Uni Bochum: BILD-Infostand wird gelb

BILDfreie Freie Bildung 13.04.2007 18:09 Themen: Bildung Freiräume Medien Soziale Kämpfe
Seit Montag morgen findet an der Ruhr-Universität die "Bochum Action Week für Solidarität und Freie Bildung" statt. Mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm ist die Freie Uni Bochum auf dem Campus präsent, um für ein gebührenfreies Studium sowie mehr Freiräume an der Uni und in der Gesellschaft zu streiten. Ausgerechnet während der Aktionswoche kam es zu einer Provokation: Zum ersten Mal seit Jahren war ein Promotion-Team der "BILD"-Zeitung unterwegs, um tausende von Springer-Blättern zu verteilen. Am heutigen Nachmittag haben aktive Studierende zur Gegenwehr gegriffen - auf dem Foto seht ihr die Überreste des BILD-Infostandes.
Wie inzwischen auf Nachfragan durch den AStA die Öffentlichkeit gekommen ist, hat sich die BILD auf dem Campus der Ruhr-Uni eingekauft: Insgesamt 1000 Euro hat die Springer-Gruppe für die Erlaubnis der Uni-Leitung bezahlt, die Blätter auf dem Campus verteilen zu dürfen.

Die aktiven Studierenden protestieren gegen diesen weiteren Vorstoß zur Privatisierung des Campus-Geländes: "Es ist eine große Frechheit, dass die Uni-Leitung gegen Bares ausgerechnet einem Konzern die Werbung auf dem Campus ermöglicht, der sogar gegen die Verfassung der Ruhr-Uni verstößt".

VERSTOSS GEGEN DIE RUB-VERFASSUNG

Die Verfassung der Ruhr-Uni verpflichtet nicht zur Wahrnehmung eines "kritischen Bildungsauftrags" [Art.2 (1)], sondern auch zur "tatsächliche[n] Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und die Beseitigung der für Frau-en bestehenden Nachteile[n]" [Art. 1, (4) 2.]. Mit der bezahlten Erlaubnis an die Springer-Promoter, eine Zeitung mit populistischen und sexistischen Inhalten zu verteilen, auf deren Titelseite Frauen schon zum Objekt degradiert werden, hat die Leitung der Ruhr-Uni gegen die Verfassung der Universität verstoßen.

WEITERE SELBSTHILFEMASSNAHMEN ANGEKÜNDIGT

Die Studierenden fordern das Rektorat auf, dem Springer-Konzernen und ähnlichen Unternehmen den Auftritt auf dem dem Campus zu verbieten. Außerdem kündigen sie an, dass sie auch in Zukunft zu Selbsthilfemaßnahmen greifen werden, wenn sich die BILD noch einmal auf den Campus der RUB trauen sollte.

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Das gesamte Programm der "Bochum Action Week für Solidarität und Freie Bildung":  http://www.freie-uni-bochum.de

An diesem Wochenende findet in Bochum das Bundesweite Vernetzungstreffen der studentischen Protestbewegung statt.
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Ergänzungen

BLÖDblog - Link

rfk 14.04.2007 - 19:46
Die Bundeszentrale für jegliche Aufklärung der Bildlügen [www.BILDblog.de] hat diesen Artikel verlinkt und mit den Worten > beschrieben.

Sehr dürftig

flox 14.04.2007 - 20:32
"Insgesamt 1000 Euro hat die Springer-Gruppe für die Erlaubnis der Uni-Leitung bezahlt, die Blätter auf dem Campus verteilen zu dürfen."

Wer genau hat wem Geld, deklariert als was, gezahlt? Wenn schon klar ist, dass es 1000 Öcken waren, kann man wohl auch dazu schreiben, wer genau ("die Uni-Leitung"???) eingesackt hat. Ich find' die Aktion klasse, aber schöner wär's, wenn die AStA ein paar Uni-Mitarbeiter festnageln könnte mit unangenehmen Fragen. Was genau geschieht mit dem Geld?

