Streik im Venezuelanischen Stahlwerk SIDOR

Wladek Flakin, Ciudad Guyana 02.04.2008 17:28 Themen: Weltweit
Am 14. März wurde eine Demonstration von tausenden ArbeiterInnen des Venezuelanischen Stahlwerks SIDOR brutal von der Polizei angegriffen. Die „Bolivarische Nationalgarde“ nahm 53 ArbeiterInnen fest, verletzte mehr als ein Dutzend mit Gummigeschossen und zerstörte sogar 51 Autos mit Schlagstöcken. Diese Repression richtete sich gegen den 3-tägigen Streik der SIDOR-ArbeiterInnen; dieser war die letzte Aktion in einem Kampf, der schon die letzten 15 Monate am Laufen ist.
SIDOR, Lateinamerikas größtes Stahlwerk, befindet sich in der Stadt Ciudad Guayana im Bundesstaat Bolívar. Die mehr als 13.000 ArbeiterInnen verlangen einen neuen Kollektivertrag mit höheren Löhnen und Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen. SIDOR wurde 1998 unter der Regierung Rafael Caldera privatisiert. Momentan wird es vom argentinischen multinationalen Konzern Ternium-Sidor kontrolliert, welcher Teil des Zusammenschlusses Technit ist. Ternium besitzt 60% der Fabrik, 20% sind in Besitz des Bundesstaats Bolívar, 20% gehören den 15.000 ArbeiterInnen, die zur Zeit der Privatisierung in der Fabrik gearbeitet haben.

In den neun Jahren seit der Privatisierung haben sich die Arbeitsbebedingungen zunehmend verschlechtert – 19 ArbeiterInnen sind während der Arbeit ums Leben gekommen. Am 25. März ist ein 52-jähriger Arbeiter wegen eines Herzinfarkts gestorben. Seine Station, welche früher von drei ArbeiterInnen bedient wurde, wird aufgrund von „Rationalisierungen“ nur mehr von einer/m ArbeiterIn bedient. Dieser Todesfall hatte einen neuen 72-stündigen Streik zur Folge.

Dieser Streik wurde auf einer spontan einberufenen ArbeiterInnenversammlung am selben Abend beschlossen. GewerkschaftsführerInnen waren nicht anwesend – genauso wie bei der spontanen Versammlung vor dem 3-tägigen Streik am 13. März und dem 1-tägigen Streik am 24. März. Der neueste Streik wurde von einer Demonstration durch Ciudad Guyana mit rund 5.000 TeilnehmerInnen unterstützt.

Die ArbeiterInnen und ihre Gewerkschaft SUTISS (Vereinigte Gewerkschaft der StahlarbeiterInnen und ähnlicher Branchen) fordern nicht nur einen Kollektivvertrag, sondern auch die Re-Verstaatlichung des Stahlwerks; da ja auch die Venezuelanische Regierung während den letzten paar Jahren viel über die Rücknahme von Privatisierungen gesprochen hat. Weniger als ein Drittel der ArbeiterInnen bei SIDOR haben einen fixen Arbeitsplatz, die anderen zwei Drittel verfügen nur über befristete Verträge und bedeutend weniger Rechte (Urlaub, Wohnförderung, Arbeitsplatzsicherheit…). Ein weiteres Ziel des aktuellen Kampfes ist es, unbefristete Verträge für alle ArbeiterInnen durchzusetzen.

Venezuelas Präsident Hugo Chávez schwieg sich über den Konflikt bei SIDOR aus: bis heute, zwei Wochen nach der brutalen Repression, hat er sich nicht von dem Vorgehen der Nationalgarde distanziert oder auf die Forderungen nach Verstaatlichung reagiert. Die Regierung von Chávez will ihre guten Verbindungen zur argentinischen Regierung unter Cristina Kirchner, welche hinter dem Technit-Konzern steht, nicht riskieren.

