O2-World und mediaspree in Berlin versenken!

sink 14.09.2006 15:33 Themen: Soziale Kämpfe
Erlebnisworld O2: Polizeimassnahmen statt AnwohnerInnen-Beteiligung

Einmal mehr wurden AnwohnerInnen und kritische Stimmen in Sachen Anschütz/ O2-World ausgegrenzt. Gestern war die Grundsteinlegung für Berlins größte Veranstaltungshalle (mit 17 000 Plätzen, gelegen an der Spree auf Friedrichshainer Seite) unter Anwesendheit von Wowereit und anderen Promis.
Während der Grundsteinlegungsfeier zur "O2-World" am 13.09. um 11 Uhr wiesen private Securities anwesende AnwohnerInnen gewaltsam aus dem Veranstaltungszelt.
Diese versuchten ihre kritische Position zu O2-World und der Kommerzialisierung und Zerstörung von Xberg und F'hain darzulegen, ein Transparent auszubreiten und ein Flugi zu verteilen (s.u.). Daraufhin wurde das Publikum von der massiv anwesenden Security per Augenschein nach Protestpotential untersucht und weitere AnwohnerInnen wurden der Polizei übergeben, die ihrerseits die Personalien feststellte und Platzverweise aussprach. Obwohl u.a. Wowereit im Radio öffentlich die Grundsteinlegung angekündigt hatte, war somit jegliche Kritik und direkt Betroffene ausgeschlossen.
Schon jetzt wird dadurch öffentliches Gelände, beispieltsweise die Zufahrtsstrasse zu "O2-World", zu Privateigentum erklärt. Wir sind einmal mehr bestätigt worden in unserer Ablehnung einer Konzert-Kultur a la Entertainment-Group und deren antidemokratischer Praxis und verurteilen die Ausgrenzung der AnwohnerInnen als aggresiven Akt.

Ausserparlamentarische & emanzipative BürgerInneninitiative „mediaspree versenken“ Xberg/FHain

Hier noch das sehr vereinzelt aber an die Presse gesandtes Flugblatt:

Herzlich willkommen zur Grabsteinlegung von "O2-World" und "mediaspree"

Wir haben uns hier feierlich versammelt, um die abgezockte Idee einer "O2-World" und "mediaspree" feierlich zu Grabe zu tragen.
Mit dieser Grundsteinlegung der "Anschutz Entertainment Group" in Kooperation mit einer Politik und Verwaltung, die ausschließlich den Investoreninteressen folgt, haben wir nichts zu tun. Wir – die BewohnerInnen aus Kreuzberg und Friedrichshain – werden nicht gefragt,
wenn es um die Durchsetzung neuer Konzertzentralen, Bürokomplexe und und sterile Örtlichkeiten geht. Oder um kommerzielle Verblödungsmeilen – die sich als Erlebniszentren verkleiden, um die Leute zum Geldausgeben zu animieren. TouristInnen sollen angelockt werden – egal was das für die umliegenden Kieze und deren ökonomisch eher arme
Bevölkerungsschichten bedeutet. Wenn wir dieses miese und korrupte Projekt der "mediaspree"-Absahner nicht sabotieren, werden u.a. zwei Brücken über die Spree (Manteufelsteg und Brommybrücke) ein fettes Verkehrsaufkommen erzeugen, damit bis zu 17.000 BesucherInnen täglich die "O2-World" ansteuern können.
Dass der Senat bei einer drohenden Pleite wieder Steuergelder in die Anschutzhalle pumpen wird, ist fast so zwangsläufig, wie dass Wowereit uns heute hier wieder mit einem Augenzwinkern seine Spar- und Privatisierungspolitik schmackhaft macht. Natürlich mit einem Lobgesamt auf "mediaspree" und die Neuansiedlung von Konzernen wie Universal
oder das MTV-Headquarter – Ansiedlungen, die aus Senatstöpfen bestochen wurden, damit sie an die Spree kommen. Wir haben die Schnauze gestrichen voll von den Lügen, den korrupten, an Profit ausgerichteten herrschenden Eliten und Lobbynetzwerken wie "mediaspree". Wir als AnwohnerInnen der verschiedenen Kieze in Friedrichshain und Kreuzberg greifen das Projekt "mediaspree" an allen Punkten entschieden an und werden ihm jegliche Legitimation entziehen, denn sonst werden wir eines Tages durch steigende Mieten, Durchgangsverkehr, Ansiedlung von Yuppies, Konzernjunkies und Mitteclubs, gepflegte Bistroatmosphäre und unsinnige Bauprojekte verdrängt.
Ob Wagenburgen, Strandcafés, alteingesessene BewohnerInnen, Hartz-IV-EmpfängerInnen, Alleinerziehende, Studis, Flüchtlinge, die Köpi, billige Kneipen, Kebab-Buden, KünstlerInnen und kreative Subversive, Subkulturelle, militante Autonome wessisossis, RentnerInnen – ziehen wir alle an einem Strang! Sprechen wir mit unseren NachbarInnen darüber, was auf den Kiez zukommt, wenn wir uns nicht wehren. Im Widerstand werden uns
auch Ideen kommen – wie wir das riesige Gelände, das sich "mediaspree" unter den Nagel reissen will, in einem sozialen gesellschaftlich-solidarischen Sinne nutzen wollen.
Wir rufen auf zu einem entschlossenen, radikalen, subversiven, vielfältigen und unberechenbaren Widerstand gegen "mediaspree", gegen "Anschutz" und "O2-World"! Wir pfeifen auf die PolitikerInnen aller Parteien und deren Gesülze – wir ertragen ihre Lügen nicht mehr!
Organisieren wir uns ausserparlamentarisch und in emanzipativen
Strukturen!

