Ungdomshuset: Soliaktionen außerhalb D`lands

@narcho 03.03.2007 20:00 Themen: Freiräume Weltweit
Solidarität mit dem Kampf ums Ungdomshuset fand nicht nur in Deutschland statt. Soliaktionen gab es überall in Europa
In Polen gab es am Donnerstag in Poznan und am Freitag in Wroclawund Warschau. In Poznan begab sich eine Gruppe der örtlichen anarchistischen Federation zum dänischen Konsulat, um ein SoliStatement an den dänischen Konsul zu übergeben. In diesem wurde die Rückgabe des Ungdomshuset und die Freilassung aller Gefangenen gefordert. Der Konsul lehnte zunächst ein Gespräch mit den Aktivisten ab, worauf die AktivistInnen deutlich machten, dass sie solange warten würden, bis der Konsul “auftauchen” würde. Da das Statement nicht der erste Brief an das dänische Konsulat war, wollten die AktivistInnen diesmal sicher gehen, dass der Brief auch wirklich ankommt und wollten deshalb persöhnlich mit dem Konsul reden. Anschließend drohte ein Angestellter des Konsulats damit die Polizei zu rufen, was die AktivistInnen jedoch nicht störte. Mittlerweile war auch die Presse informiert. Da die Polizei auf sich warten ließen, wurden die AktivistInnen nun doch zu einem Gespräch eingeladen. Der Konsul versprach, so die polnischen AktivistInnen, ihre Forderungen an die dännischen Behörden weiterzuleiten. Er bekomme eine Menge Mails zum Thema Ungdomshuset, so der Botschafter. [1]

Am Freitag Abend haben etwa 50 AktivistInnen eine spontane Solidemo vor dem dänischen Konsulat in Bern abgehalten, die zunächst nur 2 anwesenden Bereitschaftspolizisten kamen dabei wohl ganz schön ins Schwitzen. Die Demo stieg geschlossen direkt vor dem Konsulat aus der Tram und zog dann unter Parolen skandierend durch die Innenstadt. Einige Böller sorgten für gute Stimmung und ein Spiegel eines Polizeiwagens wurde als Souvenir mitgenommen – insgesamt war die Polizei völlig überfordert mit der Spontandemo.[2]

Auch in London fanden sich einige Leute zusammen, um vor dem dänischen Konsulat zu protestieren – auf einem Transparent stand zu lesen: “oi you danes you can keep your police + bacon but give us back our ungdonshuset". [3]

In Budapest, Ungarn klebten Freitag morgen, mehrere Zettel mit der bekannten Parole “Ungdosmhuset blir” auf den Schaukästen der dänischen Botschaft. [4].

Auch in Istanbul, Türkei demonstrierten 20 Anarchisten vor der dänischen Botschaft ihre Solidarität. Berlagert von einer Journalistenmeute verteilten sie Flyer. [5]

In Helsinki, Finnland fanden am Freitag Soliaktionen gegen die Räumung des Ungdomshuset statt. Etwa 70 Menschen demonstrierten zur dänischen Botschaft. Auf Transparenten wurde unter anderem gefordert “Hände weg vom Ungdomshuset” oder “Für mehr Freiräume”. Anschließend hingen AktivistInnen ein Transparent im Hauptbahnhof auf und hielten per Megafon Reden. Laut den AktivistInnen konnten sie “erstaunlich lange dort stehen, während die Securitys die Polizei alarmierten”. Dann ging es weiter in Helsinkis neueste shopping mall, dort wurde das Prozedere wiederholt und viele weitere Menschen erfuhren vom Kampf ums Ungdomshuset. [6]

Außerdem melden bürgerliche Medien, dass in Oslo am Donnerstag Abend 150 Demonstranten die dänische Botschaft mit Schneebällen und Farbbeuteln beworfen haben (wer übersetzen kann bitte bestätigen)

Heute, am Samstag den 3. März fand zudem in Wien bereits die 2. Solidemo für das geräumte Jugendhaus statt. 150 Unterstützer demonstrierten vom Europaplatz aus zur dänischen Botschaft. Diese wurde mit Farbe beworfen und auch einige Polizisten, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren haben, ersten Meldungen zufolge, Farbe abbekommen. Wiederrum war die Polizei überfordert mit der Demo. [7]

In Deutschland gab es zahlreiche Soliaktionen siehe:  http://de.indymedia.org/2007/03/169587.shtml

Mittlerweile berichten auf alle größeren deutschen Medien in Fernsehen, Zeitung und im Internet. Allein GoogleNews findet über 300 Artikel zum Thema. Dafür hat sicherlich die kontinuierliche Militanz des Widerstand in Kopenhagen gesorgt, berichtet wurde aber auch über die Besetzung der Zentrale der Sozialdemokratischen Partei. Berichtet wurde im Zuge dessen auch über die Solidemos in Deutschlands. Deutlich werden “die Autonomen” als transnationale Bewegung wahrgenommen. Dies wird auch in den Berichten über die verschärften Grenzkontrollen und in den Artikeln zu der, von der Kopenhagener Polizei angekündigten, Jagd auf deutsche UnterstützerInnen deutlich. Zwar steht nachwievor stark Randale im Vordergrund (“Chaostage in Kopenhagen”- Die Welt, “Dänemarks Autonome zündeln...” - Hamburger Abendblatt), aber während im Dezember noch auschließlich über “Gewalt” berichtet wurde und die Polizeipressemitteilungen kopiert wurden, muss nun aufgrund der Größe des Ereignisses auch über Gründe berichtet werden. So weiß die Welt beispielsweise mittlerweile zu berichten, dass die Nutzer Konzerte veranstaltet hätten und billiges Essen ausgegeben hätten. In anderen Artikeln wird auch darauf hingewiesen, dass Stars wie Björk dort aufgetreten seien. In einigen Berichten werden auch Parallelen zu den Unruhen in dern französischen Banlieus im November 2005 gezogen und es wird durchgehend von “Jugendkrawallen” gesprochen. Interessant ist auch, dass mittlerweile in einigen Medien von einer “Sekte” und nicht wie vorher von der “Freikirche Faderhus” berichtet wird. Der entschlossene Kampf ums Ungdomshuset hat, soviel ist sicher, im Moment soviel Medienaufmerksamkeit wie ein Kampf um Freiräume schon lange nicht mehr hatte – bleibt zu hoffen, dass die Gunst der Stunde für weitere medienwirksame Unterstützungsaktionen genutzt wird.

