(G8) Update Repressionen in Russland

egal 11.07.2006 21:35 Themen: G8 Globalisierung Repression Weltweit
Immer mehr Repressionen im Vorfeld des G8-Gipfels in St. Petersburg. Je näher der Gipfel rückt, desto mehr Leute versuchen nach St. Petersburg zu kommen. Gleichzeitig hierzu steigt auch die Zahl der Verhaftungen. Bis zum Abend des 11.7. wurden im Rahmen des G8 fast 100 Leute festgenommen. Außerdem gab es einige Wohnungsdurchsuchungen und schon die ersten Verurteilungen. Hier ein Update über den aktuellen Stand, der einzelnen Fälle.
Nur durch gemeinsame weltweite Solidarität können wir erreichen, dass überhaupt Proteste während des Gipfels möglich werden. Also macht Aktionen vor den Botschaften und Konsulaten. Dieser Artikel ist eine überarbeitete Version des bereits gestern Veröffentlichten. Also wundert euch nicht über die Ähnlichkeit.

Freitag 7.7.
Die zwei Russen, welche am Fr. in St. Petersburg verhaftet wurden hatten am Montag den 10.7. ihre Anhörung. Es ist zur Zeit allerdings nicht klar welche Strafe sie gekriegt haben, da zu den beiden aktuell kein Kontakt besteht.

Samstag 8.7.
2 Anarchisten werden kontrolliert, nachdem sie auf einen Markt in St. Petersburg Gasmasken gekauft haben. Sie werden durchsucht und es werden Flyer gegen den G8 bei ihnen gefunden. Sie hatten heute ihre Anhörung und wurden zu 10 Tagen Strafe verurteilt, wegen Gefährdung der öffentliche Sicherheit und Ordnung. Obwohl Gasmasken kaufen in Russland legal ist. Mittlerweile hat sich rausgestellt, dass diese Anklage auch als Hooliganismus bekannt ist. Mit der gleichen Anklage wurden auch hin Russland schon mehrere Faschisten verurteilt, jeweils zu zwei drei Jahren Haft, die MigrantInnen umgebracht hatten.

Sonntag 9.7.
Am Abend werden zwei AktivistInnen aus Deutschland verhaftet als sie auf dem Weg zu ihrer Unterkunft waren. Zusammen mit ihnen wurde ein Genosse aus Sibirien verhaftet. Die beiden standen vor der Tür ihrer Unterkunft und hatten dort gerade angerufen, damit die Tür geöffnet wird. Der Aktivist aus Sibirien ging runter um aufzumachen und sah das die beiden kontrolliert wurden. Er war nur in Unterwäsche und ging zu ihnen und fragte was den los ist. Obwohl sie beide ihre Pässe dabei hatten wurden sie und der Mensch aus Sibirien mit auf die Wache genommen.

Eigentlich darf man in Russland zur Personalienfeststellung nur für 3std. festgehalten werden. Die drei wurden aber bis Montag Nachmittag festgehalten ohne einem Haftrichter vorgeführt zu werden. Am Montag Abend hatten sie dann ihre Verhandlung. Hier wurde ihnen vorgeworfen, in eine Vorgarten gepinkelt zu haben. Bei der Verhandlungen waren sowohl Leute vom Legal Team anwesend, als auch Leute vom Deutschen Konsulat in St. Petersburg. Der Prozess wurde dann nochmal verschoben, weil das Gericht nicht genug Beweise vorliegen hatte.

Heute morgen wurden dann die beiden zu 10 Tagen Haft verurteilt. Zur Zeit befindet sich der dritte Aktivist in der Anhörung. Während die drei im Knast sitzen, wurde ihre Wohnung vom FSB (russischer Geheimdienst) als "Bad" gekennzeichnet.

Es gab auch eine Durchsuchung, wobei insgesamt 3 weitere Personen im Zusammenhang mit dieser Wohnung festgenommen wurden. Sie wurden alle zu 10 Tagen verurteilt. in der Zwischenzeit, wurde Alexj in Krankenhaus gebracht, weil er Aufgrund der Verhaftungsumständen unter Kreislaufproblemen litt. Er wurde von einigen Genossen allerdings dort besucht und es ging im den Umständen entsprechend besser. Alexj wurde nur in Unterwäsche verhaftet und ihm wurden auch kein anderen Klamotten auf der Wache zu Verfügung gestellt.