„Wenn das eine US-amerikanische Firma wäre, hätte sie die Regierung schon längst reverstaatlicht“, beschweren sich die ArbeiterInnen-VertreterInnen. José Melendez, vom SUTISS-Vorstand bringt die Notwendigkeit der Verstaatlichung aller multinationalen Konzerne ins Spiel. „In Venezuela sprechen wir über Sozialismus, aber unsere FührerInnen sollten uns sagen, welchen Sozialismus sie meinen, nachdem die KapitalistInnen auf Kosten der ArbeiterInnen so weitermachen können wie sie wollen.“

Das bekannteste Transparent des Streiks bringt es auf den Punkt: „Chávez, wilder Kapitalismus ist in SIDOR gegenwärtig.“ Das „Gewerkschaftsbündnis“, eine linke Liste innerhalb von SUTISS (der auch Melendez angehört), wiesen in einem Flugblatt darauf hin, dass es eine Verfügung des Präsidenten war, die den ArbeiterInnen bei PDVSA [Anm.: dem staatlichen Erdölkonzern] unbefristete Verträge gegeben hat. Im Text heißt es weiter: „Wir fordern, dass uns der Präsident ebenso behandelt wie die ArbeiterInnen von PDVSA.“

Die Regierung war allerdings überwiegend auf der Seite der Bosse. Arbeitsminister José Ramón Rivero (der sich manchmal selber als „Trotzkist“ bezeichnet und in den 70ern Mitglied von Venezuelas „Sozialistischer Arbeiterpartei“ war) versuchte zunächst, ein „Schiedsgericht“ einzusetzen, einen von ihm persönlich besetzten Ausschuss, der eine Lösung für den Konflikt finden sollte, welche die ArbeiterInnen akzeptierten müssten. Die ArbeiterInnen lehnten diesen Vorschlag gänzlich ab. Danach versuchte der Minister ein „Referendum“ zu installieren; eine Abstimmung aller SIDOR-ArbeiterInnen über das letzte Angebot des Werksbesitzers. Diese sollte vom Nationalen Wahlrat organisiert werden.

Arbeitsminister Rivero hat sich den Hass der SIDORistas zugezogen. Melendez meint dazu: „Er sollte nicht Arbeitsminister, sondern eher UnternehmerInnenminister genannt werden.“ Aber auch Präsident Chávez, der in der Venezuelanischen ArbeiterInnenklasse sehr beliebt ist, erntet zunehmend Kritik. Bei einer landesweiten Versammlung in Ciudad Guyana am 29. März, bei der es um den Aufbau einer Solidaritätskampagne mit SIDOR ging, war die Stimmung der rund 200 GewerkschaftsführerInnen und ArbeiterInnen aus ganz Venezuela ziemlich feindlich gegenüber der „sozialistischen Regierung“.

„Ich kenne SIDOR seit 30 Jahren und habe noch nie diese Art von Repression gesehen; nicht einmal in der Vierten Republik [die Venezuelanische Republik bis 1998]“ sagte José Rodriguez vom SUTISS-Vorstand. Cruz Bello, ebenfalls Mitglied des Vorstands, sprach über die Notwendigkeit einer politischen Partei der ArbeiterInnenklasse um für die Interessen der ArbeiterInnen in Auseinandersetzung wie der gegenwärtigen zu kämpfen. Viele SIDORistas fühlten, dass die Parteinahme der Regierung für die UnternehmerInnen im aktuellen Konflikt die Unterstützung in der Industrieregion rund um Ciudad Guyana, welche bis jetzt eine Hochburg des „Chavismo“ war, bedeutend reduzieren wird.

Der Anwalt von SUTISS ging sogar noch weiter: „Am 14. März, genau zum Todestag von Karl Marx, während Präsident Chávez über Marx und das Proletariat sprach, griff die Nationalgarde, welche unter dem Kommando des Präsidenten steht, ArbeiterInnenproteste an. Sogar beim Streik von 1971, den ich als Jura-Student unterstützte, hatte ich nicht solche Repression erlebt… Die Bourgeoisie, auch wenn sie sich das Etikett „Sozialist“ aufklebt, muss die ArbeiterInnenklasse unterdrücken.“

Es war die Kommunistische Partei Venezuelas (PCV) welche eine gewisse Verteidigung für die Handlungen der Regierung vorbrachte. Der erste Vertreter der PCV, der sprach, erklärte, dass der Kampf bei SIDOR „der Funke sein soll, der Venezuela entfacht“ und dass die Polizeirepression daher kommt, weil der „Venezuelanische Staat tatsächlich ein Staat im Dienste der Bourgeoisie ist. Wir müssen ihn zerschlagen und eine Volksmacht aufbauen!“ Aber zugleich sagte er auch, dass der Sieg der SIDORistas und die Zerschlagung des Staats „Seite an Seite mit der bolivarischen Regierung“, also der Führung des Staats, der die ArbeiterInnen unterdrückt, stattfinden muss.

