Jobkarawane versalzen

Tom 21.06.2007 22:47 Themen: Soziale Kämpfe
Am 21.06.07 wurden im Einkaufszentrum Billstedt - Center - Hamburg Erwerbslose zur Teilname
mit Rechtsfolgenbelehrung (Sanktionsgefahr) von der ARGE (team.arbeit.hamburg) eingeladen,
um sich in aller Öffentlichkeit bei anwesenden Zeitarbeitsfirmen zu bewerben.
Am 21.06.07 wurden im Einkaufszentrum Billstedt - Center - Hamburg Erwerbslose zur
Teilname mit Rechtsfolgenbelehrung (Sanktionsgefahr) von der ARGE (team.arbeit.hamburg)
eingeladen, um sich in aller Öffentlichkeit bei anwesenden Zeitarbeitsfirmen zu bewerben.

Dabei ist es Aktive gegen Hartz 4 sehr leicht gelungen, das Veranstaltungskonzept der
"Jobkarawane" zu versalzen. freufreu..

Nachdem wir unseren Infostand nicht weit vor dem Eingang des Einkaufszentrum am Bill-
stedter Platz aufgebaut haben, wurde gleich darüber abgestimmt, was wir gegen die
öffentliche Vorführung von Erwerbslosen machen können, da wir nicht gerabe den besten
Platz genehmigt bekamen.
Kurze Zeit später wurden wir immer mehr und waren uns unter über 10 MitstreiterInnen
schnell darüber einig, den Ablauf der Veranstaltung zu beobachten und gegebenfalls
einzuschreiten.

Die Präsenz der team.arbeit.hamburg und meheren Zeitarbeitsfirmen war ein Bild der
Demütigung. Dort wurden gegen Datenschutzbestimmungen und Persänlichkeitsrechte mit
Ignoranz verstoßen. Auf Kosten der eingeladenen gepeinlichten ALG II BezieherInnen.
Außenstehende konnten auf, offenliegende Bewerbungsunterlagen und ellenlange Bewerber-
fragebögen sehen. Zudem waren Erwerbslose anhand des Tragen von Bewerbungsmappen schon
aus der Ferne ausfindig zu machen. Wir sehen darin ein Verstoß gegen Art.1 GG.
Daran beteiligte sich die Jobcenter für Hamburg- Mitte, Billstedt und Mümmelmannsberg.

Nach einiger Zeit viel es den Veranstaltern auf, das wir sie auf dem Kieker hatten und
auf unsere Gelegenheit lauerten.
Ungeduldig warteten wir auf die Bühnenshow, die eigendlich schon um 11 Uhr starten sollte.
Um 11:30 war dann auch eine Fernsehkamera eines öffentlich rechtlichen Senders aufgebaut,
aber immer noch keine Propagandashow..
Um 11:55 fragten wir am ARGE-Stand, was nun mit der Vorstellung auf der Bühne ist. Wann
geht diese denn los ?.. Diese Show wurde kurz vor 11 über den Hauslautsprechern angekündigt.
Die ARGE - MitarbeiterInnen reagierten so, als wüssten sie von nichts und das Kamerateam
packte ihre Ausrüstung kurze Zeit später wieder ein.
Zwei Aktivisten trugen Schlüsselbänder von verdi und einer war in friedlichem rot-schwarz
bekleidet. Dies reichte den Veranstalltern aus, ihre Propagandashow abzublasen.

Die Zeitarbeitsfirmen setzten ihre Suche nach Nidrigstlohnarbeiterinnen jedoch abgebrüht
fort und boten Betroffene ALG II BewzieherInnen ein Bruttolohn von 5,50 - 7,50 Euro pro
Stunde an.

