Rechte Reenactment-Gruppen

Attila 22.05.2008 16:47 Themen: Antifa
Rechte Gruppen versuchen über den Weg des Reenactment ihre Weltanschauung mit dem Mäntelchen der Wissenschaft unters Volk zu bringen.
In den letzten Jahren hat sich „Living History“, „Reenactment“ und „Experimentelle Archäologie“ zu einer wahren Bewegung vor allem bei jungen Leuten gemausert (siehe die veröffentlichte Terminflut in den entsprechenden Zeitschriften). Es gibt viele Freizeitgruppen, aber auch professionelle „Reenactors“ die von ihren Auftritten leben. Zwischenzeitlich hat sich ein eigener „Mittelalter-Markt-Musikstil“ etabliert.
Es wird aber nicht nur auf privaten Lagern in der Gruppe die Zivilisationsflucht gelebt, sondern auch bei der musealen Öffentlichkeitsarbeit und sog. Mittelalter-Märkten in die Öffentlichkeit gegangen.
Dabei werden neben Bildungsbürgern vor allem auch Familien mit Kindern, Gothic-Jugendliche und LARP-Live-Rollenspieler angesprochen.
Diese breite Öffentlichkeit wird von Gruppen, die versuchen, ihr abstruses Weltbild in der Vergangenheit wiederzufinden, genutzt um ihre Weltanschauung unter die Leute zu bringen.
Über die auch aus Fernsehsendungen bekannte Gruppe „Ulfhednar“
 http://www.ulfhednar.org/
findet jetzt auf
 http://www.tempus-vivit.net/taverne/thema/4762#unread
eine Diskussion statt, die ein Professor der Archäologie ins Rollen gebracht hat. Diese Gruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie bei ihren öffentlichen Auftritten angeblich frühgeschichtlich belegte Hakenkreuze trägt, was schon früher bemängelt wurde:
 http://www.theorieag.de/index.php?option=com_content&task=view&id=16&Itemid=30

Nun wurde wohl ein Mitglied dieser Gruppe dabei fotografiert, wie er seine Tätowierung „Meine Ehre heißt Treue“ zur Schau stellte. Ulfhednar wurde in der Vergangenheit bei Auftritten von öffentlichen Geldern gefördert.

Nachdem bei dem 6. Deutschen Archäologiekongresses in Mannheim vom 13. - 17. Mai 2008 eine Erklärung des Professors die diese Tatsachen anprangerte, auslag, besetzte die Gruppe Ulfhednar den öffentlichen Platz vor dem zentralen Tagungsgebäude des Museums Weltkulturen des Reiss-Engelhorn-Museums Mannheim, und suchte anscheinend das Gespräch mit Fachvertreter_Innen.

Nazis in welcher Verkleidung auch immer den öffentlichen Raum nehmen!
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Ergänzungen

sehr guter beitrag!

LARPer 22.05.2008 - 18:55
aus erfahrung kenne ich die larp-szene als weltoffenes grüppchen, die hier und da der nostalgie frönt. dennoch habe ich bisher noch niemanden sagen hören, dass er im mittelalter leben wollen würde. ganz im gegenteil!
LARP ist nichts anderes als bungee-springen oder paintball-spielen, eskapismus.

wie überall tummeln sich dort offensichtlich auch immer mal wieder nazis, wie in rechtsoffenen gothiccliquen usw. vor 10 jahren war das aber wirklich die ausnahme!

muss penibel drauf geachtet werden, ich hätte auch keine lust auf ein larp zu gehen und mich bei der viking jugend wiederzufinden!

also super artikel, weiter so!

augen auf!

@ich

neu hier 22.05.2008 - 19:43
Das ist schon was anderes, weil hier anscheinend unter falschem Vorwand Hakenkreuze verwendet wurden.

Wenn Nazis heimlich versuchen, eine solche (durchaus interressante) Szene zu unterwandern, muss man ihnen auch dort entschlossen entgegentreten und ihnen gehörig die Suppe versalzen.

...

... 22.05.2008 - 20:16
Ehrlich gesagt habe ich diesen Artikel eher so wahrgenommen, dass die VerfasserInnen darauf hinweisen wollen, dass bei Dingen wie Reenactment und LARPs etc. auch eine Gefahr der Ausnutzung dieser Plattform durch Nazis gibt.
Folglich habe ich diesen Artikel nicht als so negativ empfunden, wie andere hier. Witzig fand ich nur die Forumulierung "LARP-Live-Rollenspieler" ;)

Hier sollte noch am Rande erwähnt werden, dass es auch bei anderen "Nerd-Spielen" wie etwa Tabletops (Warhammer etc.) sicherlich einen Haufen Nazis gibt, welche ihren Armeen Hakenkreuz-Armbinden verpassen.
Allerdings ist mir bis dato noch kein Turnier untergekommen, bei dem solche Leute mit ihren Armeen antreten durften. Ähnliches gilt - will ich mal einfach so behaupten - sicherlich auch für große Teile der LARP-Szene (und ja, ich bezeichne mich selber als linksradikal und spiele trotzdem solche "Kriegsspiele" und hab auch meinen Spass dabei! Und die Tabletop-Szene ist sicherlich um keinen deut militaristischer als vergleichbare Menschengruppen, eher sogar weniger!).