Sinnlose Bauvorhaben stoppen!
Mediaspree versenken!
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Ergänzungen

Medienlese und kleine Einschätzung

zuspät gekommene 14.09.2006 - 18:22
Wir waren gestern früh nur ein wenig zu spät und schon nicht mehr reingekomen. Die Schwarzen Scheriffs an der Mühlenstraße ließen niemanden ohne Einladungskarte rein. Super, dass ihr trotzdem drinnen wart und es wenigstens probiert habt! Es soll ja schon allen ca 100 Anwesenden rüber gekommen sein, dass da protestiert wird, und dass diese Leute unter lautem rufen und trillern sehr schnell gewaltsam rausgezerrt wurden. Und in der Presse ist ja wenigstens ein bißchen berichtet worden, wenn auch ohne die Hintergründe, bis auf die taz. Es hat sich also auf jeden Fall gelohnt, denke ich. Und dass die solch ein event, das ja angeblich eine Bereicherung für Berlin sein soll, so mit security und mehr als einer Hundertschaft Bullen absichern müssen, spricht doch auch für sich bzw die Angst der Herrschenden vor low-level Protesten. Mehr war bestimmt nicht drin und das Thema Verdrängung durch Prestigeprojekte für Besserverdienende (nicht nur an der Spree) lohnt doch, auch anderweitig aktiv zu werden. Wir können uns auch ohne entertainment-group vergnügen!
Schwarzer Kanal und alle anderen bedrohten Projekte bleiben!
Mediaspree versenken!

In Ergänzung eine Medienlese aus tagesspiegel, taz, Berliner Morgenpost und Berliner Zeiung. Außer in der taz müsst ihr die Erwähung der Proteste mit der Lupe suchen:
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/grundsteinlegung/73816.asp
und
 http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/14.09.2006/2775043.asp

 http://www.taz.de/pt/2006/09/14/a0234.1/text.ges,1

TAGESSPIEGEL
(14.09.2006)
Aufschwung am Ostbahnhof
Baustart für die O2-World in Friedrichshain. Die Großhalle ist der
Grundstein für ein ganzes Quartier - größer als der Potsdamer Platz

Von Matthias Oloew

Sieben Jahre Planungsphase sind zu Ende. Mit der Grundsteinlegung für die
"O2-World" genannte Multifunktionshalle gestern Mittag beginnt die Bauzeit
auf der riesigen Brache zwischen Warschauer Straße und Ostbahnhof in
Friedrichshain. Ein neues Stadtviertel soll entstehen, größer als die
Daimler-Chrysler- City am Potsdamer Platz, mit der Halle als Mittelpunkt.
Entwickelt wird das Gelände von der Anschutz Entertainment Group (AEG). Ihr
Geschäftsführer Detlef Kornett bezeichnete die Grundsteinlegung als
"Glückstag für Berlin".

In gut zwei Jahren will Kornett die neue Halle eröffnen. Bis zu 17 000
Zuschauer soll sie fassen, nach seinen Angaben rund 150 Millionen Euro
kosten und Heimstatt des Eishockeyclubs Eisbären werden. Der Club gehört zum
Konzern des US-Milliardärs Phil Anschutz. Darüber hinaus will die AEG die
Halle mit Popkonzerten und Shows füllen. 300 Veranstaltungen für die ersten
drei Jahre hat Anschutz bereits garantiert.