Später kam ein Herr von der ARGE zu uns, um sich zu infomieren. Nachdem wir ihn zu den
Gesetzesverstößen zur Rede stellten, wiche er damit aus, das Öffentliche Bewerbungsveran-
staltungen erfolgreicher sind.
Eine weitere Dame der ARGE mit einem leeren Papierlablagekorb kam zu uns und bat gleich
um Infomaterial. Wir speisten Sie mit 2 Themenbezogenen Infozettel ab, weil uns weiteres
Material zu schade gewesen wäre.
Auf unsere weiteren Kritiken im Unmenschlichen Umgang mit ALG II BezieherInnen, reden sie
sich damit raus, das sie nur strikt ihrer Verwaltungstätigkeit nachgehen.
Selbst den Vorschlag von uns, "Bewerbungsmessen" nur in ihren Räumlichkeiten zu veranstalten,
hätten sie nicht genug Platz in ihren ARGE - Häusern.
Nach vielen Fadenscheinigen Ausreden der ARGE-Leute, überzeugten wir sie, das Erwerbslose
bei der Veranstaltung unter Sanktionsdruck stehen.
Bei Nichterscheinen ohne wichtigen Grund kann das ALG II bei über 25-jährige zwischen 10 und
30 % gekürzt werden und bei unter 25-jährige sogar komplett. Das gilt dann drei Monate lang.
Sie glaubten uns erst nicht, doch wie sie eine annonymisierte Einladung mit Rechtfolgenbe-
lehrung im Sinne des § 59 SGB II i.V. § 309 SGB III sahen, meinten sie, Die ARGE - Billstedt
hätte nur Einladungen ohne Sanktionsgefahr rausgeschickt.

Ab ca. 15 Uhr schwirrten mit großer Distanz Zivilpolizisten um unseren Infotisch herum, die
vom Schanzenvirtel her bekannt sind. Nachdem sich einer zur nächsten Wache verzog, sprachen
wir den anderen an, ob er was wissen möchte, weil er so neugierig sei, was wir machen..
Völlig entlarft und geschockt stritt er ab, das er neugierig sei.
Nachdem wir ihm klar machten, das er uns aufgefallen ist, sagte er, das er hier arbeitet und
Dedektiv sei.
Merkwürdig, das ein Ladendedektiv uns nicht aus den Augen lässt, statt in den Geschäften
nach Dieben zu lauern.

Glücklich packten wir unsere sieben Sachen wieder ein und begaben uns richtung U-Bahn.
Zu guter Letzt befragten wir zwei Damen von dem Seniorenservice - Stand des Hauses, ob es
sich bei dieser Arbeit um einen Ein Euro Job handelt.
Sie hielten sie sich sehr bedekt, nach dem Motto "Über den Verdienst spricht man nicht !"..
Nachdem ich Interesse zeigte, eventuell auch im Seniorenservice zu arbeiten aber nicht für
1,20 Euro die Stunde, antwortete eine prompt: Dann brauchen Sie sich garnicht erst bei uns
bewerben. Ich hakte mit den Worten nach.. Damit haben Sie mir indirekt bestätigt, das es sich
hier doch um einen Ein Euro Job handelt ?
Sie sagte nichts mehr und nickte mit dem Kopf auf und ab, was jeder als Ja versteht.

Morgen den 22.06 geht es mit den Ein-Euro-Jobträgern weiter..

Ich bin zu unsererm Erfolg angenehm überascht, das wir allein mit unserer Anwesenheit und
Durchhaltevermögen die Propagandashow versalzen haben und bedanke mich für die Unterstützung
von Aktiven aus folgenden Sozialthematisch orientierten Gruppen :

www.argeseiten.de
Elo-Rat (Erwerbslosenrat von ver.di Hamburg)
Lerchenhofkolleg (Erwerbslosen - Selbsthilfegruppe)
Sozialforum-Eimsbuettel

Besonderen Dank an denjenigen Informannten, der gleich nach dem Erhalt seiner Einladung uns
darüber informiert hat.
Durch seine schnelle Entschlossenheit, sich bei arge-basta-hh(at)gmx.de zu melden, schenkte
uns die notwendige Zeit der Vorbereitung zum Erfolg. :-))))

Ihr arge-basta-team.
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Ergänzungen

War eine gute Aktion

tromboso 22.06.2007 - 01:54
Einen kleinen Nachtrag habe ich noch:

Der männliche Arge Mitarbeiter [Bilder im Gespräch]war der der Leiter der Arge Billstedt.
Dieser war erstaunt, dass die Arge Mitte Zwangs[Pranger]-einladungen verschickt hat.

Das zeigt das die verschiedenen Argen in Hamburg sich nicht abstimmen!

Klingt nach Zweiklassengesellschaft bei Erwerbslosen oder ist das ein Konkurrenzkampf der Argen oder nur verwaltungstechnische Blödheit ?










Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Kampf der ARGEN... — ohneArbeitTrotzdemGlücklich