"Einheit vor Klarheit" - zum Solid-Kongress

Wladek Flakin 25.05.2007 01:12 Themen: Soziale Kämpfe
Der Gründungskongress der "Links!Jugend ['solid]" endete mit Wut und Tränen

Sonntag um 12.50 Uhr: zehn Minuten bevor der Gründungskongress des "Jugendverbandes XY" zu Ende gehen sollte, wurde die Satzung von einer Mehrheit der Anwesenden beschlossen. Der Zusammenschluss aus ['solid], Junge Linke und der WASG-Jugend bekam den Namen "Links!Jugend ['solid]" und einen neuen Bundesvorstand. Nach dieser Abstimmung - mit 3 mehr Ja-Stimmen als die notwendige zwei Drittel-Mehrheit von 147 - gab es heftigen Applaus. Aber die gute Stimmung zerbrach, als den Solids klar wurde, dass sie ihr bisher parteinaher aber eigenständiger Jugendverband auf dem Altar der "Einheit" geopfert hatten.
Solids heulten, zitterten und diskutierten unter sich, ob sie jetzt oder später austreten sollten. Das war die Stimmung unter den rund 250 Delegierten, die den Jugenverband der "neuen Linken" gegründet hatten. In den Statements der Solid-Führung heißt es nun, sie werden bald 10.000 Mitglieder haben – aber in Wirklichkeit wird es schwierig sein, die wenigen Tausend AktivistInnen, die jetzt in Solid sind, zusammen zu halten.

Der Ablauf des Kongresses

Im Friedrichshainer Kino "Kosmos" ging die Megaveranstaltung vor sich. Allein für die Miete des Saales hat die Partei rund 20.000 Euro ausgegeben – für den gesamten Kongress 35.000 Euro. Diese Atmosphäre war einfach nicht für Jugendliche gedacht, denn selbst für einen winzigen Kaffee musste mensch 1,50 Euro zahlen.
Also wozu der ganze Aufwand, wenn die Veranstaltung für einige hundert Euro in einer Schule hätte stattfinden können? "Damit die Presse gute Bilder bekommt." Ein Kamerateam des ZDF war dabei und bekam tolle Bilder, wie die L.PDS-Apparatschiks brüllten und manövrierten, um dem Jugendverband bürokratische (besser gesagt: noch bürokratischere) Strukturen aufzuzwingen.
Das begann schon am Montag vor dem Kongress, als der L.PDS-Parteivorstand beschloss, dass in der Satzung des Jugendverbandes "keine Formulierungen enthalten sein" dürften, die dem Programm der L.PDS widersprächen, und dass "sich der Jugendverband eindeutig und ausschließlich als solcher der Partei" bezeichnen müsste.
Nach heftiger Aufregung über diesen Einmischungsversuch beschränkte sich der Apparat aus dem Karl-Liebknecht-Haus darauf, sich über die "Junge Linke" einzumischen. Diese Strömung entstand vor einigen Jahren als Rechtsabspatlung von Solid, als Kaderschmiede für die Partei, und sollte mit ['solid] zwangsfusioniert werden.
Diese "Junge Linke" forderte drei Dinge: "['solid]" dürfe nicht Teil des Namens sein, um selbst die Erinnerung an einen parteiunabhängigen Jugendverband auszulöschen; der neue Vorstand müsse mit gleich vielen Mitgliedern von ['solid], Junge Linke und WASG-Jugend besetzt sein, obwohl ['solid] zweifellos 10 oder 20 mal mehr Mitglieder hat als die beiden anderen Formationen zusammen; Delegiertenmandate müsse es auch für Bundesarbeitskreise geben, damit die ParteifunktionärInnen im Vorfeld der Kongresse beliebig viele neue BAKs gründen können. Kurz: ['solid] sollte bei allen Forderungen, die sie vor einem Jahr aufgestellt hatte, einknicken. ['solid] sollte kapitulieren.
Die Diskussionen über die Satzung liefen ins Unendliche - die Tagung begann am Samstag um 10 Uhr, und um 1 Uhr morgens gab es immer noch keine Ergebnisse. Die Delegierten mussten dann umziehen, weil im großen Saal eine Techno-Party stattfand, deren Beats alle Debatten übertönte. Unten in einem Kinosaal, ohne viel Licht und ohne viel Sauerstoff wurden dann Kompromisse ausgehandelt. Weil viele Delegierten nach 14stündiger Tagung schon eingeschlafen waren, wurde trotz heftigen Widerspruchs eine Verhandlungsgruppe ernannt, die in der Nacht einen Kompromiss zwischen den drei Formationen suchte. Dieser bestand in dem Namen "Links-Aufrufezeichen-Jugend-Leerzeichen-Klammerauf-Apostroph-Solid-Klammerzu" und einem Vorstand aus 6 Solids, 4 Linke Jugend-Leuten und 4 WASG-Jugendlichen.

