BILD sagt: LLL-Demo in Berlin sehr groß

Wladek Flakin 17.01.2008 15:57 Themen: Soziale Kämpfe
Die BILD-Zeitung ist für ihre wahnsinnige Hetze gegen MigrantInnen und vor allem gegen Linke bekannt. In Erinnerung bleibt ihre Schlagzeile vom Tag nach der Anti-G8-Demo in Rostock: "Wollt ihr Tote, Chaoten?" (in Nachhinein stellte sich heraus, dass es lediglich zwei "schwer"verletzte PolizistInnen gegeben hatte). Die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland spielt auch die Teilnehmerzahlen bei linken Demos massiv herunter, wenn sie nicht komplett totgeschwiegen werden.

Aber am Montag (14. Januar 2008) meldete BILD, dass "mehr als 10.000 Demonstranten aus (ganz) Deutschland, Italien, Spanien, Österreich" an der Demonstration im Gedenken an die drei Ls (Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wladimir Lenin) teilnahmen.
Wir könnten dem BILD-Bericht hinzufügen, dass auch viele Menschen aus Dänemark, Griechenland, dem Baskenland und anderen Ländern dabei waren. Aber wir stimmen – seltenweise – mit BILD überein, dass die diesjährige LLL-Demo größer war als in den Jahren zuvor. Auf der Demo waren über 10.000, am Friedhof fast 100.000 Menschen.

Der Spiegel dagegen gab einfach den Polizeibericht über die Demo – 3.400 TeilnehmerInnen – weiter. Die bürgerliche Presse, ob rechts oder sehr rechts, amüsierte sich über NostalgiestalinistInnen mit Stalin-Poträts oder DDR-Symbolik, und natürlich besteht ein guter Teil der LLL-Fans aus älteren Menschen, die schon seit fünfzig Jahren oder mehr an diesem Gedenkritual teilnehmen. Aber wenn wirklich nur ältere Leute teilnehmen würden, dann würde die Demo ständig schrumpfen, genauso wie wie die alte PDS – d.h. eine leicht wachsende Teilnehmerzahl beweist, dass jedes Jahr neue, junge Leute dazu kommen.

Mensch brauchte nur den lautstarken und kämpferischen Antikapitalistisch-Internationalistischen Block (organisiert von ALB und ARAB) anzugucken, wo auch viele Menschen, die erst nach dem Zusammenbruch der DDR geboren wurden, mit demonstrieren.

Angesichts der Perspektivlosigkeit, mit der wir im kapitalistischen System immer mehr konfrontiert werden, stossen die KommunistInnen Luxemburg, Liebknecht und Lenin langsam wieder auf größeres Interesse bei Jugendlichen. Die drei Ls stehen für die meisten von ihnen weniger für ein politisches Programm als für die grundsätzliche Ablehnung der kapitalistischen Verhältnisse. Aber die Neugier über ihr Programm wird ebenfalls größer:

So war die Rote Insel fast voll, als die unabhängige Jugendorganisation REVOLUTION am Abend vor der Demo eine Veranstaltung über "Die LLL und die Revolution" anbot. Es gab zwei Vorträge über die Oktoberrevolution in Russland im Jahr 1917 und die Novemberrevolution in Deutschland im Jahr 1918. Durch den Vergleich konnte herausgearbeitet werden, dass eine revolutionär-marxistische Arbeiterorganisation beim Ausbruch der deutschen Revolution fehlte, was entscheidend zur Niederlage der Arbeiteraufstände im Deutschen Reich beitrug.

Im Anschluss an die Veranstaltung gab es eine Soliparty mit mehr als 50 Leuten, wobei die Communist Classics besondere Beliebtheit genossen. Um 2 Uhr wurde die Party dann verantwortungsbewusst beendet – dagegen sahen die Antifas auf der Demo am nächsten Tag so aus, als ob sie viel zu lange gefeiert hätten...

Am LLL-Weekend von REVOLUTION nahmen Jugendliche aus Berlin, Meckpomm, Sachsen und Niedersachsen, auch aus Tschechien und noch weiter weg teil. Während Linkspartei-PolitikerInnen kurz vor dem Friedhof trauern und dann mit ihrer reformistischen Politik weiter versuchen, den Kapitalismus irgendwie menschlicher zu machen, wollen wir die revolutionär-sozialistische Tradition der drei Ls wieder beleben (deswegen heißt es ja "Old School"). Wir ehren Rosa Luxemburg, weil sie ihr ganzes Leben für den revolutionären Sturz des Kapitalismus kämpfte. War sie tatsächlich eine Verteidigerin der bürgerlichen Demokratie und eine Gegnerin der "bolschewistischen Diktatur", wie die nach ihr benannten Stiftung behauptet? Sie meinte selber dazu: "Die ganze Macht in der Hand der arbeitenden Masse als revolutionäre Waffe zur Zerschmetterung des Kapitalismus – das allein ist wahre Gleichberechtigung, das allein wahre Demokratie!" Und: "Wer sich dem Sturmwagen der sozialistischen Revolution entgegenstellt, wird mit zertrümmerten Gliedern am Boden liegen bleiben." Soviel dazu.

