Freiburg: Linkes Radio massiv bedroht

FreeRadio 03.11.2007 18:12 Themen: Freiräume Medien Repression
Der älteste freie Sender in Deutschland, Radio Dreyeckland in Freiburg, ist ernsthaft bedroht. Ein verlorener Rechtsstreit mit der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) in Stuttgart bringt das Radio an die Existenzgrenze, welches nun dringend auf Solidarität angewiesen ist. Viele sehen dies als Erfolg der LfK und der Stuttgarter CDU in ihrem langjährigen Kampf gegen freie Medien in Baden-Württemberg.
Das freie Radio Dreyeckland ist seit über 30 Jahren ein Dorn im Auge der Stuttgarter Behörden. Acht Jahre lang produzierte RDL als Piratensender teilweise von Frankreich aus, bis es 1988 zum ersten Mal legal senden konnte. Entstanden aus der Anti-Atomkraft Bewegung der Achtziger Jahre heraus, war RDL stets fester Bestandteil der politischen Bewegungen der Region. Ob MigrantInnengruppen, Schwule und Lesben, politische, soziale und ökologische Bewegungen oder Anhänger Mainstreamferner Musikrichtungen, alle fanden im Radio ein Medium, ihrer Agenda ein Gehör zu verschaffen.

Nun sieht es nach dreißigerjähriger Geschichte so aus, als hätte das Radio den Kampf gegen den öffentlich-rechtlichen und privaten Mainstream verloren. Seit zwei Monaten können keine Löhne mehr gezahlt werden, das Programmheft wurde eingestellt, die Räume für Archiv und Verwaltung müssen gekündigt werden und die Hälfte der 12 Hauptamtlichen, die vor allem für Verwaltung und Einarbeitung der ehrenamtlich arbeitenden Redakteure zuständig waren, wird voraussichtlich entlassen. Trotzdem herrscht Kämpferischer Wille zum Weitermachen, und ans Aufgeben will keiner denken.

So startete nun eine Kampagne für den Erhalt dieses unabhängigen Mediums in Freiburg. „Wir stehen auf zwei Beinen. Auf der einen Seite finanzieren wir uns durch die Mitglieder und Unterstützer des Radios. Auf der anderen Seite von den Landesmitteln der LfK. Dies ist ein Holzbein, und wir wollen es durch ein gesundes ersetzten!“ So und ähnlich klingt es im Radio an. Noch ist RDL dringend auf öffentliche Gelder angewiesen. Doch immer mehr werden diese an Projekte und Auflagen gebunden, die ein freies Arbeiten nicht mehr ermöglichen und Druck auf die Radiomachenden ausüben sollen.

Im konkreten Fall geht es um den Sendebereich Schopfheim/Lahr, für den die LfK im März trotz Erfüllung aller Auflagen Gelder verweigerte. Während des 6-Monatigen „Eilverfahrens“ musste RDL Standleitungen und Studios in Schopfheim teuer aufrechterhalten, um die Auflagen zu erfüllen – trotzdem entschied sich das Gericht für den „Ermessensspielraum“ der LfK und sprach somit der Behördenwillkür zu. Dies riss das Radio in eine schwere finanzielle Krise.

Aus der Not eine Tugend machen – Unabhängigkeit für ein freies Radio!

Die Taktik der LfK, freien Radios in BaWü das Leben schwer zu machen, ist unübersehbar. Laut Gesetz ist das Land verpflichtet, freie Radios zu fördern und zu ermöglichen. Die Taktik der LfK läuft jedoch darauf hinaus, langfristig den freien, politischen Radios den Garaus zu machen und durch so genannten „Bürgerradios“ zu ersetzten. So bekam etwa Radio Querfunk in Karlsruhe Probleme, als eine eindeutig sexistische Gruppe rausgeschmissen wurde. Die LfK beschwerte sich daraufhin, dass das Radio „allen Gruppen“ offen stehen müsse und keine eigene, politische Meinung vertreten werden darf.

RDL in Freiburg versucht nun, aus der Not eine Tugend zu machen. „Schlagen wir uns das Holzbein ab!“ heißt es. Zunächst müssen zwar Räume gekündigt und Festangestellte entlassen werden, doch langfristig hoffen die Radiomachenden auf Unterstützung aus der Bevölkerung. „Hört, macht, unterstützt freies Radio!“ lautet die Parole, und die Freude über den Erfolg ist den Leuten im Radio anzusehen. In kürzester Zeit unterstützen viele Hörer und Sympathisanten den Aufruf, und viele Bands, Veranstalter und politische wie soziale Organisationen, die jahrelang von der Arbeit des Radios profitiert haben, zeigen ihre Solidarität. So langsam kommt Schwung in die Bewegung für den Erhalt des ältesten freien Radios Deutschlands, und die Hoffnung, doch noch einmal 30 Jahre weitermachen zu können, steigt mit jedem neuen Sympathisanten.
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Ergänzungen

SPENDEN KONTO !

SympathisantIn 03.11.2007 - 19:55
Hier könnt ihr Spenden:

Spendenkonto: Freundeskreis RDL
Konto 9320202
BLZ 68090000
Volksbank Freiburg

Hier könnt ihr Fördermitglied werden
 http://u00004.masterssystems.com/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=417&Itemid=276

Spendenkonto

antwort 03.11.2007 - 20:01
ein blick auf www.rdl.de verrät:

Spendenkonto:
Freundeskreis RDL;
Volksbank Freiburg
KTNr: 9320202;
BLZ 68090000

++ 31.10.2007, 12 Uhr: Viele Herzliche Dankeschöns!! Ein Viertel der Wegstrecke gegen die finanzielle Auszehrungspolitik der Stuttgarter CDU-Behörde in 2007 ist geschafft. 6.394,10 € ! Bleibt es bei einem Spendeneingang von 200-250 täglich - heute 4 Spenderinnen- freuen sich nicht nicht nur unsere Vermieter, sondern alle, die das Projekt RDL nach 30 Jahren kritisch und unabhängig halten wollen! Dass gerade dies die LFK nicht will -vielmehr Schopfheimer Bürgermeisterfunk -, erklärt ihr Pressesprecher der BZ Freiburg Redaktion.

++ 30.10.07 18 Uhr: Zwei großzügige Spenden und 1 neues Mitglied kratzen an der 25 Prozent Marke:6.032,70 € ist der neue Zwischenstand! Wow und Danke!

dieter

dieter 05.11.2007 - 15:01
Ein Interview mit der stellvertretenden Präsi der LfK Angela Frank gibt es hier:

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=19167


Ein Feature zum 30. Geburtstag von RDL gibt es hier:

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=17184


Einen Beitrag über die jahrzehntealten Probleme der RDL-Empfangbarkeit gibt es hier:

 http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=15898

Hört,macht,unterstützt Freies Radio!!!

@ Freund der Straße und zu den Schulden

Mag die Straße auch 06.11.2007 - 23:53
Ich will hier nur kurz klarstellen, dass die Schulden nicht bei der LfK angefallen sind, sondern bei den Vermietern (Grethergelände in Freiburg), den Mitarbeitern, die keine Löhne mehr sehen, etc. Dies konnte nicht mehr bezahlt werden, da das Studio in Schopfheim aufrechterhalten werden und die Standleitung weiterbezahlt werden musste.

@ Freund der Straße: Das Radio ist für tatkräftige Unterstützung von der Straße sicherlich jederzeit dankbar, aber es fehlt noch an Aktivisten!

Es geht immer weiter...

Autonom@ntifA 08.12.2007 - 00:36

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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