Der neue Jugendverband

Offiziell hat der neue Jugendverband 3.000 Mitglieder. Davon sind allerdings etwa 800 von der "Jungen Linken Sachsen", und das sind einfach alle L.PDS-Mitglieder in Sachsen unter 35. Die Zahl der Aktiven in diesem Verband dürfte zwischen 25 und 50 sein. Bei ihren Fraktionstreffen am Rande des Kongress sah mensch keine Dreads oder linke T-shirts, wie bei ['solid] üblich – unter den Anfang-30-Berufsjugendlichen waren Modesonnenbrillen und Jackets angesagt.
Star der "Jungen Linken" war zweifelsohne Michael Leutert, 33 Jahre alt, Bundestagsabgeordneter aus Sachsen und schneidiger Styler schlechthin. Der laute Mann mit kurzen, gegelten Haaren und engem weißen Hemd gestikulierte wild und brüllte auf Sächsisch: "Ich bin dafür, dass wir das platzen lassen", als er den Konferenzsaal zum Xten Mal verlässt.
Der/die PDS-unerfahrene BeobachterIn würde sich wundern: Wozu der ganze Stress? Könnte ein linker Jugendverband nicht einfach auf diese SachsInnen scheißen und sein eigenes Ding machen? Aber die erheblichen Summen aus der Parteikasse (über 200.000 Euro sind in Aussicht gestellt worden!) gibt es nur dann, wenn ein neuer Jugendverband einschließlich der "Jungen Linken" – die weder besonders jung noch besonders links sind – gebildet ist. Die stylishen SächsInnen erlaubten sich ein so provozierendes Auftreten, weil sie den Parteivorstand hinter sich wussten. Paul von ['solid] Gelsenkirchen meinte, "den Delegierten ist mittlerweile klar, dass es sich hier nicht um einen Kampf gegen die Junge Linke sondern gegen den Parteivorstand handelt."
Über den undemokratischen Ablauf des Kongresses gab es unzählige Beschwerden. Da die Besetzung der Führungsposten schon vorher in Kleingruppen ausgehandelt wurde, gab es keine Wahl sondern ein ziemlich sinnloses Ernennungsverfahren, ohne GegenkandidatInnen. Nach der Abstimmung über die Satzung traten eine ganze Reihe von Mitgliedern der Wahlkomission zurück, um ihre Ablehnung gegenüber diesem Kuhhandel zum Ausdruck zu bringen. Doch in dem Moment gab es ein subtiles Zeichen vom Parteivorstand, warum die Solids diesen ganzen Scheiß doch noch über sich ergehen lassen sollten: es rückten zwei LKWs der L.PDS auf dem Platz vor dem Kino an, mit 30.000 Anti-G8-Zeitungen und 20.000 Mobilisierungs-CDs, die kostenlos verteilt werden können. Die L.PDS versteht Erpressung, aber auch Bestechung...
"Ich bin kurz davor, eine Hasskappe anzuziehen, zum Karl Liebknecht-Haus zu ziehen und alle Fenster einzuschlagen" meinte ein Solid aus NRW - immerhin gibt es noch ein paar bewegungsorientierte Jugendliche bei ['solid]! Aber sehr viele AktivistInnen liessen sich damit überzeugen, dass sie schlicht keine Alternative sehen. Wäre es wirklich möglich ohne Gelder, Büros, Equipment usw. von der L.PDS politisch zu arbeiten?

