Nazis, Tattoos, Paramilitärs...?

Arbeitskreis Antifaschismus Hildesheim 16.04.2008 00:35 Themen: Antifa

Inhaber von Tattoo-Shops wegen rechtsextremer Aktivitäten verurteilt


(Hildesheim/Munster) Bereits am 12. März 2008 wurden der Inhaber des Hildesheimer Tattoo-Shops 'Last Resort' (Jo-)Hannes Knoch und sein Geschäftspartner Hannes Franke, mit dem er sich in Munster eine Ladenfläche (Dezentral/Militärausrüstung & Bulletproof/Tattoo & Piercing) teilt, vom Landgericht Halle wegen der Fortführung einer verbotenen Neonazi-Organisation zu Geldstrafen verurteilt.
Knoch, Franke und fünf weitere Personen wurden für schuldig befunden, die 2000 vom Innenministerium verbotene Organisation 'Blood & Honour Division Deutschland' bis 2002 weitergeführt zu haben. Aufgrund des langen Zeitraums zwischen Anklage und Urteil fielen die Strafen (je 80 Tagessätze á 25,- Euro) für Knoch und Franke relativ gering aus.

Bereits in der Vergangenheit sind Knoch, Franke und ihr Umfeld aufgrund rechtsextremer Aktivitäten und Hintergründe in die Öffentlichkeit geraten:
Seit 1999 veranstaltet Hannes Knoch so genannte 'combat & survival'-Lehrgänge, bei denen Scharfschützen-Ausbildungen und ähnliches unter anderem auch unter Teilnahme von Neonazis, z. B. eines Mitglieds der Neonazi-Organisation „Selbstschutz Deutschland“, durchgeführt werden. In einem Artikel des Antifaschistischen Infoblatts wird der Hintergrund um diese „paramilitärischen Übungen“ und die Kontakte zur Bundeswehr umfassend aufgearbeitet. Eine weitere Flyer-Veröffentlichung aus Hildesheim (zum Download auf dieser Seite zu finden) beschäftigt sich ebenfalls eingehend mit dem rechtsextremen Kontext und Umfeld.
Einige der in den Online-Galerien der Läden dargestellten Bilder lassen aufgrund der rechtslastigen Motive gut erkennen, welches Klientel dort unter anderem bedient wird.
Im Frühjahr 2002 kam es im Tattoo-Studio 'Last Resort' im Rahmen einer bundesweiten Razzia wegen der Fortführung von 'Blood & Honour' zu einer Durchsuchung (s. o.).
Bei einer Fightnight in Hildesheim im September 2005 war 'Last Resort' Mitveranstalter. Zahlreiche bundesweit bekannte Neonazis waren bei dieser Kickbox-Veranstaltung anwesend und teilweise liefen die Kämpfer sogar zu rechter Musik in den Ring ein.
Nach einer Demonstration gegen den Nazi-Aufmarsch am 24.2.2007 in Hildesheim kam es zu einer Auseinandersetzung vor dem 'Last Resort', als Teilnehmer nach der Demo an dem Laden vorbeigingen: Drei Männer, einer davon mit Baseballkeule bewaffnet, kamen aus dem 'Last Resort' und verletzten eine Person. Zwei der drei Angreifer sind aus den Wehrsportschulen Knochs als Ausbilder bekannt.
Anfang August 2007 wurde von Knoch in Munster eine 'Close Combat School' eröffnet, in der verschiedene Kampfsportarten, darunter auch Messerkampf, trainiert werden.

Hannes Franke ist ebenfalls einschlägig bekannt: Er veröffentlichte in Hildesheim das rechtsextreme (Blood & Honour) Fanzine 'Axtschlag', wofür er 2000 zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde.
Weiterhin war er in der 'Blood & Honour Sektion Niedersachsen' aktiv.
Am 08. Dezember 2007 wollte Franke bei einer Fightnight in Neumünster antreten. Aufgrund öffentlichen Drucks angesichts der Bezüge zur rechtsextremen Szene musste er sein Vorhaben zurückziehen. Weiterhin wurde in der vom NDR-Info und dem Weser-Kurier im Januar veröffentlichten Broschüre „Rechtsabbieger“ berichtet, dass Franke Anweisung gegeben haben soll, „abtrünnig gewordene Blood & Honour-Aktivisten“ abzustrafen.