"So kurz vor einer Wahl sind Grundsteinlegungen wunderbare Ereignisse für
einen Regierenden Bürgermeister", sagte Klaus Wowereit (SPD). Er freute
sich, "dass wir in wenigen Jahren mit der Halle als Schlüsselinvestition ein
großes Entertainment-Viertel haben werden". Timothy Leiweke, Präsident der
AEG, setzte noch eins drauf: "Berlin wird die Entertainment-Hauptstadt
Europas."

Bis dahin ist es ein weiter Weg. Außer der Halle sind noch keine weiteren
Projekte fest verabredet. Anschutz plant direkt neben der Halle zusammen mit
der Steiger-Gruppe ein insgesamt 185 Meter hohes Riesenrad zu bauen und
liefert sich einen Zweikampf mit der World Wheel Holding, die ein
Aussichtsrad nach dem Vorbild des London Eye am Bahnhof Zoo errichten will.
Begonnen haben inzwischen auch die Bauarbeiten für den Park am Spreeufer,
der auch die East Side Gallery einbinden soll. Hier entsteht ein
Bootsanleger, von dem aus die Besucher des Anschutz-Areals geradewegs in die
neue Halle gehen können.

Der Bau der Multifunktionshalle stand in der Vergangenheit immer wieder auf
der Kippe. Anschutz hatte stets erklärt, das Projekt nur dann zu beginnen,
wenn er die Namensrechte verkaufen kann. Im Frühjahr waren die Verhandlungen
mit dem Mobilfunkanbieter O2 erfolgreich. Für den bis zu 15 Jahre laufenden
Vertrag zahlt das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag.

Im städtebaulichen Vertrag, den Senat und Anschutz vor zweieinhalb Jahren
geschlossen haben, ist von Gesamt- Baukosten von 1,5 Milliarden Euro die
Rede, fast alles privat finanziert. Geplant sind neben 1200 Parkplätzen auch
Büros, Wohnungen, Theater, aber vor allem auch Läden. Insgesamt 60 000
Quadratmeter Einzelhandel hat sich Anschutz zusichern lassen. Zum Vergleich:
Die Potsdamer Platz Arkaden verfügen über 40 000 Quadratmeter.

Demonstranten aus dem besetzten Künstlerhaus Bethanien versuchten, die
Veranstaltung zu stören, wurden aber schnell von Polizei und
Sicherheitsdienst abgedrängt. Um dem Baustart für ein Entertainment-Viertel
gerecht zu werden, finden sich im Grundstein für die Multifunktionshalle
nicht wie üblich Zeitungen und Münzen, sondern unter anderem eine Fahne des
US-Bundesstaats Kalifornien, signiert von Arnold Schwarzenegger, ein
WM-Trikot, signiert von Jürgen Klinsmann, die Drehbücher von Veronica Ferres
' Rolle im Film "Checkpoint Charlie", eine Schellack-Platte von Marlene
Dietrich und das neueste UMTS-Handy.


MORGENPOST
Grundstein für Arena - Jetzt wird gebaut
Anschutz Entertainment Group und O 2-Germany wollen im Herbst 2008 Europas
modernste Multifunktionshalle eröffnen
Von Sabine Gundlach

Als "Startschuss in ein neues Unterhaltungszeitalter in Berlin" feierten
gestern die amerikanische Anschutz Entertainment Group und das
Telekommunikationsunternehmen O 2 Germany die Grundsteinlegung für Europas
modernste Multifunktionshalle an der Spree. Bis Herbst 2008 entsteht am
Ostbahnhof in Friedrichshain nach den Worten von Anschutz-Geschäftsführer
Detlef Kornett mit der neuen O 2 World "ein Haus der Premieren und eine neue
Heimat für Sport und Entertainment". Der Tag der Grundsteinlegung werde, so
Kornett, "als glücklicher Tag in die Geschichte Berlins eingehen". Kornetts
Euphorie über den lang ersehnten Startschuss für die O 2 World war offenbar
so stark, dass ihn die vier mit Trillerpfeifen ausgestatteten Störer nicht
aus dem Konzept bringen konnten, bevor sie von Sicherheitskräften aus dem
Festzelt abtransportiert wurden. "Die Trillerpfeifen begrüßen wir auch
sehr", konterte der Anschutz-Manager dem kurzen Protest souverän.