Die politischen Fragen

Die Machtspiele am Wochenende waren endlos, aber die politischen Fragen kamen leider nicht sehr häufig vor. Die "junge" "Linke" war allgemein verhasst, aber niemand erwähnte die Tatsache, dass die Berufsjugendlichen und Bundestagsabgeordneten wie der Styler Leutert oder die Diva Katja Kipping die israelische Invasion des Libanons verteidigt haben. Auch über die Beteiligung an kapitalistischen Regierungen wie die L.PDS in Berlin wurde beim Kongress nicht viel geredet.
D.h. man hat jetzt "GenossInnen" im Jugendverband, die nicht prinzipiell gegen imperialistischen Krieg oder Sozialabbau stehen. Was ist die Perspektive eines solchen Jugendverbandes? Alle wollen natürlich "bewegungsorientiert" bleiben, aber kaum jemand erwähnt irgendeine grundsätzliche Alternative zur parlamentarischen Strategie der Linkspartei.PDS. Wer das bürgerliche Parlament und den kapitalistischen Staat als Instrumente sieht, um die Gesellschaft zu verändern, macht sich sehr schnell zu einem Verwalter dieses Systems.
So haben wir in Berlin eine "linke" Regierung, die "linkes" Büchergeld, "linke" 1-Euro-Jobs, "linke" Privatisierungen, "linke" Polizeieinsätze gegen Antifa-Demos usw. organisiert. Da die Parteibasis von solcher Politik Bauchschmerzen bekommen kann, müssen reformistische Parteien zwangsläufig bürokratisch sein. Das bedeutet umgekehrt, wenn junge AktivistInnen diesen Bürokratismus in ihrer Organisation ernsthaft angreifen wollen, müssen sie auch das die reformistische Perspektive dahinter ebenfalls angreifen.
Aber das geschah beim Kongress am Wochenende viel zu wenig – umso leidenschaftlicher wurde die Debatte um zweitrangige Fragen wie den Namen geführt. Bei der Satzungsdebatte meinte ein Solid aus Hamburg dazu: "Wir haben schon so viele Kompromisse gemacht. Wir haben das Konzept eines parteiunabhängigen Jugendverbandes über Bord geworfen. Deswegen soll ['solid] mit dem Namen zumindest symbolisch Teil des Verbandes sein."
Aber ist diese Frage wirklich so wichtig? Was nutzt uns ein Jugendverband mit dem Namen ['solid], wenn sein Bundesvorstand Auslandseinsätze der Bundeswehr in bestimmten Umständen unterstützt? Bei der neuen Zusammensetzung ist das nicht garantiert, aber auch nicht ausgeschlossen. In den nächsten Monaten und Jahren kann es nur noch schlimmer werden, als die Zahl der aktiven Solids zurückgeht und die Zahl der Funktionärsposten im Jugendverband explodiert.
Die Delegierten der WASG-Jugend (eine Gruppe, die gerade so existiert) brachten es auf den Punkt, als sie für die Gründung des neuen Jugendverbandes um jeden Preis warben: "Wir brauchen Einheit vor Klarheit". Aber diese "Einheit" auf einer reformistischen, bürokratischen Grundlage wird mehr Jugendliche abschrecken als anziehen. Wir haben es wohl mit einem der wenigen Fusionskongresse in der Geschichte zu tun, der unmittelbar zu einem Mitgliedsrückgang führen wird! Klarheit über Perspektiven – darüber, was mensch eigentlich will – ist die unmittelbare Voraussetzung für irgendein politisches Projekt.
Es blieb dem neuen Bundesarbeitskreis "Solid-Revolution" vorbehalten, Ansätze für eine politische Alternative zu dem ganzen Scheiß einzubringen. In einem ersten Statement, das im Vorfeld der Konferenz verbreitet wurde, schrieben sie: "Es hat keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen". Sie machten klar, dass die bürokratischen Manöver, die alle Delegierten angekotzt haben, eng mit dem Parlamentarismus der L.PDS zusammenhingen. Wer nicht auf die Zerschlagung der Kapitalistenklasse und ihres Staates zielt, sollte sich tatsächlich um einen bezahlten Posten im Staatsapparat kümmern! Deswegen muss mensch unter den unzufriedenen Solids die politische Debatte anstossen und eine neue, antikapitalistische Perspektive ausarbeiten.
Der Bundesarbeitskreis "Solid-Revolution", der über das Wochenende gegründet wurde, stiess auf reges Interesse aus fast allen Landesverbänden. Jetzt geht es darum, genauso hart zu sein wie die ParteifunktionärInnen aus Sachsen.