von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com)



+++++ Artikel zur Demo+++++
-  http://www.jungewelt.de/2008/01-14/059.php
-  http://www.bild.t-online.de/BILD/berlin/aktuell/2008/01/14/liebknecht-luxemburg/jahrestag-gedenken.html
-  http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,528327,00.html
-  http://de.indymedia.org/2008/01/205163.shtml

+++++Polizeirepression+++++
 http://de.indymedia.org/2008/01/205028.shtml

+++++Aufruf von Revo++++++
 http://www.revolution.de.com/revolution/0801/ll-demo/index.html
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Ergänzungen

Tippfehler in der Bild: eine 0 zu viel

Bild-Blog 17.01.2008 - 17:16
Wie der Bild-Blog aktuell berichtet gibt es einen weiteren Fehler in der Bild Zeitung. Statt wie üblicherweise die Teilnehmerzahl der LL-Demo niedriger mit 1000 oder sie realistisch mit 3000-4000 anzusetzen unterlief dem Artikelschreiber ein folgenschwerer Fehler: auf Grund einer neuen Tastatur fügte er eine 0 zu viel ein.
Diese 0 hat weit reichende Konsequenzen: spontan sind alle verpeilten K-Gruppen-Anhänger der Meinung, dass es wirklich 10000 Menschen in Europa gibt, die ebenso strunzdumm sind wie sie und unter den Stalin Postern für ein faschistoides System demonstrieren wollen.

Weitere ungewöhnliche BILD-Nachricht

zweites ich 17.01.2008 - 17:29
Vor ein paar Tagen hab ich mich auch schon mal ziemlich über die BILD gewundert. Das war an dem Tag, wo sich der CDU-Generalsekretät o.ä. hinter Kochs ausländerfeindlichen Wahlkampf gestellt hatte. Und am selben Tag titelt BILD Berlin mit einem Vorfall, bei dem 2 Türken irgendnen Taxifahrer vor Prügel bewahrt haben. Der Aufmacher: "Berliner Türken werden zu Helden!"
Tja, fällt jetzt sogar die BILD Koch in den Rücken?! Oder wie oda wat?

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Wat?

Horst 17.01.2008 - 16:20
In welchem Aufruf ging es bitte um Lenin das hier permanent LLL-Gedenken angepriesen wird?

Wow! 50Menschen auf der Soli-Party! Das sind also die perspektivlosen revolutionären Massen die zu Kommunisten geworden sind?
Und verantwortungsbewusst ne Party zu beenden halte ich für den allergrößten Scheiss.
Wenn so allen Ernstes Euer Kommunismus aussehen soll, liebe Revolution, dann werde ich ganz sicher kein Teil davon sein und ihn mit aller Macht bekämpfen!

Angewidert wende ich mich nun wieder der perspektivlosen Lohnarbeit zu!

Horst

Wenn nicht mal mehr die Leninisten...

der haufen der geschichte 17.01.2008 - 16:24
...noch wissen, wie Lenin heißt, dann besteht ja noch Hoffnung für die Linke. Lenin hatte – anders als der wohlmeinende und uninformierte Autor meint – keinen Vornamen. Einen Vornamen hatte nur Wladimir Iljitsch Uljanow, dessen Kampfname "Lenin" war. Das war der Chef von dem Verein, der den Begriff "Kommunismus" auf den Hund gebracht und in ein Synonym für Genickschuss, C.K., Hunger, Fraktionsverbot und Unfreiheit verwandelt hat. Er hatte was gegen Sozialdemokraten, aber nur gegen die anderen. Ansonsten fand er genau wie Minister Tiefensee die deutsche Post ganz toll. So sind sie halt, die Sozis.

LLL und LL

Das vierte L 17.01.2008 - 16:39
Weil hier ständig nach dem dritten L der LLL-Demo gefragt wird: Tatsächlich heisst die Demo offiziell LL-Demo. Allerdings gab es traditionell (Weimarer Republik) von der KPD organisierte LLL-Wochen und LLL-Ehrungen, weil Lenin am 24. Januar starb. Und wem es nicht passt: Auch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg waren KommunistInnen.

merkt ihr was?

hat die augen auf 17.01.2008 - 16:49
Mir fällt dazu nicht mehr viel ein, bei euch kriege ich ja fast Angst.. ich freu mich schon, wenn ihr die neue Avantgarde des Proletariats bildet und mir sagt, was ich zu denken habe.. ja die Partei hat immer recht *sing* *spring*
Ich könnt das fast anfangen die Repressionsorgane zu preisen, dass die mich dann vor euch.. aber das wäre zu idealistischer Glaube.. merkt ihr was?
Allein das hier:

"Aber wenn wirklich nur ältere Leute teilnehmen würden, dann würde die Demo ständig schrumpfen, genauso wie wie die alte PDS – d.h. eine leicht wachsende Teilnehmerzahl beweist, dass jedes Jahr neue, junge Leute dazu kommen."

