Wild Wild South - gegen die SiKo in München

Wladek Flakin 11.02.2007 21:18 Themen: G8 Militarismus Repression SiKo München
"Willkommen im Wild Wild South" - Dieser Spruch müsste an der bayerischen Landesgrenze stehen. Denn der Polizeistaat Bayern ist berühmt für seine Schikane gegen Linke. So gab es im Vorfeld der Proteste gegen die diesjährige NATO-Sicherheitskonferenz zahlreiche Hausdurchsuchungen, um Infomaterialien zu beschlagnahmen. Die Cowboys in den schwarzen Uniformen müssen sich wenig um die Grundrechte der DemonstrantInnen kümmern - "es ist halt so" ist die Antwort auf jeden Widerspruch. Trotzdem beteiligten sich 8.000 Menschen an den Protesten gegen die Sicherheitskonferenz tief im wilden Süden. Ein kleiner Erfahrungsbericht...
Was der bayerischen Linken wohl mittlerweile normal erscheint, war für die AktivistInnen, die aus Berlin angereist waren, schockierend. Von den 34 Menschen, die im Bus des Anti-G8-Bündnis gekommen waren, wurden gleich fünf bei einer Vorkontrolle auf der Autobahn festgenommen. Die Begründungen waren einfach lächerlich: ein paar Graskrümmel, ein linksradikaler Aufkleber oder ein Merecedes-Stern war genug, um als TatverdächtigeR mitgenommen zu werden. Ein Aktivist mit einer Armbandage wurde sogar wegen "passiver Bewaffnung" festgenommen! Der Einsatzleiter bei der Vorkontrolle weigerte sich, seinen Namen zu nennen.

Der ganze polizeiliche Aufwand in München - insgesamt waren rund 3.500 Bullen im Einsatz - sollte die Sicherheitskonferenz der NATO vor Protesten schützen. Jedes Jahr treffen sich Militärs, Kriegsminister und Rüstungsunternehmer in einem Nobelhotel in der Münchener Innenstadt, um Absprachen zu treffen und künftige Kriege zu planen. Es gibt auf der ganzen Welt kaum ein besseres Beispiel dafür, dass die Erfordernisse der großen Konzerne die Grundlage für imperialistische Kriege bilden. Deswegen gibt es seit fünf Jahren heftige Proteste dagegen.

Etwas dezimiert und verspätet gelangte die Berliner Reisegruppe am Freitagabend zur ersten Kundgebung. Sie war mit rund 300 TeilnehmerInnen ziemlich klein und obwohl die Redner sehr lustige Kostüme gebastelt hatten, liessen die politischen Aussagen zu wünschen übrig: man empörte sich über den permanenten Kriegszustand auf der Welt ohne wirklich auf die Wurzeln des Problems einzugehen. Die Konkurrenz der kapitalistischen Staaten um Rohstoffe und Märkte macht Krieg nach Außen und Innen unvermeidlich, und deswegen müssen unsere Proteste mit einer revolutionären Perspektive verbunden sein.

Die Demonstration am nächsten Tag war weitaus inspirierender. Bei strahlender Sonne kamen 7.000 bis 8.000 Menschen auf den Marienplatz, um an der Demonstration teilzunehmen. (Die Nachrichtenagentur DPA sprach in einer ersten Meldung von 1.300!) Es war schön zu sehen, wieviele jungen, z.T. sehr jungen, AktivistInnen dabei waren. Zum Beispiel die SDAJ Bayern, mit fast 200 AktivistInnen und unzähligen roten Fahnen in ihrem Block, fiel als eine große und lautstarke Jugendorganisation auf. Der Internationalistische Block, von einem bundesweiten Zusammenschluss linksradikaler Gruppen gebildet, hatte zwar einen kaputten Lautsprecherwagen, aber eine klare antikapitalistische Ausrichtung und einen kämpferischen Auftritt.

Um die "Sicherheit" der Kriegspolitiker zu gewährleisten, hat die schwarzunifomierte Spezialeinheit USK die Demonstration immer wieder blockiert und angegriffen. Insgesamt wurden mindestens 61 Menschen festgenommen, unter anderem die Moderatorin des Lautsprecherwagens. Die Demonstration musste wegen der andauernden Repression noch vor der angemeldeten Abschlusskundgebung aufgelöst werden.