Wie weiter?

Die Geschichte der Arbeiterbewegung ist voller Beispiele, wie linke Jugendorganisationen mit ihren Mutterparteien brachen. Damit haben sie nicht nur eine Radikalisierung unter der Jugend, sondern in der Arbeiterbewegung insgesamt vorangetrieben. Oft ist es schwer, ohne die finanziellen Ressourcen einer Mutterpartei politisch zu arbeiten – anderseits funktioniert ein Jugendverband ohne die bürokratischen Strukturen der Mutterpartei oft viel besser.
Auch wir von der unabhängigen internationalen kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION müssen unter schwierigen Bedingungen arbeiten: während Solid 30.000 Zeitungen gegen die G8 kostenlos verteilt, müssen wir um Spenden bitten, um unsere Zeitung zu finanzieren. Aber dafür müssen wir nicht jeden Satz mit den ReformistInnen im Karl-Liebknecht-Haus abstimmen – wir können in jeder Situation eine revolutionäre Perspektive aufzeigen.
Aus diesem Kongress, aus dieser totalen Niederlage für Solid können neue Strukturen hervorgehen. Die alte Strukturen können in neue Richtungen geführt werden. Deswegen: Keine Demoralisierung! Keine individuellen Austritte! Keine Auflösung der Lokalgruppen! Der Kampf für eine sozialistische Jugendorganisation kann und muss – daran hat der Kongress keinen Zweifel gelassen! – ohne und gegen diese "neue Linke" geführt werden.
Entscheidend ist, dass in den nächsten Tagen und Wochen ein starkes Signal ausgeht: Viele Solids wollen mit diesem bürokratischen und (rechts)reformistischem Jugendverband nichts mehr zu tun haben. Aber was gibt es jenseits von der "DIE LINKE."? Wie sollen sich linke Jugendliche organisieren? Einfach zur Antifa rennen?
Viele Delegierte und AktivistInnen, die momentan enttäuscht sind, werden sich mit der neuen Situation abfinden, wenn es keine konkrete Alternative gibt. Deswegen liegt bei den linken Solids – vor allem beim Bundesarbeitskreis Solid-Revolution – eine große Verantwortung, diese Alternative aufzuzeigen. Statt einem reformistischen Rekrutierungspool brauchen wir eine unabhängige, revolutionär-sozialistische Jugendorganisation!
Wir von REVOLUTION wollen mit allen jungen AktivistInnen, die nicht auf einen Parteiposten sondern auf eine befreite Gesellschaft geil sind, diesen Weg gehen.

von Wladek Flakin, 23.5.07
von der unabhängigen kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION (www.revolution.de.com)
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Ergänzungen