Naja

Philipp 22.05.2008 - 21:02
Den Artikel fand ich mäßig.
Da ist ein offensichtlicher Reenacter als Nazi erkannt worden. Das ist zwar scheiße bzw. wichtig das öffentlich bekannt zumachen, zumindest in seiner Gruppe. Aber dafür einen Artikel bei Indy?!
Zur Ergänzung:
Diskussionen über rechtes Gedankengut in der Rollenspielszene (sowohl pen&paper, als auch Tabletop oder LARP/Reenactment) wurden und werden immer wieder in der Gemeinde diskutiert. Und i.d.R. distanzieren sich alle mir bekannten Menschen deutlichst davon. Mir ist persönlich ein Beispiel bekannt, bei dem ein Mitglied im LARPForum hochkant rausgeflogen ist und von allen, die die Diskussion mitbekommen haben, für ihre Veranstaltungen gesperrt worden ist.
Was war passiert? Dieser Typ hatte sich menschenverachtend (antisemitisch, homophob, Beleidigend gegenüber einem körperlich eingeschränktem Mitglied, uvm.) öffentlich geäußert. Will sagen: die Masse im Rollenspiel "tut nix, die wollen nur spielen" und sind erstmal offen gegenüber allen Menschen. Besonders da mensch im LARP auf Menschen aller Coleur trifft. Da muss mensch eigentlich schon ein bisschen weltoffenheit mitbringen.
Und als aktiver RPGler und LARPER kann ich nur sagen: ich habe noch nie offensichtliche Nazis auf Cons o.ä. getroffen.

Mittelalter

inferno 22.05.2008 - 22:17
Meine Erfahrungen mit Gruppen im Mittelalterbereich sind eher Positiv, es wurden in Wuppertal sogar Leute mit Thor Steinar Klamotten, aus der Vikingrockszene, vom Gelände des Marktes geworfen. Somit hatte ich eher das Gefühl das diese Szene auch keinen Bock auf rechte Unterwanderung hat.

Danke.

Sonne 22.05.2008 - 23:43
So seid bedankt für jene Kunde, die meine Brust vor Stolz und Freud beseelt. Jen dunkle Menschen, die wir so meiden wie die Pest, geschihts nur recht.
Zu wissen wer dein Freund in Not und wer in Wirklichkeit dein Feind, das ists was dir das Leben süßt, dich wandeln lässt auf sichrem Pfad. Zu wissen Du bist nicht allein.

Und so wisset ihr, die ihr die Götter- gar unsre Sonne mit Blut besudelt habt so frevelhaft-
Ihr seid verflucht seit jenem Tage als euer kleiner dummer Mann, den ihr gar "Führer" nennt, versuchte das Sonnenlicht zu bannen in einem Kranz aus blutigem rot.

Möge mein Schwert den Zorn der Götter atmen, wenn euresgleichen sich blicken lassen in unseren Reihen. Unwürdig seid ihr, die Runen der Ahnen zu wirken- so sehet selbst was euch geschehen wird- wenn ihr die Ahnen schändet.

In unseren Reihen ist jeder willkommen, der respektiert des Menschen Natur.
Nur solche falschen, verlognen und heuchelnden Gestalten-
wie ihr- landen bald im Donnerbalken.
Wir wissen mit solch ungehobeltem Volk umzugehen, auf das der Marktfrieden gewahrt bleibe.

Liebe Leut aus nah und fern- besuchet unsre Märkte gern. Und fühlt euch sicher und geschützt, wenn ihr das Tor passiert.

So seid werter Autor, abermals tausendfach bedankt, für eure Hilfe. Behütet mögen eure Wege sein.