Dass die "neue Heimat" von Sport und Entertainment ursprünglich bereits zur
Fußball-WM eröffnet sein sollte, davon war bei der feierlichen
Grundsteinlegung kaum noch die Rede. Einzig der Regierende Bürgermeister
Klaus Wowereit (SPD) erinnerte an den "langen Weg". Er sei anfangs sehr
skeptisch gewesen, gestand Wowereit seine erste Einschätzung des privat
finanzierten Projektes, das nach seinen Worten im Lauf der Jahre "immer
wieder auf der Kippe stand".

Doch der Regierende ließ gestern auch keinen Zweifel daran, dass seiner
Skepsis mittlerweile Zuversicht gewichen sei. Wen wundert's. Schließlich
verspricht die Realisierung der neuen Multifunktionshalle Berlin künftig
nicht nur Auftritte großer Stars wie Celin Dion, sondern auch Arbeitsplätze.
Bis zu 1500 Teilzeit- und Vollzeitstellen werden im Kontext der O 2 World
prognostiziert. Über die möglichen Auswirkungen der neuen Arena auf Berlins
landeseigene Hallen schwieg sich Wowereit jedoch aus.

"Mit der Entwicklung der O 2 World wird das gesamte Gebiet am Spreeraum
weiter entwickelt und aufgewertet", betonte der Regierende, der im gleichen
Atemzug auch auf die bereits wichtigen Ansiedlungen von Universal, MTV oder
dem neuen Kunsthaus "Radialsystem V" um Tänzerin Sasha Waltz hinwies. In
wenigen Jahren werde man an der O 2 World ein ganzes Entertainment-Viertel
haben. Wie berichtet plant die Anschutzgruppe neben einem Theater mit 4000
Plätzen, Restaurants, Bars, Hotels, auch ein Casino, ein Museum für die East
Side Gallery und Nachtclubs.

Um den "neuen Geist des Entertainments" bereits in den Grundstein der O 2
World zu integrieren, ließen Schauspielerin und O 2-Werbeträgerin Veronica
Ferres, Klaus Wowereit, O 2-Germany-Chef Rudolf Gröger, Detlef Kornett sowie
der Präsident der Anschutzgruppe, Timothy J. Leiweke, gestern denn auch
besondere Devotionalien in das frische Mauerwerk ein. Darunter die von
Gouverneur Arnold Schwarzenegger handsignierte Flagge Kaliforniens, das
Drehbuch von Veronica Ferres' aktuellem Film "Checkpoint Charlie" oder auch
Videobotschaften von Celin Dion, Thomas Gottschalk und Jürgen Klinsmann.

Auch ein Ball von Alba wurde im Grundstein eingelassen. "Der Deutsche
Meister Eisbären Berlin hat die O 2 World bereits als seine Heimat gewählt,
Basketball und vielleicht sogar Handball werden folgen", kommentierte
Anschutz-Geschäftsführer Detlef Kornett diese Beigabe. Man sei mit Alba im
Gespräch.

"Hier werden Events stattfinden, die wir nach außen transportieren", nutzte
O 2-Germany-Chef Rudolf Gröger die Grundsteinlegung, um für sein Unternehmen
zu werben. So solle es für O 2-Kunden exklusive Ticketkontingente geben.
Zudem seien spezielle Erholungs- und Ruhebereiche sowie ein schnellerer
Einlass geplant. "Berlin wird die Entertainment-Hauptstadt von Europa",
prophezeit natürlich auch Anschutz-Präsident Leiweke und sieht optimistisch
in die Zukunft der O 2-World.

So richtig losgehen wird's mit dem Bau in der ersten Oktoberwoche. "Dann
beginnen wir mit den Fundamenten", erläutert Projektmanager Bill Mannarelli.
Die General-Unternehmer seien die HBM Stadien- und Sportstättenbau GmbH
zusammen mit der Müller-Altvatter Bauunternehmung GmbH & Co KG. Für die
Architektur der Arena zeichnen die renommierten Büros HOK Sports Kansas City
und JSK verantwortlich - Letztere sind auch am Bau des Großflughafen BBI
beteiligt.