Anhang: Die TrotzkistInnen beim Solid-Kongres

Wladek Flakin 25.05.2007 - 01:27
Trotzkismus hat unter linken Jugendlichen meist einen schlechten Ruf – zu Recht, wenn man das Verhalten der meisten sich trotzkistisch nennenden Gruppen in der BRD anschaut. Beim Solid-Kongress anwesend waren drei solcher Gruppen: Linksruck, der Funke und REVOLUTION.
Linksruck und der Funke bilden beide Teil des neuen Jugendverbandes: Linksruck dominiert den neuen Hochschulverband "Die Linke.SDS", während der Funke in Solid Hessen und einigen anderen Landesverbänden präsent ist. Was schlagen sie für einen linken Jugendverband vor?
Die LinksrucklerInnen haben wieder zur Schau gestellt, wie ihre Anpassung an die Linkspartei und ihren Apparat sie zu rechten Positionen verleitet. Während die Solids für die Eigenständigkeit ihrer Organisation gegen den Linkspartei-Vorstand kämpften, boxte Linksruck (zusammen mit der Jungen Linken aus Sachsen) den Parteibezug in der Satzung durch. Offiziell heißt es, damit könne man auf die Linkspartei mehr Einfluss nehmen – aber wie soll das funktionieren, wenn die aktiven, linken Solids den Verband alle verlassen haben?
Der Funke blieb sicherlich eher am linken Rand des Kongress. Aber sie hatten keine nennenswerten Vorschläge. Während nicht wenige "einheimische" Solids über die Notwendigkeit der sozialistischen Revolution diskutierten, beschränkten sich der Funke auf Forderungen wie die Verstaatlichung von Airbus oder gegen die Privatisierung der Bahn - diese Forderungen sind an sich nicht schlecht, aber trotzdem weit entfernt von einem revolutionären Programm.
Uns ist nicht bekannt, dass diese Strategie der "revolutionären Perspektive durch die Hintertür" jemals funktioniert hätte. Während für viele Solids sich die Frage stellt, ob sie jetzt den Verband verlassen sollen, wird der Funke zweifellos drin bleiben. Diese Strömung war bis zum Ende der 90er Jahre in der SPD!!!
REVOLUTION, eine unabhängige kommunistische Jugendorganisation ("die sympathistische unter den Trotzki-Sekten" –ALB), diskutierte mit den verschiedenen linken Strömungen und argumentierte dafür, dass eine revolutionäre Strömung organisiert und der unvermeidliche Bruch mit der PDS politisch vorbereitet werden muss.
Wir argumentieren, dass linke Solids der PDS den Rucken kehren und eine unabhängige, revolutionäre Jugendorganisation aufbauen können. Die Existenz von REVOLUTION - so winzig wir auch sein mögen - beweist, dass eine solche Organisation funktionieren kann.

(R)evolution

ChadT 25.05.2007 - 05:18
und was ist das für ne dotcom seite? find da nirgends ein impressum und sooo googlesüchtig bin ich dann doch noch nicht, auch wenn ich dies eher als inhaltlich ergänzende anfrage meine... so gedankenstößlerisch an jene, denen indymedia als vertrauensbonusquelle gilt und nicht als ebenfalls zu hinterfragendes OPEN POSTING... danke, mods! beste grüße

Junge Linke

JL 25.05.2007 - 11:09
Der Autor schreibt über die "Junge Linke": "Diese Strömung entstand vor einigen Jahren als Rechtsabspatlung von Solid, als Kaderschmiede für die Partei, und sollte mit ['solid] zwangsfusioniert werden."
Die stimmt ja wohl nicht, die "Junge Linke" ist in verschiedensten Kreisen und Städten teilweise schon vor solid entstanden, zu einem Zeitpunkt als es noch keinen Jugendverband gab, sich aber Menschen fanden, welche sich links, und teilweise PDS nah, engagieren wollten. So gibt es aber auch noch andere PDS/Linkspartei nahe Jugendgruppen, welche sich nicht von solid vertreten fühlten/fühlen.

...bringt der Mittelweg den Tod

rz 25.05.2007 - 12:21
Hier Realsatiere aus der jungen Welt von heute. Lange nicht mehr so ein beklopptest Interview gelesen. Die Frau hat ein Rückrat wie eine Nachtschnecke und labert nur Dünnpfiff. Die PDS-Jugend Berlin Brandenburg und die junge Linke Sachsen sind rechtsoppurtunistische Gruppe die auch mit der Hamas koalieren würden um an die Regierung zu kommen, aber aus Modefragen mal eben auf Antideutsch machen. Man weiss garnicht wem das peinlicher sein soll, den antiimps bei solid oder israelsolidarische Antifa, beide sollten sich für solch dummdreiste Karrieresten schähmen. Besonders dreist ist sich hier versucht wird in die "differnzierte" und "vernünftige" Mittelposition zu stellen, während links nur durchgeknallte Linksradikale und rechts nur verrückte Regierungsverantwortungs-Fans sind. Richtig ist das die biederen parteikommunistisch (KPF) orientieren Solid-Jugendliche - wenn überhaupt - zwischen neoliberalen und kriegsgeilen Regierungsfans wie der jungen Linke Sachsen- und linksradikalen & aktionsorientierten Antifagruppen wie der ALB stehen.
Doch wie sagte die RZ so schön: In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod.



