Rettet das AJZ Homburg

Anderslautern - Redaktion 22.07.2007 12:28
Nach unseren Informationen soll das AJZ Homburg am Montag morgen (23.7.07) abgerissen werden. Die Leute im Zentrum bekamen auf der Pressekonferenz der Stadtrats von Homburg mitgeteilt, das sie das Zentrum bis Sonntag Nacht um 12Uhr zu verlassen hätten. Auf einer Stadtratssitzung am Donnerstag wurde die Schließung und der nachfolgende Abriss beschlossen.
Die Leute vom AJZ machten danach durch Spontandemos und kurzzeitigen Kreuzungsbesetzungen auf sich aufmerksam. Sie sind darüberhinaus auch nicht gewillt, das Zentrum freiwillig zu verlassen.

Leider existiert von den AJZ 'lern noch kein eigener Aufruf diese Richtung. (Zumindest ist uns dazu nichts bekannt) Deshalb können wir nur aus dem vorherigen Aufruf für den, von der Stadt anvisierten Schließungstermin am Freitag zitieren:

„Hey Leutz,
wie ihr wisst, ist unser legendäres AJZ-Homburg dem Untergang geweiht.() ...Wir wussten, dass es irgendwann soweit kommen würde, jedoch kam diese Nachricht ohne Vorwarnung und niemand ahnte, dass es so schnell gehen würde. Wir wollen unser AJZ behalten und werden darum kämpfen, doch dazu benötigen wir jede Hilfe, die wir bekommen können.

Dieses AJZ ist für uns ein Zuhause geworden! Man konnte jeder Zeit dort sein. Es ist nicht nur ein Ort, an dem Partys und Sauforgien stattfinden, sondern auch ein Ort, an dem man seine besten Freunde kennenlernte, seine erste Liebe traf und wieviele Erinnerungen man auch damit verbindet, egal, ob man lachte oder weinte, man möchte sich die Vorstellung, ohne AJZ dazustehen, gar nicht ausmalen. Ob PartyŽs, Konzerte oder Schlägereien, die wir darin erlebt haben, die Ereignisse vom ersten Bier bis zum ersten Totalschaden... Das Juz prägte uns und unsere Persönlichkeit und wir möchten dies auch den Nachfolgenden ermöglichen, indem wir für unser Juz kämpfen

()...brauchen wir so viele Leute wie nur möglich, um der Stadt zu zeigen, dass wir dieses Gebäude brauchen und es nicht widerstandslos aufgeben werden. Sie sollen wissen, mit wem sie sich anlegen und was sie uns wegnehmen, für manche nur eine "Kneipe", für andere ein Stück ihres Herzens...

Wir bitten um eure Hilfe und Unterstützung!! Kämpft mit uns und rettet unser Juz, damit wir gemeinsam noch weitere Konzerte oder sonstige Events darin erleben können!! ()....

Mit freundlichen Grüßen Eure AJZ-Homburg-Juzler "

Autonome Jugendzentren in unserer Region waren immer selten, doch nach den Räumungen der Steffi (Karlsruhe) und dem AJZ Heidelberg, gibt’s fast nix mehr. Alle die selbst gerne ein AJZ in der Stadt od. Region hätten, alle die Lust haben selbstbestimmte Freiräume mit Leben zu füllen und alle die sich nicht der Kommerz-(Jugend)kultur unterwefen wollen sind aufgerufen, die Leute im AJZ zu unterstützen. Fahrt hin...Schaut was ihr beitragen könnt.

Links:
de.indymedia.org/2007/07/188395.shtml
www.ajzhomburg.de (leider nicht Aktuell)
www.chaoskanal.net (auch nicht...)


„Wir werden nicht kampflos aufgeben"
HOMBURG: Stadt will Jugendzentrum schließen - Gebäude nun von seinen Besuchern besetzt

von Manuel Zimmermann (Rheinpfalz)

Die Stadt Homburg will das autonome Jugendzentrum (AJZ) am Güterbahnhof wegen baulicher Mängel schließen. Dies teilte Rüdiger Schneidewind, Beigeordneter für Jugend und Soziales, gestern vor dem maroden Gebäude mit. Eine echte Alternative kann er den jungen Leuten, die von der Schließung völlig überrascht wurden, allerdings nicht anbieten. „Kampflos" wollen die verärgerten Jugendlichen die Einrichtung nicht hergeben. Sie erklärten das Gebäude als besetzt.

