits die Vorbereitungsphase prägten sorgten auch im Nachhinein für Diskussionsbedarf.



Auch die Wahl von Christian Worch als Anmelder von politischen Aufmärschen in der Metropolregion Oldenburg – Bremen steht in zunehmender Kritik. Im Vergleich zum vorangegangenen Aufmarsch in Oldenburg im Oktober 2005 halbierte sich nahezu die Zahl der angereisten Teilnehmer_Innen. Auch damals boykottierte der niedersächsische NPD Landesvorstand um Ulrich Eigenfeld den Aufmarsch.



Die Rolle als politisches Zugpferd scheint Christian Worch, insbesondere im norddeutschen Raum nicht mehr ausfüllen zu können. Bei einer von ihm angemeldeten Kundgebung im Bremer Stadtgebiet, im Januar 2007 konnten die Veranstalter mit Unterstützung des Hamburger Aktivisten Christian Worch lediglich 25 Neonazis mobilisieren. Im Gegensatz zur Kundgebung in Bremen am 20.01.2007 konnte sich die Anzahl der Teilnehmer_innen zwar verdoppeln, im Vergleich zu neonazistischen Veranstaltungen der letzten Jahre in Norddeutschland sind die geringen Teilnehmerzahlen im Zusammenhang mit Christian Worch allerdings mehr als auffällig.



Im September 2007 kam es für die beteiligten neonazistischen Aktivist_innen zu ähnlich problematischen Mobilisierungsschwierigkeiten im Zusammenhang mit einem Aufmarsch in der Stadt Weyhe. Auch hier agierte Christian Worch als Anmelder um die regionalen Strukturen zu unterstützen.



Bevor sich der Aufzug am 22.09.2007 in Weyhe jedoch in Bewegung setzten konnte, musste das eigens mitgeführte Lautsprecherfahrzeug wieder abgebaut werden. Die erforderliche Anzahl von 50 Personen wurde nicht erreicht. Mit insgesamt 41 angereisten Teilnehmer_innen blieb auch dieser Aufmarsch, ähnlich wie nun Oldenburg weit hinter den angekündigten Größenordnungen zurück.


von:  http://www.recherche-nord.com/index.php?option=com_content&task=view&id=155&Itemid=74

´solid OL stellt (Erlebnis-) Bericht online.

´solid Oldenburg 11.07.2008 - 21:30
Auf dem Blog von ´solid Oldenburg ist ein ausführlicher (Erlebnis-) Bericht online gestellt worden. Er beschreibt den friedlichen Verlauf, die plötzliche Eskalation durch die Polizei und das enorme Ausmaß der (Staats-)Gewalt.

 http://solid-oldenburg.blogspot.com/

Es wird in diesem Zusammenhang von der LINKEN eine Anfrage im niedersächsischen Landtag an den Innenminister Uwe Schünemann vorbereitet.

ergänzung zur rollstuhlfahrerin

sara jojofskie 20.07.2008 - 13:53
Die Pollstuhlfahrerin Nlscha hat sich bewusst in die mitte des Kessels begeben um dort "aktiv" an der Demo mitzuwirken.Da sie sich mit ihrem Pollstuhl gewaltsam in den kessel begeben hat wurde sie dort von den Beamten,wegen Behinderung ihrer Arbeit,"aus dem Rollstihl gezert". Trotz mehreren Wahrnhinweise der Demonstranten und ihrer Freunde das es Blödsinn sei von ihr dies zu tun lies sie es darauf ankommen von der Polizei "schiekaniert" zu werden.

sollte man lesen

NWZ OL 31.08.2008 - 10:31
Oldenburg/rd - Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine 26-Jährige wegen Vortäuschens einer Straftat. Die Studentin hatte Anzeige mit der Behauptung erstattet, ein Polizist hätte sie am 5. Juli bei der Gegendemonstration zum Neonazi-Aufmarsch mit einem Messer verletzt. Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, hätten Recherchen ergeben, dass die Stich- und Schnittverletzungen der Frau nicht vom Tag der Demonstration stammten. Auch der Vorwurf, ein Polizist hätte einem 13-Jährigen bei der Gegendemo den Kiefer gebrochen, sei unberechtigt. Polizeipräsident Hans-Jürgen Thurau und Einsatzleiter Johann Kühme zeigten sich erleichtert, dass die Vorwürfe widerlegt seien.