Wir zeichnen uns durch eine Mittelposition aus«
»Junge Linke« aus Sachsen sehen gar nicht so viele Unterschiede zu [’solid], wollen nur viel differenzierter sein. Ein Gespräch mit Juliane Nagel

Juliane Nagel ist Vorstandsmitglied und jugendpolitische Sprecherin der Linkspartei.PDS Sachsen


In einem Schreiben an die junge Welt werfen Sie dem Jugendverband ['solid] vor, auf dem Berliner Gründungskongreß des neuen Dachverbands Linksjugend['solid] inhaltliche Diskussionen mit seiner Stimmenmehrheit abgelehnt zu haben. Dadurch sei der Eindruck entstanden, daß offene Aussprachen »stalinistisch unterbunden« werden sollten. Was ist an einer Mehrheitsentscheidung »stalinistisch«?

Das würde ich jetzt etwas abschwächen – es war tendenziell undemokratisch. Dabei sehe ich inhaltlich gar nicht so viele Unterschiede zwischen uns. Bezüglich der Struktur des Verbandes wurden die Differenzen ein wenig hochgespielt: ['solid] steht für Parteinähe, der »Jungen Linken« wird Parteitreue zugeschrieben. So undifferenziert ist das aber nicht. Leider wurden mit dem Verweis auf Zeitdruck beim Kongreß Diskussionen abgewürgt, die den Delegierten eine freiere Entscheidung ermöglicht hätten.

Die »Junge Linke« hat auf diesem Kongreß mit der Abreise gedroht, falls ihr dreiteiliges Forderungspaket nicht erfüllt werde. Wie beurteilen Sie dieses Vorgehen?

Das finde ich allgemein nicht gut. Aber da muß man den ganzen Prozeß betrachten. Man muß auch sehen, daß die Situation so zugespitzt war. Persönlich war ich da weniger involviert, aber es entstand wohl der Eindruck, daß es keinen anderen Ausweg gibt, nachdem sich die Fronten so zugespitzt hatten.

Wie steht die »Junge Linke« zu Regierungsbeteiligungen?

Unsere Haltung ist da weder pro noch kontra. Hier nimmt die »Junge Linke«, wie in vielen Fragen, eine Mittelposition ein.

Die »Junge Linke« hat auf einem Landesparteitag der Linkspartei.PDS Sachsen einen Änderungsantrag für deren Fahrplan bis 2009 eingebracht: Ziel der Linksparteipolitik in Sachsen könne nicht die Erringung von Regierungsmacht sein, sondern das Erringen gesellschaftlicher Mehrheiten für linke Politik. Sollte man für den Fall einer Regierungsbeteiligung nicht vorab klären, was man mitmachen würde und was nicht?

Das war ein Strategiepapier, in dem abstrakt dargestellt wurde, was die Linkspartei mit ihrer Fraktion in Sachsen will. Der Aussage »Regierungsmacht erringen« haben wir entgegengestellt, daß das ist nicht das Maß aller Dinge ist, sondern Bevölkerungsmehrheiten für soziale, demokratische Belange zu gewinnen sind. Wenn in Sachsen konkret eine Regierungsbeteiligung anstehen sollte, müssen wir natürlich Kriterien aufstellen: Wird es Studiengebühren geben, was ist mit der Arbeitsplatzförderung, nützt die wirklich Menschen oder bloß Unternehmen? Da wäre allerdings ein Maßstab anzusetzen, der eine Koalition mit einer SPD oder CDU unmöglich macht.

Auch Ihre Haltung zu Venezuela wird von ['solid] kritisiert. Sie bescheinigen dem Präsidenten Hugo Chávez eine »wichtige Funktion« in Sachen soziale Verbesserung und Basisdemokratie – andererseits werfen Sie ihm Machtzentralisierung vor. Ist das nicht widersprüchlich?

Ich würde der »Jungen Linken« generell eine Mittelposition zuschreiben. Es wird immer von zwei Fronten, den echten Linksradikalen und den aufgeweichten Reformern gesprochen. Wir zeichnen uns aber schon lange durch eine differenzierte Position aus. Auch in bezug auf Chávez. Man muß einfach etwas flexibler denken. Es ist völlig logisch: Ein Präsident, der dauerhaft im Amt ist, da stellen sich Tendenzen ein, die zum Verschwinden von Demokratie führen. Er versucht ja auch, seine Position per Verfassungsänderung zu sichern.