Mehrere dutzend Jugendliche belagerten gestern den Hof des AJZ. „Wir bleiben", sagte eines der Transparente. Schneidewind erläuterte die Schließungsgründe vor dem Hof, dessen Tor mit Stacheldraht umwickelt war. Der Beigeordnete wollte Konfrontationen vermeiden. Feuerschutz, Elektrik und Rettungswege seien die entscheidenden Mängel, die zu dem Beschluss geführt hätten, so der Beigeordnete. Schon seit Jahren sei klar: Das Gebäude ist marode, ewig können die Jugendlichen nicht mehr am Güterbahnhof bleiben. Doch die Schließung kommt trotzdem abrupt und unerwartet: „Wir haben am Mittwoch aus der Presse erfahren, dass das AJZ geschlossen wird. Und die offizielle Beiratssitzung dazu gab es erst am Donnerstag", sagte gestern Johannes Grunert, erster Vorsitzender des Vereins Autonomes Jugendzentrum Homburg. „Zu dieser Sitzung wurde ich noch nicht einmal eingeladen", kritisiert der 23-Jährige, der der Stadt mangelnde Kommunikation und Transparenz vorwirft. Warum trotz vergangener gemeinsamer Beiratssitzungen, die extra zum Gespräch zwischen Stadt und Jugend einberufen wurden, um eine Lösung für die Zukunft zu entwickeln, die Schließung nun ohne Wissen der Jugendlichen vollzogen werden sollte, konnte Schneidewind nicht erklären. Dennoch verteidigte er sich: Er habe stets trotz starken Gegenwinds in der Verwaltung für den Erhalt des AJZ gekämpft. Doch inzwischen könne auch er nichts mehr tun. „Es ist schon länger klar, dass eine Grundsanierung des Gebäudes keinen Sinn macht", so der Beigeordnete. Daher habe man in der Vergangenheit nur noch das Nötigste gemacht. Die Jugendlichen werfen ihm allerdings halbherziges Handeln vor. Und er habe das Gebäude gezielt runterkommen lassen.

Was bleibt, ist die Frage, wie die Zukunft für die Jugendlichen des AJZ aussieht. „Ich weiß, es gibt momentan keine Alternativen für diesen Nutzerkreis", ist sich Schneidewind im Klaren darüber, dass er den AJZ-Besuchern, die größtenteils aus dem linken Spektrum sind, ihre Zufluchtsstätte nimmt. Nur in diesem Punkt sind sich Schneidewind und die Jugendlichen einig: Es wäre nahezu unmöglich, die AJZler mit anderen Gruppierungen in einem Raum zu vereinen. Zu unterschiedlich sind die Interessen. Außerdem wollen die Linken vom Güterbahnhof autonom und ohne jegliche Kontrolle bleiben: „Wir brauchen keinen Sozialarbeiter. Wir sind eine große Familie. Wenn hier jemand Probleme hat, kann er bei jedem Hilfe suchen", so ein Jugendlicher.

Die Jugendlichen und ihre Vertreter haben gestern dem Beigeordneten folgende Alternative vorgeschlagen: Man verzichte auf den ersten Stock, dessen Zustand weitaus schlimmer sei als das Erdgeschoss. Und dort werde man die Mängel so gut es geht in Eigenleistung und mit etwas Hilfe der Stadt beheben. Immerhin habe die Stadt erst vor fünf Jahren das Erdgeschoss saniert. „Baulich hat sich nichts geändert, es sind nur Mängel", sagte Theo Koch vom Verband saarländischer Jugendzentren in Selbstverwaltung, der Schneidewind das Angebot unterbreitete, das Erdgeschoss entsprechend herzurichten.

„Wir müssen das erst prüfen und ich will nichts versprechen", sagte Schneidewind, der für die Jugendlichen vom AJZ langfristig ganz andere Pläne hat. Geplant sei, mit Hilfe eines Trägers mehrere Räumlichkeiten für verschiedene jugendliche Gruppierungen unter einem Dach zu vereinen. Dann würden die AJZler allerdings auch ihre Autonomie verlieren. „Wir sind dagegen, aber notfalls wären wir kompromissbereit", so Grunert. Die Realisierung dauere allerdings noch ein bis zwei Jahre, so Schneidewind. In der Zwischenzeit könne der Verein seine inhaltliche Arbeit fortsetzen, meinte Schneidewind, der die „Anti-Nazi-Arbeit" des AJZ für sehr wichtig und gut halte. „Und wie bitte sollen wir das ohne Räumlichkeiten machen?", kam die Frage einer Jugendlichen, der Schneidewind entgegnete: Es gebe auch viele andere Gruppierungen wie Sportvereine, die zeitweise ohne Räumlichkeiten auskommen müssten.