Außerdem fuhr am Sonntag ein Aktivist einmal um ganz St. Petersbrug und berichtete das fast sämtliche Zufahrten kontrolliert werden.

Montag 10.7.
Ein Mensch wurde beim verlassen des Zuges in St. Petersburg gestoppt. Er wurde durchsucht, dann aber gehen gelassen. Die Polizei drohte im aber noch, das die ganze Zeit nichts machen solle, weil sie ihn Beobachten würde. Und ihm sonst etwas passieren könnte.

Auch am Montag morgen wurde die Wohnung wo unter anderem das Legal Team in Moskau untergebacht ist durchsucht. In der Wohnung die als Büro genutzt wird, waren Sowohl die Human Rights Youth, die Green Alternative Organisation als auch für die Zeit des Gipfels das legal Team in Moskau untergebracht. Zum Zeitpunkt der Durchsuchung befand sich eine Person in der Wohnung welche mit auf die Wache genommen wurde. Außerdem wurde sein Laptop mitgenommen.

Die Polizei befragte ihn speziell nach drei AktivistInnen, welche in den Tagen vorher auf dem Libertären Forum einen Rechtshilfe Workshop gemacht hatten. Die ganze Aktion lief so ab, dass sich die Beamten an der Tür als Nachbarn vorstellten, und behaupteten dass unten die Wohnung überflutet ist. Als dann die Tür geöffnet wurde, stellte sich heraus das es Beamte des FSB waren.

Montag Vormittag wurden außerdem zwei Russen festgenommen, wegen nichts. Es ist überhaupt nicht klar warum, außer, dass sie nach Aktivisten aussahen. Sie wurden beide wegen Störung der öffentlichen Ordnung zu 10 Tagen Haft verurteilt.

In Samara begann der Montag um 9:00 Uhr mit Durchsuchungen bei 7 AktivistInnen. Bei der Suche wurden diverse Computer und Papiere beschlagnahmt. Die 7 AktivistInnen standen alle im Zusammenhang mit einer antimilitaristischen Aktion, welche am 23.2. in Samara stattfand.

Gleichzeitig mit den Durchsuchgungen wurden den Aktivisten auch Vorladung zu einer Befragung am 14.7. überreicht. Auch diese Aktion ist also im Zusammenhang mit dem G8 zu sehen, weil es dadurch den AktivistInnen unmöglich ist, zu dem Protesten zu kommen.

In der Nacht von Montag auf Dienstag wurden 6 Leute die auf dem Weg von Omsk nach St. Petersburg waren in Yekaterinburg aus dem Zug geholt. Ihnen wurde vorgeworfen, dass sich in ihrem Gepäck gefährliche Gegenstände befinden. Als sie sich dieser Annahme verwehrten wurden sie mit auf die Wache der Bahnstation gebracht, es gab dann noch kurz telefonischen Kontakt, wo von ihnen die Angst geäußert wurde, dass ihnen etwas ins Gepäck gesteckt wird. Gegen 24 Uhr brach dann der Kontakt mit ihnen ab und er konnte bis jetzt auch noch nicht wieder aufgenommen werden.

Am Dienstag setzten sich dann die Repressionen fort in dem z.B. die Wohnung der beiden Deutschen durchsucht wurde. siehe oben.

Mittlerweile sind über 100 Verhaftungen und Ingewahrsamnahmen dem Legal Team bekannt.

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Ergänzungen

Protestbrief an Russischen Botschafter

Office of Rebecca Harms MEP 13.07.2006 - 03:03
PRESSEMITTEILUNG - Brüssel, 12. Juli 2006



Nach der Festnahme von Umweltaktivisten durch russische
Sicherheitskräfte beim G8-Gipfel in St. Petersburg:


Rebecca Harms schickt Protestbrief an Russischen Botschafter



Anlässlich der Verhaftung mehrerer Demonstranten und NGO-Vertreter am
Rande des "Alternative Energy Summit" am 11. Juli 06 in St.
Petersburg hat Rebecca Harms, Mitglied des Europäischen Parlamentes,
ein Protestschreiben an den Botschafter der Russischen Föderation in
Deutschland geschickt. Darin fordert sie, alle Verfahren gegen die
Teilnehmer der Aktion umgehend einzustellen.