Das bezieht sich auf die Möglichkeit der mehrfachen Wiederwahl. Allerdings hat er sich auch schon freiwillig während seiner Amtszeit einem Referendum gestellt.

Stimmt. Ich kritisiere Chávez auch gar nicht. Ich finde es toll, was in Venezuela läuft. Aber um die totale Emanzipation zu erreichen, muß es auch eine Entmachtung von Einzelpersonen geben, die so eine mächtige Rolle haben wie er.

Glauben Sie, daß man in revolutionären Zeiten auf starke Persönlichkeiten verzichten kann?

Emanzipation funktioniert nur ohne starke Persönlichkeiten. Oder besser gesagt: dadurch, daß alle Menschen starke Persönlichkeiten werden. Unser Ansatz ist, Menschen zu fördern, damit sie starke und selbstbestimmte Persönlichkeiten werden und nicht auf Führerfiguren angewiesen sind. Emanzipation funktioniert nicht, indem sich Chávez hinstellt und alles in der Hand hat.

Werbeartikel für REVOLUTION?

Herbert 25.05.2007 - 14:55
Hallo,

soll das hier ein verkappter Werbeartikel für den Jugendverband REVOLUTION sein? So wirkt es jedenfalls und nicht wie eine inhaltlich-sachliche Auseinandersetzung mit der BDK des Jugendverbandes Linksjugend ['solid].
Ihr fordert nämlich die Leute dort faktisch zum Übertritt bei euch auf. Dabei fällt euch gar nicht auf, dass im Vorstand des neuen Jugendverbandes 10 Leute sind, die dem linken Lager zugeordnet werden können (alle 4 WASG-Leute sind klar links in der WASG, die solids gehören sowieso zum linken Flügel).
Dass heißt 10 zu 4 im Vorstand bei solchen Entscheidungen wie Bundeswehreinsätzen nach Kapitel 7. Aber sowas kann man natürlich ignorieren und gegenteiliges behaupten.
Das Wochenende in Berlin war politisch sicherlich der Horror, aber man sollte trotzdem in der Analyse ehrlich bleiben. Der neue Jugendverband ist kein reformistischer.
Übrigens gab des die junge Linke Sachsen schon vor ['solid], dass ist eben keine Abspaltung, dies trifft nur auf die junge Linke Berlin-Brandenburg zu.

Beste Grüße

Es heißt Junge Linke.PDS

Jungdemokrat 25.05.2007 - 15:58
Nur um etwaigen Verwechslungen vorzubeugen. Bei den im Text "Junge Linke" genannten Strukturen handelt es sich um die "Junge Linke.PDS". Die Junge Linke ist hingegen der Name einiger Teile von "JungdemokratInnen / Junge Linke".

Also bitte in Zukunft die korrekten Namen verwenden.

Sehr guter Artikel

Dennis 25.05.2007 - 16:01

Ergänzungen zu Linksruck und Parteijugend

dd 26.05.2007 - 10:23
ERgänzungen zum Verhalten sogenannter Trotzkisten auf der Jugendkonferenz und speziell zur Taktik des "Linksruck" finden sich hier: Linksruck verbündet sich mit Antideutschen  http://de.indymedia.org/2007/05/178479.shtml?c=on#c427682

Na, da gibt's noch viel zu tun ...

P. Holm 26.05.2007 - 18:46
Nur ganz kurz: alle, die die Profilierungskämpfe in der sächsischen organisierten Linken kennen, müssen allen KritisierInnen der Debattenkultur in der BDK recht geben. Und ich wollte als sächsischer Altsozialist (52) schon meine ganze Hoffnung in fitte junge Leute setzen! Zum Glück kenne ich einige (z.T. auch schon über dreißig), die wirklich fitt sind -und 'ne Menge gute Ideen für junges, linksdemokratisches Arbeiten und Kämpfen haben!!!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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ParteikaderInnen — Kontroverso

Selbst nicht mehr Jugendlicher — Ex-Jugendantifa

Ein paar Antworten — Wladek Flakin

Typisch Kommunisten — Junge von der Union

Wladek — jemand der ihn kennt

Eigenutz des Autors — ['solid]e basis

Erstaunen O_O — eine erstaunte von ['solid]

wirklich links — 'nem ['solid]en