[1]  http://indymedia.dk/article/909
[2]  http://indymedia.dk/article/906
[3]  http://www.protestphoto.co.uk/stories_ungdomshuset.html
[4]  http://indymedia.dk/article/904
[5]  http://indymedia.dk/article/897
[6]  http://indymedia.dk/article/902
[7]  http://de.indymedia.org/2007/03/169763.shtml
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Ergänzungen

Dänisches Konsulat in Nantes atackiert

ergänza 04.03.2007 - 13:16
In der Nacht zum Sonntag wurde in Nantes, Frankreich das dänische Konsulat von AktivistInnen angegriffen. Es wurden die Fensterscheiben zerschlagen und Soliparolen für das Ungdomshuset und die Freilassung der Gefangenen gesprüht.

 http://indymedia.dk/article/929

Presseschau

ergänza 04.03.2007 - 13:47
einige Presseartikel

Hannover


Zur Not mit Gewalt

Warum verursacht die Räumung eines Jugendzentrums in Kopenhagen Demonstrationen und Krawalle in Hannover? Ein Besuch in der Szene.

Mittags ist noch nicht die Zeit für Fragen. Obwohl es genug gäbe. Da ist die Solidaritätsdemonstration zur Räumung des linken Jugendzentrums "Ungdomshuset" in Kopenhagen vom Donnerstagabend am Steintor, da sind die Ausschreitungen in der Nordstadt ein paar Stunden danach. Laut Polizei blieb die Demo mit rund 120 Teilnehmern "ohne besondere Zwischenfälle", aber danach hat es gekracht. Auf der Callinstraße / Ecke Schneiderberg hätten rund 20 Vermummte Abfall aufgetürmt, Paletten darauf geworfen und den Stapel angezündet. Danach seien Steine auf Beamte geflogen, verletzt worden sei niemand.

Doch wer um zwölf Uhr mittags versucht, in Hannovers linker Szene Antworten darauf zu finden, warum ein Kopenhagener Jugendzentrum zu Straßenkämpfen in Hannover und Hamburg führt, und es Solidaritätsdemonstrationen in ganz Deutschland gibt, hat schlechte Karten. "Viel werden Sie um diese Zeit nicht erreichen", sagt ein Insider. "Die schlafen alle noch." Immerhin, vor der alten Kofferfabrik auf dem Sprengelgelände hat sich ein dreiköpfiges Begrüßungskomitee aufgebaut und lässt sich als Erstes mal den Presseausweis zeigen, um dann jeglichen Kommentar abzulehnen. Sie haben offenbar Erfahrung.

Und dann gibt es doch Antworten. In einem Jugendzentrum in der Nordstadt, oben im ersten Stock, wo ein großer, bekritzelter Holztisch steht, und Schmähplakate gegen die SPD an der Wand hängen: "Nichts bewegen, Reichtum sichern, 600-er lenken." Gekommen sind Luisa, Tobias, Christoph, Paule und Michael, die in Wirklichkeit alle anders heißen. Sie wollen erzählen, was hinter dem steckt, das am Vorabend irgendwann zur Randale verkommen ist.

Die fünf jungen Leute waren auch auf der Demo, und würden sie nicht für eine hierarchiefreie Gesellschaft autarker Individuen eintreten, man könnte wohl sagen, dass sie zu den Mitorganisatoren des Aufmarsches gezählt haben. "Das Ungdomshuset hat eine hohe symbolische Bedeutung für uns", sagt Paule. Das "Haus der Jugend" in der dänischen Hauptstadt ist so eine Art Vorzeigeprojekt für das, was sie eine "Gegenkultur zum neoliberalen Gesellschaftsmodell" nennen. "Das Ungdomshuset ist kein Einzelfall", hatte es am Donnerstagabend bei der Demo geheißen. "Immer mehr linke Freiräume sind von Räumung bedroht. Wir wollen das nicht länger hinnehmen." Sondern ein Zeichen setzen. Dafür, dass Widerstand erntet, wer ihnen die Grundlage für ihren Lebensentwurf wegnehmen möchte. Diese Grundlage sind oft Wohnprojekte oder alternative Jugendzentren, die nicht den "Gesetzen des Kapitalismus" gehorchen wollen. "Es ist doch jeglicher Bereich des Lebens durchkommerzialisiert", sagt Michael. "Man kann nur noch Leistungen wahrnehmen, wenn man Geld dafür hat."

Deswegen haben sie demonstriert, spontan und genehmigt, weil einer von ihnen der Polizei seine Personalien gegeben und damit die Verantwortung übernommen hat. So friedlich, wie die Polizei sage, sei das alles übrigens nicht gewesen, sagen sie. Die Demonstranten seien eingekesselt, mindestens einer ihrer Mitstreiter sei durch Knüppelschläge auf den Kopf verletzt worden.

