Sonnenwende unterm Keltenkreuz

LandWatch 12.07.2006 21:48 Themen: Antifa
Zuweilen von weit her angereist waren die Besucher einer Sonnenwendfeier am 24.06.2006 auf dem „Auehof“ bei Kirchdorf im Landkreis Diepholz.
Erwachsene übten sich im Bogenschießen, Kinder prellten sich mit Stroh gefüllten Säcken vom Balken und ältere Leute waren offenbar in tiefsinnige Gespräche versunken.
Doch der Mittelpunkt des gesamten Geschehens an diesem sonnigen Samstagabend war für die Gäste mit Sicherheit der kunstvoll aufgeschichtete Feuerstoß. Über einem domhaften Geflecht von langen Zweigen erhob sich in dreieinhalb Metern Höhe ein ebenfalls aus Holzgeflecht gefertigtes Keltenkreuz.
Das idyllisch an der Großen Aue gelegene Anwesen umfasst etwa 2 Hektar.
Zur Straße hin durch einen in den letzten Jahren aufgeschütteten zwei Meter hohen Erdwall mit zwei massiven Holztoren geschützt bietet der Auehof durch seine Abgeschiedenheit einen hervorragenden Platz, um sich seiner rechten Geisteshaltung hinzugeben.

Man hatte sich Mühe gegeben, schließlich haben Sonnenwendfeiern auf dem Auehof inzwischen Tradition. Tradition hat allerdings auch die rechte Gesinnung des Auehofbetreibers Adrich Iloff und seiner Freunde.

Bereits 1996 hat der Soldat Andreas-Dieter Iloff den Verein „Freundeskreis Deutschland e.V.“ mitbegründet, dessen Vorsitzender er immer noch ist. In einer Einladung hieß es „Denn die Verantwortung für unser Land ist es, die uns in dieser ehr- und verantwortungslosen Zeit zusammenführte und uns in der Zukunft zusammenhält. Für unsere Familien, Sippen, Stämme. Auf unserem historisch angestammten Land. Für Freiheit und Recht in Deutschland, unserer Heimat.
Und so wollen wir es unseren Altvorderen gleichtun, die immer dann wenn Elend, Arbeitslosigkeit, kultureller Zerfall und der Einfluss des Fremden überhand nahm, sich zusammenfanden um sich diesem gefährlichen Treiben zuerwähren:“
Und weiter: Was wir nicht brauchen sind Sprücheklopfer, elitäre Nostalgischer,....auf der einen Seite und vor allem keine Multi-Kulti’s. Aber wir brauchen Dich Kamerad !“
Fehler im Original

Auf Flyern und anderen Publikationen wird das Hermannsdenkmal bei Detmold als Signet eingeführt, gleichzeitig gibt man unregelmäßige Schriften heraus die die Namen „Der Hermann“ und „Der Hermannsruf“ tragen.
Auch das Symbol Irminsul, der Weltenesche, als Gegenpol zum christlichen Kreuz findet sich in den Publikationen wieder, ebenso der Thorshammer.

Wenig später, im Jahr 2000 wird der Verein „Auehof e.V.“ gegründet. Die Gründungsmitglieder beider Vereine sind nahezu identisch. In beiden Vereinen ist der pensionierte Lehrer Richard-Wilhelm Gersie aus Rehden-Lohaus im Landkreis Diepholz aktiv, der in seinen Leserbriefen bei der Jungen Freiheit seinen Hass auf alles Nichtdeutsche verbreitet und im Internetbriefwechsel mit Franz Schönhuber dessen Buch „Der mißbrauchte Patriotismus“ diskutiert. Gersie schreibt auch im Organ „Der Preuße“ des rechtsextremistischen Dr. Rigolf Hennig aus Verden und ist Mitunterzeichner des geschichtsrevisionistischen Appells „Gegen das Vergessen“ zum 60 ten Jahrestag des Kriegsendes zum 8.Mai 2005.
Ein weiteres Mitglied des „Freundeskreis Deutschland e.V.“, Dr. Günter Kohl aus Bremen ist Erstunterzeichner des „Aufruf an alle Deutschen zur Notwehr gegen die Überfremdung“ der auch auf Dr. Rigolf Hennig zurückgeht. 1998 wurde wegen dieses Aufrufs ein Ermittlungsverfahren des Bundeskriminalamts (BKA) gegen die 65 Unterzeichner wegen Volksverhetzung eingeleitet, das 1999 jedoch eingestellt wurde. Diese vielfach verbreitete Hetzschrift zeichnete sich besonders durch einen verschärften Antisemitismus aus. Hier wurden "alle volkstreuen Deutschen zur Notwehr auf gegen den von der Staatsführung amtlich geplanten und mit brutalen Methoden durchgeführten Völkermord am deutschen Volk" aufgerufen und aufgefordert, "den Rechtsanspruch Fremder auf Asyl sofort auszuschließen", "allen Deutschen von jetzt an die uneingeschränkte Freiheit der Gesinnung, Meinung und der Meinungsäußerung zu gewähren" und die Zuwanderung osteuropäischer Juden zu stoppen.