Aus der Berliner Morgenpost vom 14. September 2006

BERLINER ZEITUNG
Lächelkurs für Kartenabreißer
In zwei Wochen ist Baubeginn für die O2 World am Ostbahnhof / Die Arena
bekommt 55 Suiten

Karin Schmidl

Was haben ein Tennisball von Boris Becker, das WM-Shirt von Jürgen Klinsmann
und eine von Arnold Schwarzenegger signierte Flagge des US-Staates
Kalifornien gemeinsam? Über ihnen wird die Arena O2 World der Anschutz
Entertainment Group (AEG) am Ostbahnhof gebaut. Die Geschenke sowie
Souvenirs weiterer Prominenter wurden gestern bei der Grundsteinlegung für
die Multifunktionshalle versenkt. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus
Wowereit (SPD) legte noch einen blauen Buddy-Bären in die Box, und
Schauspielerin und O2-Werbe-Ikone Veronica Ferres tat ein Drehbuch dazu.

Anfang Oktober ist Baubeginn für die Arena, in der vom Herbst 2008 an bis zu
17 000 Besucher Platz finden sollen. Von Eishockey über Basketball bis zu
Kongressen und Konzerten soll dort alles möglich sein. Der Investor AEG
verspricht Berlin die modernste Multifunktionshalle Europas und mehr als 100
Veranstaltungen jährlich.

Die Halle sollte eigentlich schon in diesem Jahr fertig sein, doch die
Finanzierung der 150-Millionen-Euro-Investition gestaltete sich schwieriger
als gedacht: Ein Großteil des Geldes, das der US-Milliardär Phil Anschutz
ausgibt, muss refinanziert werden - etwa über den Verkauf der Namensrechte
und die Vermietung von 55 Entertainment-Suiten. Wie viel das Unternehmen O2
mit dem Erwerb der Namensrechte dazu beiträgt, will keiner der Partner
sagen. Insider sprechen von einer hohen zweistelligen Millionensumme. Klar
dagegen ist, dass von den 55 Suiten bislang 30 vermietet sind. Bis zu 175
000 Euro lassen sich die Mieter - es sind ausschließlich Unternehmen - diese
Exklusivität jährlich kosten. In den jeweils 52 Quadratmeter großen, mit
edlen Hölzern, schwarzem Leder und viel Naturstein ausgestatteten Suiten
kann man separat Geschäfte machen, feiern oder einfach von einem Balkon aus
der vierten Etage dem Geschehen in der Halle zusehen. Zwischen dem Ober- und
dem Unterrang sind die Suiten wie ein Band nebeneinander angeordnet.

Dass die Arena notwendig für Berlin sei, sagte gestern Klaus Wowereit:
"Viele Konzerte und Sportereignisse sind an der Stadt vorbeigegangen, weil
wir so etwas hier nicht haben." Er verwies auch darauf, dass auf dem rund 20
Hektar großen AEG-Gelände am Ostbahnhof, das doppelt so groß ist wie der
Potsdamer Platz, neben der Halle noch ein Entertainment-Viertel sowie
weitere Bauten folgen sollen - wenn es denn Investoren gibt. Dass zu Beginn
der Grundsteinlegung ein paar junge Leute mit Plakaten und Trillerpfeifen
gegen "Kommerzialisierung und Konzernjunkies" protestierten, nannte Wowereit
unverständlich: Schließlich würden mit der Halle Arbeitsplätze geschaffen.

Bis zu 1 500 Jobs sollen im Umfeld der O2 World entstehen, wie AEG-Manager
Detlef Kornett sagte. Mit dem Jobcenter Friedrichshain-Kreuzberg verhandele
man derzeit über die Vermittlung von Arbeitslosen aus dem Bezirk. Erste
Anforderung an die künftigen Mitarbeiter: Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft,
Service. Kornett: "Wir organisieren auch Kurse, so genannte Lächel-Kurse, in
denen Servicebereitschaft trainiert wird." Nicht nur auf der Bühne, auch
beim Kartenabreißen oder Pommes-Verkauf: Zum Entertainment gehört vor allem
Lächeln.
Berliner Zeitung, 14.09.2006

urania macht sich zum büttel

xonra 28.11.2006 - 13:38
Die bekannte Bildungstätte Urania Berlin gibt dem Repräsentanten von Anschütz die Gelegenheit das Irrsinnsprojekt vorzustellen. Auf der Titelseite des Dezember Programms prangt die Halle. Am 18.12. um 17:30 Uhr darf man dann Detleff Kornett lauschen, sein Thema: "Die Zukunft der Stadt". Auch Andersdenkende sind herzölich eingeladen.