Wien: Braune Koalitionen gegen die EU

Antifa Kittens 07.04.2008 14:14 Themen: Antifa Weltweit
Mit kräftiger publizistischer Hilfe der Kronen Zeitung formiert sich derzeit ein Bündnis gegen den EU-Vertrag, das es wahrlich in sich hat. Denn was hier bei der Demonstrationen am 29. März aufmarschiert ist, stellt eine rechts/rechtsextreme Mischung dar, die in dieser Größenordnung in Österreich schon lange nicht mehr zusammengekommen ist.
Vom EU-Parlamentarier Hans-Peter-Martin über diverse ObskurantInnengruppen spannt sich das TeilnehmerInnenfeld bis in die offene Neonaziszene. Weder einschlägige Transparente – so wurde unter anderem die Freilassung von dem wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung derzeit einsitzenden Gerd Honsik gefordert – oder Sprechchören a la „Hier marschiert der nationale Widerstand“ führten auch nur zur leisesten Distanzierung der OrganisatorInnen vom mitgeschleiften braunen Sumpf.

Wenn es um die vermeintliche „Rettung Österreichs“ geht, ist offenbar jeder Bündnispartner willkommen. Selbst an stolz zur Schau getragenen Tattoos mit der Aufschrift „Arier“ störten sich die Kronen-Zeitungs-bewegten Anti-EU-AktivistInnen in keinster Weise. Insgesamt konnten so alleine am 29. März weit über 100 Neonazis in mehreren Gruppen an der Demonstration teilnehmen. Mitten drinnen auch einiges an Prominenz aus der Szene: So marschierten zwei der zentralen Figuren der Neonaziszene der Achtziger und Neunziger Jahre, der ehemalige Führer der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO), Gottfried Küssel, und der ebenfalls einst in der VAPO aktive Franz Radl jun. wiedervereint Seite an Seite.

Ebenfalls mit dabei aber auch die etwas jüngere Abteilung des österreichischen Neonazismus: Hinter dem Transparent „Für Familie, Volk und Vaterland“, versammelte sich das Umfeld des primär in Oberösterreich agierenden „Bund freier Jugend“ (BFJ). Dieser hat derzeit ja bekanntlich mit noch ganz anderen Problemen als mit dem „Diktat aus Brüssel“ zu kämpfen. Mehrere der BFJ-AktivistInnen sehen sich momentan mit einem Verfahren wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung konfrontiert.

Nur wenige Tage später, am 4. April, dann wieder ein ähnliches Bild: Eine Anti-EU-Veranstaltung am Wiener Ballhausplatz, dieses mal organisiert von der FPÖ. Im Publikum wieder zahlreiche Neonazis, bestens im Gespräch mit den KameradInnen aus Strache-Partei. Von NS-Black-Metal-Fans bis zu „klassischen“ Nazi-Skins spannte sich dieses Mal der Bogen. Wieder war einiges an eindeutiger Symbolik zu sehen - vom Thors Hammer über SS-Totenköpfe bis zum unvermeidlichen „88“ (Nazi-Code für „Heil Hitler“). Zumindest die Nähe zur FPÖ kann nicht wirklich überraschen, sind doch ähnliche „KameradInnen“ so etwas wie StammgästInnen bei Straches Ansprachen.

Während die eigene Akzeptanz bei den Anti-EU-Demos in den einschlägigen Internet-Medien der Neonaziszene gefeiert wird, übt man sich an anderer Stelle in einer der traditionsreichsten österreichischen „Tugenden“: Dem Leugnen der Realität. So lässt die Kronen Zeitung über ihre LeserInnenbriefseite ausrichten, dass es sich bei der Teilnahme von Neonazis an den Protesten um eine reine Erfindung der EU-BefürworterInnen handelt, mit der diese den „berechtigten Volkszorn“ anpatzen wollen. Eine Behauptung, die sich mit den folgenden Bildern leicht widerlegen lässt, bleibt bloß die Frage, ob man dieser unangenehmen Wahrheit überhaupt interessiert ist.
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Neues von ganz rechts - März 2008

Copy&Paste 07.04.2008 - 15:37
Das Dokumentationsarchiv des öster. Widerstandes ( www.doew.at ) schreibt dazu folgendes:

"Neues von ganz rechts - März 2008
Neonazis auf Anti-EU-Kundgebung
Am 29. März versammelten sich auf Einladung der nationalistischen Plattform Neutralität retten: Nein zum EU-Vertrag! mehr als 5000 Menschen in der Wiener Innenstadt. Unter die Demonstranten mischten sich mehr als 200 Neonazis, unter ihnen Gottfried Küssel samt mehrköpfigem Anhang.

Die leider nicht unerwünschten Teilnehmer traten in zwei Gruppen in Erscheinung: Während die einen sich unter dem Banner der Nationalen Volkspartei (NVP) scharten, marschierten die anderen als eine Art schwarzer Block auf. Diese "autonomen Nationalisten" trugen schwarze Fahnen und Transparente mit Parolen wie "Wir sind das Volk" oder "Freiheit für Gerd Honsik!".