Dass rund 20 Linke später in der Nordstadt Barrikaden errichtet und eine Straßenschlacht vom Zaun gebrochen haben, sei nicht geplant gewesen, sagen die fünf. Aber sie distanzieren sich auch nicht davon. "Gewalt ist nicht Selbstzweck", sagt Paule, "und es wäre für die Sache total schlecht, wenn jemandem etwas passiert wäre." Andererseits schrecke der Staat schließlich auch nicht vor "totaler, brutaler Gewalt" zurück. "Also muss sich auch ein Polizist bewusst sein, auf welcher Ebene man die Auseinandersetzung führt."

Immerhin, die Wiederkehr der Chaostage sei das Ganze nicht. "Das hat damit gar nichts zu tun." Wenn die Polizei allerdings weiter provoziere und als Reaktion auf die Demo die Präsenz in der Nordstadt erhöhen sollte - "dann müssten wir das Kräfteverhältnis eventuell anpassen."
 http://www.haz.de/hannover/295250.html

Randale in Kopenhagen, Hamburg und Hannover

Brennende Autos, Barrikaden und Flaschenwürfe: Nach der Räumung eines Jugendhauses sind die Sicherheitskräfte in Kopenhagen bis zum frühen Morgen in Atem gehalten worden. Rund 200 Demonstranten wurden festgenommen. Auch in Hamburg und Hannover kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Kopenhagen - Die Demonstranten setzten Autos und Müllcontainer in Brand und errichteten an verschiedenen Orten Barrikaden. Die Polizei setzte stellenweise Tränengas gegen die meist jugendlichen Demonstranten ein, die die Beamten mit Flaschen und Steinen bewarfen. Bis zum Morgen wurden rund 200 Demonstranten vorübergehend festgenommen. Unter ihnen waren auch neun Deutsche sowie Franzosen, Engländer, Polen und Litauer. Drei Menschen wurden verletzt, teilten die Behörden mit.

Die Kopenhagener Polizeichefin Hanne Bech Hansen nannte die Räumungsaktion selbst "einen riesigen Erfolg". Gestern hatten die Beamten das von Autonomen besetzte "Jugendhaus" ("Ungdomshuset") mit Hilfe von Antiterror-Spezialisten geräumt. Dabei wurde ein Deutscher am Kopf verletzt und musste behandelt werden. Bei Krawallen nach der Räumung im Stadtteil Norrebrø wurden zwei Demonstranten leicht verletzt.

Doch die Randale ging weiter: Bei einem nicht genehmigten Protestzug gegen die Räumung warfen am späten Abend mehr als 500 Teilnehmern wieder Flaschen und Steine auf das massive Polizeiaufgebot. In der Nacht besetzten rund hundert vorwiegend junge Randalierer auch eine leerstehende Schule in Norrebrø, wie der dänische Sender TV2 meldete.

Die Behörden hatten zuvor wegen befürchteter neuer Auseinandersetzungen die Grenzkontrollen zwischen Dänemark und Deutschland verschärft. So wolle man den Zulauf von gewaltbereiten Autonomen sowie auch von Neonazis verhindern, erklärten Sprecher.

In Hamburg und Hannover kam es am Abend zu spontanen Sympathiekundgebungen der autonomen Szene. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli bewarfen Teilnehmer eines rund 800 Personen umfassenden Aufzuges Polizisten unter anderem mit Flaschen und Signalkörpern. Dabei wurde ein Beamter leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte. Demonstranten hatten Baumaterialien auf die Fahrbahn gezogen und einen Müllcontainer angezündet. Starke Polizeikräfte verhinderten eine Demonstration von etwa 100 Personen zum dänischen Generalkonsulat. 16 Personen wurden vorübergehen in Gewahrsam genommen.

Auch in Hannover ging die Polizei am späten Abend gegen etwa 20 vermummte Angehörige der autonomen Szene vor. Die Demonstranten hatten Mülltonnen und sogenannte Europaletten in Brand gesetzt. Bei einem Einsatzfahrzeug der Polizei und einem Privat-Pkw wurden Scheiben eingeschlagen. Dem vorangegangen war ein störungsfrei verlaufener Zug von etwa 120 Teilnehmern in der Innenstadt.

Demonstrationen aus Solidarität mit den dänischen Hausbesetzern gab es unter anderem in Braunschweig, Göttingen, Flensburg, Karlsruhe, Mainz und Frankfurt am Main. In Köln etwa zogen laut Polizei etwa 60 Angehörige der linken Szene durch die Innenstadt und demolierten zwei Verkehrsschilder.

In der norwegischen Hauptstadt Oslo bewarfen rund 150 Demonstranten die dänische Botschaft mit Schneebällen und Farbbeuteln.

Das seit 1981 besetzte "Jugendhaus" war im vergangenen Jahr von der Stadt Kopenhagen an eine Freikirche verkauft worden. Medien hatten zuvor von umfassenden Vorbereitungen der Hausbesetzer auf gewaltsame Aktionen berichtet. Diese hatten Gleichgesinnte aus anderen Ländern - darunter auch aus Deutschland - aufgefordert, ihnen zu Hilfe zu kommen. Zuletzt war es eine Woche vor Weihnachten zu heftigen Straßenkämpfen wegen der bevorstehenden Räumung gekommen.

