Solidaritäts mit dem streikenden Bahnpersonal

lesender arbeiter 26.10.2007 16:00 Themen: Soziale Kämpfe
Der Streik eines Teils des Bahnpersonals geht durch die Medien. Aber auch die Linke ist nicht ganz untätig. Am Donnerstag wurden im und vor dem Berliner Hauptbahnhof Flugblätter verteilt, mit denen die Menschen, die wegen des Streiks auf ihre Bahnen warten mussten, angesprochen worden sind.
„Gerade die Menschen, die wegen des Streiks länger und vergeblich auf ihre Züge warten, müssen, sollten sich nicht gegen die streikenden KollegInnen instrumentalisieren lassen. Sie sollten vielmehr überlegen, ob sie nicht vielleicht auch in ihren Jobs für den Kampf um ihre Interessenten die Arbeit niederlegen könnten und dann auch die Solidarität brauchen. Wenn wir uns spalten lassen, verlieren wir alle“, heißt es in dem unter der
 http://www.trend.infopartisan.net/trd1007/t411007.html veröffentlichten Erklärung. Die Reaktionen waren erwartungsgemäß. Viele Menschen waren so in Eile, ihre Bahn oder ihren Bus zu kriegen, dass keine Zeit hatten, die Flugblätter zu nehmen. Andere stecken sie kommentarlos ein, andere äußerten ihr Missfallen am Streik, weil sie ja betroffen sind. Doch es gab auch positive Reaktionen vor allem von älteren Menschen. “Es ist gut, dass ihr denen den Rücken stärkt“, meinte ein Mann über 60. Ist es vielleicht doch so, dass gewerkschaftliches Bewusstsein sich in dieser Altersgruppe mehr erhalten hat, als bei den Jüngeren, denen erzählt wird, sie selber seinen als Ich-AG allein ihres Glückes Schmied? Jedenfalls war die ablehnende Haltung bei Menschen, die eher unter 30 Jahren waren, größer als bei den Älteren.
In dem Aufruf wurde auch der Zusammenhang zwischen dem Streik und der Bahnprivatisierung hergestellt und deutlich gemacht, dass der Widerstand gegen die Privatisierung und die Solidarität der Streikenden zusammen geführt werden müssen.
Es gab in den letzten Tagen auch mehrere Aktionen gegen die Bahnprivatisierung im Berliner Hauptbahnhof. Vielleicht ist das auch der Grund gewesen, dass Bereitschaftspolizei und der private Wachdienst auf den bestreikten S-Bahnstationen besonders massiv vertreten waren. Nachdem die von der Flugblattverteilaktion Wind bekommen haben, postierten sie sich gleich an den Ein- und Ausgängen des Gleises. Trotzdem gelang es den VerteilterInnen unkontrolliert wieder den Bahnhof zu verlassen.