[ACHTUNG EIGENWERBUNG!]
Auch die AktivistInnen der kleinen kommunistischen Jugendorganisation REVOLUTION waren von der Repression betroffen. Alle Zeitungen und Flugblätter von Revo wurden beschlagnahmt, wegen eines angeblich fehlenden Impressums. Dabei weigerten sich die Bullen mehrfach, auf das leicht zu findende Impressum auf der Seite 11 zu schauen, mit der unsinnigen Begründung, ein Impressum müsse auf der ersten Seite erscheinen! Aber trotz dieser Repression gibt es die neuste Ausgabe der Zeitung REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com/zeitung/zeitung22/index.html) und das Flugblatt für das Anti-G8-Weekend ( http://www.revolution.de.com/revolution/0703/ihateg8/index.html) online zu lesen.
[/EIGENWERBUNG]

Die Sicherheitskonferenz ist in verschiedener Hinsicht ein Vorgeschmack auf die G8 Proteste in Mecklenburg-Vorpommern im Juni: sehr viele Menschen gehen auf die Straße gegen den globalen Krieg der imperialistischen Staaten. Vor allem sind es SchülerInnen, die eine Gelegenheit suchen, um gegen die Misere der heutigen Welt etwas zu unternehmen. Der Staat spart keine Kosten, um diese Mobilisierung mit Repression zu verhindern. Damit wir bei den G8-Protesten den Gipfel tatsächlich stören können, müssen wir jetzt schon anfangen zu mobilisieren, auf Schulen und Unis, in Ausbildungsstätten und Jugendzentren, und vor allem auf der Straße am 1. Mai!

Statt Polizeirepression im Wild Wild South - antikapitalistische Massenproteste im Wild Wild North!
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Auch die Piratenpartei war am Start

Pirat 12.02.2007 - 02:37
Piraten entern Siko-Demo
Mehrere tausend Menschen haben sich am 10. Februar zur Friedensdemonstration anlässlich der NATO-Sicherheitskonferenz in München eingefunden. Und da man es im Streben nach Sicherheit mit den Rechten der Bürger nicht immer so genau nimmt, und unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung“ die Privatsphäre des Einzelnen immer mehr eingeengt wird, fühlte sich auch der Landesverband Bayern der Piratenpartei mit dem Aufruf zur Demo angesprochen.
Auf dem Marienplatz konnte man es dann auch am eigenen Leib erfahren, wie es ist, als potentieller Krimineller behandelt zu werden. Um sich zu der bunten Schar der Demonstranten zu gesellen, musste man sich durch die Absperrungen schleusen lassen, kontrolliert von einem ganzen Bataillon Polizeibeamter. Gefilmt wurde von mehreren Lieferwagen aus, zusätzlich schwebte noch ein Helikopter über dem Platz.
Zwar konnten nicht alle Landesverbandsmitglieder an der Demo teilnehmen, die Resonanz auf die anwesenden Piraten und ihre zwei Banner war dennoch beachtlich. Die von den Piraten angestrebte Überwachung des Staates durch den Bürger wurde zumindest symbolisch schon mal umgesetzt. Allerdings reagierten die Beamten eher gereizt, wenn sie gefilmt und fotografiert wurden oder man ihren Kameras den Weg versperrte.
Im Großen und Ganzen verlief die Friedensdemonstration in der Tat friedlich, es kam nur zu wenigen kurzen Ausschreitungen, als die Polizeibeamten grundlos begannen, einige einzelne Demonstranten festzunehmen. Nicht nur, dass keinerlei Gründe genannt wurden, es wurde auch mit unangemessener Brutalität durchgegriffen. Sogar Schlagstöcke und Pfefferspray kamen zum Einsatz.
Dennoch war zumindest für die Piratenpartei die Demonstration ein großer Erfolg.


Weitere Bilder gibs auf der Homepage.

Menschenrechtskrieger sind auch aufmarschiert

Einiges Rußland 12.02.2007 - 10:11
Unter den vielen Kriegsgegner haben sich auch einige Warmongers gemischt.

1. Eine Gruppe JuSos in der Nähe des großen Lauti

2. Eine Gruppe (nicht näher definierbar) von komischen Goblins, die SChilder hielten wie "Stoppt Putin! Für Menschenrechte! Für sichere Energie!" (sic!)

Lieber 20 Demonstranten weniger als solche Idiotas!

bitte...

...macht euch... 12.02.2007 - 14:39
...doch nicht immer so unglaubwürdig. 8000 teilnehmer? nie und nimmer. 4-5000 halte ich für realistisch. presse und bullen spielen die zahlen wie üblich herunter ("3000"), aber was ich viel schlimmer finde: wir verlieren mit solchen völlig unrealistischen angaben an glaubwürdigkeit. wieso sind wir nicht mit 4-5000 zufrieden? das ist immerhin noch weit mehr als doppelt so viele wie die bullen erwartet hatten! aber nein, es müssen ja gleich 8000 gewesen sein - die morgen dann erstmal die revolution starten, oder?

warum die Bilder nicht unkenntlich machen

Wladek Flakin 12.02.2007 - 15:21
... weil das Titelbild schon in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. die abgebildeten Personen sind also leider schon geoutet.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 6 Kommentare an

SDAJ Block :) — SDAJ Skin

bilder — karl mosh

du depp — antifa

@ "anti"fa — ich

ja klar — wuascht