Der Generalsekretär der PCV, Oscar Figuera, kam ganz am Ende der Versammlung und versuchte in seiner 45-minütigen Rede die Unzufriedenheit mit Chávez abzumildern. Er erklärte, dass der „Hauptfeind nicht die Regierung sei, sondern die multinationalen Konzerne“ und „wir müssen den Hauptfeind ausmachen, um Verbündete gewinnen zu können, wir können die Regierung nicht mit zu viel Kritik vertreiben.“ An dieser Stelle wurde er allerdings von wütenden ArbeiterInnen unterbrochen, die einwarfen: „Aber die verteidigen den Kapitalismus!“

Die Versammlung für die Unterstützung des Kampfes bei SIDOR war nur ein Ausdruck der steigenden Entfremdung zwischen der Regierung Chávez und den Venezuelanischen ArbeiterInnen. Nach neun Jahren an der Macht hat Chávez` „Bolivarische Revolution“ keine fundamentalen Veränderungen der Ökonomie gebracht. Das tägliche Leben der Venezuelanischen ArbeiterInnen ist noch immer „wilder Kapitalismus“. Viele der AktivistInnen sehen den Kampf bei SIDOR als einen möglichen Wendepunkt – wenn die ArbeiterInnenklasse eine unabhängige Rolle in der Venezuelanischen Politik einnimmt.

Orlando Chirino, ein landesweiter Koordinator der UNT [Anm.: und sehr bekannter Gewerkschafter, der sich in trotzkistischer Tradition sieht], meinte „wenn die SIDOR-ArbeiterInnen gewinnen, wird der arbeiterInnenfeindliche Arbeitsminister in wenigen Minuten stürzen. Wenn die SIDOR-ArbeiterInnen gewinnen, werden die ArbeiterInnen im Staatssektor ihren Kampf gewinnen. Wenn die SIDOR-ArbeiterInnen gewinnen, werden wir der Kampf für Gewerkschaftsunabhängigkeit gewinnen.“ In diesem Geist verabschiedete die Versammlung eine Resolution, in der die Gründung eines Solidaritätskomitees beschlossen und der Präsident zu einer Stellungnahme zur Repression vom 14. März aufgefordert wurde.

Am Abend davor fand ein großes Solidaritäts-Festival in einem Park am Orinoco Fluss statt. Bis zu eintausend ArbeiterInnen und ihre Familien kamen, um Musik und Reden zu hören, um Kraft für den künftigen Kampf zu tanken. Solidaritätsbotschaften kamen aus ganz Venezuela und Lateinamerika, darunter eine Erklärung von Argentinischen EisenbahnarbeiterInnen, in der auf ihre Kämpfe gegen Technit und die Notwendigkeit für einen gemeinsamen Kampf aller ArbeiterInnen gegen multinationale Konzerne eingegangen wird.

Das Festival wurde hauptsächlich von der Kommunistischen Jugend von Venezuela (JCV) organisiert, die weiterhin die Chávez Regierung unterstützt. Aber sogar sie waren davon überzeugt, dass der Kampf bei SIDOR einen Wendepunkt im Klassenkampf in Venezuela bedeuten könnte, und dass er lokale, landesweite und internationale Unterstützung braucht. RevolutionärInnen der ganzen Welt müssen ihre Solidarität mit dem Kampf der SIDORistas für einen Kollektivvertrag und Re-Verstaatlichung der Fabrik unter ArbeiterInnenkontrolle kämpfen!

von Wladek Flakin, Ciudad Guyana
von der unabhängigen kommunistischen Jugendorganisation Revolution,  http://www.revolution.de.com/

Übersetzung: Revolutionär Sozialistische Organisation (RSO), www.sozialismus.net
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Ergänzungen

Ween die Welt so einfach wäre...

lesen bildet 02.04.2008 - 20:54
Leider ist die Geschichte etwas unvollständig und etwas sehr vereinfacht dargestellt...

