Überflüssige in Ravensburg

Eine Überflüssige 13.03.2007 21:23 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Ravensburger Sozialdezernentin Rädler wird von den Überflüssigen mit goldenem Meterstab ausgezeichnet!
Heute am 13.03.2007 besuchten die Überflüssigen den Verwaltungsausschuss des Kreistages in Ravensburg, um Sozialdezernentin Frau Diana Rädler öffentlich mit dem „goldenen Meterstab“ auszuzeichnen.
Frau Rädler ist unter anderem dafür verantwortlich, dass ein 60-jährigen von monatlich 125 €, bzw. 4 € täglich leben muss, weil seine Bleibe um 10qm² zu groß befunden wurde.
Leider konnten wir Frau Rädler den „goldenen Meterstab“ nicht persönlich überreichen, sind jedoch hoffnungsvoll, dass der Kreistag mit Freude die Auszeichnung an Frau Rädler übergeben wird. Während der Verleihung verteilten wir in der Kreistagssitzung ein Flugblatt: „Ein angemessener Preis,....der goldene Meterstab!“ und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift: „Wohnraum ist ein Grundrecht“.
Anschließend besuchten wir die Ravensburger Fussgängerzone, verteilten unsere restlichen Flugblätter und machten auf die Aktion aufmerksam.


Sehr geehrte Frau Diana Raedler,

Wir Überflüssigen sind heute aus einem ganz besonderen Grund zusammengekommen: Der Verleihung des „goldenen Meterstabs“. Sicherlich werden Sie sich freuen, mit diesem Preis ausgezeichnet zu werden. Jedoch fragen Sie sich vielleicht warum?
Diese Frage wird jedoch angesichts Ihrer großen Kaltherzigkeit gegenüber den so genannten „Verlierern der Gesesschaft nicht lange unbeantwortet bleiben.
Erinnern wir uns nur an den Fall vor einigen Wochen. Damals wurden einem 60jährigen Harz IV Empfänger die staatlichen Zuwendungen gekürzt. Nun soll er mit lediglich 4 € am Tag auskommen. Als Grund dafür gab das Kreissozialamt eine 10m² zu große Wohnung an. Dieser Fall gab den Ausschlag dafür, dass Sie heute auf diese Weise geehrt werden. Dass man Menschen wie Ihnen zeigen muss, dass wir nicht mir der Kürzung der Sozialleistungen einverstanden sind, dass diese Kürzungen nur die Not der ohnehin schon Mittelosen vergrößert, ist die eigentliche Ursache für die Preisverleihung.
Nach eingehender Beratung haben wir uns also für Ehrung ihrer Person entschieden. Schließlich stehen wir für die vom gesellschaftlichen Reichtum ausgeschlossenen. Wie penibel Sie auf die genaue Einhaltung der vorgegebenen Grenzen der Quadratmeter achten, ist wirklich alles andere als vorbildlich.
Deshalb verleihen wir Ihnen, Frau Raedler, nun auch feierlich den „goldenen Meterstab“.
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Ergänzungen

Bericht in der SchwätZ

verlinkerIn 14.03.2007 - 08:43
 http://szon.de/lokales/ravensburg/region/200703140772.html

4.03.2007 00:08
Demonstranten "ehren" Diana Raedler

RAVENSBURG (poe/vin) Gerade ging es um Tagesordnungspunkt 6, die neue Finanzsoftware für die Kreisverwaltung, da gesellte sich eine Gruppe maskierter Menschen zum Verwaltungsausschuss, der im Landratsamt in Ravensburg tagte. Die jungen Leute wollten Sozialdezernentin Diana Raedler für "bürokratische Härte" auszeichnen.

Diana Raedler war in der gestrigen Sitzung nicht da - nicht zuletzt, weil sie normalerweise eher im Sozialausschuss anzutreffen ist. Außerdem hat sie Urlaub. Dies hielt die mit weißen Masken und roten Kapuzenpullis ausstaffierten Demonstranten, die sich "Die Überflüssigen" nennen, nicht davon ab, Flugblätter zu verteilen und eine Rede auf die Chefin der sozialen Angelegenheiten im Landkreis zu halten. Da weder Landrat Kurt Widmaier noch seine Stellvertreterin Eva-Maria Meschenmoser Anstalten machten, die fragwürdige Trophäe, einen "goldenen Meterstab", stellvertretend entgegenzunehmen, stellte die Gruppe das Stück schließlich auf einem der Tische ab.

Hinter den Masken verbergen sich nach Auskunft des Veranstalters, der sich vor der Aktion mit der "Schwäbischen Zeitung" in Verbindung gesetzt hatte, Menschen aus dem Raum Ravensburg, die ihren Protest gegen "soziale Kälte" des Landratsamtes zum Ausdruck bringen wollen. Anlass war ein Bericht in der SZ über einen 60-jährigen Hartz-IV-Empfänger aus Ravensburg, der aus seiner 55-Quadratmeter-Wohnung ausziehen sollte, weil sie nach Ansicht des Amtes zehn Quadratmeter zu groß für ihn sei.

Daher auch die Verleihung des "goldenen Meterstabes": "Wer nicht bereit ist, seine Existenz auf ein Minimalmaß zurückzustutzen, wird gemaßregelt, dem wird die Unterstützung gekürzt, es wird deutlich gemacht, wo man seinen neuen Platz in der Gesellschaft zu suchen hat: ganz unten", heißt es in dem Flugblatt zur Aktion. "Ravensburg als Wohlstandsmetropole macht da keine Ausnahme: Wer aus dem Kreis der Verwertbaren fällt, wird vom Landratsamt Ravensburg mit der gleichen Zuverlässigkeit gegängelt wie im Rest der Republik." Derart herausragende Pflichterfüllung, formulieren die "Überflüssigen" im Flugblatt ironisch weiter, werde mit einer besonderen Trophäe, eben dem goldenen Meterstab, belohnt.

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14.03.2007 00:08
Demonstranten "ehren" Diana Raedler

Menschen ohne Gesicht

Die weißen Masken sollen jene Menschen symbolisieren, die für das Amt kein Gesicht haben, also nur ein anonymer Fall sind, erklärt ein Aktivist der "Schwäbischen Zeitung". In mehreren Städten Deutschlands sind die "Überflüssigen" schon aufgetreten. Beim Prozess gegen Peter Hartz schafften sie es zum Teil auf die Titelseiten der Zeitungen. Ihr Ziel sei es, mit spektakulären Aktionen auf soziale Missstände hinzuweisen und Kapitalismuskritik zu üben. "Die Überflüssigen" sind Menschen aus verschiedenen Orten, die unter gleichem Namen Aktionsformen des sozialen oder zivilen Ungehorsams praktizieren. Der Name wurde gewählt, weil sie sich als Menschen verstehen, die in einem "profitfanatischen" System überflüssig gemacht werden.

Landrat Widmaier reagierte gelassen. In den Gremien des Landkreises sei man es gewohnt, "mit offenem Visier" zu kämpfen, erklärte er der Gruppe und außerdem, dass dem Landkreis nichts übrig bleibe, als sich an die Gesetze - so auch die Hartz IV-Gesetze - zu halten. Die Gruppe hörte brav zu - eine junge Frau rief noch in den Raum, bevor sie die Tür hinter sich zuzog: "Sie kämpfen eben nicht mit offenem Visier". Widmaier: "Doch".

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