Bad Nenndorf: Brutale Polizeiübergriffe überschatten Demonstration

Antifaschistisches Bündnis gegen Geschichtsre 28.07.2007 22:58 Themen: Antifa
400 Menschen demonstrieren gegen Nazi Aufmarsch am 28.07.2007 in Bad Nenndorf unter dem Motto "Für das Ende sorgen wir" / Knapp zweistündige Blockade von etwa 200 Menschen am Bahnhof / Nach starker Verspätung marschieren 180 Nazis nahezu ungestört / Brutale Polizeiangriffe überschatten die Demonstration / Mehrere Verletzte
Das Antifaschistische Bündnis gegen Geschichtsrevisionismus übt große Kritik am Vorgehen der Polizeikräfte während der Demonstrationen am Freitag und Samstag. Bereits die Auflagen machten den normalen Ablauf einer Demonstration unmöglich. So war das Spielen von Musik nur alle fünf Minuten gestattet und die Länge der Seitentransparente auf 1,50 Meter beschränkt worden. Unabhängig davon, dass keine Transparente dieser Länge existieren, da kein Inhalt in lesbarer Größe so kurz formuliert werden kann, schützen so kurze Transparente auch nicht vor den Übergriffen der Polizei, wie man in Bad Nenndorf beobachten konnte. Auch der Zwang, zwischen jedem Transparent eine Freifläche von 1,50 Meter zu lassen, passt gut in dieses Konzept. Bündnissprecherin Bea Hänsch: "Bereits durch die Auflagen vermittelte die Polizei den Eindruck, die Demonstration unabhängig von einem friedlichen Verlauf angreifen zu wollen. Dieses bewahrheitete sich heute. Währenddessen konnten Neonazis unbehindert ihren Aufmarsch durchführen."

Auch mit der Vergabe der Routen und Standorte stellten sich die zuständigen Behörden eindeutig auf die Seite der Neonazis. Während die Bündnisdemonstration sauber und weiträumig von der Aufmarschroute der Neonazis getrennt wurde, bekamen diese für ihre Mahnwache am Freitag für 27 Nazis einen Platz fast direkt an der Route der gut 150 Demonstranten genehmigt. Hänsch: "Neonazis, die Andersdenkende permanent bedrohen und tätlich angreifen, scheinen für Stadt und Polizei ein geringeres Gefährdungspotential darzustellen als eine Bündnisdemo mit DGB und Jüdischer Gemeinde. Eine interessante Einschätzung."

Am Samstag begonnen hatten die Proteste des Bündnisses bereits am Bad Nenndorfer Bahnhof. Nach der etwas verspäteten Ankunft blieb die aus Richtung Hannover kommende Reisegruppe geschlossen auf dem Bahnsteig stehen und verhinderte so die Anreise der Neonazis. Bea Hänsch dazu: "Aufgrund der Blockade war es 100 Neonazis zwei Stunden nicht möglich, von Haste nach Nenndorf zu kommen, 40 von ihnen mussten die Strecke zu Fuß laufen. Natürlich werten wir diese Tatsache als Erfolg."

Doch auch die Schikanen der Polizei in Form von Beleidigungen und Schlägen waren auf dem Bahnsteig bereits ausgeprägt. Nach überzogenen Personalienkontrollen wurde ein Start des Demonstrationszuges durch die quasi nicht erfüllbaren Auflagen lange Zeit verhindert. Der laufende Zug wurde mehrfach gebremst, bevor Polizisten in der Innenstadt begannen, die Situation zu eskalieren. Ein unbeteiligter Demonstrationsteilnehmer wurde von Beamten brutal aus der Demo geprügelt, vier Polizisten prügelten und traten massiv auf den wehrlosen Mann ein, der auf dem Boden lag.