Die Arbeiter von Sidor haben sicher Recht mit vielen ihrer Forderungen. Aber warum wundern sie sich, dass es keine großartige Solidarität gibt? Die Arbeiter von Sidor verdienen monatlich mindestens 3000 BsF, etwa 1400 Dollar. Der Lohn, der in den meisten Fabriken Venezuelas bezahlt wird, beträgt etwa ein Drittel dessen. Als aber bei anderen Streiks die Arbeiter die Sidor-Beschäftigten um Solidarität gebeten haben, kam nichts. Warum sollten also nun die Arbeiter, die ein Drittel von dem bekommen, was die Sidor-Arbeiter verdienen, mit der Forderung der Sidor-Arbeiter solidarisch sein?
Chávez hat bisher dazu noch nichts gesagt. Wie zu vielen anderen Themen auch. Er muss ja auch nicht zu allem reden, oder?
Im fall der Sidor-Beschäftigten und der Repression wurde auch "vergessen" einen ziemlich wichtigen Punkt zu erwähnen:
Die Arbeiter, die festgenommen wurden, wurden allesamt einen Tag später von der Richterin wieder auf freien Fuß gesetzt, alle Anklagen eingestellt und es erging die Empfehlung an die zuständige Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die für die Repression Verantwortlichen einzuleiten.
Der Arbeitsminister ist ganz sicher ein Arschloch, und ein trozkistisches Arschloch. Oder liegt der Trotzkisten-TÜV jetzt in den Händen von Wladek Flakin?
Und wenn die Arbeiterbewegung bisher nicht mehr auf die Reihe bekommen hat, liegt das primär an ihr selbst. Sie hatte viele Chancen und hat sie nicht genutzt. Trotz aller radikalen Sprüche, unterscheiden sich die verschiedenen Gewerkschaftsströmungen (von der FBT, zu der der Arbeitsminister gehörte, bis zu CCura vom zitierten Chirino) nur in der Höhe der geforderten Lohnerhöhung (von 20-80 Prozent). Das ist ganz schön erbärmlich, in einem Land in dem es die Möglichkeit gibt zu gestalten. Die Gewerkschaften machen aber weiterhin traditionelle Gewerkschaftspolitik. Sidor, trotz aller Berechtigung des Kampfes, ist auch nichts anderes: Lohnerhöhungen und Arbeitsplatzsicherheit für privilegierte und hochbezahlte Facharbeiter.

"Unabhängige Jugendorganisation"

Da spotter 03.04.2008 - 06:01
Zunächst stimme ich mit "lesen bildet" in der Einschätzung der Qualität des Beitrags von Wladek Flakin überein. Der SIDOR-Streit wird in einem kleinen Teil der Linken zunehmend als Lackmus-Test für den "revolutionären" Charakter oder auch nur due Wahrhaftigkeit dessen angeführt, was in Venezuela geschieht. Schaut man sich die Bedeutung innerhalb Venezuelas an, aber auch die Komplexität des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umbruchs, relativiert sich diese Darstellung schnell. Ich will damit keine Verfehlungen entschuldugen, die in diesem Arbeitskampf von Staatsseite aus gemacht wurden. Aber man kann die verantwortlichen Autoritäten in diesem Fall nicht einfach mit "dem Staat" gleichsetzen, zumal in Venezuela ganz eindeutig eine Doppelherrschaft besteht.

Was mich zudem stört, ist die politische Unaufrichtigkeit des Autors Flakin. Wenn er sich als Vertreter der "unabhängigen Jugendorganisation Revolution" präsentiert, dann ist das ebenso eine Täuschung der LeserInnen wie die Selbstdarstellung Wolfgang Clements als unabhängiger Experte für Energiepolitik.