Nehmt es zur Kenntnis

Presse 04.09.2008 - 12:54
Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein
Oldenburg (lrs). Im Zuge der Demonstration der rechtsextrmene„Freien Kräfte“ in Oldenburg
am 5. Juli (der HR berichtete)war es zu Vorwürfen gegen das Vorgehen der Polizei gekommen,
bis hin zum Erstattenvon Strafanzeigen bei der Oldenburger Staatsanwaltschaft.
Diese hat ihre Ermittlungen jetzt in zwei Fällen eingestellt,ermittelt aber gegen eine Gegendemonstrantin wegen des Verdachts der Vortäuschung einer Straftat.
Zwei Tage nach der Demonstration hatte eine 26-jährige Studentin Strafanzeige wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen Unbekannt erstattet. Sie hatte angegeben,
dass ein Polizeibeamter sie im Verlauf der Gegendemonstration mit einem Messer verletzt
habe. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eingestellt. Zur Begründung heißt es in einer Pressemitteilung: „Die daraufhin von der Staatsanwaltschaft Oldenburg
durchgeführten Ermittlungen gestatten die sichere Feststellung, dass die Studentin die bei ihr dokumentierten Stich- und Schnittverletzungen im oberen Brustbereich nicht am Tage der Demonstration davontrug.“ Die Ermittlungen gegen die Gegendemonstratin wegen Verdachts des Vortäuschens einer Straftat sollen in den nächsten Tagen abgeschlossen sein. Weiterhin wurde der Vorwurf erhoben, Polizeibeamte hätten einem 13-jährigen Jungen im verlauf
der Demonstration den Kiefer gebrochen. Nach eigenen Angaben war der schwarz gekleidete Junge unfreiwillig in die vorderste Reihe des „schwarzen Blocks“ geraten. Als sich dieser
gegen die Polizekette stemmte, um sie zu durchbrechen, sei er von der Faust eines Polizisten am Kinn getroffen worden. „Ob es sich um einen gezielten Schlag gehandelt habe, könne er nicht sagen“, heißt es in der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft.
Für weitere staatsanwaltschaftliche Ermittlung sieht diese keinen Anlass, „weil der Junge
sich in Wahrheit lediglich eine leichte Prellung am Unterkiefer zugezogen hatte, deren Ursache sich nicht mit der allein weitere Ermittlungen rechtfertigenden Sicherheit wird feststellenlassen“. Im Vorwurf gegen die Polizeibeamten, einer der Demonstranten
aus dem rechten Lager hätte wiederholt den Hitlergruß gezeigt, ohne dass die Polizisten eingegriffen hätten, wird weiter untersucht. Der Tatverdächtige wurde ermittelt.
Polizeipräsident Hans-Jürgen Thurau reagiert erleichtert. „Ich bin froh, dass die Staatsanwaltschaft Oldenburg so schnell dieses Ergebnis vorgestellt hat.“ Neben
einer Vielzahl von friedlichen und kreativen Gegenveranstaltungen, die den Aufzug der rechten Kräfte begleitet hatte, wurden die Einsatzkräfte von einer kleinen Gruppe der linken Szene auch mit Steinen, Glasflaschen und Eiern beworfen, tätlich angegriffen,
massiv bedrängt und beleidigt. Der Polizeipräsident hatte seinerseits unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Polzeiinspektion Diepholz mit den Ermittlungen beauftragt, die diese in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft durchführte. Trotz der Erleichterung über das Untersuchungsergebnisses machte Thurau aber auch seinem
Unmut Luft: „Das Vorgehen von Einzelnen und auch Organisationen ist unerträglich. Polizisten wurden während der Demonstrationsgeschehens nicht nur tätlich angegriffen; es wurden auch noch gezielt Unwahrheiten und Anschuldigungen verbreitet.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Aufklärung? — frank