Im Arzgebirg is' fei net schie - Nazis in STL

Antifaschistische Aktion STL 03.10.2007 20:21 Themen: Antifa
Rassistische Übergriffe, Nazipropaganda, akzeptierende Sozialarbeit mit Rechtsextremen, Ausbau von NPD-Strukturen... -
Einblicke in die Nazihegemonie im sächsischen Landkreis Stollberg.
In der Gegend um Stollberg (Erzgebirge) sind beim Überqueren der Strasse, beim Warten an der Ampel oder einfach nur beim Stadtbummel bunte Aufkleber mit extrem rechten Inhalten nicht zu übersehen. Hierbei werden all die bei Nazis beliebten Schlagworte aufgegriffen: "Arbeit zuerst für Deutsche", "Überfremdung", "Antiantifa", "Heimatschutz", dahinter stehen Antisemitismus, Antiamerikanismus, geschichtsrevisionistische Inhalte sowie populistische Parolen zum Umgang mit Sexualverbrechern etc.

Diese Aufkleber werden vornehmlich bei folgenden Naziversänden und Kampagnen bestellt:
- dem Patria-Versand aus Landshut, der auch Eigentümer der extrem rechten Marke CoNSDAPle ist;
- dem rechtsextremen "Wikinger-Versand";
- beim "Aktionsbündnis Lausitz", bestehend aus so genannten freien Nationalisten/Kräften sowie
- bei diversen andere Kampagnen, z.B. "werde-was-du-bist", "Schutzbund für Deutschland" und dessen Nachfolgeorganisation "Bewegung Neues Deutschland".
Natürlich tauchen auch vermehrt NPD-Aufkleber auf.
Doch nicht nur Sticker, Plakate oder Hakenkreuze sind in manch einer Bushaltestelle zu finden, sondern auch die mit Edding geschmierte rassistische Aufforderung, dass die "Sitzbank für Neger" sich "woanders befindet".

Nicht nur so machen Nazis in Lugau, Stollberg und anderen Städten und Dörfern des Kreises auf sich aufmerksam. Sie schrecken auch nicht vor Schlägereien und Gewaltandrohungen gegen Leute zurück, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen. Als Anfang Juni in der Kleinstadt Lugau alternative Jugendliche eine Grillparty verließen, standen sie gewaltbereiten Nazis wie Mirko Schaller, Felix Rönsch und anderen gegenüber. Nach Beschimpfungen und Drohungen flogen die ersten Bierflaschen von den Nazis auf die Angegriffenen.

Auch in anderen Städten des Landkreises muss mensch mit Angriffen rechnen, wenn er oder sie nicht ins Weltbild der Nazis passt. Dabei bleibt es längst nicht bei verbalen Attacken und „Sieg Heil“-Rufen, sondern diese bilden nur das "Vorspiel" für körperliche Übergriffe. So kam es beispielsweise in der Neujahrsnacht 2007 in Oelsnitz zu einem Überfall auf alternative Menschen. An diesem waren nicht nur Nazis aus Oelsnitz wie Niko Tetzner beteiligt, auch seine Kameraden vom "Sturm 34" hatte er gleich mitgebracht. "Sturm 34", eine Neonazikameradschaft aus dem Kreis Mittweida, die ebenfalls durch massive Übergriffe und Naziterror auffiel, wurde mittlerweile vom sächsischen Innenminister verboten, treten aber weiterhin durch Einschüchterungen gegenüber Prozeßbeteiligten und Schmierereien in Erscheinung (  http://de.indymedia.org/2007/04/173039.shtml ). Der enge Kontakt zwischen Nazis aus Stollberg und Oelsnitz und denen aus dem Kreis Mittweida lässt sich unter anderem durch Aufkleber belegen, die von Mittweida mitgebracht wurden, sowie durch eine Polizei-Razzia in Stollberg, als es im April 2007 zu ersten Ermittlungen gegen Mitglieder des "Sturm 34" kam (  http://www.redok.de/content/view/649/36/ ).