 http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,469461,00.html

Chaostage in Kopenhagen

Brennende Autos, Steine werfende Demonstranten und Tränengaseinsätze der Polizei - die Straßenszenen im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro erinnern an die Krawalle in Paris, wo aufgebrachte Jugendliche ihrer Wut gegen die Regierung freien Lauf ließen.
"Ungdomshuset blir" ("Das Jugendhaus bleibt") und "Fuck" skandierend, liefen sie durch die Straßen im Nordwesten der dänischen Hauptstadt und warfen Müllcontainer um. Die Polizei erwartet in den kommenden Tagen weitere Kundgebungen, die auch von zugereisten Demonstranten unterstützt werden. Offiziell wollen die Demonstranten dafür sorgen, dass das alternative Jugendzentrum "Ungdomshuset" erhalten bleibt, doch etliche von ihnen kommen wohl vor allem nach Kopenhagen, um gegen die Staatsmacht aufzubegehren und an einer Demo teilzunehmen, die zur Gewalt führen könnte. Schließlich gibt es heutzutage kaum noch eine aktive autonome Szene, und vielen ist ein Anlass zur Reaktivierung willkommen. Man erwarte "ein Meer an Demonstrationen" so ein Polizeisprecher. Kopenhagen stellt sich auf ein unruhiges Wochenende ein und ruft Polizei aus dem ganzen Land. Man hofft allerdings, dass es der Polizei weiter gelingt, die Unruhen einzudämmen und auf das Gebiet in den Straßen um das "Ungdomshuset" zu begrenzen. Vor allem aus Deutschland, so wird befürchtet, könnten gewaltbereite Autonome anreisen. Bereits am Donnerstag waren unter den Demonstranten in Kopenhagen auch Deutsche. Einer von ihnen musste wegen einer Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert werden, angeblich sind unter den über 200 Festgenommenen neun Deutsche. Zugleich kam es in Hamburg und anderen Städten zu Solidaritätskundgebungen, die ebenfalls mit Gewalt verbunden waren. Friedlich hingegen ging es in Malmö zu, der schwedischen Nachbarstadt von Kopenhagen, dort versammelte sich am Freitagabend eine Handvoll junger Menschen und forderte mit einem Transparent und Reden zum Erhalt des Hauses auf.
Wie damals in Frankreich gibt es einen Anlass und diverse Ursachen für den Aufruhr. Am Donnerstag kam es zu den Ausschreitungen, nachdem die Polizei am frühen Morgen das Jugendhaus "Ungdomshuset" geräumt hatte. In dem Haus hatten Jugendliche 25 Jahre lang, ohne von Pädagogen beaufsichtigt zu werden, ihre Freizeit gestalten können. Sie hatten Konzerte veranstaltet, billiges Essen ausgegeben oder einfach nur rumgehangen. Obwohl das Haus weitgehend akzeptiert war, wurde um die Jahrtausendwende das Ende des alternativen Jugendzentrums beschlossen. Zuvor hatte es im "Ungdomshuset" einen Brand gegeben, und der Stadt war es zu riskant, für Sach- und womöglich Personenschäden bei einem weiteren Feuer verantwortlich gemacht zu werden. Also wurde das Haus verkauft, und der Kampf um den Jagtvej 69 - so die Adresse - wurde zum Symbol der linken Szene zunächst in Dänemark, dann auch in anderen Teilen Europas. "Im ,Ungdomshuset' konnten die Leute ihre kreativen Energien rauslassen. Nun müssen sie stattdessen auf die Straße gehen", so eine Nutzerin des Hauses, die sich Anja nennt. Die Jugendlichen druckten Plakate und Broschüren und fertigten eine Website sowie Mailing-Listen, um für den Erhalt ihres Hauses zu werben und auf geplante Aktionen aufmerksam zu machen. Viele der Veranstaltungen liefen friedlich ab, doch im Dezember vergangenen Jahres kam es bei einer ungenehmigten Demonstration zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei. Bereits damals waren Demonstranten eigens aus Deutschland angereist. Es wird vermutet, dass die Gewaltbereitschaft der Demonstranten aus den Nachbarländern größer ist als die der dänischen Teilnehmer. Ob das stimmt, wird sich frühestens nach dem Wochenende zeigen. Die kurzzeitige Besetzung der Parteizentrale der Sozialdemokraten jedenfalls lief friedlich ab. In Kopenhagen erstreckt sich die Solidarität für die Benutzer des Hauses weit über die Grenzen der autonomen Szene hinaus. Viele linksliberal eingestellte Bürger halten das Haus für eine gute Idee und sind verärgert darüber, dass es geräumt werden musste. Es wurde sogar ein Fonds eingerichtet, der anbot, das Haus vom neuen Eigner, einer Freikirche, die manche auch als Sekte bezeichnen, zurückzukaufen. Doch die weigerte sich zu verkaufen. Als der Fonds ein anderes Gebäude fand und bereit war, über eine Million Euro für die Jugendlichen zu investieren, wollten diese das Angebot auf einmal nicht mehr annehmen. Ziel sei es, das "Ungdomshuset im Jagtvej 69 zurückzubekommen. Dass die Jugendlichen dieses Angebot ausschlugen und die gewaltsamen Demonstrationen haben ihrem Rückhalt bei der Bevölkerung allerdings geschadet. Dennoch fanden sich Donnerstagabend rund 1000 Bürger ein, um vor dem Kopenhagener Rathaus friedlich für die Nutzer des Hauses zu demonstrieren. Für Samstag ist eine noch größere friedliche Demo geplant. Gemeinsam mit den Jugendlichen befürchten die Teilnehmer, dass in ihrem Land, das von einer rechts-liberalen Koalition mit Unterstützung einer rechts-populistischen Partei regiert wird, der linken Regierung der Hauptstadt zum Trotz kein Platz mehr bleibt für eine alternative Szene, die, statt auf den Staat zu setzen, sich weitgehend selbst organisiert.

 http://www.welt.de/welt_print/article743755/Chaostage_in_Kopenhagen.html

Kopenhagen erlebt zweite Krawallnacht

Die gewaltsamen Proteste gegen die Räumung eines Kopenhagener Jugendzentrums sind in der Nacht zu Samstag fortgesetzt worden. Demonstranten lieferten sich erneut Straßenschlachten mit der Polizei, mehr als 100 wurden festgenommen.

