Mapuche: 3 Wochen Hungerstreik

Mapu 04.11.2007 14:48 Themen: Repression Soziale Kämpfe Weltweit Ökologie
Fünf politische Mapuche-Gefangenen befinden sich im unbefristeten Hungerstreik. Sie wollen auf diese Weise die Freilassung aller politischen Gefangenen ihrer Gemeinschaft erwirken. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert zusehends. Die Solidarität in Europa hat sich indessen zur Bewegung formiert...
MAPUCHE: 3 WO HUNGERSTREIK

Fünf politische Mapuche-Gefangenen befinden sich im unbefristeten Hungerstreik. Sie wollen auf diese Weise die Freilassung aller politischen Gefangenen ihrer Gemeinschaft erwirken. Ihr Gesundheitszustand verschlechtert zusehends. Die Solidarität in Europa hat sich indessen zur Bewegung formiert...

GESUNDHEITSZUSTAND DER MAPUCHE-GEFANGENEN VERSCHLECHERT SICH
InSurGente (J.L); 31. Oktober 2007
Der physische Zustand der seit 19 Tagen im Gefängnis von Angol (Südchile) im Hungerstreik befindlichen Mapuche verschlechert sich. Bei den Inhaftierten handelt es sich um José Huenchunao, Jaime Marileo, Héctor Llaitul, José Millalén und Patricia Troncoso, die in Angol diverse Strafen im Zusammenhang mit Forderungen nach Land ableisten und wegen Verstössen nach dem strittigen Anti-TerroristInnengesetz verurteilt worden sind.

Die Indigenadirigenten, denen sich Iván Llanquileo, Gefangener in Concepción und Waikilaf Cadin im Hochsicherheitsgefängnis von Santiago (siehe:  http://de.indymedia.org/2007/08/192062.shtml und  http://de.indymedia.org/2007/08/189958.shtml anschliessen, haben den unbefristeten Hungerstreik begonnen, um die Freiheit "aller politischen Mapuche-Gefangenen zu fordern", so die Sprecherin der Mapuche-Organisation Coordinadora Arauco-Malleco (CAM), Angélica Ñancupil, in Anspielung auf 20 Mapuche, die wegen ähnlicher "Taten" in verschiedenen Hafteinrichtungen im Süden von Chile einsitzen. Die Mapuchegemeinden,-und Organisationen ihererseits fordern, dass sie als Politische Gefangene anerkannt werden.

Laut der Verantwortlichen für Menschenrechte der kirchlich-christlichen Organisation für Menschenrechte und Soziale Unterstüzung FASIC, Verónica Reyna, "geht es den Hungerstreikenden ziemlich schlecht: Sie haben an Gewicht verloren, leiden unter Schwindel und sind zu schwach zum gehen.

Im Rahmen ihres Kampfes um Land, das sie als das ihre betrachten und das von der Militärdiktatur hauptsächlich an Holzfirmen der Region übergeben worden war, sind hunderte Mapuche wegen Brandstiftungen und Besetzung von Privatgelände angeklagt und verurteilt worden. Diese Kriminalisierung indigenen Kampfes ist von zahlreichen internationalen Organisationen in Frage gestellt worden.

Angélica Ñancupil sagt dazu, "um die Mapuche der Gemeinden zu beschuldigen, gab es Konstruktionen seitens der Polizei und die Prozesse waren parteiisch"; für beide Situationen wird der chilenische Staat verantwortlich gemacht. Für den Sekretär des Menschenrechtsverteidigungskomitees des Volkes (Codepu), Federico Aguirre, der die juristische Verteidigung der Mapuche übernommen hat, existiert in Chile der Wille, “die Strafaktionen des Staats in Zusammenhang mit denn sozialen Konflikten zu verschärfen". Angesichts der Delikte, in welche die Mapuche verwickelt sind, wird mit diesem Verhalten versucht, "unverhältnismässige Strafen für bereits untersuchte und sanktionierte Taten zu verhängen".

In einem kürzlich erschienen Kommunique aus dem Gefängnis von Angol, fordert der Mapucheführer Jaime Marileo Saravia die Regierung von Präsidentin Michelle Bachelet dazu auf , die Situation wahrzunehmen und teilt ihr mit, dass die Mapuche diese stoppen werden, um “keine weitere Verfolgung ihrer Führer mehr, keine weitere Militarisierung der Gemeinden und den Abzug der Holzfirmen von ihrem Territorium zu erreichen". "Meine Familie befindet sich in einer schwierigen Situation, weil wir die Freilassung der Politischen Mapuche-Gefangenen fordern", schreibt Marileo, Führer (im indigenen Sinne) der Gemeinde José Guiñón de Ercilla, der bereits 2006 einen 63tägigen Hungerstreik abgehalten hatte.

Das Netz zur Unterstützung der Gemeinde im Konflikt teilte indessen mit, dass die Streikenden für den 31. Oktober zu einem "ersten Protesttag und einer nationalen und internationalen Mobilisierung für ihre Freilassung" aufgerufen hatten. "Jeder Akt der Solidarität hilft - pü peñi pü lagmien - um von der Regierung zu fordern, unsere Einklagen (entsprechend den obigen Forderungen) zu beurteilen und eine Lösung zu finden".