In Stollberg kann mensch auch schnell zur Zielscheibe werden, wenn er oder sie nicht ins rassistische Bild passt. All zu oft fahren die Stollberger Nazis wie Maik Zehm mit ihrem Auto durch die Gegend und bedrohen anders Aussehende mit Ihrem Alu-Baseballschläger.

Des weiteren gab es auch in Oelsnitz schon Nazikonzerte, so zum Beispiel mit "Blitzkrieg", einer Naziband aus Chemnitz, und Feiern, die zum Teil unter starker Polizeipräsenz vor Ort stattfinden können. Die Zusammenkünfte finden in erster Linie in einem Proberaum gleich hinterm Bergbaumuseum in Oelsnitz (Hausnr. 15) statt. Verantwortlich für die Rechtsrock-Aktivitäten sind vor allem Nazis aus dem benachbartem Hohndorf.

Selbst der Jugendclub "Pink Panther" in der Schneeberger Strasse ist kein normaler Jugendclub. Hier werden neben den leider üblichen alten "Onkelz"-Scheiben auch verbotene Nazibands wie "Landser" oder aktuelle Renner der Naziszene wie "Sleipnir" gespielt. Auch dutzende andere extrem rechte Bands schallen im "Pink Panther" durch die Musikanlage. Die Lieder werden nebenbei zum Dartspielen gleich mal von einschlägigen braunen Internetseiten herunter geladen oder im Internet werden neue Thor-Steinar-Klamotten (www.stop-thorsteinar.de.vu/) bestellt. Junge Musikbands, die eher alternative Musik spielen, wurden vom Sozialarbeiter eingeladen und dann beim Auftritt von Nazis bespuckt, mit Bierflaschen beworfen und beschimpft. All das wurde auf Nachfrage vom Vorstand und den Sozialarbeitern des "Pink Panther" heruntergespielt. Die Jugendlichen seien gar keine Rechten, deshalb brauche man auch kein Aufklärungsmaterial über rechte Codes und Szenekleidung.

In diesem Frühjahr wurde nach öffentlichem Druck wegen dieses Naziproblems eine Alibi-Veranstaltung mit dem Aussteigerprogramm "Exit" durchgeführt. Ausschießlich zu dieser Veranstaltung wurden die örtlichen NPD-Kader wie Alexander Eismann im Vorfeld ausgeladen und die Clubbetreiber konnten in der Öffentlichkeit stolz behaupteten, dass es ja gar keine rechten Jugendlichen im "Pink Panther" gibt. Doch die akzeptierende Jugendarbeit mit den Rechten geht noch weiter. Der offene Antisemitismus wird am Wochenende - wenn kein Sozialarbeiter im Klub ist - von Eismann noch gestärkt, indem er Schlüsselgewalt und Führerrolle übernimmt und mit den Jugendlichen verbotene NS-Filme anschaut oder Parties mit überregionalen Nazikameradschaften feiert. Auf die Aussage des Sozialarbeiters, dass eine Ausfahrt in die Gedenkstätte des Vernichtungslagers Auschwitz geplant sei, erwiderten die Nazis nur, „dass man ja die Würstchen nicht vergessen soll, wenn wir wieder das Gas aufdrehen.“ Glatzenpflege auf Staatskosten gebe es seit dem "Antifasommer" 2000 nicht mehr, heißt es oft: Stollberg beweist das Gegenteil, im "Pink Panther" werden Fördermittel der Jugendarbeit zur ideologischen Festigung der Naziszene missbraucht.