Kopenhagen - In der dänischen Hauptstadt kam es in der Nacht zum Samstag erneut zu schweren Krawallen. Hunderte vorwiegend junge Demonstranten lieferten sich im Problemviertel Nörrebro erneut Straßenschlachten mit der Polizei. Diese setzte Tränengas ein. Mehr als 100 Menschen wurden festgenommen, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Nach Angaben des Fernsehsenders TV2 wurde ein Demonstrant verletzt. Der Rettungsdienst berichtete ebenfalls von einem Verletzten, der ins Krankenhaus gebracht wurde.

Stunden, nachdem die Beamten einen Protestmarsch vorzeitig aufgelöst hatten, kam es am frühen Morgen in dem angrenzenden Stadtteil Christianshavn zu Krawallen. Kurz zuvor hatte Polizeisprecher Flemmig Steen Munch noch versichert, die Situation sei wieder unter Kontrolle.

Für die zweite Nacht in Folge war Nörrebro Schauplatz stundenlanger Auseinandersetzungen zwischen den vorwiegend jungen Randalierern und der Polizei. Diese hatte bereits in Erwartung weiterer Ausschreitungen Verstärkung aus anderen Landesteilen angefordert. Ein Protestmarsch von rund tausend Demonstranten vom Zentrum bis Nörrebro verlief zunächst friedlich.

Kurz vor dem Ziel begannen die ersten Demonstranten jedoch wie schon in der Nacht zuvor, Pflastersteine und Brandsätze zu werfen. Einige von ihnen streckten ihre nackten Hintern den anwesenden Fotografen entgegen. Als die Polizei einschritt, verschanzten sie sich in den anliegenden Straßen, errichteten Blockaden aus Mülleimern und Fahrrädern und steckten Autos in Brand. Ein Panzerfahrzeug der Polizei wurde von einer Brandbombe getroffen.

Auslöser der Krawalle war die Räumung eines Jugendzentrums in Nörrebro am Donnerstagmorgen, das der alternativen Szene rund 25 Jahre lang mit Genehmigung der Behörden als Anlaufstelle diente. Dann verkaufte die Stadt das Gebäude an eine Christensekte, diese erwirkte im vergangenen Sommer einen Räumungsbefehl; seitdem hielten die alten Nutzer das Gebäude besetzt. Ihre Proteste mündeten am Donnerstag in stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Die Beamten nahmen 217 Menschen fest, unter ihnen auch neun Deutsche.

Die Anwohner verfolgten die Krawalle mit zunehmender Sorge. Er könne seinen ausgebrannten Saab nicht ansehen, sonst werde ihm schlecht, sagte Anrainer Michail Vesthardt. Dennoch brachte der Leiter einer Anwaltskanzlei Verständnis für die jugendlichen Demonstranten und ihre "Verzweiflung" auf. Schuld an den Krawallen trage die Stadt mit ihrem Verkauf des Zentrums. Sein Nachbar Jan schimpfte auf die "Blödheit" des Bürgermeisters. Dennoch, so befand der Rentner, sei Gesetz nun mal Gesetz, daran müssten sich auch die Jugendlichen halten.

 http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,469668,00.html

Tausend Jugendliche liefern sich Straßenschlacht mit dänischer Polizei


Kopenhagen - Nach neuen schweren Ausschreitungen in Kopenhagen hat die dänische Polizei fast 300 Demonstranten festgenommen. Etwa tausend Jugendliche lieferten sich in der Nacht zum Samstag im Problemviertel Nörrebro und dem angrenzenden Christianshavn erneut Straßenschlachten mit der Polizei. Diese setzte Tränengas ein. Unter den Festgenommenen waren zahlreiche Ausländer, obwohl die Grenzkontrollen verschärft worden waren. Darunter seien auch Deutsche aus der Autonomenszene, sagte ein Polizeisprecher. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes konnte dies noch nicht bestätigen. Für den Samstagnachmittag befürchteten die Behörden weitere Krawalle.

Der Protestmarsch gegen die Schließung eines Jugendzentrums vom Zentrum bis Nörrebro war zunächst friedlich verlaufen. Kurz vor dem Ziel begannen die ersten Demonstranten jedoch wie schon in der Nacht zuvor, Pflastersteine und Brandsätze zu werfen. Einige von ihnen streckten ihre nackten Hintern den anwesenden Fotografen entgegen. Als die Polizei einschritt, verschanzten sie sich in den anliegenden Straßen, errichteten Blockaden aus Mülleimern und Fahrrädern, steckten Autos in Brand und zertrümmerten Schaufensterscheiben. Ein Panzerfahrzeug der Polizei wurde von einer Brandbombe getroffen.



Seit Beginn der Unruhen am Donnerstag seien mittlerweile rund 500 Menschen festgenommen worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Behörden fürchteten weitere Ausschreitungen, da für Samstagnachmittag zwei neue Demonstrationen genehmigt worden waren. Unter den Demonstranten waren zahlreiche Teenager, manche von ihnen gerade erst zwölf Jahre alt. Der Vorsitzende des Soziologenverbands, Rasmus Willig, sagte, es seien noch nie so viele Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren festgenommen worden wie in den vergangenen zwei Tagen. Die Proteste kämen nicht überraschend, da das Jugendzentrum ein Symbol der Untergrundkultur in Europa gewesen sei. Hierdurch erkläre sich auch das Engagement so vieler ausländischer Demonstranten.



