Hauseigentümer bricht Hausfrieden

L14 15.11.2007 18:27 Themen: Freiräume Repression
Heute Morgen: Durch Bullen ermöglichter Einbruch in linkes Hausprojekt in der berliner Liebigstr. 14.
Was ist passiert?

Heute (15.11.) gegen 8:00 Uhr drang der einschlägig bekannte Hauseigentümer der Liebigstraße 14, sowie Rigaer Straße 94, 95 und 96 - Suitbert Beulker - mit Unterstützung der Hausverwaltung, einem bulligen Bodyguard und drei bewaffneten Zivibullen in das seit 1990 bestehende Hausprojekt Liebigstr. 14 ein. Als die ersten Bewohner_innen auf die Eindringlinge aufmerksam wurden, waren bereits die Haustür und Hoftür aufgebrochen, die Zwischentür wurde gerade samt Rahmen herausgeflext. Damit hatten sich Beulker und Co gewaltsam direkten Zugang zu unserem Wohnbereich verschafft. Notdürftig versuchten wir nun, die fehlenden Türen durch eine lebende Barrikade zu ersetzen. Zur gleichen Zeit sammelten sich Unterstützer_innen vor der Tür. Deren Anwesenheit verursachte sogleich Panik bei den Zivten und infolge dessen hektische Telefonate nach Verstärkung, die dann auch in Form einer Wanne, eines Sixpacks und einiger PKW's eintraf. Bei dem Versuch, den Diebstahl unserer selbstgebauten Tür zu verhindern (sie aus dem Hof zurück ins Haus zu tragen), wurden zwei Unterstützer_innen von den anderen isoliert und ihre Personalien, zwecks einer Anzeige wegen Hausfriedensbruch (!) und Diebstahl (!), aufgenommen.
Gegen 10:30 verließen sowohl die Bullen als auch Hausverwaltung und Hauseigentümer das Haus, ohne weiter ihren Plänen entsprechend in den Wohnbereich eingedrungen zu sein.
Von der Strasse bis zu unseren Betten gibt es nun keine abschließbaren Türen mehr. Wir würden uns freuen, wenn Beulker auch bei sich zuhause in Frohnau, Sigismundkorso 47, mal solch einen „Tag der offenen Tür“ veranstaltet!

Das Haus und die Idee

Die ehemals besetzte Liebigstraße 14 wurde Anfang der 90er Jahre legalisiert, seitdem bestehen für alle Wohnräume Mietverträge. Auch nach der Legalisierung mit Einzelmietverträgen, blieben kollektive Strukturen erhalten. Wir haben z.B. gemeinsame Küchen und Wohnzimmer, vor allem aber suchen wir kontinuierlich nach Wegen, Entscheidungen gemeinsam zu treffen, Hierarchien abzubauen und unser allen Bedürfnissen gerecht zu werden.
1999 kaufte Beulker die zwei Hausprojekte (Liebig 14, Rigaerstraße 94) im Friedrichshainer Nordkiez und stand der Idee einer alternativen Wohnform zunächst offen gegenüber, was sich auch in regem Austausch mit den Bewohner_innen zeigte. Als es zu Konflikten kam, brach Beulker plötzlich jeglichen Kontakt ab und geht seitdem auch nicht mehr auf unsere Gesprächsangebote ein. Stattdessen versucht er nun, die Projekte zu illegalisieren bzw. den Bewohner_innen Modernisierungsmaßnahmen, die bisher verhindert werden konnten, aufzuzwingen. So antwortete er beispielsweise auf eine Kaufanfrage eines Hausprojektes Rigaerstr. 94 mit dem Angebot, wenn sie ein anderes Hausprojekt (Liebig 14) selber räumen würden, ihr eigenes Haus zu einem überhöhten Preis erwerben zu können. Die Mieter_innengemeinschaft hält solidarisch zusammen und kann deswegen den Profitinteressen des Vermieters einiges entgegensetzen. Selbstbewußte und handlungsfähige Mieter_innen überforderten Beulker offensichtlich. Logisch, dass er seitdem mit allen Mitteln versucht, uns loszuwerden. Der heutige Vorfall ist insofern nur ein Glied in einer langen Kette.

Es betrifft uns alle!

Die Erfahrung aus geliebtem Wohnraum heraussaniert zu werden, mußten schon viele Menschen nicht nur in Friedrichshain machen. Es betrifft nicht nur die Bewohner_innen linker Hausprojekte, sondern alle Mieter_innen. In den letzten Jahren gibt es eine massive Verdrängung von Anwohner_innen ohne dicke Geldbörse. Die, die bleiben, müssen einen immer größeren Anteil ihrer sinkenden Reallöhne an die Hauseigentümer_innen abdrücken. Wir denken, dass in dieser Situation breiterer Widerstand notwendig ist. Der Kampf um die von den Profitinteressen der Eigentümer_innen bedrohten Hausprojekte ist ein Teil davon.

Wir bleiben alle!

Liebig34, Rigaer94, Bethanien, Köpi, Rigaer78, Rigaer84, Brunnen183, Kastanie85, Schwarzer Kanal, Reichenberger... bleiben natürlich auch!

L14
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

am 8.12 nach berlin — one struggle

hohokjhoihg — nlihogl

hmm — lattn

@lattn — l14