Wladek Flakin, seine Organisation und auch der "Revolutionär Sozialistische Organisation" (RSO), von dem die (überarbeitungsbedürftige) Übersetzung stammt, sind allesamt so trotzkistisch, dass es trotzkistischer kaum mehr geht. Weshalb, zum Eispickel-Henker, schreibt es das da nicht rein? Dann wäre den LeserInnen auch in der Einordnung des Beitrags geholfen ...

trotzkisten & anarchisten vs venezuela

condorito 03.04.2008 - 09:51
...als anmerkung dazu noch: in venezuela arbeiten trotzkistische und anarchistische organisationen nicht nur nicht mit den basisbewegungen zusammen.

sie organisieren sich, um sich von der ihnen nicht genehmen richtung des bolivarismus abzugrenzen, seit jahren schon mit der rechten opposition.
unter anderem die rechte studierendenbewegung (pseudo-otpor), in der unter auch offen faschistische und falangistische organisationen vertreten sind, zählt auf die unterstützung von "anarchistInnen" und trotzkistInnen.

von daher verwundert dieser artikel hier nicht. wenn kleinbürger, die sich zu fein für den "mob" südamerikas sind und daher nicht viel verstehen, kommt so etwas eben dabei raus.

an die leute, die spanisch können, schaut mal hier rein...:
 http://www.catiatve.org/spip.php?article18

ansonsten auch mal bei youtube unter "aporrea estudiantes" oder "hojilla" suchen. da erfährt man sehr viel von dem, was man in deutschen medien (außer amerika21.de oder raul zelik) nicht erfährt. auch ansonsten: lerne,lerne,lerne !

venezuela-aktuell.de

Internationalist 10.04.2008 - 09:55
Sieg im Arbeitskampf: SIDOR wird verstaatlicht
Mittwoch, 9. April 2008

Nach einem mehrmonatigen Arbeitskampf für bessere Arbeitsbedingungen und harten Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen, Sicherheitskräften und dem Arbeitsministerium haben die Beschäftigten des Stahlwerks SIDOR den Kampf gewonnen. Venezuelas Vizepräsident Ramón Carrizales hat erklärt, dass Präsident Hugo Chávez die Rückverstaatlichung des Unternehmens angeordnet habe. "Ternium Sidor" war 1997 privatisiert und an ein italienisch-argentinisches Konsortium verkauft worden.


Die Arbeiter hatten schlechte Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung von Arbeitern, die über Subunternehmen angestellt wurden, beklagt und Verbesserungen gefordert. In den harten Auseinandersetzungen wurden die Arbeiter und ihre Gewerkschaft Sutiss auch Opfer brutaler Polizeieinsätze der Nationalgarde. Für Empörung sorgte auch das Verhalten des Arbeitsministeriums, das sich kaum verhohlen auf die Seite des Unternehmens stellte und die Arbeiter zu einer Einigung drängte.

Augenzeugen berichten, dass die Entscheidung in der vergangenen Nacht (Ortszeit) fiel, nachdem Gewerkschaft und Unternehmensvertreter unter Vermittlung des Vizepräsidenten bereits mehrere Stunden verhandelt hatten. Obwohl die Drohung einer Nationalisierung bereits im Raum gestanden hatte, überraschte Carrizales die Anwesenden, als er die Vertreter des transnationalen Konzerns aufforderte, ihre Verweigerung eines Angebots an die Arbeiter zu bestätigen. Als diese dies taten, erklärte der Vizepräsident, dass weitere Verhandlungen nicht mehr nötig seien, da SIDOR nationalisiert werde.

Zurückgekehrt nach Caracas versicherte Carrizales, dass die souveräne Entscheidung der venezolanischen Regierung, das in italienisch-argentinischem Besitz befindliche Unternehmen zu verstaatlichen, die Beziehungen zu Argentinien nicht belasten werde. Argentinien habe die inneren Entscheidungen Venezuelas immer respektiert, so der Vizepräsident. Die Entscheidung zur Nationalisierung sei notwendig gewesen, um die "Situation der Ausbeutung und Mißhandlungen" zu beseitigen, der die Arbeiter von SIDOR unterworfen gewesen seien.

SIDOR ist der wichtigste Stahlproduzent nicht nur Venezuelas, sondern auch der Andenregion und der Karibik. Das Stahlwerk befindet sich in Puerto Ordaz am Orinoco.