Begründete Vorwürfe gab es offensichtlich nicht, er wurde daraufhin nicht in Gewahrsam genommen. In der Innenstadt gab es weiteres unbegründetes und überhartes Vorgehen, mehrere Personen waren nach Angriffen der Polizei nicht mehr in der Lage, selbstständig einen Sanitäter aufzusuchen. Hänsch: "Angeblich wegen Vermummung prügeln und treten Polizisten Menschen zu Boden. Fotografen, die den Vorgang dokumentieren wollten, wurden ins Gesicht und an den Hals geschlagen und massiv an ihrer Arbeit behindert. Sogar zwei Ordner wurden, zum Teil sogar mit Schlagstöcken, von der Polizei geschlagen und am Kopf verletzt. Die Offensichtlichkeit, mit der dieses heute geschehen ist, ist beängstigend. Das Bündnis wird rechtliche Schritte sowohl gegen die Polizei als auch gegen die Auflagen prüfen. Das trotz dieser widrigen Umstände nicht noch mehr passiert ist und die Blockade erfolgreich durchgeführt werden konnte, ist allein dem disziplinierten und besonnenen Verhalten der Demonstrationsteilnehmer zu verdanken."
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Ergänzungen

Ergaenzung

freebse 28.07.2007 - 23:30
Angeblich haetten Leute die Bullen getreten, ich stand fast neben den Leuten mit dem entrissenen Transparent, von Tritten habe ich nichts gesehen. Beim anschliessenden Rumgewarte verhielten sich einige Leute verstaendlicherweise nicht mehr so nett gegenueber den Bullen. Am Bahnhof wurde (nach dem Abzug der Nazis nach Haste) noch jemand herrausgegriffen, dieser sollte angeblich bei der Rumwarterei einen Bullen bespuckt haben.
Die Nazis mussten wohl geschlossen den Perso zeigen. Die Fahnenstangen wurden auch bei den Nazis eingesammelt, so liefen diese ohne Fahnen.

Das schreiben die Bullen:

28.07.2007 | 18:23 Uhr
POL-STH: Einsatzkonzept der Polizei voll aufgegangen !

Stadthagen (ots) - Am 28.07.07 war Bad Nenndorf erneut
Veranstaltungsort von zwei Kundgebungen.
Ein bekannter Rechtsradikaler hatte unter dem Motto : "gefangen,
gefoltert, ermordet - damals wie heute - Besatzer raus", einen Aufzug
und eine Kundgebung am Winklerbad in Bad Nenndorf angemeldet.
Für den gleichen Tag hatte das "Antifaschistische Bündnis gegen
Geschichtsrevisionismus" eine Gegenveranstaltung angemeldet. Einige
zusätzliche Aktionen fanden bereits am Vortag statt.
Die Polizei hatte mehrere Hundertschaften aus ganz Niedersachsen und
Verstärkung durch 18 Dienstpferde und einige Diensthunde in den
Einsatz geschickt.
Vorrangiges Ziel war es, die Durchführung der vom Landkreis
genehmigten Veranstaltungen zu ermöglichen, dabei die Konfrontation
der rivalisierenden Gruppen zu verhindern, sowie das Alltagsleben in
Bad Nenndorf möglichst wenig zu beeinträchtigen.
Die von ca. 170 Personen besuchte Kundgebung der Rechtsextremisten
wurde mit mehreren Wortbeiträgen , auch am Winklerbad , störungsfrei
beendet. Um 15:45 Uhr verließen sie Bad Nenndorf mit dem Zug.
Die Gegenveranstaltung begann gegen 10:45 Uhr am Bahnhof mit ca. 450
zum Teil gewaltbereiten Teilnehmern, vorrangig aus NRW und
Niedersachsen.
Eine Spontandemonstration von 70 Teilnehmern, die den Bahnverkehr
kurzfristig beeinträchtigte, wurde durch die Polizei aufgelöst.
Durch das im weiteren aggressive Auftreten von Teilnehmern stockte
der Aufzug mehrere Male und es kam zu zeitlichen Verzögerungen, die
sich leider auch nachteilig auf die Verkehrssituation insbesondere am
Bahnhof und am Kurpark auswirkte.
Zum Ende des Aufzuges der Gegenveranstaltung kam es noch zu einer
kurzen Auseinandersetzung, als sich mehrere Demonstranten vermummten
und unter den mitgeführten Transparenten nach Polizeibeamten traten.
Zwei Beamte wurden leicht verletzt, drei Täter wurden festgenommen.
Gegen sie, sowie drei weitere Personen sind Strafverfahren
eingeleitet worden.
Nimmt man alle Maßnahmen an den verschieden Kontrollstellen und
während des Einsatzes zusammen, so wurden insgesamt bei 271 Personen
die Identität festgestellt, 144 mal wurden Fahrzeuge und Personen
durchsucht, 32 mal wurden Fahnenstangen und verbotene Gegenstände
sichergestellt. 5 Einzelausschlüsse von Teilnehmern der
Gegenveranstaltung mussten ausgesprochen werden.
"Insgesamt ist das Einsatzkonzept der Polizei voll aufgegangen. Der
ordnungsgemäße Ablauf der Veranstaltung wurde gewährleistet, die
Trennung der rivalsierenden Gruppen war zu jeder Zeit gewährleistet
und Straftaten wurden konsequent verfolgt," so der
Gesamteinsatzleiter Kreykenbohm in seiner abschließenden Bilanz.