INTERANTIONALE SOLIDARITÄT

Am vergangenen Freiheit haben verschiedene soziale, und Indigena-Unterstützungorganisationen in mehreren Ländern Europas die Freilassung der politischen Gefangenen der Mapuche-Gemeinschaft gefordert; so u.a. in Frankreich, Dänemark, Norwegen, der Schweiz, Finnland, Schweden, Italien, England, Holland und auch in Kanada. Neben zahlreichen Aktionen hat der Solidaritätsprotest auch darin bestanden, bei den Botschaften, Konsulaten und Missionen in Chile, vor verschiedenen internationalen Organismen, wie die Permanente Mission der UN, Briefe und Kommuniques abzugeben.

Der Solidaritätstag, so Jaime Valdes, Generalsekretär der Internationalen Verteidigung der Menschenrechte der Völker/Gemeinschaften ,(DIDEPU) in Genf, Schweiz, ist keine Einzelaktion, sondern eingebettet in das immer latentere Gefühl der Entrüstung gegenüber der repressiven Politik des chilenischen Staates. In nur vier Tagen ist ein Netz von solidarischen Organisationen quer durch ganz Europa und Amerika entstanden. Von daher sprechen wir nicht von isolierten Aktionen, sondern von einer internationalen Bewegung, die sich den Repressionen des chilenischen Staats gegenüber jedesmal stärker zeigt".

In Genf hatten sich eine afroamerikanische RepräsentantInnendelegation, die Volksaktion gegen Globalisierung (APCM), die DIDEPU und solidarische Einzelpersonen mit dem chilenischen Botschafter der Permanenten UN-Mission und anderen internationalen Organismen getroffen, um ihm gemeinsam ein Kommunique zu übergeben:

"Während die chilenische Regierung versucht, eine Ikone im Bereich Menschenrechte darzustellen, lehnt die Internationale Gemeinschaft die Zunahme der Angriffe auf die Gebietsrechte und ökonomischen,-sozialen,-kulturellen,-politischen,-und zivilen Rechte der Urvölker und insbesondere die gegen die Gemeinschaft der Mapuche gerichtete, politische Verfolgung mit aller Entschiedenheit ab. Der chilenische Staat ist seiner Verplichtung die Konvention 169 der OIT über indigene Völker/Gemeinschaften und Stämme zu ratifizieren, nicht nachgekommen und er zeigt keinen politischen Willen, die Erklärung der Vereinten Nationen zu den Rechten der indigenen Völker/Gemeinschaften umzusetzen. Der chilenische Staat besteht darauf, eine verzichtsmässige und eingeschränkte "verfassungsgemässe Anerkennung" zu betreiben, ohne Hinzuziehung der Betroffenen, die die Assimilierung der Urvölker an eine Kultur und ein sozii-ökonomisches System vorantreibt, welches sie ausschliesst, marginalisiert und verachtet. Das Recht auf Selbstbestimmung, Autonomie und Selbstregierung der Art. 3, 4 und 19 der UN-Erklärung zu den Rechten der indigenen Völker/Gemeinschaften ist unberücksichtigt geblieben.

Angesichts dieser Situation erklärt die Bewegung in Solidarität mit den Kämpfen der Mapuche verschiedener Länder Europas das Folgende:
Die Bewegung unterstützt bedingungslos die Einklagen der Mapuche-Gefangenen im Hungerstreik - Sie besteht darauf und fordert von der chilenischen Regierung, ihre Verpflichtung die Konvention 169 der OIT zu ratifizieren und die Erklärung der Vereinten Nationen bezüglich den Rechten der indigenen Völker/Gemeinschaften umzusetzen - Sie unterstützt den Kampf der Bewegung der Mapuche für deren Rekonstruierung als Volk und für die Selbstbestimmung der Urvölker in Chile - Sie macht die chilenische Regierung und deren Institutionen verantwortlich für die physische und psychische Unversehrtheit, die Gesundheit und die Erhaltung der Leben der Politischen Mapuche-Gefangenen im Hungerstreik".

Das Kommunique wurde von 50 Organisationen mit Basis in Europa unterzeichnet, darunter u.a. die Internationale Verteidigung der Menschenrechte der Völker; die indigene Bewegung “Tupaj Amaru”; die bolivarische Assoziation von Genf; Action Populaire gegen Globalisierung; das Unterstützungskomitte für die Gemeinschaft der Mapuche; Tierra y Libertad para (Land und Freiheit für) Arauco; Comité de Soutien aux Indiens des Amériques; Comité de Solidarité RELMU-PARIS; Association PUEBLO; Kolectivox; Asociación Argentina Vientos del Sur; Enlace Mapuche Internacional, MAPMUNDIAL; Mapuche-Unterstützungsgruppe in Norwegen; Grupo Internacional Oslo, Centro Cultural Newen, Norwegen, und die Lateinamerikakonföderation Österreich.

Pedro Cayuqueo
Director Azkintuwe
 http://www.insurgente.org/modules.php?name=News&file=article&sid=11534
ZUM EINSENDEN VON PROTESTEN ( die Forderungen in Spanisch darunter ) :
Chilenische Vertretungen in der BRD:

Botschaft, Berlin
 comunicaciones@echilealemania.de

Genralkonsulat Frankfurt/m.
 cgfrande@yahoo.com

Genralkonsulat Hamburg
 congechile_hamburgo@t-online.de


¡Marichiweu! - Zehnmal werden wir siegen!

Übersetzung: tierr@

Siehe auch:
Mapuche: Folter
 http://de.indymedia.org/2007/07/187020.shtml

Ein paar deutschsprachige Seiten über Mapuche:
 http://www.mapuche-nation.org/deutsch/titelseite.htm
 http://de.mapuches.org/
 http://www.lateinamerikanachrichten.de/?/artikel/913.html
www.wechekeche.tk
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Ergänzungen