Kundgebung gegen NPD "Mitgliederkampagne"

Antifaschistische Aktion Gera [AAG] 23.06.2007 20:57 Themen: Antifa
Naziszene baut Strukturen und Aktivitäten in Gera und Umland aus

Mehrere linke Organisationen protestierten am 9. Juni in Gera gegen eine Kundgebung der nazistischen NPD. Diese tritt mit Kundgebungen anlässlich einer Mitgliederkampagne sowie Aufmärschen in Gera und Umland wieder massiv in Erscheinung.
Etwa 20 Personen beteiligten sich an der Kundgebung des Bündnis gegen Rechts Gera, des Netz von Betroffenen rechtsextremer Gewalt und rassistischer Diskriminierung e.V., der Antifaschistischen Aktion Gera [AAG] sowie Gewerkschaften und bürgerlichen Parteien. Mit Redebeiträgen und Flugblättern wurde über den bevorstehen Aufmarsch von Nazis am 30. Juni in Gera informiert. Außerdem konnten PassantInnen verteilte Nazipropaganda entsorgen. Wirklich offensiver Widerstand blieb jedoch - wie so oft - aus.
Trotz dessen war die Resonanz der BürgerInnen auf NPD Mitgliedsanträge und Flugblätter gering.

Hintergrund ist eine von der NPD initiierte Mitgliederkampagne im Vorfeld der Landtagswahl 2009 in Thüringen. Ziel dieser ist der Einzug in das dritte Landesparlament in Ostdeutschland. Bereits vor einem Jahr verkündete sie dafür neue Mitglieder anzuwerben, ihre Dominanz zu verstärken und unter dem Tenor "keine Veranstaltung über uns ohne uns" öffentliche Diskussionen zu stören. Der von Frank Schwerdt (NPD Landesvorsitzender) im letzten Jahr noch selbst als "untätig" bezeichnete und von einem "Trinker" geleitete Kreisverband in Altenburg wurde neu organisiert und von Gera aus ein neuer in Greiz gegründet. Dies dient nun der flächendeckenden Präsenz in Gera und Umland.
Dokumentiert sind Kundgebungen am 16.Mai in Pößneck, 23. Mai in Neustadt/Orla, 26. Mai und 9. Juni in Gera, 1. Juni in Ronneburg, 4. Juni in Bad Lobenstein. Weitere am 13. Juni in Meuselwitz, 14. Juni in Schmölln, 20. Juni in Crossen an der Elster, 22. Juni nochmals in Meuselwitz sowie in Gößnitz. Am 30. Juni folgt der jährliche Aufmarsch von hunderten Nazis und mehreren Rechtsrockbands in Gera, am 7. Juli ein Aufmarsch in Greiz und am 17. August ein weiterer in Altenburg.
Federführend beteiligt an dem erstarkenden öffentlichen Auftreten der NPD in Gera ist der jetzige Kreisverbandsvorsitzende Gordon Richter. Während dieser im internen Machtkampf des NPD Landesverbandes vom Konkurrenten Patrick Wieschke als "personelles Problem" bezeichnet wird, rückt er vor Ort seit zwei Jahren immer mehr in den Vordergrund. Dabei weiß die örtliche NPD, ganz im Sinne der propagierten "Volksfrontstrategie", die gesamte Kameradschafts- und National Socialist Black Metal (NSBM) Szene hinter sich. So verwundert es nicht, dass die Rechtsrocker Jens Fröhlich und Dennis Schoner sowie Andreas Wagner, Bruder des langjährig inhaftierten Stefan Wagner, an dieser Kundgebung teilnahmen.

"Dass den jetzigen Bestrebungen der NPD, nur marginaler Widerstand entgegengebracht wird, bestätigt unsere langjährige Einschätzung" so Anna Schneider, Pressesprecherin der [AAG]. In der Tat können Nazis in Gera und Umland faktisch ungestört agieren. Politische Ignoranz, latenter Rassismus und Nationalismus sind Alltag und bürgen wenig Hoffnung auf eine politische Bewusstseinsänderung. Initiativen á la "Runder Tisch für Toleranz und Menschlichkeit" in Gera, an denen Ordnungsämter, Polizei, Wirtschaftsverbände und Parteien teilnehmen, ändern daran nichts; sie sind vielmehr Teil des Problems.
Statt Gera als Hochburg organisierter Nazis und rassistischer Angriffe zu benennen wird seit den neunziger Jahren ein Standortimage bedient. In diesem Zuge entpolitisiert die Polizei rassistische Angriffe und dementiert die Dominanz von Nazis, hetzt das Ordnungsamt gegen "Linksautonome" und lobt die Ostthüringer Zeitung (OTZ) das städtische Engagement gegen Rechtsextremismus.
"Wir werden diese Reflexe benennen und ebenso negieren. Nazis fallen nicht vom Himmel, sondern sind ein Resultat des Fundaments aus Volk, Staat, Nation und Kapitalismus.", so die [AAG] Sprecherin abschließend.

22.06.2007 AAG Gera / Thüringen
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Ergänzungen

No Naziaufmarsch am 30. Juli in Gera!

no nazis 23.06.2007 - 21:28
Kommt am 30. Juni nach Gera und stört den Naziaufmarsch und Auftritt der Nazibands! Keine Ruhe für Faschisten! Schoner, Fröhlich & Co den Strom abdrehen!

na da tut sich doch was

total egal 23.06.2007 - 22:00
Gut dass die Nazis auch in den Käffern nicht einfach unbeobachtet bleiben, denn gerade dort haben die es ja einfach.

In Pößneck wurde in den letzten Wochen Schaufenster von MigrantInnen eingewurfen.

stand up and never surrender

Naziaufmarsch am 30. Juni in Gera

gauze 24.06.2007 - 22:44
Weitere Infos zu Gegenaktionen am 30. Juni in gera findet man auf

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 3 Kommentare an

Naziaufmarsch in Lüneburg — am 14.07.2007 zerstören!!

arme schweine... — never again

nazikader? — name