ots Originaltext: Polizeikommissariat Stadthagen
Digitale Pressemappe:
 http://www.polizeipresse.de/p_story.htx?firmaid=59622

Rückfragen bitte an:

Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg
Polizeikommissariat Stadthagen
Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
Vornhäger Straße 15
31655 Stadthagen
Axel Bergmann
Telefon: 05721/4004-107
Fax: 05721/4004-150
E-Mail:  axel.bergmann@polizei.niedersachsen.de

 http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/59622/1023397/polizeikommissariat_stadthagen

Die Taeter

acab 28.07.2007 - 23:56
Leider in ganz schlechter Qualität, aber selbst in spitzen Qualität wäre es ja egal, die erkennt man nicht, und passieren tut eh nichts.

Ein Spruch bringt es auf den Punkt...

Ihr seid nur bezahlte Hooligans !

KENNZEICHNUNGSPFLICHT FÜR BULLEN !!!

bla^

blubb 29.07.2007 - 00:57
wir kamen nichtmal rein bis bad nenndorf....wurden vorher rausgefischt ud bekamen sofort stadtverweis bis 22 uhr...obwohl wir NICHTS getan haben.

Ausführliche Berichte

Ergänzer 29.07.2007 - 11:29
Einen Ausführlichen Bericht mit Fotos zur Vorabenddemo findet ihr unter  http://de.indymedia.org/2007/07/189361.shtml

Unter  http://de.indymedia.org/2007/07/189373.shtml ist ein Bericht zum Naziaufmarsch und zur Gegendemo mit einigen Fotos zu lesen.

Einsatzkonzept der Polizei voll aufgegangen??

Blacky 29.07.2007 - 14:15
Zum Ende des Aufzuges der Gegenveranstaltung kam es noch zu einer
kurzen Auseinandersetzung, als sich mehrere Demonstranten vermummten
und unter den mitgeführten Transparenten nach Polizeibeamten traten.
Zwei Beamte wurden leicht verletzt, drei Täter wurden festgenommen.
Gegen sie, sowie drei weitere Personen sind Strafverfahren
eingeleitet worden.

Sowohl am Bahnhof als auch am Ende der Demo haben Beamten einfach willkührlich in die Menge geschlagen.
Auf dem Bahnhof sind mehrere Beamten mit Knüppeln auf demonstranten losgegangen und haben sogar leute ins Gleisbett gedrängt oder geschlagen das Leute ins Gleisbett gefallen sind. Demonstranten wurden durch Knüppel und Schläge vom Bahnsteig gedrängt!
Als das mit dem Transpi passiert ist gabs keine Tritte oder Schläge und auch KEINE ordnungswiedrige Vermummung sondern nur Schläge von Beamten und weggerisene Transpis und Festnhamen.
Am Ende nachdem die Demo aufgelöst war und alle gehen wollten gab es noch mehrere Zugriffe von der BFE wo Demonstranten die gerade gehen wollten einfach niedergetreten, geschlagen (mit Knüppel oder Ellbogen und Händen) oder einfach umgerannt wurden und ohne jeden ersichtlichen Grund festgenommen wurden.
Das einzige was man zur Polizeitaktik sagen kann ist Willkür und Eskalationstaktik

Fahnen etc

bzw 29.07.2007 - 15:02
Die Nazis hatten nicht nur Fahnen und einige Winkelemente dabei, teilweise durften sie auch einfach Knüppel ohne einen FAhnenstoff mit sich führen und die Polizei fand daran nix verbotenes.