OK, die Teilnehmerzahl wächst, aber das müssen doch nicht zwangsläufig junge Menschen sein, vor allem mit Blickpunkt PDS, möchte ich behaupten, dass dort die meisten neuen Mitglieder eher nicht mehr junge Menschen sind.. kann mensch sich drüber aufregen, muss mensch aber nicht, aber das hier:

"Durch den Vergleich konnte herausgearbeitet werden, dass eine revolutionär-marxistische Arbeiterorganisation beim Ausbruch der deutschen Revolution fehlte, was entscheidend zur Niederlage der Arbeiteraufstände im Deutschen Reich beitrug."

Mhh ja, danke. Kategorie: Verschwendete Zeit! Wie kann man soetwas komplexes, wie die Revolution(en) in Deutschland 1918/9 damit abtun, dass eine revolutionär-marxistische Arbeiterorganisation gefehlt hat. Ich sag einfach mal so, es hat der aufgeklärte, gebildete Anarchist in jedem Deutschen gefehlt um ein perfekt selbstorganisiertes föderales Staatssystem ohne Hirarchie aufzubauen!

merkt ihr was?

Verantwortungsvoll feiern

hihihih 17.01.2008 - 16:58
Das ihr eure Party so "verantwortungsvoll" früh beendet habt war dann bestimmt auch der Grund warum ihr mit eurem "Old School" Transpi im Gegensatz zu der noch rest-betrunkenen aber pünktlichen Antifa erst nach dem ersten Drittel zur Demo dazugestossen seid...

Lenin und Luxemburg

Rosa 17.01.2008 - 16:59
Lenin und Luxemburg in eine solche Nähe zu stellen ist historisch schlicht falsch. Vielmehr beweisen diese beiden Protagonistinnen der kommunistischen Bewegung, wie plural auch diese war.
Luxemburgs und Lenins Theorie unterscheiden sich erheblich. Luxemburg wurde zunehmend zu einer offenen Kritikerin an dem Bolschewismus. Sie nun einfach mal so zu einem monolitischen Ganzen zu vereinen und so zu vereinnahmen ist Rosa Luxemburgs Leben nicht gerecht! Nur weil einige hartcore StalinistenInnen und LeninistenInnen das heute gerne so hätten, ist die Geschichte und das Wirken Rosa Luxemburgs nicht geeignet, heute den leninistischen Sozialismus zu verehren. Manche Leute sollte sich mal mehr mit Theorie beschäftigen, anstatt immer nur rum zu schreien...

@ egal berlin

oh wie schön 17.01.2008 - 18:12
lass uns das nochmal wiederholen.

verantwortungsbewusst

Wladek Flakin 17.01.2008 - 19:22
Ich war auch sehr angepisst, als um 2 Uhr die Revo-Party beendet wurde. Aber am nächsten Tag war ich froh, vier Stunden geschlafen zu haben.

@wladek

Horst 17.01.2008 - 20:11
Entschuldige, dass ich jetzt persönlich werde:

Wenn Du zu doof bist selbst einschätzen zu können wann Du Schlaf brauchst, dann kann Dir natürlich nur die einzig wahre Jugendorganisation helfen ...

lautstark?

harikafula 17.01.2008 - 22:28
also ich hab keinen lautstarken und kämpferischen block auf der demo gefunden... ich weis niocht wie der alb/arab block genau aussah aber nehem mal an, dass daort eher menschen in schwarz gekleidet waren....
da lief ich auch die ganze zeit und ich hab nix lautstarkes oder kämpferisches gehört/gesehen. imm gegenteil: als die ultras babelsberg (glaub ich) aufgefordert wurden ihr seitentransparent zu entfernen haben sie das nach relativ kurzer diskussion gemacht und es quer zur laufrichtung genommen... da war von kampf und durchsetzungskraft keine spur zu merken.. leider
ich stimme dir aber zu, dass mehr menschen und vor allem mehr junge menschen als die letzten jahre gekommen sind.

P.S. den einzigen kampf den ich gesehen habe war zwischen ein paar stalinist_innen und antistalinist_innen und zwar auf dem friedhof... darauf hin sind ziemlich viele bullen gekommen, die auch so schnell nicht gegangen sind... das nächste mal könnte mensch meinungsverschiedenheiten vielleicht nicht an einer gedenkstätte austragen...

alerta