Auch die Stollberger NPD ist in letzter Zeit nicht ganz untätig. Letztes Jahr versuchte sie nach eigenen Angaben, mit der so genannten nationalen Opposition den Lugauer Steegenwald zu entmüllen, dies natürlich nicht ohne die obligatorische Bier und Bratwurst. Dieses Jahr sind die NPDler leider doch aktiver, indem sie in Lugau, in Stollberg und in Jahnsdorf tausende Briefkästen mit ihrem braunem Müll zustopfen. Diverse Veranstaltungen der NPD stiegen im "Erzgebirgischen Hof" in Niederwürschnitz. Verantwortlich dafür ist unter anderem Ronny Reicher aus Pfaffenhain, der seit Jahren den NPD-Kreisverband leitet - ebenfalls ein gern gesehener Gast im "Pink Panther".

Weitere Informationen über Übergriffe und andere Vorfälle im Landkreis Stollberg mit extrem rechtem Hintergrund würden sich gewiss noch anführen lassen, doch würde dies hier den Rahmen sprengen. Deshalb hier nur eine kurze Chronik der bisherigen Vorfälle dieses Kalenderjahres:

- Januar: organisierter Überfall der Kameradschaft "Sturm 34" auf alternative Jugendliche in Oelsnitz;
- Februar: am "Mahnmal der Opfer jeglicher Gewaltherrschaft 1933 - 1989" in Oelsnitz (so sieht das Gedenken an die Naziopfer hier aus!) wurden am 13. 2. Kerzen, ein Holzkreuz und eine Hetzschrift mit geschichtsverfälschenden Aussagen niedergelegt;
- März: mehrere Hakenkreuze und Schriftzüge im Umfeld des "Pink Panther";
- April: in Zwönitz wurden vier Gäste einer Grillparty von vermummten Nazis verletzt, als diese die Party überfielen;
- Mai: auch in Lugau wurden wie den Monaten zuvor massiv Kleber des "Patria-Versandes" verklebt;
- Juni: Punks wurden in Oelsnitz von Nazis beschimpft, diese zeigten auch den Hitlergruss. In Lugau kam es ebenfalls zu mehreren verbalen Auseinandersetzungen mit stadtbekannten Nazis;
- Juli: in Zwönitz überfielen mehrere Rechte zwei Libanesen, nach rassistischen Parolen, Fußtritten und Schlägen wurde auch das Auto der Asylbewerber beschädigt;
- August: in Niederdorf, Lugau, Nieder- und Neuwürschnitz, Stollberg und Oelsnitz wurden von Nazis Plakate und Aufkleber zu den so genannten "Rudolf-Hess-Wochen" verklebt.

Diese Chronik ist keinesfalls vollständig, weitere Ereignisse können unter anderem bei  http://www.amal-sachsen.de nachgelesen werden.

Die bereits vorhandenen neonazistischen Strukturen sind gewiss nicht die einzigen und auch kein "Problem mit orientierungslosen Jugendlichen". Die fehlende Auseinandersetzung mit der rechten Hegemonie in der Zivilgesellschaft trägt schließlich dazu bei, dass Nazis akzeptiert, toleriert oder gar bejubelt werden. Antisemitische Sprüche sind allgegenwärtig, egal ob am Stammtisch oder auf dem Marktplatz. Vietnamesische Obsthändler werden allgemein und wie selbstverständlich als "Fidschis" bezeichnet. Bauunternehmer Ronny Bernhardt aus Lugau wirbt mit der an den Nationalsozialismus erinnernden Parole "Deutsche Wertarbeit soll in der Welt behalten ihren alten guten Klang" für seine Firma HRL und hetzt gegen ArbeiterInnen mit migrantinischem Hintergrund. Daneben steht sein Lastwagen mit der Losung "Ehre den deutschen Arbeiter und schütze seine Arbeit" - gleich über dem Aufkleber des "Backstreetnoise", einem Neonazi-Klamottenladen aus Chemnitz (  http://de.indymedia.org/2006/09/156230.shtml ). Seiner Auftragslage scheint alldies allerdings keinen Abbruch zu tun.


All dies trägt letztendlich dazu bei, dass die Nazis in der Mitte der Gesellschaft angekommen sich und sich da verankern, dass extrem rechte Jugendliche als normal empfunden werden und der ganze Scheiß in einem xenophoben, autoritären und politisch braunen Haufen verschmilzt!