Auslöser der Krawalle war die Räumung des Jugendzentrums Ungdomshuset in Nörrebro, das der alternativen Szene rund 25 Jahre lang mit Genehmigung der Behörden als Anlaufstelle diente. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt das Gebäude an eine Christensekte verkauft, die im August einen Räumungsbefehl erwirkte; seitdem hielten die alten Nutzer das Gebäude besetzt. Als die Polizei am Donnerstag die Räumung durchsetzte, mündeten die Proteste der Jugendlichen in stundenlange Straßenschlachten.


Die Anwohner verfolgten die Krawalle mit zunehmender Sorge. Er könne seinen ausgebrannten Saab nicht ansehen, sonst werde ihm schlecht, sagte Anrainer Michail Vesthardt. Dennoch brachte der Leiter einer Anwaltskanzlei Verständnis für die jugendlichen Demonstranten und ihre "Verzweiflung" auf. Schuld an den Krawallen trage die Stadt mit ihrem Verkauf des Zentrums. Sein Nachbar Jan schimpfte auf die "Blödheit" des Bürgermeisters. Dennoch, so befand der Rentner, sei Gesetz nunmal Gesetz, daran müssten sich auch die Jugendlichen halten.

 http://www.net-tribune.de/article/030307-136.php

Jugend-Krawalle erschüttern Kopenhagen

In Kopenhagen eskalieren Strassenkrawalle, die in der Nacht auf Freitag begonnen hatten. Linksautonome Jugendliche protestieren gewaltsam gegen die Räumung eines Jugendzentrums durch die Polizei.

Gestern besetzten jugendliche Demonstranten in Kopenhagen die Zentrale der Sozialdemokratischen Partei. Die sozialdemokratische Bürgermeisterin Ritt Bjerregaard hatte zuvor die Räumung des Zentrums verteidigt. «Die Jugendlichen müssen raus aus dem Haus, denn es ist nicht länger ihres», sagte die ehemalige EU-Kommissarin. Den Umzug in ein anderes Gebäude sollen die Jugendlichen abgelehnt haben.

Zuvor drohte die Lage im Kopenhagener Stadtteil Nörrebro in der Nacht auf gestern zeitweise ausser Kontrolle zu geraten. Tränengaseinsätze der Polizei und mit Eisenstangen «bewaffnete» Jugendliche bestimmten das Bild. Molotowcocktails verursachten Dutzende Brände und zahlreiche Explosionen. Die 1000 eingesetzten Beamten konnten die etwa 2000 mehrheitlich noch sehr jungen Demonstranten nur mit einer «Mauer» aus geparkten Panzerfahrzeugen bremsen. Über 200 Personen sollen vorübergehend festgenommen worden sein.

In der Nacht waren zudem zahlreiche, gewaltbereite deutsche Autonome nach Kopenhagen gereist. An der Grenze wurden die Kontrollen verschärft. Danach schwappte die Gewalt nach Deutschland über. In Hamburg kam es in der Nähe des dänischen Konsulates zu Ausschreitungen zwischen Autonomen, von denen dort 14 festgenommen wurden.

Freikirche will abreissen lassen
Das umstrittene Jugendhaus in Kopenhagen war bereits 1982 besetzt worden. Vor einem Jahrzehnt überliess die Stadtverwaltung das Gebäude den Jugendlichen offiziell zu Nutzung. Im vergangenen Jahr kaufte jedoch eine Freikirche das Gebäude, um es abzureissen. Den Rückkauf des Gebäudes durch eine private Organisation, die es den Jugendlichen überlassen wollte, lehnte die Freikirche ab. Der Konflikt um das Jugendzentrum hatte im vergangenen Halbjahr bereits mehrfach zu Krawallen geführt.

Die Organisatoren der Proteste erklärten gestern, sie liessen Kopenhagen über das Wochenende nicht zur Ruhe kommen, sollte ihnen das Jugendhaus nicht wieder übergeben werden. Die dänische Polizei mobilisierte Verstärkung aus dem ganzen Land. Für alle Beamten wurde der Urlaub gesperrt.

 http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxml=1307504&ressort=tagblattheute/ausland&jahr=2007&ressortcode=tb-au

Alternative passte Besetzern nicht
Krawall um kopenhagener jugendhaus – nicht aus heiterem himmel
Nach einer Krawallnacht, bei der Proteste gegen die Räumung eines besetzten Jugendhauses mit 25 Verletzten endeten, befürchtet Kopenhagen neue Zusammenstösse. Alle Versuche, den Konflikt gütlich zu regeln, waren zuvor gescheitert.

Gestern in Kopenhagen: Über dem Stadtteil Nörrebro liegt immer noch der penetrante Gestank von verbranntem Gummi und geschmolzenem Metall. Banken und Schnellimbisse halten vorsichtshalber geschlossen und haben ihre Fassaden gegen Steinwürfe verschalt. Am Strassenrand liegen umgekippte Autos, ausgebrannte Container, die Reste beiseite geräumter Barrikaden.

Stellenweise scheint der Anblick die knalligen Überschriften zu rechtfertigen, mit denen die Boulevardpresse aufwartet: «Kriegszone» oder «Strassenschlacht». Doch zwei Nebenstrassen weiter geht das gewohnte Leben seinen friedlichen Gang, mit Velofahrern, Kinderwägen und offenen Gemüseläden. Wer durch die Innenstadt schlendert, käme nie auf die Idee, dass nur ein paar Kilometer entfernt wenige Stunden davor heftigste Kämpfe zwischen Polizei und jugendlichen Aktivisten tobten.