Bereits 1999 wird der Verein „Freundeskreis Deutschland e.V.“ im Verfassungsschutzbericht des Landes Niedersachsen erwähnt, ein Jahr später gemeinsam mit dem Verein „Auehof e.V.“ In den Berichten werden den Vereinen „über Funktionäre, Mitglieder und Förderer Kontakte zu anderen rechtsextremistischen Organisationen wie z.B. der NPD, der DVU, den REP und Ab jetzt... Bündnis für Deutschland“ nachgesagt.

Als Vereinsheim wird hier auch zum ersten Mal der Auehof erwähnt, der sich im Besitz von Andreas Iloff befindet, der sich jetzt Adrich Iloff nennt. Im Rahmen regelmäßiger „Gemeinschaftsdienste“ wird das große Anwesen zum „Vereinsheim“ umgebaut. In diese Zeit fallen auch die ersten Sonnenwendfeiern auf dem Auehof bei denen oft über 50 Personen anwesend sind. Über den Germanenkult und den Glauben an eine naturwüchsige Bestimmung der Völker bilden sie eine Klammerfunktion für Rechtsextremisten, dies erklärt auch die Kontakte der beiden Vereine zu den erwähnten Parteien und anderen rechtsextremistischen Zusammenschlüssen.
Die Mitglieder beider Vereine kommen aus dem Landkreis Diepholz, aus Bremen sowie dem Raum des nördlichen Ruhrgebietes und Köln.
Eine eigene Internetpräsenz vervollständigt das Bild. Es wird eine „gänzlich unamerikanische Gesellschaft“ propagiert. Dort wird zu verschiedenen Treffen eingeladen und es werden National Befreite Zonen beworben.
Zur Sonnenwende am 17. Juni 2000 trifft man sich bei germanischen Fünfkampf und Met.
Man trägt „germanische Trachten als Ausdruck des Ahnenerbes“ baut eine Schmiede auf und plant den „Nachbau eines Wikinger Langbootes.“
Zum Bau des Langbootes kam es offensichtlich nicht. An der Aue, einem kleinen Fluss, der unmittelbar an dem Anwesen gemächlich vorbeizieht, ist ein mickriges Blechboot in Nussschalengröße angeleint.

Es ist anzunehmen, dass man sich auf Grund der erwähnten Verfassungsschutzberichte um die Jahrtausendwende in den letzten Jahren etwas zurückgenommen hat und nicht mehr öffentlich zu den Feiern und „Gemeinschaftseinsätzen“ einlädt. Doch es zeigt sich, dass über die Generationen des 76-jährigen Greises Gersie und dem inzwischen 40-jährigen Iloff hinaus auch heute noch sehr junge Familien mit kleinen Kindern an den Sonnenwendfeiern auf dem Auehof teilnehmen. So werden schon die Kleinsten an die Ideologie vom Volkstum herangeführt. Nicht umsonst verschreibt sich der Verein „Auehof e.V.“ in seiner Satzung unter anderem „der Förderung der Jugendpflege und Jugendfürsorge“.
Auch wenn es so scheint, als habe man es hier mit durchgeknallten Germanenkultlern und Spinnern zu tun, ist zu bedenken, dass es hierbei um extrem rechtes Gedankengut geht. Dieses weiter zu verbreiten und so eine Grundlage zu schaffen, die dem letztlich militanten Neofaschismus in die Hände spielt, ist durch den wenn auch nicht offen zur Schau getragenen aber dennoch vorhandenen Rechtsextremismus bereits gegeben.