Weil der ORF und andere Medien es gewagt hatten, über die Teilnahme von Neonazis zu berichten, mussten sie sich von FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky ein "merkwürdige[s] Demokratieverständnis" nachsagen lassen. Tatsächlich war angesichts der Tatsache, dass die NVP, SOS Heimat und andere Gruppierungen zu dieser Kundgebung aufgerufen hatten, schon im Vorfeld von einer Teilnahme von Rechtsextremen und Neonazis auszugehen. Dennoch marschierten auch die Spitzen von BZÖ und FPÖ mit."

Quelle:  http://www.doew.at/frames.php?/projekte/rechts/chronik/2008_03/eu.html

Noch mehr Neonazi-Bilder

Picture-Viewer*in 07.04.2008 - 15:43
Hier noch ein paar Bilder auch schon vom Start der Demo

Warum nicht auf dem ÖSI indy?

dfsa 08.04.2008 - 13:40
...ich finds echt super, dass ihr Fotos und Bericht von der Demo veröffentlicht und ich finds ebenfalls gut, dass das auf der deutschen Indymedia Plattform basiert. Aber warum steht dieser Artikel nicht (ebenfalls!) auf dem östterreichischen Indy? ...ist mir einfach nicht ganz klar...?

Falsche Meldung

Hans-Peter Martin 08.04.2008 - 14:41
Der Bericht ist falsch. Ich habe an dieser Kundgebung nicht teilgenommen. Und so lange ich politisch interessiert bin (nunmehr 35 Jahre) habe ich mich stets gegen Rechtsextreme ausgesprochen und engagiert, auch gegen jede Kooperation mit BZÖ oder FPÖ (im Gegensatz etwa zu den Sozialdemokraten). Darum betrachte ich den Artikel als Rufmordversuch, zumal sich auf dieser Internetseite kein Impressum und keine Verantwortlichen finden lassen.

Hans-Peter Martin, unabhängiges Mitglied des Europäischen Parlaments.

Herr Martin

der Antimartin 08.04.2008 - 17:08
Erstaunlich was sich so alles herumtreibt auf Indymedia (falls sie es wirklich sind).

Eine Frage darf ich mir aber erlauben, Herr EU-Abgeordnete... tschuldigung... Herr Aufklärer der Nation (was sagt eigentlich der Peter Pilz zu ihrer Anmassung sich so zu nennen?):
Wenn sie solche Gschichtln abziehen, wie z.B.: in einen Gespräch mit einen anderen EU-Abgeordneten einfach umfallen (wortwörtlich!) und dann behaupten, das sie dieser EU-Abgeordnete niedergeschlagen hätte um ihre Einschaltquoten in Österreich zu erhöhen, sich eine Wiederwahl ins EU-Palarment zu garantieren und sich in der Kronen Zeitung als armes Hascherl hinstellen zu können, obwohl es Zeugen gegen diese... ähm... Behauptung gibt...

... warum sollte man ihnen dann ihre jetztige Aussage glauben?

Oder anders formuliert: lesen Sie ihre eignenen Kronenzeitungs-Artikeln nicht?

Östr. Presse berichtet ebenfalls

Informant*in 08.04.2008 - 17:08
Heute ist wieder mitte-rechts Demo des Bürgerbündnisses "Retter Österreich", schon jetzt ist klar die Neonazise werden wieder dabei sein und es wird sich ganz klar niemand darüber beschweren. Ganz im Gegenteil, man freut sich über die große Einigkeit die gerade herrscht.

Jedoch berichten die beiden großen öster. Tageszeitungen Die Presse und Der Standard heute über die Neonazi TeilnehmerInnen auf der letzten Demo und mögliche Neonazis heute abend auf der Demo.

 http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/375142/index.do?from=rss
 http://derstandard.at/?url=/?id=3294018

zu "Antimartin"

Hans-Peter Martin 08.04.2008 - 18:02

zu "Antimartin"
Was ist das nur für eine miese Art. Auf meine Richtigstellung einer Falschmeldung folgen gleich wieder neue Falschmeldungen und Unterstellungen, und natürlich wieder anonym. So habe ich mich nie als "Aufklärer oder Aufdecker der Nation" bezeichnet, und zur physischen Auseinandersetzung eines Labour-EU-Abgeordenten gegen mich mich gibt es Filmmaterial von internationalen TV-Teams.
Und ja bitte, lesen Sie doch meine Artikel, z.B. in der International Herald Tribune, auf wwwhpmartin.net oder auch in der "Krone". Was soll daran falsch sein?
Und schreiben Sie doch endlich, wer Sie sind und für wen sie bei der SPÖ arbeiten, gearbeitet haben. Stellen Sie sich doch einmal offen der Debatte. Wie denunziatorisch feig.

