Neuss: Nazis im Gründungsfieber

Medienkollektiv Niederrhein 06.08.2007 14:14 Themen: Antifa Antirassismus
Freie Nationalisten Neuss, Meerbuscher Jugend oder doch lieber Nationaler Widerstand Meerbusch

Großraum Neuss. Das Gründen von immer neuen Gruppen scheint, bei Neusser Nazis und ihren Freunden aus dem Umland, zu einem sehr beliebten Sport geworden zu sein. Insgesamt gab es, zählt man die NPD Neuss mit, seid 2005, sechs Neugründungen von Neonazigruppierungen. Noch existent sind lediglich drei.
Auch wenn schon zu Zeiten der Kommunalwahl 2004 ein wenig Wind im Umfeld der eher inaktiven Neusser NPD aufkam, schafften es diese erst Ende 2005, ca. 6 Monate nach den Landtagswahlen in NRW, zu einer Neugründung mit neuem Vorstand. Vorher gingen schon 2 Homepages von Neusser Nazis online welche den „freien Widerstand“ repräsentieren sollten. Vertreten waren zum einen der „Widerstand Neuss“ mit einer eher mäßigen Internetpräsenz und die „Freien Nationalisten Neuss“, welche bis heute existieren. Wahrscheinlich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ging aus dem „Widerstand Neuss“ bald eine neue Gruppe hervor, die „ Autonomen Nationalisten Neuss“. Bei den Meinungsverschiedenheiten handelte es sich wohl darum, ob man Axel Reitz´s AB-West beitreten sollte oder nicht. Weder sah, noch hörte man was von den „Autonomen Nationalisten“. Schließlich löste sich die Gruppe allem Anschein nach bald wieder auf. Auch der „Widerstand Neuss“ hielt sich nicht lange und löste sich bald ebenfalls auf. Die einzige Gruppierung von der man öfter etwas vernahm, und welche sich auch hielt, waren die „Freien Nationalisten Neuss“. Eben diese nahmen bis heute an zahlreichen Aktionen, sowohl in den Regionen Niederrhein/Neuss/Düsseldorf als auch überregional in ganz Deutschland, teil. Die Aktionen gingen vom „Leistungsmarsch“ im Grenzgebiet Niederrhein-Holland, über Saufgelage zur „Sonnenwendfeier“, bis hin zu Aufmärschen unterschiedlichster Couleur. Auch organisierten sie eigene „Aktionen“ in Neuss, diese gingen über einen versuchten Angriff auf ein Punkkonzert Ende 2005, über zahlreiche Infostände im Dienste der NPD, versuchte „Anti-Antifaaktivitäten“ auf einer Demonstration in Neuss, zu eigenen „Mahnwachen“ gegen einen Moscheebau in Dormagen und „gegen linke Gewalt“. Die Mahnwache „gegen linke Gewalt“ fand unter anderem statt, weil ca. 2 Wochen zuvor ein paar Jugendliche verhindern wollten, dass die Nazis ihre Propaganda verbreiten konnten. Der Höhepunkt im Zuge der Auseinandersetzung wurde schließlich von der „Neuß-Grevenbroicher-Zeitung“ erreicht. Diese erwähnte in einem ihrer Artikel, dass Personen aus dem linken Spektrum auf einer Naziseite abgebildet wurden, welche angeblich bei dem „Angriff“ dabei gewesen sein sollten und vermerkte zusätzlich einen unkommentierten Satz der Nazi-Seite, „Wer die Abgelichteten kenne, solle sich melden (bei besagten Nazis), die Personalien würden der Polizei weitergegeben.“.
Seid geraumer Zeit existierte mit der „Meerbuscher Jugend“ eine neue Nazigruppierung im Rhein-Kreis-Neuss. Die Internetpräsenz der „MJ“ beinhaltete vor allem Termine, Spendenaufrufe, die Möglichkeit einen Kapuzenpulli der „MJ“ zu erwerben und Fotos von Meerbuscher Orten, Ortsschildern und Gebäuden. Die „MJ“ scheint der Versuch eines jugendlichen Neonazis aus dem Umfeld der „Kameradschaft Rheinland“ zu sein, eine feste Nazistruktur in Meerbusch zu etablieren. Der Initiator der „MJ“ wurde im Dezember 2006 zum Beisitzer des Ortsverbandes der NPD-Neuss gewählt. Seid ein paar Tagen hat sich die „MJ“ nun in den „Nationalen Widerstand Meerbusch“ eingegliedert. Dessen Homepage verspricht stets aktuelle Nachrichten aus dem Raum Meerbusch. In bestem Deutsch echauffieren sich die Meerbuscher Nazis darüber, dass überdimensionalen Playmobil-Polizisten[1] die Kellen geklaut und die Köpfe abgetreten wurden, in dem knapp Hundert Wörter umfassenden „Bericht“ finden sich mehr Fehler als in einem Diktat eines Drittklässlers.
Auch in der NPD-Neuss tut sich seid kurzem mehr als zuvor, am 2.Januar 2007 wurde nicht nur ein neuer Beisitzer (der Initiator der „MJ“) gewählt, sondern gleich ein ganz neuer Vorstand. Sven Barth, bis Ende 2000 Gast in der JVA Gelsenkirchen, wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt, seine Frau wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden. Ziel ist es Kreisverbandsstärke zu erreichen und 2009 in den Stadtrat zu ziehen.

[1] Die Playmobil-Polizisten wurden aufgestellt um Autofahrer auf den Schulbeginn aufmerksam zu machen.
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Ergänzungen

Demo in Neuss

Gummibär 06.08.2007 - 16:02

neues zur AKTIONSGRUPPE RHEINLAND

pressezecke 06.08.2007 - 22:02
etwas südlicher von neuss firmieren nun die "autonomen" nazis der Aktionsgruppe Rheinland, die schon mal mächtig auf die braune Kacke haut:

 http://klarmann.myblog.de/klarmann/art/193070480

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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schön.. — kh

und was gründen wir??? — strictly antifascist