Nein, Kopenhagen ist keine «Kriegszone». Doch Nörrebro hat, vom Fernsehen stundenlang live übertragen, die Eskalation einer Auseinandersetzung erlebt, die wegen Sturheit unausweichlich geworden war. Und in der es jetzt nur Verlierer gibt. «Ungdomshuset», das autonome Jugendhaus, dessen Adresse Jagtvej 69 auch international zum Symbol in der Hausbesetzerszene wurde, ist geräumt.

25 Jahre lang war es Wärmestube, Küche, Konzertlokal und Diskussionsforum für die Tausenden von Jugendlichen, die im Lauf der Zeit durch das verschlissene Gebäude zogen. Jetzt haben sie keine Zufluchtstätte mehr. Doch auch «Vaterhaus», die evangelische Sekte, die das Haus vor sechs Jahren von der Stadtverwaltung kaufte und nun mit Gerichtsbeschluss die Räumung durchsetzte, wird des Erwerbs kaum froh werden.

«Wir kommen wieder», haben die Besetzer angekündigt, und wie will man sie hindern? Die Bauarbeitergewerkschaft hat klargestellt, dass ihre Mitglieder nicht unter Polizeischutz auf die Baustelle gehen würden. Auch die Polizei zählt zu den Verlierern – nachdem sie zuerst mit ihrer Überfalltaktik Erfolg hatte: Sie rückte frühmorgens ins «Ungdomshuset» ein, während dessen Bewohner nach einem Punkkonzert noch im Tiefschlaf lagen. Fünf Leichtverletzte bei einem Grosseinsatz, für den man das Schlimmste befürchtet hatte, waren kein schlechtes Zeugnis für die eingesetzte Anti-Terror-Truppe.

Doch nach Scharmützeln am Abend schlugen nachts die Sympathisanten der Hausbesetzer in voller Wut zu. Stets aufs Neue errichteten sie Barrikaden, und diese wurden von Einsatzwagen gleich wieder geräumt. Die Polizei machte Jagd auf die Rädelsführer, die in Seitenstrassen und Hinterhöfen verschwanden. Pflastersteine flogen, in den Strassen loderten meterhohe Feuer; Rauch und Tränengas mischten sich. Allgemein wird befürchtet, dass die Krawalle am Wochenende weitergehen, was auch die Bewohner Nörrebros zu Verlierern macht. «Dies war erst der Anfang», verkünden die Websites der Besetzer. Dabei hätte es Ansätze genug für eine friedliche Lösung gegeben. Ein Fonds wollte das Jugendhaus kaufen und es den Benützern überlassen. Er bot dem «Vaterhaus» dreimal so viel, als die Sekte selbst für das Haus gezahlt hatte. Doch diese lehnte ab.

Die Kopenhagener Politiker, die lange jede Verantwortung abgewiesen hatten, bemühten sich erst um Alternativen, als im Dezember eine Sympathiekundgebung für «Ungdomshuset» in wilde Schlägereien ausgeartet war. Sie fanden eine nahe gelegene ehemalige Schule. Der Fonds war bereit, 1,6 Millionen Euro für das Gebäude aufzubringen und es den Jugendlichen gratis zur Nutzung anzubieten. Doch ein kapitalistischer Immobiliendeal war nicht im Sinn der Besetzer. Geschenkt wollten sie das Haus haben oder gar nicht.

«Wir machen weiter, bis wir wieder ein Jugendhaus haben», erklären die Aktivisten, «und wenn es Jahre dauert.» Am Freitag besetzten 18 Teilnehmer einer Gruppe, die sich «frustrierte Kopenhagener» nennt, kurzfristig die Parteizentrale der in der Hauptstadt regierenden Sozialdemokraten. «Ihr habt unser Haus genommen, jetzt nehmen wir eures», stand auf dem Banner, das sie aus dem Fenster hängten.

Auch in Nachbarländern kam es zu Solidaritätsaktionen in der autonomen Szene, mit Demonstrationen in mehreren deutschen und skandinavischen Städten sowie in Wien. Um den Zustrom ausländischer Sympathisanten nach Kopenhagen zu bremsen, hat die Polizei die Grenzüberwachung verschärft. Unter den 219 Festgenommenen der Krawallnacht waren 17 Ausländer.

 http://www.espace.ch/artikel_326026.html

Mix aus Liebe und Anarchie: Straßenkämpfe reichen bis vor dänische Hippiekommune

Kopenhagen - Keine Gewalt, keine harten Drogen, kein Sexismus: Das waren einige der wenigen Regeln, die das Jugendzentrum Ungdomshuset im Kopenhagener Nörrebro-Viertel aufgestellt hatte. "Das Jugendhaus" galt als Treffpunkt für Alternative, Aussteiger, Künstler und Punks, seit die Stadt es in den 80er Jahren zur Verfügung gestellt hatte. Stars wie die isländische Sängerin Björk gaben Konzerte im Ungdomshuset. Als die Polizei das Haus am Donnerstag räumen ließ, brachen Straßenkämpfe aus. Sie griffen später auf den Stadtteil Christianshavn über, in dem auch die "Freistadt" Christiania liegt - der Inbegriff der dänischen Hippiekultur.