Und die Sache vor dem Rossmann war definitiv Taktik, damit wir nicht rechtzeitig zum Winklerbad kamen, weil da not am Mann war. Wäre der schwarze Block dahin gekommen, wäre es ein leichtes gewesen durch die paar HAmburger Gitter und die ca 10 Bullen zu brechen.

Kessel und Cop-Träume

Antifa-NB 30.07.2007 - 10:25
Während wir im Kessel standen und die Cops uns nur umringten, suchten sie zielgrichtet Leute aus der Demo raus. Jeder BFE'ler spähte sich eine_n Demonstranten_tin aus und beobachtete ihn/sie.

Die wollten die "Stimmungsmacher" und eventuell die "Autoritätspersonen" (da können sie aber lange suchen) bzw. die Menschen, die sie schon von früher kennen, eifnach ohne Grund rausgreifen. Obwohl - wie mir berichtet wurde und es mir genauso ging - die meisten davon nicht am Kettenende waren, sondern mehr im Block.

Folglich hätten sie den Demoblock stürmen müssen, was höchst wahrscheinlich auch passiert wäre, wenn die Demo nicht aufgelöst worden wäre.

PS: Hab auch noch ein paar lustige Fotos vom Anfang der Demo. Lad sie hoch, wenn ich Zeit habe.

PM von ['solid]

solider Antifa 01.08.2007 - 19:09
Hier noch ne PM von ['solid] zu der Demo


Pressemitteilung


Jugendorganisation [’solid] verurteilt Polizeiübergriffe

Am Samstag, dem 28.7.2007 demonstrierten ca. 500 Menschen in Bad Nenndorf
gegen 170 Nazis die unter dem Motto „Gefangen! Gefoltert! Gemordet! - Damals wie
heute – Besatzer raus“ in der kleinen Stadt aufmarschierten, dabei kam es zu
erschreckender Gewalt seitens der Polizei.

Der Grund für den Aufmarsch der Rechtsextremen ist das „Wincklerbad“. Diese diente von 1945-47
der britischen Armee als Militärgefängnis für Nazikriegsverbrecher.

Die Polizei die mit Einsatzhundertschaften angerückt war, ging den ganzen Tag über extrem Brutal
gegen friedlichen Gegendemonstranten vor. Gleich zu beginn wurde eine friedliche Blockade des
Bahnsteiges, die das Anreisen der Neonazis verhindern sollte, durch die Polizei mit Schlägen und
Tritten aufgelöst. Die Demonstration selber musste sich im Wanderkessel fortbewegen und wurde
mehrmals von der Polizei grundlos angegriffen. Teilnehmer wurden ohne Grund verhaftet und
verletzt.

Das militante Vorgehen der Polizei gegen eine friedliche Demonstration zeigte sich besonders
deutlich durch die schwarz vermummten BFE-Einheiten1, welche die ganze Zeit über durch ihr
aggressives Auftreten auffielen. Aus diesen Gründen musste die Demo am Ende aufgelöst werden.

Dazu erklärte Robert Heider Landessprecher der Linksjugend ['solid] Niedersachsen:
“Der Innenminister Schünemann hat seine Polizei nicht mehr unter Kontrolle. Wir fordern ihn
dringend auf, seine BFE-Einheiten zum Thema Gewalt und Grundrechte zu schulen. Desweiteren
fordern wir von der Landesregierung die sofortige Einführung der Kennzeichnungspflicht für
einzelne Polizisten damit die Bevölkerung vor der immer mehr ausufernden Polizeigewalt geschützt ist.
Das Neonazis grade zu hofiert und engagierte Neonazigegner Angst vor Polizei Übergriffen haben
müssen, zeigt deutlich auf welchen Auge die Landesregierung blind ist.“

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Nicht hinnehmbar — tztz

@acab — anarchist

Schlägerbullen — strampelpeter

der Staat will Nazis — Antonius