Die Reaktion macht deutlich, dass schon solch harmlose Aktionen wie das Verteilen von Solidaritätsflugblättern für die Streikenden von der Bahn-AG und dem Sicherheitsdiensten samt Polizei als unerwünschte Störung betrachtet wird. Auf den Bahnhöfen, wo eine gigantischer Werberummel ständig für Reizüberflutung sorgt, soll ein Flugblatt, das andere Werte vermittelt, möglichst gar nicht erst auftauchen.
Doch das massive Aufgebot kann natürlich Solidaritätsaktionen nicht verhindern, wie sich hier auch zeigte. Der Bericht soll auch anderen Menschen Mut machen, sich mit den Streikenden zu solidarisieren, wenn es in den nächsten Wochen weitere Ausstände des Bahnpersonals geben sollte. Die Mittel dazu sind vielfältig, man kann selbst Flyer machen und verteilen, Pappen beschriften und hochhalten oder einfach mit den Wartenden versuchen, ins Gespräch zu kommen. Schließlich trifft mensch auf den Bahnhöfen den Querschnitt der Bevölkerung, den wir als Linke sonst oft nicht erreichen und wir zeigen, dass Arbeitskämpfe nicht Privatsache der jeweils Betroffenen und ihrer „Arbeitgeber“ ist. Wir lassen Solidarität also wieder lebendig werden. Eine besonders perfide Form der Entpolitisierung und Individualisierung des Streiks ist die Aufforderung der Bahn AG, die von den Medien weitgehend zustimmend übernommen wurde, der GDL-Chef möge seine Kur abbrechen und wieder zu Verhandlungen zurück kehren. Mit Solidaritätsaktionen der unterschiedlichen Art machen wir deutlich, der Streik des Bahnpersonals ist kein Konflikt zwischen Schell und Mehrdorn sondern zwischen Kapital und Arbeit und wir stehen dabei auf der Seite der Lohnabhängigen .Auch am Tag der sozialen Proteste, am 29.10. könnte es Gelegenheit zur Solidarität geben, selbst wenn es kein Streiktag ist.
Schließlich heißt es in einem Aufruf des Aktionsbündnisses Sozialproteste, das den Aktionstag am Montag mit vorbereitet richtig:
Sozialproteste unterstützen Streik von Lokführern und Zugbegleitpersonal
Lohnzurückhaltung war gestern.
Und das streikende Bahnpersonal könnte uns zeigen, wie man auch heute noch für seine Rechte kämpfen kann.

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Ergänzungen

Zeichen setzen gegen Lohnraub

Katrin 26.10.2007 - 16:40
Die Linke Mönchengladbach und das Linke Forum Mönchengladbach unterstützen die Streiks der GDLer ebenfalls mit Flugblattaktionen. Als Arbeitnehmer ist eigentlich jeder zum Lohnkampf gezwungen und deshalb ist auch jeder Lokomotivführer. Bislang machen wir überwiegend positive Erfahrungen, allerdings werden wir mit unseren Flugblättern auch immer wieder aus dem Bahnhof geschmissen. Unsere neueste Errungenschaft tragen wir am Leib: Einen Pulli mit der Aufschrift "Schluss mit Abzocke". In Köln trägt die Aktion hervorragend das Netzwerk Linke Opposition,
man sieht also, der Lohnkampf schweißt zusammen. In Aachen beteiligt sich Die Linke, es gibt bestimmt noch viel mehr UnterstützerInnen. Es muss ein Zeichen gegen die erpresserische Lohngestaltung der letzten Jahre gesetzt werden.

Jim Knopf bei der GDL

Hans Dampf 26.10.2007 - 17:39

Bahnsong zum Streik

Lukas 26.10.2007 - 19:37

upps

A 27.10.2007 - 00:31
Drei Autos der Deutschen Bahn angezündet
In der Nacht haben Unbekannte in Berlin erneut Brandanschläge auf Autos verübt. In Friedrichshain und Prenzlauer Berg gingen insgesamt drei Fahrzeuge der Deutschen Bahn in Flammmen auf.

Ein Wagen sei in der Friedrichshainer Ebertystraße in Brand gesetzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Zwei weitere wurden auf einem öffentlichen Parkplatz in der Greifenhagener Straße in Prenzlauer Berg ein Opfer der Flammen und brannten völlig aus. Zwei weitere Fahrzeuge der Bahn, die danebenstanden, wurden durch die Hitze stark beschädigt.

Obwohl es keine konkreten Anhaltspunkte dafür gibt, schließe die Polizei einen politischen Hintergrund nicht aus, sagte der Sprecher. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhang mit dem aktuellen Tarifstreit zwischen der Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.
Quelle: Tagesspiegel - 26.10.2007

Wir wollen keine Revolution

eBahner 29.10.2007 - 01:42
http://doku.argudiss.de/stream.php?id=217

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

Unverständniss — XdanielX

@ daniel — lokfuehrersympathisant

gäähn — XdanielX

@ xDanielx — Bahnkundin

lohnraub? — antifa

gegen lohnarbeit und für Strek — lesender arbeiter

Wieso? — why!