Adrich Iloff betreibt seit Ende der 1990er Jahre auf dem Auehof eine Hufschmiede. Sein Hobby ist allerdings das Schmieden von Damaszenerklingen, einer aufwendigen Art des Schmiedens, wobei die Klingen besonders widerstandsfähig werden sollen. Dreimal im Jahr lädt Iloff der Schmied zum Vollmondschmieden ein, denn „Im Mittelalter nutzten die Schmiede das Licht des Mondes, das in klaren Nächten viel besser zur Herstellung von Damast taugte als ihre schummerigen ‚Tranfunzeln’.“

Dieses seriöse Auftreten nach außen hält Iloff aber nicht davon ab 2005 mit seinem Freund Richard Gersie bei einer Veranstaltung gegen rechtsextremistische Tendenzen im Landkreis Diepholz mit umgehängten Thorshammer aufzutauchen, um zu hören, ob es auch über ihn etwas zu berichten gibt.
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Ergänzungen

keltenkreuz

vnyrk 12.07.2006 - 22:18
das keltenkreuz hat nichts mit den natzis zu tun
die hängen sich alles um
manche thors hammer
manche palitücher
manche rennen mit norwegens fahne rum(versteh ich persönlich überhaupt nicht
norwegen war mitglied der antihitlterkoalition)
manche finden schirinowski gut der deutschland von der karte tilgen will
ich glaub die sind alle ein bischen meschugge

@vnyrk

Knarz 12.07.2006 - 23:51
Das Keltenkreuz ist unter anderem das Symbol der -Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands / Partei der Arbeit (VSBD/PdA)- die 1982 verboten wurde. Beim ursprüngliche Keltenkreuz ist der untere Balken gleich dem christlichen Kreuz verlängert. Bei neofaschistischen und anderen rechtsextremistischen Organisationen wurde die Verlängerung weggelassen damit es nicht mehr als christliches Symbol erkennbar ist. Des weiteren bitte erst mal den text durchlesen. Dieser Laden scheint wirklich eine rechtsextremistische Vereinigung zu sein.
In der neonazistischen Bewegung gehört es als Zeichen für "die Überlegenheit der weißen, nordischen Rasse" zu den beliebtesten Symbolen. Gleichzeitig soll damit das gemeinsame kulturelle Erbe der "nordischen Rasse" symbolisiert werden. Das Keltenkreuz findet sich auf CD- und Plattencovern, T-Shirts, Aufnähern usw. usw.
Aber das weißt du doch auch- oder?

verlogenes, geschichtsklitterndes nazipack...

tagmata 12.07.2006 - 23:59
"Für unsere Familien, Sippen, Stämme."

über die sozialstruktur der germanen ist nicht viel bekannt. keine sau weiß, *wer* bei denen den ton angegeben hat und in welcher form da sie leute zusammenlebten. was man weiß, ist, daß die typen handel betrieben, von der ostsee bis nach byzanz, und daß auch händler etc aus anderen ländern freudig aufgenommen wurden (vor allem kelten, die hatten so schöne schwerter zu verticken ;-) äxte waren was für die sumpfbewohner im baltikum.)

"Auf unserem historisch angestammten Land. Für Freiheit und Recht in Deutschland, unserer Heimat."

since when, idiot? tacitus' "germanen" haben auf ihr "angestammtes lang" geschissen. die idioten sollen sich mal fragen, woher der name "frankreich" kommt. so isses nämlich: die "germanen" von vor 2000 jahren hats 500 jahre später gestunken, am rand der zivilisierten welt dahinzuvegetieren, also sind sie weitergezogen und haben in frankreich, spanien, italien, nordafrika mit der lokalen bevölkerung nach besten kräften der rassenschande gefrönt.
aber das paßt ja nicht in des saubere weltbild der braunen spacken.

"Und so wollen wir es unseren Altvorderen gleichtun, die immer dann wenn Elend, Arbeitslosigkeit, kultureller Zerfall und der Einfluss des Fremden überhand nahm, sich zusammenfanden um sich diesem gefährlichen Treiben zuerwähren"

zuerwahren? naja, ich kommentier das mal nicht. der rest, ach, den lassen wir auch mal besser unter den tisch fallen. wer auch immer damals in wessen auftrag und in welches stinkenden gottes namen auch immer die sonnenwendfeuer angezündet hat - mit dem was die nasen heut draus machen, hat das ungefähr so viel zu tun wie george w. bush mit einem verantwortungsvollen staatsmann...

