Anschläge auf Titanic in Neumünster

Freier Beobachter 17.03.2008 23:58 Themen: Antifa
Im schleswig-holsteinischen Neumünster kam es in den letzten 2 Wochen zu zwei Anschlägen auf die Nazikneipe "Titanic", sowie einen Anschlag auf die nahegelegene Fatih-Moschee
In der Nacht auf den 7. März (Donnerstag) warf ein/e Unbekannte/r oder warfen mehrere Unbekannte mit einem Gullydeckel drei Scheiben in der "Titanic" ein und verunstalteten mit Farbbomben die Räume der Gaststätte. Die Nazis klebten die zerstörten Scheiben notdürftig ab zu und bereinigten die Schmierereien. Die Presse schweigte unmittelbar zu diesem Vorfall.
Als Antwort der Nazis wurde am Abend des 7.Märzes zwei Scheiben der Fathi-Moschee mit Ziegelsteinen eingeschmissen. Die Polizei nahm hierbei gegen 23:40 Uhr einen 33-jährigen betrunkenden Tatverdächtigen fest, der die Tat gestand; ein politischer Hintergrund sei jedoch auszuschliessen. Missachtet wurde hierbei, dass sich der Täter zuvor in der Titanic befand und sich auch nach der Tat wieder in die Titanic bewegte.

Am Mittwoch der darauffolgenden Woche (12.3.) wurden die Scheiben der Titanic ersetzt.
Lange durften sich die Faschisten jedoch nicht an ihren neuen Fenstern erfreuen, denn bereits 1 1/2 Tage, in der Nacht auf Freitag den 14.3., wurden die Scheiben wieder zerstört. Dieses mal wurde alle vier Scheiben der Gaststätte vernichtet und wieder mit Farbbomben die Einrichtung beschädigt. Laut "Kieler Nachrichten" wurde ebenfalls eine "übelriechende Flüssigkeit" verwendet. Die Nazis flickten ihre Scheiben ebenfalls notdürftig mit Glaskleber und einfachen Scheiben und verrammelten 2 Fenster von innen mit Spanplatten.
Am folgenden Samstag erschien ein Artikel im "Holsteinischen Courier" zu den Anschlägen (Artikel weiter unten). Mittlerweile hat sich der Staatschutz des K5 in Kiel die Ermittlungen übernommen. Das K5 beschäftigt sich ausschliesslich mit politisch motivierten Straftaten.


Derweile wurde eine Kameraüberwachung in der Titanic eingerichtet und die Polizei hat ihren zivilen Streifen, sowie ihre Präsenz vor der Titanic erhöht!


Kurzinfo:
Die Titanic ist eine Nazikneipe in einem Viertel multikulturellen Lebens, einer Moschee, sowie einem städtischen Jugendzentrum. Sie existiert seit fast 5 Jahren und erhält immer mehr Zulauf jüngerer und älterer Neonazis. Vermehrt kam es in den letzten Monaten zu Angriffen der Nazis, auf Jugendliche, sowie auf die "Aktion Jugendzentrum", die sich rund 50m entfernt befindet. Hier wurden während verschiedener Konzerte mehrere Scheiben zerstört, sowie mit Naziparolen und Hakenkreuzen besprüht.
Die Titanic stellt neben dem in Neumünster längst etablierten "Club88" den Nazitreffpunkt Nr.1 in NMS dar. Grund dafür ist der Sohn des Wirtes "Pascal Micheel", der zur jungen Neonaziszene gehört. Auch sein 58-jähriger Stiefvater "Horst Micheel" hat die Ideologie seiner Gäste längst übernommen; so war er Ende März 2007 auf dem NPD-Aufmarsch in Lübeck zum Gedenken der "alliierten Bombenopfer" zu sehen und fotografiert worden.
Die Presse, sowie die Stadt und die Polizei schweigen dies alles gänzlich tot!