Auf dem früheren Kasernengelände von Christiania hat sich vor mehr als 30 Jahren eine Aussteigergemeinde angesiedelt, die jährlich hunderttausende Besucher und Schaulustige anzieht. Doch die Kommune ist bedroht. Die Mitte-rechts-Regierung will auf dem Gelände 300 neue Wohnungen bauen, wie ein Anwalt des Kollektivs sagte. Immerhin sollten die Bewohner "zu sehr günstigen Bedingungen" vom Verteidigungsministerium kaufen können. "Christiania schwebt in großer Gefahr, ausgelöscht zu werden", heißt es auf der Website der Hippiekommune.

Derzeit leben in Christiania rund achthundert Menschen in einer "zauberhaften Mischung aus Anarchie und Liebe", wie es auf ihrem Internetauftritt heißt. Autos, Gewalt und der Verkauf harter Drogen sind verboten, Zahnpasta, Kräutertee und Brot stellen die Bewohner selbst her, und sogar die Hunde sind laut Homepage "emanzipiert". Gesetze gibt es nicht; wenn es etwas zu entscheiden gibt, diskutieren die Christianier, bis sie eine Lösung finden. Das Kollektiv habe ein "starkes gesellschaftliches Netz", sagt es von sich selbst.

Angefangen hat die Aussteigergemeinde 1970, als Hippies den Zaun niederrissen, den das Verteidigungsministerium um das leerstehende Kasernengelände gezogen hatte. Nach und nach siedelten sich hunderte Menschen in der "Freistadt Christiania" an, wie die Gründer den Ort nannten - sie wollten eine Gegengesellschaft bilden, in der Frieden und Liebe das Wichtigste sind. Als die Kasernengebäude nicht mehr ausreichten, bauten die Christianier neue Häuser dazu, mit viel Holz und bunter Malerei.

Dass die Christianier Gras rauchen, gehört seit jeher dazu; der Verkauf harter Drogen war dagegen von Anfang an tabu. Wer etwas anderes als Marihuana an den Mann bringen wollte, flog einfach raus, wie die Gemeinschaft stolz von sich selbst sagt. "Christiania ist der einzige Ort in Dänemark, an dem solche Drogen nicht verkauft werden."

 http://www.net-tribune.de/article/020307-160.php

«Kommt alle, für Unterkunft gesorgt!»

Kopenhagen brennt, schon die zweite Nacht in Folge. Während die Polizei Hunderte von Demonstranten festgenommen hat, steigt die Zahl der Aktivisten immer weiter. Möglich machts das Internet.

Obwohl die dänische Polizei bis am Freitag über 200 Verhaftungen meldete und in der Nacht auf Samstag weitere 130 Demonstranten arretierte, scheint sich die Lage nicht zu beruhigen. Möglicherweise, weil die Aktivisten genau wie die Polizei ausgezeichnet organisiert sind.

Auf ihrer Homepage laden die dänischen Aktivisten Symathisanten nach Kopenhagen ein, um gegen die Räumung des Jugendhauses Ungdomshuset zu protestieren: «FEEL WELCOME TO COME TO COPENHAGEN WHERE RESISTANCE WILL CONTINUE THE FOLLOWING DAYS.» («Fühlt euch nach Kopenhagen eingeladen, wo der Widerstand in den nächsten Tagen weiter gehen wird.»)

Die organisierten Linksaktivisten haben auch Infostände in der ganzen Stadt eingerichtet. Dort sollen Sympathisanten aus aller Herren Länder erfahren, wo man übernachten kann und wo man gratis Essen bekommt. Sogar eine Telefon-Hotline wurde eingerichtet.

Auf Indimedia.dk rufen die verjagten Hausbesetzer zu Solidaritätskundgebungen auf. In mehreren Ländern folgten Gruppierungen der Aufforderung und belagerten die dänischen Botschaften. In Deutschland fanden in über einem Dutzend Städten Kundgebungen statt. Auch in London, im polnischen Poznan, in Budapest und in der Türkei wurden die dänischen Botschaften belagert.

Auch in Bern protestierte die «Aktionsgruppe gegen die Räumung des Ungdomshuset» am Freitag unter dem Motto «Für unsere Träume brauchen wir Räume!» mit 50 Teilnehmern lautstark vor der dänischen Botschaft. Diese wurde nach Angaben der Aktivisten auch mit Böllern beschossen. Zudem wurde ein Polizeiauto beschädigt, «weil es halt am falschen Ort stand».

 http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/23110428


Solitranspi in Bologna/Italien am 03.03.2007

Alice 04.03.2007 - 20:13
Solidarität auch auf einer immerhin 10.000 Leute Demo gegen Abschiebezentren in Bologna am 3. März.

Ausschreitungen in Oslo

Brakkebygrenda Oslo 05.03.2007 - 21:23
Montag Nachmittag (5.3.) kam es zu Ausschreitungen vor der daenischen Ambassade in Oslo, Norwegen. Die Polizei setzte Traenengas ein um die etwa 150 Demonstranten zurueck zu draengen.
Daraufhin flogen Steine und Farbbomben auf die Polizisten. Mehrere Einsatzfahrzeuge wurden beschaedigt und ein Bulle von einem grossen Stein am Kopf erwischt. Im Moment ist die Lage ruhig.
Es gab keine Festnahmen.
Wie auch am Donnerstag ist die Polizei massiv present: Die "Aufstandsbekaempfungseinheit" war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz, Helikopter usw..
Im Ambassaden Viertel "Frogner" hat die Polizei mehrere Strassensperren errichtet.

In der westnorwegischen Stadt Begen wurde zudem das daenische Konsulat von rund 50 Aktivisten kurzzeitig besetzt.

Fuer Bilder und Bericht aus der buergerlichen Presse check : www.dagbladet.no
www.aftenposten.no
www.vg.no

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