Für eine emanzipatorische Jugendkultur und eine Gesellschaft jenseits von Nation, Rassismus, Kapital, Sexismus und Antisemitismus!

Zustände a la Mittweida und Mügeln verhindern! Den Nazis kein ruhiges Hinterland, nirgends!
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Ergänzungen

Was soll's ... - nein - ...Mügeln ist überall

ich 03.10.2007 - 21:20
Warum sollte es ausgerechnet bei Euch besser aussehen.
Nicht daß es sich nicht lohnen würde, dagegen anzugehen, vielleicht bin ich auch schon zu alt - fast 40 - Sturm34 klingt dagegen ja noch jung.
Im Ernst - das war unmittelbare Nachbarschaft.

Und ich hab mir sagen lassen, daß hier in Frankenberg (PLZ 09669, nicht das im Westen) dieser Sauhaufen neue Zuflucht gefunden hat. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke.
Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, jedesmal hier im Ort, beim hießigen Discounter "Kaufland" Typen mit T-Shirts Marke "Thor Steinar" oder "Lonsdale" rumschleichen zu sehen, bzw. zu sehen, wie diese kästenweise Bier nach Hause tragen (wobei dies nicht der Neid der Besitzlosen ist - ich mag einfach kein Bier).

Vielleicht ist es ja kein Zufall, daß ausgerechnet hier in Frankenberg vor einer Weile der asiatische Imbiss am Kaufland ausbrannte und ein Brandanschlag auf einen Dönerimbiß verübt wurde - vielleicht hab ich was verpaßt, aber von gefassten Tätern hab ich nioch nichts gehört.

nu ma halblang

Florian Franze 23.04.2008 - 09:51
also ich möcht ma sagen, dass hier ganz schöne schwarzmalerei betrieben wird! ich kann sicherlich wenig zu den nazi-machenschaften im hintergrund sagen, aber eins möchte ich doch mal klarstellen: ich komme selber aus stollberg, habe lange haare und bin alternativ gekleidet - demzufolge müsste ich ja ein "paradeopfer" der stollberger nazis sein. komischwerweise bin ich jetzt schon 19, habe noch nie auf die fresse gekriegt, hab viele mir ähnliche freunde, die völlig unverständlicherweise AUCH noch unversehrt auf gottes schöner erde wandeln. will sagen, dass stollberg sicher nicht das paradebeispiel für eine völlig offene und tolerante gesellschaft, aber bei weitem auch nicht so schlimm ist, wie es seitens des autors dargestellt wird.

und den pink panther betreffend: dieser war, und is partiell noch, sicher eine "nazi-hochburg". doch wer sich mal die mühe macht, selbst dort zu erscheinen, der wird feststellen, dass die steuergelder mitunter auch sehr gut angelegt sind. seit jahren findet alle zwei wochen ein konzertabend mit alternativen bands aus stollberg, chemnitz und dem rest von sachsen statt, bei der auch eine vielzahl an alternativen jugendlichen zugegen ist. seit ich dort bin, wurde noch nie eine band mit irgendwas beworfen, und auch schöägereien sind äußerst selten, und wenn dann eher auf übermäßigen alkoholkonsum zurückzuführen. da in stollberg sonst fast nichts in der richtung los ist, sind diese konzerte ein wichtiger treffpunkt für die stollberger jugend, und außer dem eismann haben auch so gut wie alle hardliner mittlerweile hausverbot (namen stehen gleich im vorraum, falls sich der autor mal hinbequemen möchte).

fazit: es gibt probleme, und ich kann und möchte auch nur für stollberg sprechen, aber ich lass mir meine stadt sicher nicht nur auf das prädikat "nazi-hochburg" reduzieren.

danke.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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alles extremisten im arzgebirg? — extremismusbeauftragter

fucking nazis — peat 0815

Ist die Erde eine Scheibe? — Peter Viertel