Artikel des "Holsteinischen Couriers" vom 15.3.2008:
"Der Staatsschutz ermittelt"
Unbekannte warfen Scheiben im Titanic ein und verwüsteten Kneipe mit Farbe

Neumünster/ro - In der Nacht auf Freitag warfen Unbekannte die vier Scheiben der Gaststätte der Titanic an der Friedrichstraße ein und schleuderten mehrere mit Farbe gefüllte Flaschen in das Lokal. "Das ist innerhalb einer Woche schon das zweite Mal", sagt Titanic-Wirt Horst Micheel (58).
Nach gleichem Muster waren bereits in der Nacht auf den 7. März, in der auch gegen die Fatih-Moschee Steine flogen, drei Scheiben im Titanic zu Bruch gegangen. Die Täter benutzten damals wie jetzt einen aus der Straße Hinter der Bahn stammenden Gullydeckel und schleuderten Farbbehälterm die an den Wänden und den Möbeln zerplatzten. "Draussen auf der Straße lagen noch vier Flaschenköpfe, zwei davon hat die Polizei sichergestellt", sagt Micheels Sohn Pascal, der gegen 3:15 Uhr von der Polizei alarmiert zum Tatort eilte. Den Gesamtschaden schätzen die Micheels auf etwa 10.000 Euro.
"Ob es einen politischen Hintergrund gibt, steht noch nicht fest. Das Kommissariat 5 für Staatsschutzsachen hat die Ermittlungen übernommen", sagte der Pressesprecher der Bezirkskriminalinspektion in Kiel, Jürgen Börner. Zum Anschlag auf die Moschee gebe es keinen neuen Stand. Die Polizei hatte hier einen 33-jährigen betrunkenen Neumünsteraner ermittelt, der die Tat einräumte. Er soll sich kurz vor der Tat im Titanic aufgehalten haben.
"Man hat uns mit dem Anschlag auf die Moschee in Verbindung gebracht, aber damit haben wir nichts zu tun", sagt Horst Micheel. Er habe weder etwas mit Rechts noch mit Links zu schaffen. Micheel: "Wir haben keine Ärger mit unseren türkischen Mitbürgern, sondern einen gutnachbarlichen Kontakt."


Dieser Artikel, vor allem der Satz "er hätte weder etwas mit Rechts nocht mit Links zu schaffen" ist in Anbetracht der Tatsachen eine komplette Farce. Selbst der Courier schrieb in einem früheren Artikel 2007 bereits, dass es sich selbst nach Polizeiaussagen bei dem Publikum in der Titanic neben Kampftrinkern ebenso um Nazis handelt.
Des Weiteren ist ein öffentliches Auftreten der Nazis kaum möglich; sie propagieren ihr Weltbild bei Konzerten der AJZ mit Parolen und tragen im Alltag Thor Steinar und andere Nazikleidung. Bei mehreren AJZ Konzerten kam es zu Pöbeleien oder Übergriffen der Nazis, bei denen sie in jüngster Zeit auch Teleskopschlagstöcke, sowie Baseballschläger bei sich führten.


Die Ursachen der Anschläge sind selbst für Aussenstehende leicht ersichtlich:
- ein seit fast 5 Jahren immer weiter etablierender Nazitreffpunkt mitten in der Innenstadt, in direkter Umgebung multikulturellen Lebens, einer Moschee und eines Jugendzentrums
- sich häufende Angriffe der Faschisten auf Jugendliche, MigrantInnen, Alternative, Andersdenkende und jeden, der nicht nicht in ihr beschränktes Weltbild passt
- vermehrte Angriffe auf und etlich verursachte Sachschäden an dem nahe gelegenen Jugendzentrum, das sich für die Förderung nicht-rechter und antirassistischer Jugendkulturen stark macht
- das ausweitende Sicherheitsgefühl und Bewusstsein der Nazis eines unbekümmerten Lebens in Neumünster
- eine sich ausbreitende faschistische Szene innerhalb der Gesellschaft, die längst nicht mehr nur von Jugendlichen getragen wird
- eine Polizei, die bei Naziattacken die Augen verschliesst und lieber antifaschistische Personen kriminalisiert, als rechte Straftäter zu ermitteln
- eine Stadtregierung, die ein zunehmendes Naziproblem in Neumünster leugnet, faschistische Umtriebe verharmlost und nicht bereit ist, gegen Gaststätten wie die Titanic und den Club88 vorzugehen
- die Bürger, die sich größtenteils an ein Zusammenleben mit den Nazis gewöhnt und diese in ihrem Umfeld, sei es Arbeit, Schule, Sportverein oder sonstwo anerkannt haben


In Anbetracht dieser Fakten sei die volle Solidarität mit dem/der AktivistIn oder den AktivistInnen ausgesprochen!!!!


Die Bilder zeigen die Fenster der Titanic nach dem 1. Anschlag; das "Anarchie"-Zeichen stammt von voherigen Aktionen gegen die Nazikneipe.
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