Rebecca Harms war am 10. und 11.7.06 in St. Petersburg, wo sie an einer
Veranstaltung der Heinrich Böll Stiftung und dem "Alternative Energy
Summit" teilgenommen hat und Augenzeugin des Polizeieinsatzes wurde. Zu
den Verhaftungen erklärt sie:

"Die Reaktion der Sicherheitskräfte war überzogen und verletzt die
Demonstrations- und Meinungsfreiheit und damit wesentliche Grundrechte
der Demokratie."

Zum Hintergrund: Nachdem eine mögliche amerikanisch-russische
Vereinbarung zur Behandlung und Lagerung von Atommüll in Russland
bekannt geworden war, kam es zu spontanen, friedlichen Protesten. Die
Polizei, die schon Stunden vorher in großer Stärke präsent war, griff
bereits nach kürzester Zeit ein und verhinderte, dass Transparente
entrollt werden konnten. Es kam zu Festnahmen von Demonstranten und
einigen Beobachtern russischer NGOs, die erst am Abend wieder
freigelassen wurden und sich jetzt vor Gericht verantworten sollen.

ich weiss nicht...

...ob das jetzt ein "Crossposting" ist 13.07.2006 - 03:20
Police harass Russian socialists

Putin government shows its intentions
CWI reporters, Russia

In the lead up to the G8 summit in St Petersburg, the Russian police are stepping up harassment of anti-globalisation protesters and socialists.

People making their way to St Petersburg are facing big problems. For example, a couple of weeks ago, CWI activists in Yaraslavl city were taken to a police station for “preventative questioning” and warned not to “misbehave”.

This week, people started to travel to the G8 protests. There were several cases of people prevented from traveling, particularly from provincial cities. One or two who arrived in Petersburg were stopped and questioned for several hours by police.

A CWI comrade from Yaroslavl city, north of Moscow, planned to travel to St Petersburg.

On the day he was due to travel he went to the rail station to buy his ticket (In Russia, all long-distance tickets have to have a registered name on them). On arriving home, the CWI comrade was called on by the police, who said they heard he was going to St Petersburg. During questioning, the police asked the comrade what he was planning to do. He was then released. Some hours later, the comrade was again visited, taken to a police station again, and after a while he was released. While he was in the police station the police visited the comrade’s neighbours. The police claimed that during the previous evening, there was a drunken party and a fight at the comrade’s address, which he stays with his grandmother. Of course, none of the neighbours heard anything!

In the evening, the comrade took his place on the train. But before the train left the station, the comrade was visited by the traffic police who refused to let him travel. They claimed this was for his “own safety”. But the comrade was told by the police that if he tried to travel from another train station he would be visited by local police. They would search his baggage and “who knows what they would find”!
Cops in the kitchen

The flat of another CWI comrade in Yaraslavl was searched by police when the comrade was absent. His parents were threatened. They were told, “Things would be very bad”, if their son tried to travel to St Petersburg. But the comrade was not actually intending to go to the G8 protests! Several times, the police tried to call in this comrade for questioning.

The most absurd and ominous example of harassment of CWI supporters concerns a young female comrade from Yaraslavl. She was also called in for questioning by the police. She was warned “not to do anything wrong”. After that, she went to visit her boyfriend in Moscow. Waking up the next morning in Moscow, she found a young policeman sitting calmly in her boyfriend’s kitchen. The policeman complained he was woken at 4 am, the previous night, by his police boss, and sent on a four hour drive from Yaraslavl to Moscow, to track down the female comrade, to try to find out if she was “doing anything wrong”!

With most protesters planning to travel to St Petersburg later this week, we can expect more police harassment. Given this, it is essential that when appeals are made, international protests are sent urgently to the Russian authorities (for example, see yesterday’s appeal on socialistworld.net).

Direkt-Link: Harms Pressemitteilung und Brief

ergänzer 15.07.2006 - 16:22