Herr Martin,

ICH 08.04.2008 - 23:46
muss sie leider enttäuschen: Sie werden kaum abstreiten können, dass Sie auf der Kundgebung am 14. März am Ballhausplatz waren. Dies Kundgebung wurde veranstaltet von einem Bündnis "Nein zum EU-Vertrag". Teil dieses Bündnis ist die Initiative Heimat & Umwelt, die dort auch ihre Flugblätter verteilen. Diese Initiative hat ein Naheverhältnis zur AFP, der wichtigsten rechtsextremen Vereinigung in Österreich. Ein anderer Teil dieses Bündnis ist die "Initiative Information - Natur - Gesellschaft", die auf ihrer Homepage mit Titel wie "Der Angriff auf Deutschland" oder "Ausverkauf Deutschlands" offen rechtsextreme Positionen vertreten. Außerdem waren auf dieser Kundgebung auch echte Neonazis. Die Nationale Volkspartei(Wien-Seite) berichtet auf ihrer Homepage von der Teilnahme. Auch wurden auf dieser Kundgebung Menschen gesehen, die auf den Bildern oben abgebildet sind. Besoders einprägsam war der Mann mit der "Arier"-Tätowierung im Nacken. Herr Martin, Ihre Abgrenzung ist unglaubwürdig.

Die Black Legion gehört net zur Ustascha.....

Ergänzer 09.04.2008 - 00:54
..........sondern zu deren Nachfolgeorganisation HOS . Ustascha gibts seit 60 Jahren nimmer, nur mal so.

Fehlinformationen en masse...

Fynrekyr 17.04.2008 - 12:46
Mag ja schön und gut sein, daß da einiges zusammenkommt, aber dennoch muß man sagen: Schlecht recherchiert, und so manches wurde da zusammengespielt, das einfach nicht stimmt:

1.) Sind die Fotos von verschiedenen Veranstaltungen zusammengeführt: Manche Fotos sind vom 29.3., manche vom 4.4., und manche wurden wohl einfach untergemogelt, gerade das "Freiheit für Gerd Honsik" war z.B. am 4.4. nicht zu sehen... Man kann auch auf solchen Kundgebungen nie wissen was kommt ... und als unabhängiger Beobachter der Veranstaltung vom 4.4. kann ich durchaus sagen, daß der Anteil von einschlägigen "Neonazis" vllt. 50-100 unter 4000-5000 waren ... also in ungefähr 1-3%. Da waren da schon mehr eher linksgerichtete anwesend, welche z.B. die Flyer zur Menschenkette austeilten...Fakten sind schön und gut, sensationalistischer Journalismus hingegen nicht!

2.) Hat der "8er" beim Thorshammer NICHTS aber schon rein GAR NICHTS mit "88" für den römischen Gruß gen einen ungeliebten Herrn Landsmann aus dem Innviertel zu tun ... es ist mir wohl bewußt, daß ebendieser Hammer gerne für solche Zwecke mißbraucht wird, aber als Anhänger des germanischen Heidentums schmerzt es mich durchaus, daß ein Abbildnis der Weltenschlange (der Hammer ist eine Nachbildung eines Fündstückes, sofern mir das bekannt ist - und vor 1000 Jahren gab es noch keinen Herrn Schicklgruber-Hiedler...) sofort als rechtsextremes Zeichen gedeutet wird. Nicht alles, das wie ein Elefant aussieht, ist auch einer...

3.) Ist auch die Verbindung der "Black Legion Austria" zur faschistischen Ustascha schlichtwegs falsch. Aus der Zeit als ich noch vollzeit in Innsbruck (also nicht nur zu Studienferien) lebte, trieb ich mich seinerzeit, als Anhänger metallischer Klänge immer wieder im dortigen Metallokal "Abyss" auf, und damals wurde dieses u.a. auch von manchen Mitgliedern besagter "Black Legion" frequentiert (sehr zum Leidwesen der Mitbesitzerin welche sich lautstark gegen deren Kommen aussprach aber es einst tolerierte, da sie sich friedlich gaben), wodurch ich so manches Mitglied persönlich kennenlernen durfte (bzw. aufgrund unseres geteilten Interesses für die vorchristliche hiesige Religion nachwievor mit dem einen oder anderen perdu bin). Nun stimmt es wohl, daß sich so mancher derer als patriotisch angehaucht gibt, sie sich jedoch - meines Wissens nach - nicht am Rechtsextremen Rand aufhalten. Ich selbst sprach den Obmann einst auf die Namensgebung und deren zweifelhafte Interpretation an, worauf dieser jedoch meinte, daß das mit der Ustascha rein gar nichts zu tun hat, sondern der Name "Black Legion" eher auf der Musikrichtung basiert und ganz sicher auf keiner politischen Herleitung basiert. Ebenso informierte er mich, daß er gerne zur eindeutigen Abgrenzung zu historischen zweifelhaften Strömungen gerne auch das "Austria" - wie bei Mitgliedern in anderen Bundesländern - auf der Weste hätte, auf dies jedoch per Kompromiß mit einer anderen (nichtpolitischen) Gruppierung in Tirol verzichtet wurde. Der Tiroler bzw. eingeweihte weiß wovon ich spreche...

Daher - alle Kritik schön und gut, aber sie sollte sich bitte auf die Fakten beschränken und nicht irgendwie munkeln wie man gewisse Gruppierungen und Zeichen weiter nach rechts rücken kann als sie es tatsächlich sind.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

namen — Antinazibund