fakt ist: da, wo heute deutschland ist, sind seit 3000 jahren unzählige völkerschaften eingewandert, ausgewandert und hindurchgewandert. die franken und lombarden (wieder so ein "urdeutscher" name, lol) und burgunder (die damals noch im heutigen polen wohnten) und so fort haben zwar in den wald gekackt, aber eine hübsche keltische lady, die streß mit ihrem dorfdruiden hatte, oder einen strammen römischen legionär, der sich nicht zum ruhm des imperiums verheizen lassen wollte, haben sie auch nicht von der bettkante gestoßen. und wenn einer vom bosporus daherkam mit sack und pack, dann haben sie ihn nicht zusammengewichst und seine habe abgefackelt, sondern ihn erstmal vorzeigen lassen was er denn so anzubieten hat, und ihn dann gefragt, wieviel bernstein er dafür haben wolle, oder honig, oder met, oder felle.

Schluss mit der Kreuzdebatte

Erbar 14.07.2006 - 08:41
Was ist denn das hier für eine komische Debatte. In dem Artikel kommt zweimal das Wort "Keltenkreuz" vor. Und ich sehe eines auf dem Foto. Die Verfasser des Artikels beschreiben jedoch einen eindeutig rechtsextremistischen Verein. Darüber sollte debattiert werden und nicht über Keltenkreuze. Die werden eben von Rechtsextremen, Faschos jeder Coleur benutzt. Basta.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 7 Kommentare

@ tagmata

egal 13.07.2006 - 10:44
Klasse, you made my day!:-))

Das keltenkreuz

uff, schon wieder n Einmalpseudonym ausdenken 13.07.2006 - 15:19
das Keltenkreuz ist auch ein Zeichen des KluKluxKlan und der "white-power"-Bewegung, damit auch der FaschistInnen und RassistInnen in der BRD.

Irminsul

Winston Smith 13.07.2006 - 16:54
Die Irminsul bezeichnet nicht die Weltenesche, sondern eine vormals zu kultischen Zwecken verwendete eine hohe Saeule. Die Weltenesche (bzw. Weltenbaum) heisst Yggdrasil.

Sie ist kein "Gegenpol" zum Kruzifix. Als solches liesse sich historisch gesehen _eventuell_ der Mjoellnir bezeichnen - waehrend des Uebergangs zum Christentum soll dieser als Zeichen des alten Glaubens getragen worden sein.

Gersie, war das nicht

Seawatch 13.07.2006 - 17:13
Gersie, war/ist das nicht der, der in Belm Lehrer war? Das der Kontakte zur NPD in Osnabrück hat, ist bekannt. Schließlich besucht(e) er im NPD-Haus in GM-Hütte einschlägige Veranstaltungen. Na klar sind das Neofaschisten, solche Zirkel dürfen nicht unterschätzt werden !

Keltenkreuz

alionsonny 13.07.2006 - 21:33
Egal was sich das braune Gesocks dabei gedacht hat, aber ich als Mensch mit keltischen Vorfahren sehe das Keltenkreuz nicht als Nazisymbol. Die Nazis haben übrigens auch Brot gegessen und Wasser getrunken. Sollen wir das jetzt auch sein lassen, weil ma ja links sind ? Sorry, aber mir schwillt hier echt der Kamm.

Kindergarten go home !!!

Gruß

alionsonny

"Keltenkreuz"

Adrich 13.07.2006 - 22:58
Es ist schon wahrlich ein Kreuz mit dem Kreuz. Vorne ziehts und hinten drückts. Die Qualität der Kommentare zu eurem "Artikel" spricht für sich. Trotz allem, immer schön aufrecht, eben wegen des eigenen Kreuzes....
Gruß von Adrich, Schmied

So ein Schmarrn...

ACAB i.T. - Acht Cola Acht Bier in Tracht 15.07.2006 - 13:21



?germanische Trachten als Ausdruck des Ahnenerbes?

Toll, auf dem Photo seh ich nur ein einziges Mädchen in einem Dirndl. Diese Tracht existiert noch nicht einmal länger als 200 Jahre, da früher jede Region(Gebirgstrachtler, Friesen, Schwaben, Franken ...) ihre eigene Tracht hatten. Von Germanischer Tracht kann man da nicht reden.
Diese Dirndl werden zumeist aus Polyesther hergestellt , also etwas was in Amerika entwickelt wurde, oder aus Baumwolle, die wird in den USA und den un-arischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion produziert. Und bei den Firmen die die Rohstoffe liefern arbeitet mit sicherheit mehr als ein Jude...