Prostitution

Lasse 14.04.2007 - 23:18
Die Verteiler haben übrigens richtige Spaliere auf dem Campus erzeugt, durch die man gehen musste. Es gab quasi kein Entkommen. Leider hab ich kein Foto gemacht, ein wirklich schöner Anblick war das.
Eine Universität, die sich für 1000 Euro von dem dümmsten Hetz-und Lügenblatt kaufen lässt - was ist denn das bitte für ein Signal an die Welt? Eigentlich müsste man sagen: Abreißen den Bunker!

kein Angriff auf Pressefreiheit

Axis 15.04.2007 - 10:22
Also ein Angriff auf Pressefreiheit iSd Art 5 GG ist so ne Aktion ja mal nicht. Die gilt nur im Verhältnis Staat - Bürger aber nicht Presse und Dritten. Das hier wird allenfalls Sachbeschädigung und evtl. Nötigung sein.

Wichtig!

Alex 15.04.2007 - 15:43
Ich bin Student an der Ruhr-Uni und war an einem Tag anwesend als die Springer-Presse emsig ihre Blätter auf dem Uni-Gelände verteilte. Was mich durchaus sehr erschreckte war meine Beobachtung, dass viele Studenten die Bild-Zeitung einfach annahmen, und man merkte ihnen an, dass sie kein Problem damit hatten, wahrscheinlich da sie für umsonst verteilt wurde und da sie die Bildzeitung womöglich ab und zu sogar selber lesen.
Somit darf nicht stehen gelassen werden, dass die Studenten der Ruhr-Uni nur reflektierende Menschen seien, die sich gegen die Springer-Presse auflehnen. Ein sehr großer Teil tat das eben nicht.
Man sollte vielleicht von der Uni aus eine Aufklärungsveranstaltung organisieren, die die Studenten zuerst einmal darüber informiert, welche Machenschaften der Springer-Presse anzulasten sind. Die meisten werden diese gar nicht kennen und der andere Teil wird die Bildzeitung vielleicht für "primitiv" halten, aber nicht für kriminell.
Eine gewaltsame Lösung zu dem Springer-Problem ist somit nicht wirkungsvoll, im Gegenteil. Ohne eine Information wird die Menge die Protestierenden nur für "linke Spinner" halten und die Kluft zwischen dem sichtbaren Protest und den eigentlichen Gründen des Protests wird dadurch nur noch größer.
Die einzige Möglichkeit, eine Zeitung wie diese möglichst einflusslos zu machen, ist, sie im Rahmen der Publicity einzuschränken. Und das kann nur geschehen, in dem man auf Aktionen der Srpinger-Presse nicht reagiert, sprich, die Bildzeitung nicht annimmt. Damit stört man sie in dem einzigen Bereich, den sie für sich selber nutzen, um populär zu bleiben.
Gewaltsame Aktionen gehen total an diesem Bereich vorbei und bringen somit keinen Erfolg.

Auch in Bielefeld

Lars 17.04.2007 - 18:34
Wie BildBlog berichtet, hat die Springer AG auch an der Uni Bielefeld Bild-Exemplare verteilen lassen.
Der AStA begegnete der Aktion mit einem großen Transparent mit der Aufschrift "Exzellenzinitiative gescheitert - Rektorat verteilt Bild".

 http://www.bildblog.de/?p=2200

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Krass — Hamburger Hill

Viel Spass und Erfolg! — apo-spinner

UNMÖGLICH — RUB-Student

mhh — komisch

Na Siehste! — cvbbnm

peinlich — chavezz

super aktion! — a.g.r.o.

Super Aktion — lovely

Mal an die Nöler: — Al Bolan

presse — freiheit

... — a.s.

Peinlich — Tom

Richtig so! — Mitch

form follows function — IM Carlos

Antworten — Lasse

kinners... — harlequin

argumentation — der sich den wolf lacht

Satiereblatt — roflol