In einem Zeitungsartikel aus dem Kehrwieder am Sonntag (Hildesheim) vom 16.12 2007 betont Knoch, dass er sich ausdrücklich nicht von der rechtsextremen Szene distanziert. Weiterhin gibt er an, dass er in der Vergangenheit (1999) zwar einmal Ordner (!) bei einer 'Blood & Honour'-Veranstaltung gewesen wäre, sich aber von der rechten Szene längst losgesagt hätte. Allerdings hatte der Prozess gegen Knoch und Franke nicht bloß Ordnerdienste sondern bundesweite „Führungs-Handlungen“ von 'Blood & Honour' auf Deutschland-Ebene in einem internationalem Neo-Nazi-Netzwerk zum Gegenstand, wofür sie schließlich auch verurteilt wurden.


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Ergänzungen

Man muss hinzufügen...

X 16.04.2008 - 08:18
... dass der Laden damals nach der Antifa-Demonstration auch angegriffen wurde. Sicher zurecht, längst überfällig, aber von zu wenigen, sodass sich drei Nazis einen Antifa schnappen konnten. Das nächste mal bitte gruppenorientiert handeln!

Auch in Teltow

ANTIFACISTA 16.04.2008 - 09:04
Nazis scheinen sich allgemein gerne mit Tattoläden anzufreunden, in der brandenburgischen Stadt Teltow (südlich von Berlin) verfügen die Faschos ebenfalls mit dem Tattoo Laden "Kaos" über ein eigenes Label und eine Location um mitten in der Stadt ihre hetzerische Propaganda durchzuführen ...
In der nähe dieser Location werden oft auch Nazikleber der sogenannten "autonomen nationalisten" gefunden, welche mit scheinbaren Toleranzaufrufen an die alternativen Kleber in der Stadt anknüpfne wollen um unbemerkt ihre Hetze hineinfließen zu lassen !

Nazi Struckturen Dichtmachen ! nazis bekämpfen ! Alternative Freiräume aufbauen !

DEMO 17. Mai 2008 !

@ X

Y 16.04.2008 - 11:20
Nachdem diese drei Gestalten aus dem Laden stürmten und eine Person in die Mangel nahmen, wurde das Schaufenster beschädigt. Von einem Angriff auf den Laden würde ich in diesem Kontext deshalb eher nicht sprechen...
Das ist in einem Kommentar zu einem Indymedia-Artikel ganz gut nachvollziehbar, dort sind nämlich Bilder des Vorfalls gepostet: dort ist gut zu sehen, wie das Schaufenster noch intakt ist, als sie sich die Person packen. Erst als Reaktion auf diesen Angriff der Nazis wird die Scheibe beschädigt.

wahrheit stück für stück

z 16.04.2008 - 11:42
knoch scheint ja nur zuzugeben, was er nicht mehr leugnen kann:
erst gibt er in dieser zeitung zu, das er 1999 einmal ordner auf einem b&h-konzert war -da gab's das video als beweis...
dann gibt er in interview in dem lokal-sender radio tonkuhle zu, dass er bis 2001 (!) bei b&h aktiv war -angesichts des urteils des langerichts halle ebenfalls nicht mehr zu leugnen.
bloss schade, das die redaktion von radio tonkuhle nicht auf zack war: er wurde nämlich wegen der fortführung von b&h bis zum frühjahr 2002 verurteilt.
bin ja mal gespannt, was da noch so alles ans tageslicht kommt...

Link zu Bildern von der Auseinandersetzung

Y 16.04.2008 - 12:13
Hier nochmal der Link

Die Bilder befinden sich im Kommentar...

Link, der 3. Versuch

Y 16.04.2008 - 12:27
Vielleicht eher ohne HTML...
Link zu den Bildern der Auseinandersetzung vorm Last-Resort vom 24.2.2007 (siehe Kommentare)
 http://de.indymedia.org/2007/02/169186.shtml

Zu Nazis, Tattos & rechter Musik

den infoblatt artikel lesen 16.04.2008 - 13:25
Der Link findet sich oben im Text. Ergänzungen bitte ans Redaktionskollektiv des Infoblattes weiterleiten.

24.2.

egal 19.04.2008 - 21:34
die steinwuerfe am 24.2. waren doch keine reaktion auf die knueppel-aktion der nasen, so ein quatsch! der laden war ein ganzes stueck von der nazi-demo entfernt. warum sollten 40 leute "zufaellig" da vorbeilatschen?

wenn man schon in der absicht zu dem laden hingeht, ein bischen trouble zu machen, sollte man auch dazu stehen. zu behaupten, dass die antifas hier nur opfer waren, ist blanker unsinn.

wenn schon radikal, dann auch (auf)richtig...

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