Auf neudeutsch: Auch Thor und Odin sind gegen Nazis!


in diesem kontext währe noch jemand zu nennen

archäologie ist nix für nazis 23.05.2008 - 17:57
in diesem zusammenhang währe noch der sänger der naziband wotanskrieger zu nenen der am seminar für ur.- und frühgeschichte in göttingen als doktorand und dozent beschäftigt ist. die band hat sich mitlerweile offenbar aufgelöst. stellt ihre lieder aber noch zum download bereit. veröffentlicht wurde auf dem label barbarossa records welches enrico marx gehört. marx ist aktivist der npd/jn und eine zentrale figur der rechtsrock szene. dies hat wohl auch mit einem bekanntwerden der politischen einstellung des sängers zu tun, die aber auf seiten der göttinger universität nicht zu konsequenzen führte. dieses semester gibt er erneut eine veranstaltung! aus rücksicht auf dieses projekt wird der klarname hier nicht erwähnt. aber wie immer liegt er nur einen klick entfernt ;). vielleicht finden sich ja ein paar göttinger antifas die sich damit mal beschäftigen da soll es ja einige geben...

ankündigung der veranstaltung:  http://univz.uni-goettingen.de/qisserver/rds?state=verpublish&status=init&vmfile=no&publishid=24018&moduleCall=webInfo&publishConfFile=webInfo&publishSubDir=veranstaltung infos zur band (achtung unkritisch!):  http://www.metal-archives.com/band.php?id=13086
alle songs der band zum download:  http://www.wotanskrieger.de/
hompage des seminars hier findet sich auch eine "persönliche" seite  http://wwwuser.gwdg.de/~ufg

KEIN RAUM FÜR FASCHISTEN IN DER ARCHÄOLOGIE!
WISSENSCHAFT STATT AHNENKULT!

wird zeit, das zu diskutieren !

wildcat 26.05.2008 - 00:18
bzgl. der äußerungen: warum das bei indy diskutieren, alle nazis haben hobbies, müsste mensch sie ja auch ausm schwimmbad rausschmeissen etc.pp. - erstens: toll, wenn alle nazis aus ihren vereinen oder sonstwelchen locations rausgehauen würden, ich hätt da bestimmt nix dagegen. was aber die reenactment-szene davon unterscheidet, ist der legitimatorische bezug: das "machen" von geschichtsbildern bzw. das nachspielen und damit verfestigen in den köpfen. genau das passiert, wenn gruppen wie ulfhednar dreimal die woche beim zdf durchs bild reiten und dabei ihre männermackerei samt hakenkreuzborten in szene setzen dürfen oder eine ausstellung per "mittelalter-event" attraktiver machen. da kannste dich als archäologIn oder aufgeklärte laiIn noch so oft hinstellen und davon erzählen, dass der alltag der menschen früher doch ganz anders gewesen ist. und wie die zeitgeschichte leider beweist, ist es dann nur noch ein kleiner schritt hin zu einer breiteren völkischen aufladung; vom germanentum hin zum deutschtum, "unsere" vorfahren, gefolgschaftswesen, wehrbauerntum und son quatsch (von in die vergangenheit projizierten geschlechterverhältnissen gar nicht zu reden).
zumindest der historische ns hat sehr stark legitimation aus solchen geschichtsbildern bezogen; also super, dass da jetzt mal ne breitere diskussion angelaufen zu sein scheint !



@in diesem kontext wäre noch jemand zu nennen

Miro 14.06.2008 - 22:27

Ich bin schockiert, wie leichtfertig hier Rufmord betrieben wird. Ich bin ein enger

Freund der Band Wotanskrieger und überzeugter Antifaschist. Ich kann bestätigen, daß die

Mitglieder keine Neo-Nazis sind/waren. Dies kann man auch auf ihrer Homepage nachlesen,

wenn man sich denn freundlicherweise die Mühe machen möchte, sich zu informieren, bevor

man solche schweren Anschuldigungen erhebt (Original-Text unten eingeblendet).



Es gibt nicht eine Textzeile der Band, welche eine neo-nazistische Gesinnung belegt.

Die Beziehungen zum Barbarossa-Label waren rein geschäftlich und sind mittlerweile

auch beendet.

Darüberhinaus ist der Sänger mit einer gebürtigen Ukrainerin verheiratet, allein diese Tatsache
führt den Vorwurf ad absurdum.

So, ich hoffe nun etwas Licht in die Sache gebracht zu haben.


Miro



WISSENSCHAFT STATT RÜCKSICHTSLOSE OBERFLÄCHLICHKEIT!



Original-Text Wotanskrieger-Homepage

Hinweis:

Ausserdem soll hier noch einmal ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass Die Band

in keinem Zusammenhang mit der Band "Wotans Krieger" stand. Es handelte sich um zwei

verschiedene Gruppen. Wir distanzieren uns von jeglichen politischen Kontexten, die

durch Vertrieb und Internetpräsenzen suggeriert werden könnten. Wotanskrieger war

keine politische Band! Trotz kursierender Gerüchte: Die ehemaligen Bandmitglieder

waren und sind keine Neo-Nazis! Zugegebenermaßen hat auch eigenes Fehlverhalten zu

dem negativen Bild der Band beigetragen. Dazu gehört auch eine zeitweilig anklingende,

nicht politisch begründete Nähe zur neoheidnische Szene, von welcher wir uns heute

ausdrücklich distanzieren.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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naja — ich

@sonne — egal

@egal — mond