Was bleibt, sind Widersprüche, offene Fragen, Vorwürfe und der Unmut der Jugendlichen. Bereits seit zwei Jahren führen Stadt und Jugend einen Dialog, um über die langfristige Zukunft der AJZler zu entscheiden. Diese verstehen nun nicht, warum immer noch keine dauerhafte Lösung in Sicht ist und nun nicht wenigstens eine Übergangslösung angeboten werden kann. „Es ist nicht so einfach, etwas zu finden", wich Schneidewind aus. Unverständlich ist in den Augen Grunerts, warum nun der Notausgang ein Kriterium für die Schließung ist, obwohl dieser vor fünf Jahren von der Stadt gebaut und durch das Bauamt abgesegnet wurde. Eine Antwort darauf blieb Schneidewind schuldig. Ebenso, so die Jugendlichen, der Bitte, das Gutachten zur Schließung vorzulegen. „Wir kriegen keine Fakten aufgezeigt. Es macht sich das Gefühl breit, dass man uns loswerden will. Möglicherweise spekulieren sie mit der Auflösung unseres Vereins", so Grunert.

Über 100 Jugendliche, schätzt der erste Vorsitzende, gehören zum Stammpublikum des Jugendzentrums. Täglich seien etwa 20 Besucher da. Mehrmals im Monat gebe es Lesungen und Informationsveranstaltungen. Konzerte, zu denen in der Vergangenheit regelmäßig über 200 Besucher kamen, sind aufgrund des Gebäudezustandes bereits seit über einem Jahr verboten. Grunerts Befürchtung: Ohne Zufluchtsort hängen diese Jugendlichen künftig auf der Straße rum. „Wir werden das AJZ nicht kampflos aufgeben, es bleibt von uns besetzt", kündigte der 23-Jährige daher an. Wann nun die Tür des Jugendzentrums von außen endgültig geschlossen wird, bleibt daher offen. „Eine Räumung kommt nicht in Frage", so Schneidewind. Einwurf

Quelle: DIE RHEINPFALZ (Zweibrücker Rundschau)
Datum: Samstag, den 21. Juli 2007
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Ergänzungen

Impressionen des Protests

oi 22.07.2007 - 13:15
Auch am nächsten Tag nach der Beiratssitzung gab es wieder eine Spontandemo durch die Stadt . Ohne Polizei , dafür aber mit viel Spass auf dem Wahrzeichen der Stadt machten die
Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam .

Neuigkeiten

Mc Mittwochsdemo 23.07.2007 - 08:26
Hier noch Neues im Überblick.

Also bis Montag Morgen (8.00) wurde mal nicht geräumt, es sind schon einige Unterstüzer im Ajz und die Stimmung ist gut.

Am Freitag gab es Nach der VV ne kleine Spontandemo mit 40 Leuten durch Homburg. Die Polizei tauchte nur kurz am Rande auf, da sie eh bei nem Unfall stand.
Abends war dann Fachbereichsparty Medizin. 400 Leute tantzten am ersten Abend nach der Schließung bis in die frühen Morgenstunden.


Samstags war dann eher ruhe angesagt.

Sonntags wurde wieder durch homburg gezogen (20 Leute)

Ab Montag gehts mit dem Täglichen Programm weiter, Jeden Abend Kneipe, Konzerte, Kino, Vokü ...

Kommt alle!

AJZ (noch) nicht geräumt - kein Abriss

MMM 23.07.2007 - 15:54
Im Moment scheint es von Seiten der Stadt keine Anstalten zu geben, das AJZ räumen zu wollen. Der Beigeordnete der Stadt Homburg Schneidewind soll nach RP-Informationen eine Räumung auch erstmal ausgeschlossen haben. Das muss zwar nicht so bleiben, spricht aber dafür, dass die Stadt kein Interesse an der Umsetzung ihrer unpopulären Beschlüsse mit polizeilichen Mitteln hat.
Die Zeit des Abwartens kann daher produktiv genutzt werden. Je mehr Leute das AJZ besuchen und nutzen, desto schwieriger wird es der Obrigkeit fallen ihren Stiefel durchzuziehen.
Das Einzige was nicht passieren darf ist gerade morgens zuwenige Leute vor Ort sind um sich einer Räumung bzw. dem einfachen Anbringen neuer Schlösser und einer damit einhergehenden Absperrung des AJZ-Geländes entgegen zu stellen.

Anmerkung: Das Gebäude soll wohl nicht abgerissen werden, was aber nicht heisst, dass ein eventuell renoviertes Gelände, wieder als AJZ zur Verfügung stehen könnte. Diese Zuspitzung war ein Fehler von uns.

Hier nochmal Links mit aktuellen Erklärungen und Zeitungsartikeln zum Thema:
 http://www.ajzhomburg.de/cms/module-News.html
 http://www.ajzhomburg.de/cms/Informationen-topictoview-2.html